Sechs utopische Thriller. Conrad Shepherd
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Название: Sechs utopische Thriller

Автор: Conrad Shepherd

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783745202267

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СКАЧАТЬ auf schwarzem Samt – viel heller und strahlender, als Conroy sie jemals im Weltraum erlebt hatte.

      Die »Mondlandschaft« schien kein Ende zu nehmen.

      Mehr als einmal sackten sie in Luftlöchern bedrohlich tief durch.

      Dann, als sie von einer Schlucht in eine andere überwechselten, hätte Conroy schwören können, dass der Hoverjet backbords die Felswand berührte. Aber Haan zeigte keine Reaktion. Seine Hände lagen so ruhig und sicher wie zuvor auf den Flugkontrollen.

      Ein andermal rutschten sie gerade noch so über einen Bergrücken hinweg; Schnee stäubte hoch; hinter dem Vertidyne bildete sich eine lange Wirbelschleppe aus Eiskristallen. Schneebretter lösten sich unter dem Schalldruck der Rotoren.

      Ein kleiner See glitzerte im Mondlicht, nicht mehr als hundert Meter unter ihnen. Er verschwand nach hinten, als hätte es ihn nie gegeben.

      »Da!«, übertönte Tsamchos Stimme das Brüllen der Hubrotoren. Er deutete nach vorn. »Der Phoksando-Pass!«

      Der gewaltige Pass lag vor ihnen. Steil stieg er geradewegs in den Himmel und schien kein Ende nehmen zu wollen.

      Haan erhöhte den Aufwärtsschub; die Maschine stieg, aber im gleichen Maß stieg auch das Gelände unter ihnen an. Es war wie in einem Angsttraum.

      Mit angehaltenem Atem wartete Conroy auf den Aufschlag, der unweigerlich kommen mußte. Doch er wartete zum Glück vergeblich. Nichts geschah. In der lächerlich geringen Höhe von nur zehn Metern überwanden sie den Scheitelpunkt des Passes. Auf der Backbordseite glitten dunkle Felswände an ihnen vorüber, auf der Steuerbordseite weißfunkelnde Gletscher. Das Gelände fiel wieder leicht – und unter ihnen erstreckte sich, so weit der Blick reichte, ein dunkles, vereistes Hochplateau.

      Im fahlen Licht der Instrumentenbeleuchtung sah Conroy das Grinsen auf Haans Gesicht.

      »Es wird Sie vielleicht interessieren, Doktor, dass wir uns in diesem Augenblick über Tibet befinden!«, rief der Waffenschmuggler. »Ich werde eine kleine Kursänderung vornehmen, um Rudok und der Basis der Grenzpatrouille nicht zu nahe zu kommen. Es hat keinen Sinn, unser Kommen auch noch anzukündigen.«

      Die Vertidyne beschrieb eine scharfe Kehre nach Westen und kam dann wieder in die Waagerechte. Der Ausblick war überwältigend. Bis zum Horizont erstreckte sich eine einförmige Steppe. Hier und da zeichneten sich Schluchten und Taleinschnitte als schwarze Schatten ab, da das Mondlicht nur die flachen Teile des Landes beschien.

      Während Haan den hochfrisierten Hoverjet in einen weiten Talkessel steuerte, warf Conroy einen Blick auf die Schirmanzeigen. Das Außenthermometer zeigte beinahe vierzig Grad unter Null. Unwillkürlich schauderte er. Eine rein subjektive und rationell nicht nachvollziehbare Empfindung; in der Kabine war es wohlig warm.

      Conroys Blick richtete sich nach Westen, wo weitere eisbedeckte Gipfel in den nächtlichen Himmel ragten, von tiefen Einschnitten unterbrochen. Etwas fesselte seine Aufmerksamkeit. Es schien, als stießen Lichtfinger ultrastarker Scheinwerfer in die Nacht.

      Conroy tippte Tsamcho auf die Schulter. »Was ist das?«, machte er den Dolpo-Pa aufmerksam.

      »Das Tor zur Hölle«, kam dessen knappe Antwort.

      »Merkwürdiger Name für einen Pass«, meinte Conroy.

      »Der Pass heißt auf den Karten Thok Po«, gab ihm Tsamcho zu verstehen, »aber das, was dahinterliegt, bezeichnen wir als das ›Tor zur Hölle‹!«

      »Weshalb?«

      »Unsere Schamanen warnen davor, dass dort sich die Hölle öffnen würde, um die ganze Erde zu verschlingen.«

      »Im Ernst?« Conroy war versucht zu lachen. Eine mögliche Erklärung für die tibetanische Bevölkerung, dachte Conroy, und vermutlich durch geschickte Propaganda verbreitet. Pekings Agitatoren verstanden ihr Handwerk. In jeder Hinsicht.

      Der SY.N.D.I.C.-Agent hatte längst erkannt, dass sich hinter dem Pass Basis Alpha befand; während Tsamcho redete, hatte er die Karte auf dem Pilotendisplay konsultiert. Die Koordinaten stimmten mit denen überein, die er über die Lage der Basis von Angus Santana erhalten hatte.

      »Natürlich nicht«, erwiderte jetzt Tsamcho. »Wir aufgeklärten Tibetaner wissen, dass sich in diesem Hochtal ein ehemals internationaler und jetzt rein chinesischer Laborkomplex befindet, in dem nach unseren Informationen eine Superwaffe entwickelt wird. Etwas Hochmobiles und Hochintelligentes. Eine Endzeitwaffe, mit deren Hilfe die Chikoms die Welt übernehmen wollen.«

      Haan ließ keinen Moment die ständig wechselnde, holographische 3-D-Darstellung des Geländes unter der Maschine aus den Augen, die ihm der Computer des Bodenfolgeradars im Display präsentierte. An dessen unterem Rand flimmerten die Datenketten und machten Angaben über die Höhe. Natürlich war der Bordcomputer in der Lage, auf Autopilot umzuschalten und die drei Männer in der Vertidyne zu ihrem Ziel zu bringen. Doch Ray Haan zog es vor, die Kontrolle über den Flug keinen Augenblick aus der Hand zu geben. Sein Hoverjet war zwar eine ehemalige Militärmaschine, aber alle Bewaffnung war daraus entfernt worden, der Computer auf keine Kampfsituation programmiert. Für Haans Begriffe würde der Autopilot im Notfall nicht schnell genug reagieren; er übernahm deshalb bei solch gefährlichen Missionen wie dieser das Fliegen lieber selbst.

      Sie durchquerten den Talkessel, der von einem breiten, zugefrorenen Flusslauf durchschnitten wurde. An seinem Ende lag wieder weitgehend offenes Gelände unter dem Licht des Mondes.

      »Verdammt!«, rief Haan plötzlich alarmiert. »Wir bekommen Besuch!«

      Und dann ging alles rasend schnell.

      Die Vertidyne erwachte zu schrill heulendem Leben, als Haan irgendeine Taste drückte. Das Brummen der Motoren bekam einen mächtigeren Klang, und der Andruck presste die Männer in die Sitze.

      Conroy blickte nach draußen, ohne etwas zu sehen. Er wandte sich Tsamcho zu, der neben ihm saß und eine der beiden schweren AutoMags auf dem Schoß hatte, in dessen Magazin er Ersatzpatronen schob. Conroy griff nach seiner MDK und überprüfte sie. Allerdings, sagte er sich, wenn es wirklich ernst wurde, würde ihm die relativ kleine Handfeuerwaffe nicht viel helfen. Er steckte sie wieder weg und griff nach der zweiten AutoMag.

      »... aufschließen, Roter Drache Sieben. Halten Sie Kontakt...«

      »Verstanden, Blauer Drache Eins«, krächzte eine Stimme auf Neuchinesisch durch die Lautsprecher.

      Ray Haan hatte den Funkverkehr der sie verfolgenden Rotte auf seine Instrumentenkonsole gelegt.

      Eine andere Stimme: »Blauer Drache Eins... hier Führer Grün. Wir kommen euch zur Hilfe. Wir schließen die Vektoren sieben und acht.«

      »Verstanden, Führer Grün... nehmen wir ihn in die Zange... Diesmal kriegen wir diesen verfluchten Hund von Schmuggler...«

      Haan stieß ein Knurren aus; er stellte den Hoverjet auf die linke Kante und ging zum Sturzflug über, wartete drei Sekunden, dann zog er ihn wieder hoch, um den Sturz abzuflachen, kippte die Vertidyne auf die rechte Kante, schoss im Messerflug durch die enge Schlucht, in die er eingetaucht war. An ihrem Ende zog er in einer raschen Folge von Rollen wieder hoch.

      Die Verfolger fielen zurück.

      »Mit mir doch nicht«, knurrte Haan mit einem wilden Grinsen СКАЧАТЬ