Sechs utopische Thriller. Conrad Shepherd
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Название: Sechs utopische Thriller

Автор: Conrad Shepherd

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783745202267

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      »Mr. Devlin wird diese Kleinigkeit gern übernehmen«, versicherte ihm Conroy. Devlin nickte bestätigend, ohne zu wissen, worum es sich handelte. »Wollten Sie nicht starten, sobald wir hier sind?«, fragte er lediglich.

      Haan nickte. »Wenn Doktor Conroy bereit ist, dann sehe ich keinen Grund für eine weitere Verzögerung.«

      *

      In den späten Abendstunden war leichte Bewölkung aufgezogen, hinter der der Vollmond von Zeit zu Zeit verschwand. Conroy wurde nur langsam wach. Der Mond warf einen breiten Lichtstreif quer über das Bett. Er döste vor sich hin und starrte blicklos durch das Halbdunkel zur niedrigen Decke empor. Der Flug nach Thilen hatte keine Probleme verursacht. Alles war glatt über die Bühne gegangen. Nach einer Weile schaute er auf die Uhr. Es war kurz vor elf. Er streckte sich noch für einen kurzen Moment aus, dann strampelte er die Decke beiseite und glitt aus dem Bett. Er schlüpfte in seine Kleider und zog die wattierte Jacke über, ehe er die Tür öffnete und auf die Terrasse hinaustrat.

      Die mit Felsbrocken beschwerten Flachdächer von Thilen bildeten ein ungleichmäßiges Mosaik, das bis zum Indus hinunterreichte. Die gigantischen Schluchtwände standen wie schwarze Schattenmauern vor dem Nachthimmel. Drüben am anderen Ufer bellte ein Hund. Irgendwo in den Häusern weinte ein Kind, ansonsten war alles still und friedlich.

      So still und friedlich, wie Conroy es schon lange nicht mehr erlebt hatte.

      Er zündete sich eine Zigarette an, und im gleichen Augenblick glitt der Mond hinter einer Wolkenbank hervor. Er war so hell und klar zu sehen, dass Conroy versucht war, nach jenem Krater Ausschau zu halten, in dem STRALAG-II lag. Dann nannte er sich einen Narren; das Straflager der FSA lag auf der erdabgewandten Rückseite des Mondes.

      Der Sternenhimmel war in dieser Höhe von einer unglaublichen Klarheit und Schönheit. Die schimmernden, unzähligen Lichtpunkte erstreckten sich bis an den Horizont, wo die aufragenden Gipfel ihnen gefährlich nahezukommen schienen.

      Conroy warf die halb gerauchte Zigarette weg, atmete tief den Duft der Erde ein und fragte sich, warum nicht alles auf der Welt so einfach und unkompliziert sein konnte wie dieser Moment? Nur dastehen und schauen. Das kostete nichts als ein wenig Zeit, aber man bekam so unendlich viel dafür...

      Ein kalter Wind umwehte ihn und riss ihn aus seinen elegischen Betrachtungen. Er erinnerte sich mit leisem Schaudern daran, dass das Ziel seines Auftrags nicht mehr als eine Flugstunde entfernt lag. Er zog die Schultern hoch, drehte sich um und ging hinein.

      Im Hotel war alles ruhig. Aus der kleinen Halle schlug ihm warme, abgestandene Luft entgegen.

      Der Nachtportier, ein älterer Hindu, schlief mit weit offenem Mund an seinem Arbeitsplatz. Conroy schob sich leise an ihm vorbei in den Speiseraum.

      Haan hockte an einem Tisch am Fenster, war im Augenblick der einzige Gast.

      Als er zu dem Piloten hinüberging, blickte der grinsend hoch.

      »Da sind Sie ja, Doktor! Wollte Sie gerade wecken lassen. Wie wär's mit etwas zu essen?«

      Conroy lehnte ab. »Danke, für mich nicht.«

      »Dann etwas zu trinken, Doktor?«

      »Wenn es die Küche nicht überfordert – Tee.«

      »Natürlich.« Haan winkte dem Kellner, der in der Nähe stand und stoisch darauf wartete, dass sich etwas tat. »Bitte Tee, Ochia!«

      Conroy setzte sich Haan gegenüber. Sie schwiegen, bis der Tee kam.

      Der Kellner servierte ihn in hauchdünnen Porzellanschalen und auf einem silbernen Thali, dessen wundervoll ziselierter Rand nach oben gebogen war und ein Lotosblütenblatt andeutete.

      »Scheint genau die richtige Nacht für uns zu sein«, sagte Conroy und schaute durch das Fenster hinter Haan auf die mondbeschienene Landschaft.

      Der Pilot kicherte leise. »Könnte wirklich nicht besser sein«, gestand er, »Bei dem Mondlicht komme ich wie geschmiert über die Pässe. Sie werden sehen.«

      »Hoffentlich haben Sie recht.« Conroy trank einen Schluck von dem kräftigen grünen Tee.

      »Natürlich habe ich recht. Ich habe stets recht mit meinen Prognosen. Wissen Sie, im Krieg bin ich über zweihundert Einsätze geflogen. Immer, wenn sich etwas Unangenehmes ereignete, hatte ich vorher ein ungutes Gefühl. Erbe meiner grönländischen Urgroßmutter mütterlicherseits – oder war es väterlicherseits? Na, egal. Ich weiß daher immer vorher, wenn etwas passieren wird, glauben Sie mir. Heute Nacht wird alles glattgehen.« Er lehnte sich über den Tisch und goss etwas Whisky in Conroys Tee. »Trinken Sie aus, dann gehen wir zum Flugplatz. Ich habe den Dolpo-Pa bereits vor zwei Stunden mit meinem hiesigen Mechaniker hingeschickt. Die Umladung ist ebenfalls schon über die Bühne gegangen.«

      Conroy blickte mit einem leichten Stirnrunzeln in seine Teeschale. Irgendwo tief in ihm meldete sich ein primitiver Instinkt – vielleicht das Erbe aller alten Rassen? – weitergegeben an ihn von seinen Vorfahren, die sich, soweit er wusste, in schwankenden, heute primitiv und lebensgefährlich anmutenden hölzernen Nussschalen auf die Meere gewagt hatten. Dieser Instinkt warnte ihn, sagte ihm, dass Gefahr im Anzug war. Trotz aller Versicherungen Haans – dieses Unternehmen stand unter keinem besonders freundlichen Stern. Nachdem sich der SY.N.D.I.C.-Agent mit dieser Tatsache abgefunden hatte, überkam ihn eine seltsame Ruhe, die ihm Kraft gab. Er hob seine Teeschale, lächelte und prostete Haan zu. Dann trank er das jetzt fürchterlich schmeckende Gebräu in einem Zug aus.

      »Von mir aus können wir«, sagte er.

      Die Landebahn befand sich einen Kilometer außerhalb Thilens auf einem flachen Uferstreifen. Keine der offiziellen Fluglinien benutzte den Platz, der während der Aufstände als provisorischer Stützpunkt einer Luftlandeeinheit der Chikoms errichtet worden war. Der Hangar war ein alter Bau und aus vorgefertigten Bauteilen errichtet. An seinen Außenflächen trug er noch Spuren der vormals graugrünen Tarnbemalung. In seinem Innern roch es feucht und modrig, als sei er schon seit Jahren nicht mehr benutzt worden.

      Als Conroy ihn betrat, stieß er einen überraschten Laut aus.

      Die Maschine stand mitten im Hangar. Im Licht der Xenon-Deckenlampen glänzten die schmutzigweißen Wandungen eines Hoverjets in Wintertarnung, einer Vertidyne von Dornier-Mabuchi mit verstärkter Seitenpanzerung gegen Raketenbeschuss und Hubrotoren aus einer 65-Schicht-Composit-Bauweise, die gegen Beschuss kleinerer Kaliber unempfindlich waren. An der Maschine waren die Verkleidungen der Steuerbord- und Backbordaggregate geöffnet. Parimandu, Haans hiesiger Mechaniker, hockte auf dem Pilotensitz und lauschte mit angespannter Miene dem Geräusch der beiden starken Motoren. Neben ihm saß ein hochgewachsener Tibetaner. Als sie Haan erblickten, drosselte der Mechaniker die Maschinen zu einem leisen Flüstern, und beide sprangen auf den mit Öl- und Treibstoffflecken übersäten Betonboden herab.

      »Irgendwelche Probleme, Pari?«, wandte sich Haan an den Mechaniker.

      »Nichts Besonderes, Sahib, nur eine Feinabstimmung.«

      »Und wie klingen sie?«

      Parimandu zeigte ein Lächeln und ein zufriedenes Glitzern in den Augen. »Großartig, Sahib.«

      »Treibstoff?«

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