Sechs utopische Thriller. Conrad Shepherd
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Название: Sechs utopische Thriller

Автор: Conrad Shepherd

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Научная фантастика

Серия:

isbn: 9783745202267

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СКАЧАТЬ wie man den jeweiligen Rest der Weltbevölkerung in einem Offensivschlag nie gekannten Umfanges dezimieren könnte, um mit den verbleibenden Ressourcen der kollabierten Erde in der Tiefe des verseuchten und inzwischen vermutlich durch den radioaktiven und chemischen Fallout unbewohnbar gewordenen Planeten so lange überleben zu können, bis ein effizienter und schnell verfügbarer Weg gefunden wäre, in den Weltraum auszuwandern. Wie gesagt, noch sind es mögliche Szenarien.« Er wandte sich direkt an Conroy und fragte: »Was würden Sie als das augenblicklich brennendste globale Problem ansehen – die zur Neige gehenden Energievorräte auf der Erde?«

      »Richtig, Professor.«

      »Falsch, Herr Oberleutnant. Die Energieverknappung ist keine wirkliche, sondern eine Folge des wirtschaftlichen Gefälles zwischen den superreichen Staaten und den in Armut und Elend verharrenden Nationen. Nach dem letzten Zensus werden in den nächsten zwanzig Jahren schätzungsweise 900 Millionen Menschen in absoluter Armut leben, überwiegend in den unterentwickelten Ländern, wo auch sonst! Bereits heute leben nach FSA-Schätzungen 1,8 Milliarden Menschen weltweit von weniger als einem Credit am Tag. Trotz vieler globaler Kampagnen zur Armutsbekämpfung. Nein, nein. Es gibt de facto keine Energieverknappung auf der Erde, trotz der fehlenden fossilen Brennstoffe. Die Fusionsreaktortechnik ist längst ausgereift – nur eben für all die erwähnten Länder und Nationen nicht verfügbar, weil nicht bezahlbar! Weshalb sich an ihrem Elend auch nichts ändern wird. Heerscharen hungriger, durstiger oder frierender Bewohner der Problemzonen werden auch noch das letzte bisschen Grün abholzen und zu Nahrung und Brennmaterial verarbeiten. Die riesigen Slums der Megastädte stoßen schon jetzt mehr Schadstoffe in die Atmosphäre, als alle herkömmlichen Kraftwerke zusammen.

      Und trotzdem ist das brennendste globale Problem nicht die Energiekrise. Die kommt erst an zweiter Stelle. An erster Stelle steht der Wettlauf in der Raumforschung.«

      »Professor Coulson ist Vorsitzender des FSA-Raumforschungsprogramms«, erklärte Oberst Sheehy und übernahm die Initiative, »und war im Auswahlgremium von Basis Alpha. Er ist mit einer äußerst brisanten Information an uns herangetreten. Aber darüber später mehr. Wie gesagt, der Wettlauf in der Raumforschung beherrscht die Regierungen der Welt. Und die Tatsache, dass wir eine Mondkolonie unterhalten und unsere Fühler bereits nach den äußeren Asteroidengürteln ausstrecken, bereitet unseren Freunden vom Eurasischen Commonwealth unter Zar Phönix Fjodor Zakitin I. einige Sorgen. Wir holen ihren Vorsprung auf, den sie mit der Errichtung der Marskolonie besitzen, und sie wissen es.«

      »Können sie denn etwas dagegen tun?«

      Oberst Sheehy nickte. »Ja, es zeichnete sich da eine Möglichkeit ab, an der sie schon verdammt lange arbeiten. Aber darum geht es eigentlich nicht. Worum es wirklich geht, das kann Ihnen Professor Coulson besser erklären. Er ist schließlich der Fachmann. Bitte, Professor!«

      Coulson nahm die altmodische Brille ab – offensichtlich hatte er etwas gegen visuelle Implantate – und begann sie bedächtig mit einem Stück weichen Leder, das er aus der Brusttasche gezogen hatte, zu polieren.

      »Das Hauptproblem von Reisen zu fernen Systemen ist nach wie vor der Antrieb, meine Herren. Wenn es um den Flugverkehr zum Mond und um die Überwindung noch weiterer Entfernungen innerhalb unseres Systems geht – Mars, Asteroidengürtel, Saturnmonde – ist das von den russischen Wissenschaftlern ursprünglich entwickelte und zur Serienreife gebrachte Ionentriebwerk ausreichend. Geht es aber um Reisen zu den nächsten Sonnensystemen, ist die Konstruktion größerer und effizienterer Ionentriebwerke keine hinreichende Lösung des Problems.«

      »Das Eurasische Commonwealth hat also einen anderen Weg gefunden?«

      Coulson schüttelte den Kopf.

      »Noch nicht. Aber ich vermute, dass sie der richtigen Lösung schon auf der Spur waren.«

      »Waren?«

      Ohne auf Conroys Frage einzugehen, fuhr Coulson fort: »Seit 2056 experimentierten die beo-russischen Wissenschaftler zusammen mit deutschen und britischen Kapazitäten der Astrophysik sowie Mathematik an einem Projekt, mit der Energie der Sterne den Raum zu krümmen und diese Krümmung unmittelbar als Antriebselement auszunutzen.«

      »Das klingt aber stark nach Science Fiction«, meinte Conroy.

      »Wenn es nur so wäre, Oberleutnant«, sagte Coulson ernst. »Tatsächlich handelt es sich um harte Fakten. In Russland wurde schon länger in diese Richtung geforscht. Und zwar höchst intensiv. Doch rasch stellte sich heraus, dass die Entwicklungskosten eines vernünftigen Raumkrümmungsantriebs die finanziellen Möglichkeiten des gesamten beo-russischen Staatengebildes und der damaligen Europäischen Union sprengen würde. Also nahm man, vermutlich zähneknirschend und mit allen Vorbehalten, Kontakt zu den anderen Staaten auf, um die Entwicklung dieses Antriebs einem internationalen Konsortium zu übertragen. Da auch China und die meisten südostasiatischen Länder Interesse zeigten, einigte man sich darauf, die Forschungsstation im Kaschmirgebirge zu errichten, weitab von jeder Zivilisation, geschützt von gewaltigen Gebirgszügen. Man nannte den geheimen Laborkomplex ›Basis Alpha‹, von A wie Anfang, und das ganze Projekt lief unter der Bezeichnung ›Geheimprojekt Exodus‹, wegen des Ziels, das dahinterstand, nämlich die Möglichkeit, zu den Sternen auszuwandern, sollte die Erde unbewohnbar werden. Ich hatte damals maßgeblich mit der Auswahl unserer Wissenschaftler für Basis Alpha zu tun, deshalb bin ich mit den Interna vertraut. Seit zwanzig Jahren forscht und arbeitet eine Gruppe internationaler Wissenschaftler an dem Projekt Exodus. Führende Männer und Frauen der Gravitonik, der Nichteuklidischen Geometrie und der Teilchen- sowie der Astrophysik arbeiten an einer praktikablen Lösung des Problems, wie man den Raum verändern könnte, um ohne nennenswerten Zeitverzug von einem Sternensystem zum anderen zu gelangen.«

      »Und?« Morton Conroy lehnte sich vor. »Hat man eine Lösung gefunden?«

      Coulsons Brille schien endlich sauber. Er hielt sie prüfend gegen das Licht, ehe er sie aufsetzte.

      »Wir glauben es«, sagte er. »Darf ich Sie vielleicht an dieser Stelle mit ein paar technischen Bemerkungen belästigen?«

      »Nur zu«, nickte Conroy.

      »Ich weiß nicht, welche Kenntnisse von der Materie der Mathematik ich bei Ihnen voraussetzen darf, Oberleutnant, aber sicher ist Ihnen die Einsteinsche Formel bekannt, nach der Materie nichts anderes ist als eine Erscheinungsform der Energie?«

      »E = mc2«, zitierte Morton Conroy. »Noch kann ich Ihnen folgen, Professor Coulson«

      Coulson fuhr lächelnd fort: »Unter den britischen Wissenschaftlern war auch Chris Auborn, den ich für den bedeutendsten Mathematiker aller Zeiten halte.«

      Conroy zog die Stirn in Falten. »Den Namen habe ich doch schon einmal gehört.«

      »Vermutlich. Chris hat in seiner Zeit als Kadett an der Militärakademie – noch ehe er sich der Mathematik zuwandte – ein paar wehrtechnische Abhandlungen veröffentlicht, die, wie's scheint, noch immer zur Standardlektüre angehender Offiziersanwärter gehören. Bekannter jedoch ist seine vielbeachtete Doktorarbeit, in der er den Nachweis erbrachte, dass Energie nur eine andere Erscheinungsform des Raumes ist. Bei seiner Beweisführung handelte es sich um eine äußerst gewagte Extrapolation der Nichteuklidischen Geometrie, die nicht weniger revolutionär war als damals Einsteins Relativitätstheorie.«

      »Jetzt muss ich passen«, gab Conroy zu.

      »Machen Sie sich nichts daraus«, meinte Coulson. »Es geht nicht nur Ihnen so. Auborns Theorie war so kompliziert, dass es seinerzeit wahrscheinlich nur zehn Gehirne auf der Erde gab, die sie begreifen konnten. Deshalb geriet sie nach anfänglichem Interesse in den akademischen СКАЧАТЬ