Philosophie - Eine präzise first-principle Herleitung philosophischer Fundamente.. Thomas Weinreich
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СКАЧАТЬ in dieser Definition wäre Wahrheit das Zutreffen von Existenz (z.B. statt der Ball ist blau nur noch da ist ein Ball). Gabriel vergisst also die Beziehung zwischen der Welt und dem abbildenden Verstand und bleibt bei der trivialen Erkenntnis, dass Wahrheit das ist, was der Fall ist. Er meint, dass wir Erkenntnisse nicht konstruieren wie nach dem Konstruktivismus, sondern entdecken, weil die Welt schon vorher so war. Wir konstruieren jedoch insofern, als dass wir die Wirklichkeit nur annehmen. Betrachten wir die Wirklichkeit allerdings als existent, so wie wir es normalerweise tun, sind all unsere Erkenntnisse über sie natürlich nur Entdeckungen. Gabriel verwendet auch den Begriff des Wissensanspruch, der nichts anderes bedeutet, als dass man annimmt, dass etwas Wissen bzw. wahr ist.

      Gabriel meint, dass Denken ein Sinn ist (Vortrag: Markus Gabriel – Denken als Sinn). Denken ist jedoch immer nur das Reflektieren von Sinneswahrnehmung. Ohne Sinneswahrnehmung gibt es keine Gedanken, umgekehrt jedoch schon. Und Denken soll auch nicht wie Sinneswahrnehmung nur abbilden oder repräsentieren, sondern ständig verarbeiten, also neu kombinieren. Gabriel meint, dass unsere Wahrnehmung keine Brücke schlagen muss zwischen Wahrzunehmenden und Wahrnehmungsprodukt, sondern dass sich die Wahrnehmung schon am selben Ort wie ihr Gegenstand befindet. Dies ignoriert jedoch völlig die physische Realität, in der Gegenstand und Gehirnzustand voneinander getrennt sind und nur durch einen Wahrnehmungsprozess einander beeinflussen.

      Wie auch Gabriels Neuer Realismus vernachlässigen Bewegungen wie der Spekulative Realismus oder die objektorientierte Ontologie, dass alles was wir erleben, nur BIe sind. Von der (angenommenen) Wirklichkeit erfahren wir nur durch (angenommene) Wahrnehmungen. Dennoch ist es wie im ersten Kapitel und im Kapitel Theorie der Wirklichkeit als angenommene Wahrheit beschrieben sinnvoll, die Wirklichkeit nicht nur als Annahme zu betrachten, sondern als tatsächlich existent. Nach der objektorientierten Ontologie gibt es nicht nur eine relationale Kluft zwischen Mensch und Objekt, sondern auch zwischen allen Objekten oder Entitäten. Subjekte hätten kein kognitives Primat gegenüber den Beziehungen der Objekte zu anderen Objekten. Dies ist jedoch letztendlich nur die triviale Erkenntnis, dass der Mensch nur WI in einer Wirklichkeit wie jeder andere auch ist, und nach den Regeln der Physik mit ihr interagiert. Die besondere Stellung des Menschen bleibt jedoch insofern bestehen, als dass rein rational gesehen die Wirklichkeit nur eine Annahme ist, und wir uns die Kluft zwischen BI und WI selbst schaffen, indem wir die Existenz des WIes annehmen. (Bezüglich des kognitiven Primats und der gesonderten Stellung des Subjekts: Wie auch später im Kapitel über Information besprochen kann die Definition davon, was als Information bzw. als „kognitiv“ gilt beliebig weit gefasst werden, da als kognitiv alles gelten kann, was auch nur entfernte Ähnlichkeit mit den Gehirn und der Sinneswahrnehmung des Menschen hat. So wird bei der objektorientierten Ontologie der Wahrnehmungsprozess des Menschen, weil er auch nur aus Physik bzw. WIen besteht, verglichen mit dem bloßen Kontakt von Objekten oder einer Reaktion von Objekten miteinander, wodurch diese mit ihren „sinnlichen Seiten“ in Kontakt kämen. Die irregeführte Erkenntnis der objektorientierten Ontologie ist hier lediglich, dass die Wahrnehmung eines Objektes A durch ein Objekt B (z.B. ein Gehirn), nicht dadurch geschieht, dass das B A „in sich auf nimmt“, sondern dass B physikalisch durch A verändert wird.)

      Quentin Meillassoux’s Buch „Nach der Endlichkeit“, welches zum Teil den sogenannten Spekulativen Realismus begründete, verliert sich in mystisch anmutenden sprachlichen Konstruktionen. So definiert er z.B. einen „Korrelationismus“, nach dem „zu jedem Denken ein Sein gehört und umgekehrt, was bedeutet, dass es keinen gedanklichen Zugang zur Welt ohne ein vom Denken unabhängiges Sein gibt; d. h. die Welt, die wir kennen, besteht nur in uns und unsere Gedanken bestehen nur in der Welt“. „Unter Korrelation verstehen wir die Idee, der zufolge wir Zugang nur zu einer Korrelation von Denken und Sein haben, und nie gesondert zu einem der beiden Begriffe.“

      Hier noch ein Beispiel der hanebüchenen Ansichten des Begründers der objektorientierten Ontologie, Graham Harman: Er meint, dass die Naturwissenschaften nicht an Gegenstände glauben die man sehen kann, sondern nur an Elementarteilchen. (Deutschlandfunk: Spekulativer Realismus – Über eine neue Art, auf der Erde zu leben) Dies ist natürlich Quatsch, denn ein Gegenstand ist nur die Summe seiner Elementarteilchen, und wird von der Wissenschaft als ebenso existent angesehen. Auf ähnlichem Niveau sind viele Argumentationen von Vertretern genannter Bewegungen, welche zum Teil an die irrationalen und zum Teil absurden Theorie-Konstrukte Heideggers anknüpfen.

      Unendlichkeit bedeutet, dass es kein Ende gibt. Es ist also immer eine nicht endende Menge. Die Unendlichkeit von etwas ist nicht beweisbar, da ein Beweisvorgang selbst unendlich lang dauern würde. Unendlichkeit als Zustand in der Gegenwart einer nicht endenden Menge lässt sich nicht mit einem Bewusstsein wie dem unserem vorstellen, kann aber trotzdem mit Worten beschrieben und angenommen werden. Neben der unendlichen Ausdehnung zu immer weiter zunehmenden Größen wird der Begriff der Unendlichkeit auch für die unendliche Teilbarkeit, das unendlich Feine verwendet, dessen Grenze null ist, null aber nicht erreicht. Raum im Kleinen scheint jedoch durch die Planck-Länge eine Grenze zu besitzen. Der Begriff des unendlich Kleinen ist ein logischer Widerspruch, denn Kleinheit als Zustand in der Gegenwart kann im Gegensatz zur Größe nicht „kein Ende“ haben, sie besitzt die Grenze null bzw. nichts. Die Stellen nach dem Komma von Pi sind nur insofern unendlich, als dass die Regel zur Berechnung der Stellen unendlich viele Stellen erzeugen kann, diese also eine unendliche Menge an WIen bilden würden (vgl. Unterscheidung in potentielle und aktuale Unendlichkeit). So ist auch 0,9 Periode gleich 1, da es eine unendlich kleine Zahl wie 0,0 Periode mit einer 1 am Ende nicht geben kann.

      Aufgrund abzählbarer und nicht abzählbarer Mengen spricht man oft von verschiedenen Arten von Unendlichkeit. Jedoch handelt es sich meines Erachtens bei beiden Fällen um die gleiche, einzige Art Unendlichkeit. Die Unendlichkeit der natürlichen und auch der reellen Zahlen besteht darin, dass es von beiden unendlich viele gibt. Die Abzählbarkeit ändert nichts an der Unendlichkeit. Aber auch die reellen Zahlen scheinen mir abzählbar, wenn man das Abzählen als unendlichen Prozess aufgrund der unendlichen Mengen versteht. Auch wenn es immer kleinere Stellen nach dem Komma gibt, kann man diese abzählen wie die natürlichen Zahlen. Und bei beiden bräuchte es unendlich viele Schritte um sie abzuzählen. Der einzige Unterschied liegt darin, dass die reellen Zahlen z.B. zwischen 0 und 1 unendlich viele Unendlichkeiten enthalten, da jede der zehn möglichen Zahlen nach dem Komma (0-9) unendlich lang von weiteren zehn möglichen Zahlen gefolgt ist. Stellt man sich dies wie ein Baumdiagram vor wird klar, dass es unendlich viele, unendlich lange Pfade gibt. Jedoch ergeben auch Additionen oder Multiplikationen von unendlich nichts anderes als unendlich, da Unendlichkeit nur bedeutet, dass etwas kein Ende hat. Und dies ist entweder der Fall oder nicht. Wenn es kein Ende gibt kann auch nichts hinter einem Ende liegen. Also kann nichts größer als unendlich sein.

      Unendlichkeit lässt sich jedoch ebenfalls in unendlich viele Unendlichkeiten teilen und unendlich viele Unendlichkeiten lassen sich umgekehrt zu einer Unendlichkeit vereinen. So lassen sich z.B. die unendlichen natürlichen Zahlen teilen in die unendlichen geraden und die unendlichen ungeraden natürlichen Zahlen. Die unendlich vielen Unendlichkeiten der reellen Zahlen lassen sich also auch als eine Unendlichkeit betrachten und die natürlichen Zahlen lassen sich auch als unendlich viele Unendlichkeiten betrachten. Jede Anzahl größer Eins an Unendlichkeiten kann zu jeder anderen Anzahl größer Eins an Unendlichkeiten transformiert werden. Unendlich minus unendlich könnte Null oder auch unendlich sein. Genau wie man aus einer Unendlichkeit unendlich viele Unendlichkeiten machen kann, kann auch unendlich plus unendlich eine oder zwei (oder noch mehr) Unendlichkeiten ergeben.

      Ein Beweis von Georg Cantor soll zeigen, dass die Menge der reellen Zahlen mächtiger ist als die der natürlichen Zahlen. Das zweite Diagonalargument zeigt jedoch nur, dass eine unendlich große Mengen an unendlich langen Zahlenfolgen trotzdem nicht alle möglichen unendlich langen Zahlenfolgen enthält. Eine unendliche Liste endlicher Zahlen würde jedoch jede mögliche endliche Zahl enthalten. Das bedeutet, dass eine Unendlichkeit nicht eine andere Unendlichkeit aufheben kann (sondern nur eine Endlichkeit aufheben kann). Unendlich minus Unendlich kann Null sein, aber auch Unendlich. Denn aus einer Unendlichkeit СКАЧАТЬ