Das fehlende Glied in der Kette. Agatha Christie
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Название: Das fehlende Glied in der Kette

Автор: Agatha Christie

Издательство: Readbox publishing GmbH

Жанр: Ужасы и Мистика

Серия:

isbn: 9783455170559

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СКАЧАТЬ Howard schnitt eine äußerst ausdrucksvolle Grimasse.

      »›Alfred, mein Liebling‹ – ›mein liebster Alfred‹ – ›bösartige Verleumdungen‹ – ›gemeine Lügen‹ – ›bösartiges Weib, die meinen geliebten Mann verleumdet!‹ Je schneller ich ihr Haus verließe, desto besser. Deshalb gehe ich weg.«

      »Aber doch nicht jetzt schon?«

      »Augenblicklich!«

      Wir saßen alle da und starrten sie an. John versuchte sie zum Dableiben zu überreden, doch ohne Erfolg, schließlich ging er, um die Abfahrtszeiten der Züge nachzusehen. Seine Frau folgte ihm und murmelte, dass sie Mrs Inglethorp dazu bringen wollte, ihre Meinung zu ändern.

      Als sie den Raum verlassen hatte, veränderte sich Miss Howards Gesichtsausdruck. Sie neigte sich eifrig zu mir herüber.

      »Mr Hastings, Sie sind ein anständiger Mensch. Kann ich mich auf Sie verlassen?«

      Ich war etwas überrascht. Sie legte ihre Hand auf meinen Arm und flüsterte: »Kümmern Sie sich um sie, Mr Hastings. Meine arme Emily. Sie sind Gauner – allesamt. Oh, ich weiß, wovon ich rede. Alle haben sie Geldprobleme und alle wollen sie von ihr Geld. Ich habe sie so gut vor ihnen beschützt, wie ich konnte. Wenn ich nun nicht mehr da bin, werden sie ihre Gutmütigkeit ausnutzen.«

      »Selbstverständlich werde ich alles tun, was ich kann, aber ich bin sicher, dass Sie in Ihrer Aufregung Gespenster sehen.«

      Sie unterbrach mich, indem sie mir langsam mit dem Zeigefinger drohte. »Junger Mann, glauben Sie mir. Ich bin schon länger auf der Welt als Sie. Ich bitte Sie doch nur, Ihre Augen offen zu halten. Sie werden schon sehen, was ich damit meine.«

      Durch das offene Fenster drang Motorengeräusch und Miss Howard erhob sich und ging zur Tür. Draußen hörte man Johns Stimme. Mit der Hand auf dem Türknauf sah sie über die Schulter zurück und winkte mich zu sich heran.

      »Vor allem, Mr Hastings, passen Sie auf diesen Teufel auf – ihren Mann!«

      Es blieb keine Zeit für weitere Erklärungen. Miss Howard wurde von lebhaftem Protest- und Abschiedsgeschrei verschlungen. Die Inglethorps ließen sich nicht sehen.

      Als das Auto losfuhr, löste sich Mrs Cavendish plötzlich von der Gruppe, überquerte die Auffahrt und ging einem hoch gewachsenen, bärtigen Mann entgegen, der offensichtlich auf dem Weg zum Haus war. Während sie ihm die Hand entgegenstreckte, stieg ihr das Blut in die Wangen.

      »Wer ist das?«, fragte ich ungehalten, denn instinktiv lehnte ich diesen Mann ab.

      »Das ist Dr. Bauerstein«, antwortete John knapp.

      »Und wer ist Dr. Bauerstein?«

      »Er wohnt zurzeit im Dorf und erholt sich von einem schweren Nervenzusammenbruch. Er ist ein Londoner Wissenschaftler. Ein sehr kluger Mann – einer der bedeutendsten Experten unserer Zeit für Gifte, glaube ich.«

      »Und er ist ein enger Freund von Mary«, warf Cynthia ein, die sich immer einmischen musste.

      John Cavendish runzelte die Stirn und wechselte das Thema.

      »Komm, Hastings, lass uns ein Stück spazieren gehen. Das war ja eine höchst peinliche Angelegenheit. Sie hatte schon immer eine scharfe Zunge, aber es gibt in ganz England keine zuverlässigere Freundin als Evelyn Howard.«

      Wir liefen auf dem Feldweg zum Dorf und weiter bis zum Wald, der an das Gut grenzte.

      Als wir auf unserem Rückweg wieder durch das Parktor kamen, begegnete uns eine hübsche, junge, etwas zigeunerhafte Frau, die uns lächelnd grüßte.

      »Das ist aber ein hübsches Mädchen«, bemerkte ich anerkennend.

      Johns Gesicht verfinsterte sich.

      »Das ist Mrs Raikes.«

      »Die, von der Miss Howard –«

      »Genau«, erwiderte John unnötig schroff.

      Ich dachte an die weißhaarige alte Dame im Herrenhaus und an das strahlende, schalkhafte kleine Gesicht, das uns eben zugelächelt hatte, und eine unbestimmte böse Vorahnung beschlich mich. Ich ignorierte sie jedoch.

      »Styles ist wirklich ein wundervolles altes Haus«, sagte ich zu John.

      Er nickte, doch er wirkte ziemlich bedrückt.

      »Ja, es ist ein schöner Besitz. Eines Tages werde ich ihn erben – eigentlich müsste er mir schon längst gehören, wenn mein Vater damals ein gerechtes Testament gemacht hätte. Dann wäre ich nicht so knapp bei Kasse, wie ich es jetzt bin.«

      »Was, du bist knapp bei Kasse?«

      »Mein lieber Hastings, ich sage dir in aller Offenheit, dass ich vor lauter Geldsorgen nicht mehr weiterweiß.«

      »Könnte dir denn dein Bruder nicht helfen?«

      »Lawrence? Der hat jeden Penny, den er jemals hatte, für die Veröffentlichung seiner Gedichte in Luxusbänden ausgegeben. Nein, wir sind arm wie die Kirchenmäuse. Meine Mutter hat sich uns gegenüber immer äußerst großzügig verhalten – das heißt, bis jetzt. Seit ihrer Heirat natürlich …« Er brach ab und sah sorgenvoll drein.

      Ich spürte, dass zusammen mit Evie etwas Undefinierbares aus der Atmosphäre verschwunden war. Ihre Anwesenheit hatte Sicherheit bedeutet. Jetzt war diese Sicherheit verschwunden und nun war die Luft voller Verdächtigungen. Das finstere Gesicht von Doctor Bauerstein stieg unangenehm vor meinem inneren Auge auf. Ein unbestimmter Verdacht gegen alles und jedes erfüllte mich. Einen Augenblick lang bedrückte mich die Vorahnung eines näher kommenden Unheils.

      2 Der 16. und 17. Juli

      Am 5. Juli war ich in Styles angekommen. Im Folgenden berichte ich vom 16. und 17. dieses Monats. Zur besseren Orientierung der Leser werde ich die Ereignisse jener Tage so exakt wie möglich wiedergeben. Sie wurden später bei der Gerichtsverhandlung während langwieriger Kreuzverhöre ans Tageslicht gebracht.

      Einige Tage nach ihrer Abreise erhielt ich einen Brief von Evelyn Howard, in dem sie mir mitteilte, sie arbeite als Krankenschwester in einem großen Krankenhaus in einer etwa fünfzehn Meilen entfernten Industriestadt. Sie bat mich um eine Mitteilung, falls Mrs Inglethorp je den Wunsch äußerte, sich wieder mit ihr zu versöhnen.

      Das einzig Störende während dieser friedlichen Tage war Mrs Cavendishs höchst merkwürdige und in meinen Augen völlig ungerechtfertigte Vorliebe für die Gesellschaft Doctor Bauersteins. Ich konnte nicht begreifen, was sie in diesem Mann sah, aber sie lud ihn ständig ins Haus ein und machte häufig Ausflüge mit ihm. Ich muss gestehen, dass ich nichts Anziehendes an ihm bemerkte.

      Der 16. Juli fiel auf einen Montag. Es war ein chaotischer Tag. Der angekündigte Basar hatte am Samstag stattgefunden und an diesem Abend sollte nun während einer damit verbundenen gesellschaftlichen Veranstaltung Mrs Inglethorp ein Kriegsgedicht rezitieren. Am Vormittag waren wir alle eifrig beschäftigt, den Dorfsaal, wo das Ereignis stattfinden sollte, herzurichten und zu dekorieren. Wir nahmen mittags einen späten Imbiss zu uns und verbrachten den Nachmittag im Garten. Mir fiel auf, dass John sich anders als sonst verhielt. Er erschien mir sehr aufgeregt und unruhig.

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