Название: Gefangen
Автор: Sira Rabe
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783866085626
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Sie lächelte unaufdringlich und Delia entspannte sich ein wenig. «Ja, danke, das wäre nett von Ihnen.»
«Hm, hier, da hätten wir zum Beispiel Fritzchen. Es gibt ihn in zwei Ausführungen. Die einfachere Version vibriert in fünf Stufen, die exklusivere in acht und außerdem rotiert der Kopf. Es gibt ihn in quietschgrün, knallrot und kobaltblau.» Sie schaltete das Ansichtsexemplar ein und drückte es Delia in die Hand. «Spüren Sie, wie schön er vibriert, und streicheln Sie ruhig mal drüber. Fühlt sich die Oberfläche nicht unglaublich angenehm an?»
Delia nickte. Sie schloss ihre Finger um die gerundete Spitze, die sich weich in ihre Handfläche schmiegte. Die Vielfalt der Vibratoren, die zumeist kräftigen Farben, das teilweise sehr spaßige Design mit Dino- oder Delfinköpfen, das nichts mit einem natürlichen Penis gemeinsam hatte, mit oder ohne separaten Klitorisanimator, sowie die vielen anderen Raffinessen verwirrten sie – abgesehen von den Preisen, die ihr Konto in diesem Monat endgültig sprengen würden.
Das Glockenspiel signalisierte, dass jemand das Geschäft betreten hatte. Die Verkäuferin schaute prüfend um die Ecke des Regals Richtung Tür und sagte dann zu Delia: «Ah, es ist mein Schwager, er will etwas bei mir abholen. Ich hoffe, Sie kommen einen Augenblick alleine zurecht? Es wird nicht lange dauern.»
«Ja, natürlich. Danke für Ihre umfassende Beratung», erwiderte Delia freundlich. «Gehen Sie ruhig. Eigentlich bin ich im Moment knapp bei Kasse, deswegen muss ich noch ein wenig nachdenken, was ich nehme – aber ich will auf jeden Fall eins von diesen Dingern!»
Die Rothaarige nickte. «Melden Sie sich bitte, wenn Sie noch eine Frage haben. Ich führe Ihnen auch gerne noch etwas vor.» Dann ließ sie Delia alleine.
Wenig später hörte Delia sie leise mit einem Mann sprechen. Die Stimmen klangen angespannt, sie diskutierten irgendetwas, aber sie redeten zu leise, als dass Delia konkret verstand, um was es ging. Lediglich ein paar Wortfetzen drangen bis zu ihr vor.
Ärgerlich … ausgerechnet heute … nein … nicht gut … keine spontane Lösung … schlecht fürs Image …
Die Verkäuferin deutete auf die Deckenspiegel. Aufmerksam beobachtete der Mann, wie Delia sich vor dem Regal bewegte. Sie wiegte sich zur Musik aus den Lautsprechern in einer sanften, natürlichen Bewegung, völlig im Rhythmus, summte dabei vor sich hin. Sie war wohl ganz in Gedanken versunken und fühlte sich scheinbar unbeobachtet. Er schaute die Frau zustimmend an.
Schließlich entschied Delia sich für das Design mit dem blauen Delfinkopf, ein stromlinienförmiges, elegantes und zugleich lustiges Modell. Mit dem würde sie sicherlich Spaß haben und die Tristesse der einsamen Nächte vertreiben. Als sie um die Ecke des dicht gefüllten Regals bog, um zur Kasse zu gehen, bemerkte sie, dass die Inhaberin, die jetzt hinter dem Tresen stand, sich immer noch mit dem Mann unterhielt. Beide musterten sie derart penetrant, dass Delia sofort den Eindruck gewann, sie hätten von ihr gesprochen. Delia runzelte die Stirn. Sie legte die Schachtel mit dem Vibrator auf den Ladentisch.
Der Kleiderschrank-Typ räusperte sich. Er maß ungefähr einen Meter neunzig und war kräftig, muskulös, durchtrainiert und gut gekleidet. Sein Anzug war aus gutem Tuch und saß wie gegossen. Eine zarte Wolke von Sandelholz umgab ihn, die sein Eau de Toilette verströmte. Auf Delia wirkte er dennoch nicht wie ein ganz normaler Geschäftsmann, und so ganz falsch lag sie bei ihrer Annahme nicht, wie sich bald herausstellte.
«Entschuldigen Sie», sagte er mit einer leicht rauchigen, tiefen Stimme, «ich würde Sie gerne etwas fragen.»
Delia hob die Augenbrauen. «Ja, bitte?» Wahrscheinlich kam jetzt diese Haben-wir-uns-nicht-schon-mal-irgendwo-gesehen-Nummer? Darauf stand sie aber absolut nicht!
«Ich stecke gerade in einem Schlamassel – bitte erschrecken Sie nicht über meinen Vorschlag! Mir sind mehrere meiner Mitarbeiterinnen ausgefallen. Aufgrund des miesen Regenwetters greift wohl eine Grippewelle um sich. Jedenfalls liegen ein paar meiner Damen mit Fieber im Bett. Ich wollte Sie fragen, ob Sie sich vorstellen könnten, auszuhelfen. Ich habe Sie ein wenig beobachtet. Sie bewegen sich sehr gut zur Musik und Sie sind sehr attraktiv. Natürlich gegen eine gute Bezahlung.»
Vorsicht und Misstrauen rührten sich bei Delia. «Worum geht es? Soll ich etwa tanzen?»
«Nun, nicht direkt. Das ist es ja gerade. Erschrecken Sie bitte nicht. Der Job ist ein wenig anders, also hören Sie es sich bitte erst mal an. Vielleicht reizt es Sie aber, denn meine Schwägerin erzählte mir gerade, dass Sie unter Geldmangel leiden und einen Nebenverdienst gebrauchen könnten?» Nun, so ließ sich ihre Geldknappheit auch interpretieren. Delia wurde neugierig.
«Mein Name ist Max Koos. Ich führe in der Nähe ein Edelbordell und …»
«Nein», unterbrach ihn Delia entrüstet. «Kommt gar nicht in Frage!»
«Warten Sie, lassen Sie ihn doch bitte ausreden. Es ist nicht so, wie Sie denken!», bat die Rothaarige.
Delia schnaubte ablehnend.
«Sehen Sie, unser Bordell heißt Sultan’s und diesem Namen werden wir unter anderem dadurch gerecht, dass eine unserer Damen in Haremskleidung auf einem Podest angebunden wird, sozusagen als Sklavin. Manche Männer mögen das. Ein bisschen schauen und necken, die Hilflosigkeit der Sklavin ausnutzen, ohne dass jedoch wirklich etwas passiert! Heute am Freitag ist natürlich besonders viel los und eigentlich habe ich niemanden übrig, der das machen könnte. Wie gesagt, Krankheitswelle.» Er lächelte sie gewinnend an. «Jedenfalls müsste ich das Podest heute Nacht leer lassen oder eine der anderen Damen dafür einsetzen, aber die haben alle ihre Stammkunden und eigentlich keine Zeit, Sie verstehen?»
Delia rümpfte angewidert die Nase. In ihrem Blick lag die ganze Verachtung, die sie für Menschen wie Koos und ihren Beruf übrig hatte. «Und was hat das mit mir zu tun?»
«Nun, wie gesagt, Sie sind sehr attraktiv.» Er musterte sie ungeniert von oben nach unten und zurück. Ihm gefiel ihre natürliche Schönheit. Sie hatte eine reine, alabasterweiße Haut, wie man sie oftmals bei Rothaarigen findet, die einen guten Kontrast zu ihren kastanienbraunen, gelockten Haaren bildete. Vielleicht schimmerten diese im Sonnenlicht sogar in einem Rotstich, der ihre blasse Haut rechtfertigte. Ihre grünen Augen waren einzigartig. Ein kühles, klares Grün, von wenigen gelben Sprenkeln durchsetzt. Eine einzigartige Mischung.
Um seine Lippen spielte ein gewinnendes Lächeln. «Und ich dachte – nun vielleicht könnten Sie sich vorstellen, diese Podestnummer zu übernehmen? Nur dort stehen, sich ein wenig zur Musik bewegen. Ähnlich wie Sie es gerade hinter dem Regal getan haben. Keine Verpflichtung, mit einem der Männer ins Bett zu gehen.»
Was schlug er ihr da vor? Sie sollte … Delia schwankte zwischen Empörung und Lachanfall. «Sie meinen – ich soll mich begaffen und dann auch noch anfassen lassen?» Sie brachte es mit wenigen Wort auf den Punkt: «Wie auf einem Sklavenmarkt zur Begutachtung? Kommt ja gar nicht in Frage!» Sie sah die Verkäuferin auffordernd an: «Kann ich jetzt bitte bezahlen?»
Doch Koos ließ nicht locker. Er betonte noch einmal die Harmlosigkeit dieses Jobs, nannte ihr den Preis pro Stunde und dass sie den Vibrator obendrein geschenkt bekäme. Sie würde doch nichts riskieren, dürfte es einfach ausprobieren. Im Zweifelsfall könne sie jederzeit aufhören und gehen. Kein Zwang, keine Verpflichtungen.
Delia war durchaus kontaktfreudig, Männer betreffend jedoch vergleichsweise schüchtern. Verlegenheit machte sich auf ihrem Gesicht breit. Sich von Fremden befummeln und anstarren zu lassen, vermutlich mit fast nichts bekleidet, war fern jeglicher Vorstellung. СКАЧАТЬ