Название: Der neue Sonnenwinkel Jubiläumsbox 1 – Familienroman
Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Sonnenwinkel
isbn: 9783740927844
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Zum Glück bemerkte Bambi das noch nicht, Manuel allerdings schon.
Als sie am Tisch von Kalle Hoger vorübergingen, der in Bambi so richtig verknallt war, legte Manuel seiner Freundin eine Hand auf die Schulter und sagte ganz cool: »Bambi, entspann dich, ist alles okay. Du weißt doch, für dich tu ich alles.«
Bambi seufzte: »Ach, Manuel, du bist ein solcher Schatz.« Und Kalle wurde vor lauter Zorn rot im Gesicht.
*
Monika Lingen, die Wirtin des Seeblicks hatte Glück gehabt. Roberta hatte ihr das Leben gerettet. Und sie hatte sich von ihrem Herzinfarkt schon recht gut erholt. Aber sie durfte das Krankenhaus noch lange nicht verlassen, und wenn, dann nicht um nach Hause zu gehen, sondern erst einmal in die Reha.
Monika war nicht nur eine hervorragende Köchin, sondern sie war die Seele des Gasthofs, und ihr Mann Hubert war ohne sie hilflos und verloren.
Zum Glück gehörte er zu den wenigen Männern, die sich das auch eingestehen konnten, ohne dass ihnen ein Zacken aus der Krone brach.
Die Stammgäste kamen noch immer, aber diejenigen, die nur gekommen waren, um die Köstlichkeiten zu genießen, die Monika an ihrem Herd zauberte, blieben natürlich aus.
Wie sollte es weitergehen?
Hubert, nun fest in Behandlung von Roberta, hatte mit der Ärztin gesprochen, und die hatte ihm klar gemacht, dass die alten Zeiten auch nach der Reha nicht zurückkommen würden.
Ein Herzinfarkt war kein Schnupfen oder etwas anderes, was in ein paar Tagen oder Wochen vorbei war.
Sie mussten miteinander reden!
Das hatte die Frau Doktor ihm deutlich gemacht, und er hatte es versprochen, auch wenn er eher zu den Menschen gehörte, die den Kopf gern in den Sand steckten und etwas lieber aussaßen.
Er hatte nie Monikas Power gehabt.
Er hatte einen besonders schönen Blumenstrauß gekauft und eine von den Glanzzeitschriften, die seine Monika so sehr liebte und wo sie kaum die Zeit gehabt hatte, sie zu lesen, sie hatte oftmals kaum darin blättern können, weil sie keine Zeit gehabt hatte oder zu müde gewesen war.
Jetzt hatte sie Zeit, und er war bereit, alles für sie zu tun. Er war so froh und dankbar, dass sie diesen Herzinfarkt überlebt hatte. Nicht auszudenken, was sonst passiert wäre.
Sie lag in einem Einzelzimmer, und sie lächelte, als sie ihren Besucher erkannte.
»Hubert, nicht schon wieder Blumen«, sagte sie, »das ist doch nicht nötig, aber schön sind sie. Und eine Zeitschrift hast du auch mitgebracht. Du verwöhnst mich.«
Er zog sich einen Stuhl an ihr Bett, gab ihr einen Kuss, ehe er sich hinsetzte.
»Nein, Monika, das hätte ich mal eher tun sollen. Für mich war alles selbstverständlich. Die Frau Doktor hat mir die Augen geöffnet und mich auf die richtige Spur gebracht. Ich habe heute früh mit ihr geredet, und jetzt bin ich hier, weil ich es ihr versprochen habe.«
»Und der Seeblick?«, erkundigte seine Frau sich sofort.
»Den mache ich erst heute Abend wieder auf.«
Das war so ungewöhnlich, so neu.
»Aber die Gäste, Hubert«, rief sie.
Er nahm ihre schmale Rechte in seine großen Hände.
»Seit wir den Gasthof bewirtschaften, haben wir an nichts anderes mehr gedacht, immer nur an den Seeblick, an die Gäste. Dabei sind wir auf der Strecke geblieben und haben es nicht einmal bemerkt. Wir haben niemals an uns gedacht …, dein Zusammenbruch war ein Schock, der mir noch jetzt in den Gliedern sitzt. Ich hätte dich beinahe verloren. Moni, so kann es nicht weitergehen, die Frau Doktor hat recht, wir müssen etwas verändern.«
Monika Lingen blickte ihren Ehemann ganz erstaunt an. So hatte er in all den Jahren, in denen sie den Gasthof bewirtschafteten, niemals geredet. Für ihn hatte immer nur die Arbeit gezählt, und es war nicht einmal ein Urlaub von wenigstens einer Woche drin gewesen. Nun diese Kehrtwendung.
»Aber was, Hubert? Was sollen wir verändern?«
Er zuckte die Achseln.
»Ich weiß nicht«, sagte er ein wenig hilflos. »Wir haben doch beide schon lange keine Wünsche geäußert, und wenn mal was kam, verlief es schnell im Sande. Wir haben niemals an uns gedacht. Ich denke, das müssen wir wieder lernen, und wir müssen uns ganz ernsthaft überlegen, wie unser Leben weitergehen soll.«
»Wie bisher, nur ein wenig langsamer«, meinte sie. »Vielleicht machen wir die Restauration erst abends auf. Tagsüber bieten wir nur kleine Gerichte an. Das erspart viel Arbeit. Und die meisten der Gäste, die tagsüber kommen, wollen doch eh nur etwas trinken oder Kaffee und Kuchen bestellen.«
Er schüttelte den Kopf.
»Das ist nicht die Lösung. Ich kenne dich. Du würdest wieder herumwuseln wie früher, als sei nichts geschehen. Du bist dem Tod, dank der Frau Doktor Steinfeld, gerade noch von der Schippe gesprungen. Das ist eine Gnade, ein Geschenk des Himmels. Ein solches Glück soll man nicht ein zweites Mal herausfordern.«
Er beugte sich vor, streichelte ihr Gesicht.
»Moni, ich liebe dich. Ich möchte dich nicht verlieren, ein Leben ohne dich wäre für mich unvorstellbar.«
Monika Lingen freute sich über solche Worte. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann er das »Ich liebe dich« zum letzten Mal ausgesprochen hatte.
Aber sie war auch ein wenig irritiert. Ihr Mann hatte den Schalter so vollkommen umgekippt. Er verhielt sich so anders.
Ehe sie etwas sagen konnte, wurde angeklopft, die Tür aufgerissen, eine Krankenschwester kam ins Zimmer gestürmt und sagte: »Frau Lingen, der Herr Professor will Sie sehen, und es steht auch noch eine Untersuchung aus, die er Ihnen nicht ersparen kann.«
Sie wandte sich an Hubert.
»Tut mir leid, Herr Lingen, dass ich Ihre Frau entführen muss.«
Dafür hatte er natürlich Verständnis, erhob sich, die Schwester schob einen Rollstuhl ans Bett, und als Monika protestieren wollte und sagte, sie könne allein gehen, wehrte die Schwester ganz entschieden ab.
»Sie laufen genug herum, aber der Weg zum Untersuchungsraum ist entschieden zu weit. Also, keine Widerrede, meine Liebe.«
Monika gehorchte und die Schwester war zufrieden.
Ehe sie gemeinsam das Krankenzimmer verließen und in verschiedene Richtungen gingen, sagte die Schwester: »Herr Lingen, Sie müssen mal ernsthaft mit Ihrer Frau reden und ihr begreiflich machen, dass ein Herzinfarkt nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist.«
Er versprach es, und er war froh, dass er schon einmal damit angefangen hatte, mit seiner Moni zu reden.
Es war fünf nach Zwölf, der Zeiger der Uhr ließ sich nicht zurückdrehen, was geschehen war, war geschehen. Aber man konnte ihn anhalten und СКАЧАТЬ