Название: Der neue Sonnenwinkel 75 – Familienroman
Автор: Michaela Dornberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Der neue Sonnenwinkel
isbn: 9783740963682
isbn:
»Nun ja, auf jeden Fall muss sich unsere gute Alma jetzt keine Sorgen mehr machen, dass dir ihre Kochkünste nicht mehr genügen, und du deswegen in den ›Seeblick‹ gehst. Diese überflüssigen Bedenken hatte sie ja immer, dabei kann Alma es jederzeit mit diesen beiden Spitzenköchen aufnehmen. Ich könnte mich in alles hineinknien, was Alma kocht. Ich liebe sie überhaupt über alles, weil sie ein so warmherziger Mensch ist. Und glaube mir, liebe Roberta, das sage ich jetzt nicht, weil sie mir immer Essen mitgibt, wenn ich euch besuche.«
Nicki seufzte. »Alles verändert sich. Irgendwie sind Julia und ihr Tim zu beneiden, dass sie aus einer sehr gesicherten Existenz heraus den Absprung in eine ungewisse Zukunft geschafft haben. Das ist ein Risiko, und ich finde, das geht man nur ein, wenn man sich miteinander sehr sicher fühlt, dass man das Privatleben voranstellt.«
Beinahe hätte Roberta jetzt gesagt: wie seinerzeit auch Roberto mit der Entscheidung, alles aufzugeben, in die Toscana zu gehen. Sie verkniff es sich, doch das hätte sie nicht gemusst, weil Nicki von sich aus davon anfing.
»Julia und Tim, und zuvor hat Roberto ja auch nichts anderes getan, als alle Zelte abzubrechen. Und nun sitzt er mit Frau und Kindern in der großartigen Toscana. Ich möchte nicht darüber nachdenken, dass eigentlich ich die Frau an seiner Seite hätte sein können.«
Nicki konnte es einfach nicht lassen, immer wieder davon anzufangen, dabei war sie es doch gewesen, die Schluss gemacht, die Roberto verlassen hatte, der wirklich sehr unter dieser Trennung gelitten hatte. Auch wenn Nicki immer das Gegenteil behauptete, Roberta war überzeugt davon, dass sie es nicht loslassen konnte, dass der Schatten von Roberto noch immer in deren Leben herumgeisterte.
»Nicki, quäle dich doch nicht mehr mit den Gedanken an die Vergangenheit, an Roberto, es ist für immer und alle Zeiten vorbei.«
Nicki widersprach sofort, doch ihre Stimme klang dabei nicht überzeugend.
»Roberta, das weiß ich doch. Aber manchmal frage ich mich einfach, ob ich damals nicht einen ganz großen Fehler gemacht habe.«
Roberta beschloss, jetzt dazu nichts mehr zu sagen. Zum Glück litt Nicki nicht ständig unter dieser Trennung, aber wenn sie sich an Roberto erinnerte, konnte sie sich ganz gehörig in etwas hineinsteigern. Das musste sie also jetzt auf jeden Fall verhindern. Sie begann über alles Mögliche zu reden und brachte sich damit beinahe um Kopf und Kragen. Und natürlich durchschaute Nicki das.
»Liebste Freundin, ich habe dir mehr als nur einmal gesagt, was für eine grottenschlechte Schauspielerin du doch bist. Also lass es. Es ist wirklich alles gut. Ich habe keine Ahnung, wohin meine Reise noch gehen wird, mit Roberto sollte ich sie offensichtlich nicht antreten, denn wäre er mein wirklicher Mr Right gewesen, hätte ich mich nicht von ihm getrennt. Ich sage da nichts Neues, aber leider neigen wir alle ein wenig dazu, die Vergangenheit zu verherrlichen, in ihr etwas zu sehen, was sie niemals war. Und jetzt klingelt es an meiner Tür, und ich weiß auch schon, wer davor steht und Einlass begehrt. Der gute Jens, der sich ein wenig bei mir ausweinen möchte.«
Jetzt konnte Roberta sich eine Bemerkung einfach nicht verkneifen.
»Und mir wirfst du vor, so etwas wie die Mutter Teresa zu sein, was bist du denn?«
Nicki begann herzhaft zu lachen.
»Dieser Punkt, allerbeste Freundin, der geht an dich.«
Dann hatte Nicki es eilig, sich von Roberta zu verabschieden.
Gerade im richtigen Augenblick, denn Alma kehrte auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer zurück, was überhaupt nicht nötig gewesen wäre, denn die kleine Adrienne befand sich nebenan.
»Sie schläft«, flüsterte Alma verzückt, danach blickte sie ihre Chefin an. »Ist es Ihnen recht, Frau Doktor, wenn ich Adrienne für heute Nacht mit in meine Wohnung nehme? Ich möchte noch so viel wie möglich von ihr haben, denn wenn …«, sie brach ihren Satz ab, ihre Augen füllten sich mit Tränen. Bei aller Liebe, jetzt dramatisierte Alma ein wenig, und das hatte sie eindeutig mit Nicki gemeinsam.
»Klar, Alma, nehmen Sie die Kleine mit in Ihre Wohnung, aber ansonsten, noch ist sie hier, noch ist nichts entschieden, nicht wahr?«
»Aber man wird sie uns nehmen«, erwiderte Alma mit düsterer Grabesstimme. Wenn die Situation nicht so ernst wäre, hätte Roberta jetzt am liebsten angefangen zu lachen. Ihr ging es doch auch nahe, sie wollte überhaupt nicht an das Leben ohne Adrienne denken.
Roberta erhob sich, war mit wenigen Schritten bei Alma, umarmte sie. »Alma, Paula ist die Mutter. Wir sollten uns freuen, dass sie sich zu ihrem Kind bekennen möchte. Anders zu denken, das wäre egoistisch, nicht wahr?«
»Sie haben recht, Frau Doktor«, bekannte Alma, »doch es ist so unendlich schwer, das voneinander zu trennen. Irgendwo sind wir Menschen alle auch Egoisten, im Fall Adrienne bekenne ich mich dazu, eine Egoistin zu sein.«
Roberta streichelte Almas Rücken.
»Alma, alles wird gut, und das Leben geht immer weiter. Und wer sagt denn, dass für uns alles zu Ende sein wird, bloß weil Paula hier aufgetaucht ist?«
Alma entschied sich, dazu nichts zu sagen, sie befreite sich aus Robertas Armen und entschuldigte sich, bemerkte mit leiser Stimme: »Sie haben so viel um die Ohren, und dann nöle ich Sie auch noch zu.«
»Alma, alles ist gut.«
Roberta war sich nicht sicher, ob diese Worte bei Alma angekommen waren, doch sie war ganz froh, dass Alma sich entschuldigte, ging, um mit der kleinen Adrienne hinunter in ihre eigene Wohnung zu gehen. Für das Baby war es wirklich sehr komfortabel, manchmal behielt Roberta sie bei sich, manchmal nahm Alma die kleine Adrienne zu sich.
Sie hatte die ganze Zeit über ziemlich cool getan, doch das sah nur so aus. Roberta hatte keine Ahnung, wie sich alles nun entwickeln würde. Vor allem wollte sie natürlich auch, dass es für Paula gut ausgehen sollte. Ihr war bald schon klar, dass sie das nicht entscheiden konnte, weil sie überhaupt keine Ahnung davon hatte. Es musste so oder so ein Anwalt her. Sie konnte Rosmarie Rückert nach einer Adresse fragen, deren Ehemann immerhin Notar war. Dann jedoch entschied sie sich anders. Sie würde sich an Teresa von Roth wenden, die ihr in dieser Angelegenheit bereits einmal geholfen hatte.
Sie versuchte, sich zu entspannen, und dann begann Roberta zu träumen. Es war schön gewesen mit Adrienne, und die Anwesenheit des Babys hatte Roberta vorgegaukelt, wie es hätte sein können, wenn sie und Lars vom Schicksal nicht getrennt worden wären.
Lars …
Roberta würde niemals aufhören, an ihn zu denken, weil er ihr alles bedeutet hatte, dieser Mann mit den unglaublich blauen Augen.
Das Bild von Ken Craig hatte sich verwischt, das von Lars würde für immer bleiben, genau wie der Stern, der ihren Namen trug, Lars und Roberta …
Nein! Sie wollte nicht schon wieder mit ihrem Schicksal hadern, das so grausam zugeschlagen hatte. Sie war nicht allein auf der Welt, die es so bitter getroffen hatte, und sie war auch nicht allein, die sich fragte, warum das ausgerechnet ihr passiert war.
Sie dachte an das, was Nicki ihr an den Kopf geworfen hatte, so etwas wie Mutter Teresa zu sein. Traf das zu? Flüchtete sie sich in etwas, was ihr nicht gefährlich werden, wo sie helfen konnte? Nein, da dachte sie in den verkehrte Richtung. Sie hatte es sich nicht ausgesucht, es war auf ihren Weg gekommen. Und so würde es auch sein, sollte irgendwann noch СКАЧАТЬ