Ekkehard. Joseph Victor von Scheffel
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Название: Ekkehard

Автор: Joseph Victor von Scheffel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Große verfilmte Geschichten

isbn: 9783955012205

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СКАЧАТЬ und wechselseitig vor. Oft wurden deutsche Bischöfe in solcher Mission nach Konstantinopel gesendet, z. B. Bernward von Würzburg für Kaiser Otto III., Werner von Straßburg für den Sohn Kaiser Konrads II. In einer Notiz des sanktgallischen liber benedictionum wird es sehr getadelt, daß die vornehme Männerwelt sich mit Hintansetzung der deutschen Töchter Frauen aus Italien und Griechenland holte. Die Vorliebe der deutschen Herren für byzantinische Damen begreift sich aber nach den Schilderungen derer, die Augenzeugen des neuen Tones und der liebenswürdigen Geselligkeit waren, welche durch Ottos II. griechische Gemahlin Theophano an dem deutschen Kaiserhof eingeführt wurden. Sogar der ernsthafte Scholastiker Gebert, nachmals Papst Sylvester II., sah sich veranlaßt, dem Zauber byzantinischer Frauensitte seine Anerkennung auszusprechen. »Da mir diese gemütlichen Gesichter,« sagte er, »diese sokratischen Unterhaltungen entgegen kamen, vergaß ich allen Kummer und mich schmerzte nicht mehr der Gedanke meiner Auswanderung.«

      Praxedis war ein blasses feingezeichnetes Köpfchen, aus dem zwei große dunkle Augen unsäglich wehmütig und lustig zugleich in die Welt vorschauten. Das Haar trug sie in Flechten um die Stirn geschlungen; sie war schön.

      Praxedis, wo ist der Star? sprach Frau Hadwig.

Nostratim fari »Pater et noster« recitare Usque »qui es in coelis« lis, lis, lis triplicatis.

      Der Star war aber tiefer gebildet. Er konnte außer dem gereimten Klingklang auch das Vaterunser hersagen. Der Star war auch hartnäckig und konnte seine Grillen haben, so gut wie eine Herzogin in Schwaben.

      Heute mußte dieser eine Erinnerung an alte Zeit durch den Sinn geflogen sein, der Star sollte den Hochzeitsspruch sagen. Der Star aber hatte seinen frommen Tag. Und wie ihn Praxedis ins Gemach trug, rief er feierlich: Amen! und wie Frau Hadwig ihm ein Stück Honigkuchen in den Käfig reichte und schmeichelnd fragte: Wie war's mit dem Stern am schwäbischen Himmel, Freund Star? da sprach er langsam: Führe uns nicht in Versuchung! Wie sie aber zur Ergänzung seines Gedächtnisses ihm zuflüsterte: Der Stern heißt Hadwig, Heil ihm! – da fuhr der Star in seiner Melodie fort und intonierte würdig: Erlöse uns von dem Übel!

      Fürwahr, das fehlt noch, daß auch die Vögel heutigen Tages unverschämt werden, rief Frau Hadwig; Burgkatze, wo steckst du? und sie lockte die schwarze Katze herbei, der war der Star schon lange ein Dorn im Auge; mit funkelnden Augen kam sie geschlichen.

      Frau Hadwig erschloß den Käfig und überantwortete ihr den Vogel, der Star aber, dem schon die scharfen Krallen das Gefieder zausten und etliche Schwungfedern geknickt hatten, ersah noch ein Gelegenheitlein und entwischte durch einen Spalt am Fenster.

      Bald war er verschwunden, ein schwarzer Punkt im Nebel.

      Eigentlich, sprach Frau Hadwig, hätt' ich ihn auch im Käfig behalten können. Praxedis, was meinst du?

      Meine Herrin hat bei allem recht, was sie tut, erwiderte diese.

      Praxedis, fuhr Frau Hadwig fort, hol mir meinen Schmuck. Mich gelustet, eine goldene Armspange anzulegen.

      Da ging Praxedis, die immerwillige, und brachte der Herzogin Schmuckkästchen. Das war von getriebenem Silber, mit starken unfertigen Strichen waren etliche Gestalten darin angebracht in erhabener Arbeit, der Heiland als guter Hirt und Petrus mit dem Schlüssel und Paulus mit dem Schwert, samt allerhand Blattwerk und reich verschlungener Zierat, als wenn es früher zur Aufbewahrung von Reliquien gedient hätte. Es war durch Herrn Burkhard eingebracht worden, doch sprach er nie gern davon, denn er kam zu selber Zeit von einer Fehde heimgeritten, darin er einen burgundischen Bischof schwer überrannt und niedergeworfen hatte.

      Wie die Herzogin das Kästchen aufschlug, gleißten und glänzten die Kleinodien mannigfalt auf dem roten Samtfutter. Bei solchen Denkzeichen der Erinnerung kommen allerhand alte Geschichten herangeschwirrt. Auch das Bildnis des griechischen Prinzen Konstantin lag dort, zierlich, geleckt und sonder Geist vom Byzantiner Meister auf Goldgrund gemalt.

      Praxedis, sprach Frau Hadwig, wie wär's geworden, wenn ich deinem spitznasigen, gelbwangigen Prinzen die Hand gereicht hätte?

      Meine Herrin, war Praxedis' Antwort, es wäre sicher gut geworden.

      Ei, fuhr Frau Hadwig fort, erzähl mir etwas von deiner langweiligen Heimat, ich möchte mir gern vorstellen, was ich für einen Einzug in Konstantinopolis gehalten hätte.

      O Fürstin, sprach Praxedis, meine Heimat ist schön – wehmütig ließ sie ihr dunkles Aug' in die neblige Ferne gleiten – und solch trüber Himmel wenigstens wär' Euch am Ufer des Marmormeeres für immer erspart. Auch Ihr hättet den Schrei des Staunens nicht unterdrückt, wenn wir auf stolzer Galeere dahin gefahren wären: an den sieben Türmen vorbei, da heben sich zuerst die dunklen Massen, Paläste, Kuppeln, Gotteshäuser, alles im blendend weißen Marmor, aus den Brüchen der Insel Prokonnesos, groß und stolz steigt die Lilie des Meeres aus dem blauen Grunde auf, dort ein dunkler Wald von Cypressen, hier die riesige Wölbung der hagia Sophia, auf und ab das weite Vorgebirg des goldenen Horns; gegenüber am asiatischen Gestade grüßt eine zweite Stadt, und als blaugoldner Gürtel schlingt sich das schiffbelastete Meer um den Zauber – o Herrin, auch im Traum vermag ich hier im schwäbischen Land den Glanz jenes Anblicks nicht wieder zu schauen.

      Und dann, wenn die Sonne niedergestiegen und über flimmernden Meereswellen die Nacht aufgeht, der Königsbraut zu Ehren alles im blaufahlen Glanz griechischen Feuers, – jetzt fahren wir in Hafen ein, die große Kette, die ihn sonst absperrt, löst sich dem Brautschiff, Fackeln sprühen am Ufer, dort steht des Kaisers Leibwache, die Waräger mit ihren zweischneidigen Streitäxten, und die blauäugigen Normänner, dort der Patriarch mit zahllosen Priestern, überall Musik und Jubelruf, und der Königssohn im Schmucke der Jugend empfängt die Verlobte; nach dem Palaste von Blacharnae wallt der Festzug...

      Und all diese Herrlichkeit habe ich versäumt, spottete Frau Hadwig. Praxedis, dein Bild ist nicht vollständig. Und schon des andern Tages kommt der Patriarch und erteilt der abendländischen Christin einen scharfen Glaubensunterricht, was von all den Ketzereien zu halten, die auf eurem verstandesdürren Erdreich aufsprießen wie Stechapfel und Bilsenkraut, – und was von den Bildern der Mönche und dem Konzilschluß zu Chalcedon und Nicaea; dann kommt die Großhofmeisterin und lehrt die Gesetze der Sitte und Bewegung: so die Stirn gefaltet und so die Schleppe getragen, diesen Fußfall vor dem Kaiser und jene Umarmung der Frau Schwiegermutter und diese Höflichkeit gegen jenen Günstling und jene gigantische Redensart gegen dieses Untier: Eure Gravität, Eure Eminenz, Eure erhabene und wunderbare Größe! – was am Menschen Lebenslust und Kraft heißt, wird abgetötet, und der Herr Gemahl gibt sich auch als gefirnißtes Püppchen zu erkennen, eines Tages steht der Feind vor den Toren oder der Thronfolger ist den Blauen und Grünen des Zirkus nicht genehm, der Aufstand tobt durch die Straßen, und die deutsche Herzogstochter wird geblendet ins Kloster gesteckt... Was frommt's ihr dann, daß ihre Kinder schon in der Wiege mit dem Titel Alleredelster begrüßt wurden? Praxedis, ich weiß, warum ich nicht nach Konstantinopolis ging.

      Der Kaiser ist der Herr der Welt, sprach die Griechin; was der Wille seiner Ewigkeit ordnet, ist wohlgetan; so hat man mich gelehrt.

      Hast du auch schon darüber nachgedacht, daß es dem Menschen ein kostbar Gut ist, sein eigener Herr zu sein?

      Nein, sprach Praxedis.

      Das angeregte Gespräch behagte der Herzogin.

      Was СКАЧАТЬ