Ekkehard. Joseph Victor von Scheffel
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Ekkehard - Joseph Victor von Scheffel страница 15

Название: Ekkehard

Автор: Joseph Victor von Scheffel

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Große verfilmte Geschichten

isbn: 9783955012205

isbn:

СКАЧАТЬ zwei ihrer Bande; einen in der Rechten, einen in der Linken schwingend, warf er sie so sicher durch die engen Klausfenster der Streitenden, daß Wiborad, vom weichen Fell elektrisch am Haupte berührt, mit lautem Aufschrei zurückfuhr. Der braven Wendelgard hatte sich in währender Hitze des Zwiegesprächs der schwarze Habit gelöst, der Hase fuhr ihr so plötzlich zwischen Hals und Kapuze und verfing sich in der Gewandung und suchte einen Ausweg und wußte nicht wohin, daß auch sie ein jäher Schreck überfiel. Da stellten beide die Scheltung ein, die Fensterläden schlossen sich, ruhig ward's auf dem Hügel.52

      Wir wollen heim, sprach Romeias zur Griechin, es will Abend werden. Praxedis war weder vom Gezänk noch von Romeias' Friedestiftung so auferbaut, daß sie länger zu bleiben gewünscht hätte. Ihre Begleiterinnen hatten bereits auf eigene Faust den Rückzug angetreten.

      Die Hasen gelten bei Euch nicht viel, sprach sie zum Wächter, daß Ihr sie so grob in die Welt hinauswerfet.

      Nicht viel, lachte Romeias, doch wär' das Geschenk eines Dankes wert.

      Zu selber Zeit hob sich die Dachluke an Wiborads Zelle, die hagere Gestalt ward zur Hälfte sichtbar, ein mäßiger Feldstein flog über Romeias Haupt hin, er traf ihn nicht. Das war der Dank für den Hasen.

      Man ersieht daraus, daß die Formen geselligen Verkehrs mannigfach von den heutigen verschieden waren.

      Praxedis sprach ihr Befremden aus.

      So etwas kommt alle paar Wochen einmal vor, erwiderte Romeias. Mäßiger Geifer und Zorn schafft alten Einsiedlerinnen neue Lebenskraft; es ist ein gut Werk, zu Erregung derselben beizutragen.

      Aber sie ist eine Heilige, sagte Praxedis scheu.

      Romeias geleitete seine neue Freundin zur Pforte des außer Klosterbann gelegenen Hauses, das zu ihrer Herbergung bestimmt war. Dort standen die Dienerinnen, der Strauß Waldblumen, den sie gepflückt, lag auf dem Steintisch am Eingang.

      Wir müssen Abschied nehmen, sagte der Wächter.

      Lebt wohl, sprach Praxedis.

      Da ging er. Nach dreißig Schritten schaute er scharf zurück. Aber zweimal geht die Sonne an einem Tage nicht auf, am wenigstens für einen Wächter am Klostertor. Es ward ihm keine Kußhand mehr zugeworfen, Praxedis war ins Haus gegangen.

      Da wandelte Romeias langsam zurück, griff, ohne anzufragen, den Blumenstrauß vom Steintisch und zog ab. Den Hirsch und die vier Hasen lieferte er der Klosterküche. Dann bezog er seine Wächterstube, nagelte den Strauß an die Wand und malte mit Kohle ein Herz dazu, das hatte zwei Augen und einen langen Strich als Nase und einen Querstrich als Mund.

      Der Klosterschüler Burkard kam herauf, mit ihm zu spielen. Den faßte er mit gewaltiger Hand, reichte ihm die Kohle, stellte ihn vor die Wand und sprach: Schreib den Namen drunter!

      Was für einen Namen? frug der Knabe.

      Ihren! sprach Romeias.

      Was weiß ich von ihr und ihrem Namen, sagte der Klosterschüler verdrießlich.

      Da sieht man's wieder, brummte Romeias, wozu das Studieren gut ist! Sitzt der Bub' jeden Tag acht Stunden hinter seinen Eselshäuten und weiß nicht einmal, wie ein fremdes Frauenzimmer heißt!...

      1 Hroswitha von Gandersheim hat die Geschichte von der Thais und dem Anachoreten der Wüste in ihrer naiven lateinischen Komödie Paphnucius behandelt. Siehe Magnin, théâtre de Hrotswitha, Paris 1845. p. 280 u. ff.

      2 »Quid mihi et inanibus hujus seculi vanitatibus? Audio in coelis signa sonitusque campanarum ac dulcisonam angelicae modulationis harmoniam: illuc ire desidero, his interesse delector.« Vita Wiboradae auctore Hartmanno c. 2.

      3 FrauWendelgards Sehnsucht nach dem gefangenen Ehgemahl ward in anmutiger Weise gestillt. Sie ging aus ihrer Klause jedes Jahr einmal nach Buchhorn, um des Grafen Ulrich Angedenken mit einer feierlichen Jahreszeit zu ehren. Wie sie einst nach derselben mit eigener Hand den Armen Almosen austeilte, stand einer unter den Bettlern, zerrissen und entstellt, dem schenkte sie ein Kleid. Er aber ließ ihre Hand nimmer aus der seinen, zog sie zu sich und küßte sie vor allem Volk, strich sein Haar zurück und sprach: Erkenne deinen Gemahl. Da Frau Wendelgard unwillig über solchen Gewaltstreich eines Fremden, sich abwenden und ihn den Dienern zur Züchtigung überweisen wollte, wies er ihr eine alte Narbe, und wie aus langem Schlaf erwachend fuhr sie auf: O mein Gebieter, du aller Menschen mir der teuerste, sei gegrüßt, du mein Herr, sei gegrüßt, du immer süßer! und lag weinend in seinen Armen. Ekkeh. IV. casus S. Galli c. 10 bei Pertz Mon. II. 120.

      4 .. pelle ejus simulatae sanctitatis detracta.. Hepidan vita Wiboradae cap. II.

      5 .. quia nondum in se mortificaverit phylargyriam, quae est omnium radix malorum usw. Die Anklagen, wegen deren sich Wiborad einst vor dem Bischof in Konstanz zu verantworten hatte, sind ausführlich nachzulesen in Hepidan, vita Wibor. II. 11.

      Im Kloster

      Viertes Kapitel

      Frau Hadwig hatte inzwischen am Grab des heiligen Gallus ihre Andacht verrichtet. Dann gedachte der Abt, ihr einen Gang im schattigen Klostergarten vorzuschlagen; aber sie bat, ihr zuvörderst den Kirchenschatz zu zeigen. Der Frauen Gemüt, wie hoch es auch genaturt sein mag, erfreut sich allzeit an Schmuck, Zierat und prächtiger Gewandung. Da wollte der Abt mit einiger Ausrede ihren Sinn ablenken, vermeinend, sie seien nur ein arm Klösterlein und seine Base werde auf ihren Fahrten im Reich und am Kaiserhof schon Preiswürdigeres erschaut haben: es half ihm nicht. Sie traten in die Sakristei ein.

      Er ließ die gebräunten Schränke öffnen, da war viel zu bewundern an purpurnen Meßgewändern, an Priesterkleidern mit Stickerei und gewirkten Darstellungen aus heiliger Geschichte. War auch manches darauf abgebildet, was noch nahe an römisches Heidentum anstreifte, zum Beispiel die Hochzeit des Merkurius mit der Philologie.