Gesammelte Werke von Rudyard Kipling. Редьярд Киплинг
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Название: Gesammelte Werke von Rudyard Kipling

Автор: Редьярд Киплинг

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9788027209255

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СКАЧАТЬ Macht des Nordens unterrichtet worden, daß Neuigkeiten aus ihren Territorien nach Britisch Indien durchsickerten. Die Premierminister dieser Könige waren ernstlich erzürnt und taten ihre Schritte nach orientalischer Weise. Unter vielen anderen hatten sie den unverschämten, rotbärtigen Roßhändler in Verdacht, dessen Karawanen, bis zum Bauch im Schnee, ihre Bergvesten durchfurchten. Wenigstens war seine Karawane vor kurzer Zeit auf dem Wege niederwärts zweimal überfallen und beschossen worden, wie Mahbubs Leute angaben, von drei fremden Strolchen, die zu dieser Leistung gedungen oder auch nicht gedungen sein konnten. Deshalb hatte Mahbub vermieden, sich in der ungesunden Stadt Peshawur aufzuhalten, und war ohne Zeitverlust durchmarschiert nach Lahore, wo er, der seine Landsleute kannte, auf merkwürdige Ereignisse vorbereitet war.

      Und Mahbub Ali barg etwas bei sich, das er nicht eine Stunde länger als nötig zu behalten wünschte, ein Päckchen dicht zusammen gefaltetes Faserpapier, in Wachstaffet eingewickelt, einen unpersönlichen, nicht adressierten Bericht mit fünf mikroskopisch kleinen Löchern in einer Ecke, der die fünf verbündeten Könige, die freundlich gesinnte nordische Macht, einen Hindu-Bankier in Peshwaur, die Firma einer Waffenfabrik in Belgien und einen halb unabhängigen, wichtigen, mohammedanischen Regenten des Südens aufs Schmählichste verriet. Dieses letzte war das Werk von R. 17, welches Mahbub jenseits des Dora-Passes an sich nahm und für R. 17 weiter trug, da dieser, Umstände halber, über die er keine Macht hatte, seinen Beobachtungsposten nicht verlassen konnte. Dynamit war mild und harmlos neben diesem Rapport von C. 25, und selbst ein Orientale mit eines Orientalen Ansichten über den Wert der Zeit mußte sich sagen, daß der Bericht je früher je besser in den richtigen Händen sein mußte. Mahbub hatte keinen besonderen Wunsch, auf gewaltsame Weise zu sterben, weil zwei oder drei Familien-Blutfehden jenseits der Grenze noch unerledigt an seinen Händen hingen. Er beabsichtigte, sobald diese Schuld beglichen, sich als mehr oder weniger tugendhafter Bürger zur Ruhe zu setzen. Seit seiner Ankunft vor zwei Tagen hatte er das Gitter der Karawanen-Herberge noch nicht durchschritten, wohl aber ostentativ Telegramme versendet nach Bombay, wo er etwas Geld auf der Bank hatte, nach Delhi, wo ein untergeordneter Geschäftsteilhaber von einem Clan Pferde verkaufte an den Agenten eines Rajputana Staates, und nach Umballa, wo ein Engländer dringend den Stammbaum eines weißen Hengstes forderte. Der öffentliche Briefschreiber, der englisch verstand, verfaßte ausgezeichnete Telegramme, wie: – »Creighton, Laurel-Bank, Umballa-Pferd ist Araber wie bereits gemeldet. Bedaure Stammbaum Verzögerung, welchen übersetze.« Und später an dieselbe Adresse: »Bedauere sehr Verzögerung. Sende Stammbaum ab.« Seinem Unterpartner in Delhi drahtete er: »Lutuf Ullah. Drahtete 2000 Rupien Eurem Conto, Luchmann Narains Bank.« Das war alles ganz kaufmännisch, aber jedes dieser Telegramme wurde besprochen und wieder besprochen von Leuten, die sich für berechtigt hielten, die Telegramme zu lesen, bevor sie aus den Händen eines einfältigen Balti, der sie unterwegs alle möglichen Leute lesen ließ, zur Station gelangten.

      Als Mahbub in seiner eigenen bilderreichen Sprache so den Brunnen der Nachforschung mit dem Stab der Vorsicht getrübt hatte, kam ihm Kim wie vom Himmel gesendet in den Weg, und gewöhnt, die geringsten Chancen zu nutzen, nahm er diesen, ebenso rasch entschlossen wie gewissenlos, in Dienst.

      Ein wandernder Lama mit einem knabenhaften Diener niederer Kaste konnte wohl ein augenblickliches Interesse erregen auf der Pilgerfahrt nach Indien, dem Land der Pilger, aber verdächtigen würde man sie nicht, noch, was wichtiger war, berauben.

      Er rief nach frischem Feuer für seine Hookah und überlegte noch einmal. Wenn im schlimmsten Falle der Knabe zu Schaden käme, konnte das Papier niemanden ernstlich kompromittieren, er würde zu passender Zeit nach Umballa gehen und mit geringem Risiko, daß neuer Verdacht entstünde, seine Geschichte mündlich den betreffenden Personen übermitteln. Aber der Rapport von R. L. 7 war der Kernpunkt der ganzen Sache, und käme er nicht in die rechten Hände, konnte das außerordentlich störend werden. Immerhin, Gott war groß, und Mahbub Ali war sich bewußt, alles, was möglich war, getan zu haben. Kim war das einzige Wesen in der Welt, das ihm niemals eine Lüge vorgebracht hatte. Das wäre nun ein fataler Fleck auf Kims Charakter gewesen, hätte Mahbub nicht gewußt, daß er in seinen eigenen Angelegenheiten andere Leute anlog wie nur irgendein Orientale.

      So machte sich denn Mahbub Ali auf, quer durch die Herberge bis zu der Pforte der Harpyen, die ihre Augen malen und die Fremdlinge in ihren Netzen fangen. Nicht ohne Mühe fand er das Mädchen, das, wie er vermutete, die spezielle Freundin eines bartlosen Pundit von Kashmir war, der seinem dummen Balti mit den Telegrammen aufgelauert hatte. Es war ein ganz törichtes Unternehmen: denn alsbald fingen sie an, gegen des Propheten Gesetz, parfümierten Branntwein zu trinken, und Mahbub war bald glänzend betrunken. Die Gitter seines Mundes waren gelöst, er verfolgte die Blume des Entzückens mit den Füßen des Rausches, bis er platt auf die Polster fiel, wo dann die Blume des Entzückens mit Hilfe eines bartlosen Pundit von Kashmir ihn vom Kopf bis zu den Füßen gründlich durchsuchte.

      Um dieselbe Stunde ungefähr hörte Kim in Mahbubs verlassener Abteilung leise Tritte schallen. Der Roßhändler hatte, sonderbar genug, seine Tür nicht verschlossen, und seine Leute waren vollauf beschäftigt, das ganze Schaf, das Mahbub großmütig zur Feier der Rückkehr gespendet, zu verzehren. Ein geschmeidiger junger Gentleman aus Delhi untersuchte mit Hilfe eines Schlüsselbundes, welche die Blume von des sinnlos Betrunkenen Gürtel losgehakt hatte, jeden Koffer und Ballen, Bündel und Satteltaschen in Mahbubs Besitz noch systematischer, als die Blume und der Pundit den Besitzer selbst.

      »Und mir scheint,« sagte die Blume eine Stunde später verächtlich, den runden Ellbogen auf den schnarchenden Körper gestützt, »er ist nichts weiter als ein Schwein von Afghanischem Roßhändler, das nur an Weiber und Pferde denkt. Übrigens – er mag es fortgeschickt haben – wenn es überhaupt da war.«

      »Nein – ein Ding, das fünf Könige betrifft, würde er nächst seinem schwarzen Herzen aufbewahren,« sprach der Pundit. »Hast Du nichts gefunden?« fragte er den Delhi-Mann, der lachend den Turban zurechtrückte, als er eintrat. »Ich durchsuchte die Sohlen seiner Pantoffeln, wie die Blume seine Kleider. Dies ist nicht der Mann. Es muß ein anderer sein. Ich lasse nichts unbesehen.«

      »Sie sagten nicht, er ist der rechte Mann,« sprach nachdenklich der Pundit. »Sie sagten, sehet zu, ob es der Mann ist, da unsere Nachrichten nicht klar sind.«

      »Der Norden ist so voll von Pferdehändlern wie ein alter Rock von Läusen. Da ist Sikhandar-Khan, Nur Ali Beg und Farrukh Shah – alle Führer von Karawanen – die dort Geschäfte machen,« sagte die Blume.

      »Die sind noch nicht zurück gekommen,« meinte der Pundit. »Die mußt Du später in Deine Schlinge locken.«

      »Pah!« meinte die Blume mit tiefer Verachtung, Mahbubs Kopf von ihrem Schoß rollend. »Ich verdiene mein Geld. Farrukh Shah ist ein Bär, Ali Beg ist ein Prahlhans, und der alte Eikandar Khan – pfui! Geh! Ich will nun schlafen. Dieses Schwein wird vor Tagesgrauen sich nicht rühren.«

      Als Mahbub erwachte, hielt die Blume ihm strenge die Sünde der Trunkenheit vor. Asiaten zucken nicht mit der Wimper, wenn sie den Feind überlistet haben; Mahbub Ali aber war nahe daran, als er sich die Kehle reinigte, den Gürtel festschnallte und unter den frühen Morgensternen dahintaumelte, sich zu ärgern.

      »Welch ein plumper Streich!« sprach er zu sich selbst. »Als ob nicht jedes Mädchen in Peshawur es so anstellen würde. Aber sie hat es hübsch gemacht. Nun, Gott weiß, wie viele andere noch auf dem Weg sind mit Befehl mich zu untersuchen – vielleicht mit dem Messer. Es steht fest, der Knabe muß nach Umballa, aber mit dem Zuge, denn das Schreiben ist dringend. Ich bleibe hier, folge der Blume nach und trinke Wein, wie es einem afghanischen Roßkamm zukommt.«

      Er hielt bei dem zweiten Abteil nächst dem seinen still. Seine Leute lagen in tiefem Schlaf. Von Kim oder vom Lama keine Spur.

      »Auf!« Er rüttelte einen Schläfer. »Wohin sind sie gegangen, die hier letzten Abend lagen – der Lama und der Knabe? Ist etwas nicht in Ordnung?«

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