Gesammelte Werke von Rudyard Kipling. Редьярд Киплинг
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Название: Gesammelte Werke von Rudyard Kipling

Автор: Редьярд Киплинг

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9788027209255

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СКАЧАТЬ zu Anfang?«

      »Die Götter. Welchem bekannten Glaubensbekenntnis gehörst Du denn an?« fragte der Bankier, ganz entsetzt.

      »Ich folge dem Gesetz – dem höchst vortrefflichen Gesetz. Die Götter also schufen Gunga? Welche Art von Göttern waren diese?«

      Die Wagengesellschaft schaute ihn starr vor Staunen an. Es war unbegreiflich, daß irgend einer nichts von Gunga wußte.

      »Was – was ist Dein Gott?« fragte endlich der Geldmann.

      »Höret! denn ich rede nun von ihm! O, Volk von Hindostan, höre!«

      Er begann die Geschichte vom Gott Buddha, im Urdu-Dialekt, aber, von seinen Gedanken fortgetragen, fiel er bald ins Tibetanische und den eintönig schleppenden Text eines chinesischen Buches über das Leben des Buddha. Die sanften, duldsamen Leute lauschten ehrerbietig. Ganz Indien ist voll von heiligen Männern, die in seltsamen Zungen heilige Lehren stammeln, die glühen und sich verzehren im Feuer ihres Eifers – Schwärmer, Visionäre, Schwätzer – wie es von Anfang an war und bis zum Ende bleiben wird.

      »Hm,« machte der Soldat von den Loodhiana-Sikhs. »Bei einem mohammedanischen Regiment, das nächst dem unsrigen bei dem ›Pirzai Kotal‹ lag, war ein Priester – wie ich mich entsinne: ein Naik – der, wenn der Anfall über ihn kam, prophezeite. Aber die Wahnsinnigen sind alle in Gottes Schutz. Seine Vorgesetzten sahen dem Manne vieles nach.«

      Der Lama fiel in Urdu zurück, sich besinnend, daß er in fremdem Lande war. »Höret die Geschichte von dem Pfeil, den unser ›Herr‹ vom Bogen abschoß,« sprach er.

      Dies war mehr nach dem Geschmack der Leute, und sie hörten der Erzählung aufmerksam zu. »Nun, o Volk von Hindostan, ziehe ich aus, den Fluß zu suchen. Wißt Ihr etwas, das mir helfen kann? Denn wir alle, Männer und Weiber, leben in Verblendung.«

      »Gunga – und Gunga allein ist es, der von Sünde rein wäscht,« rann das Murmeln durch den ganzen Wagen.

      »Obwohl ohne Frage,« begann das Weib des Farmers, »wir auch gute Götter im Jullundur-Land haben.« Und aus dem Fenster sehend: »Sieh, wie sie die Aehren gesegnet haben.«

      »Jeden Fluß in Punjab aufzusuchen ist keine Kleinigkeit,« sagte der Gatte. »Mir genügt ein Fluß, der guten Schlamm auf meinen Feldern zurückläßt, und ich danke Bhumia, dem Gott der Heimstätte.« Er zuckte die muskulöse, bronzefarbene Schulter.

      »Glaubst Du, daß unser ›Herr‹ so weit nordwärts kam?« fragte der Lama, sich an Kim wendend.

      »Es kann sein,« sagte Kim beschwichtigend und spie roten Betelsaft auf den Boden.

      »Der Letzte der Erhabenen,« sprach mit Nachdruck der Sikh, »war Sikander JuIkarn (Alexander der Große). Er pflasterte die Wege von Jullundur und baute die große Zisterne bei Umballa. Das Pflaster hält heute noch, und die Zisterne ist auch noch da. Von Deinem Gotte habe ich noch nie gehört.«

      »Laß Dein Haar lang wachsen und sprich punjabisch,« sagte der junge Soldat scherzhaft, ein nordisches Sprichwort zitierend, zu Kim. »Das ist alles, was einen Sikh ausmacht.« Er sagte das aber nicht gerade laut. Der Lama seufzte und sank in sich zusammen, eine braune, formlose Masse. In den Pausen ihrer Unterhaltung hörten die Reisenden das langsam hingezogene – »Om mane padme hum! Om mane padme hum!« – (buddhistisches Gebet) und das Klick-Klick der hölzernen Rosenkranz-Perlen.

      »Es schmerzt mich,« sprach endlich der Lama. »Das Gerassel und die Schnelligkeit schmerzen mich. Und außerdem, mein Chela, denke ich, wir könnten über den Strom hinweg gefahren sein.«

      »Ruhig, ruhig,« sagte Kim. »War der Fluß nicht nahe Benares? Wir sind noch weit von dem Ort entfernt.«

      »Aber – wenn unser ›Herr‹ nordwärts kam, könnte es irgend einer von diesen kleinen Flüssen sein, über die wir wegfuhren.«

      »Das weiß ich nicht.«

      »Aber Du wurdest mir gesendet – bist Du mir nicht gesendet? – für das Verdienst, das ich erwarb im fernen Suchen. Von der Seite der Kanone kamest Du – und trugest zwei Gesichter und zweierlei Gewand.«

      »Stille, stille,« wisperte Kim. »Von diesen Dingen muß man hier nicht reden. Ich war nur einer. Denke nach, Du wirst Dich erinnern – ein Knabe – ein Hindu-Knabe – bei der großen grünen Kanone.«

      »Aber war nicht auch ein Engländer mit weißem Bart da, der zwischen Götterbildern saß und mich selbst noch sicherer machte in meiner Sicherheit über den Strom des Pfeils?«

      »Er – wir – gingen in das Ajab-Gher zu Lahore, um vor den Göttern zu beten,« erklärte Kim der zuhorchenden Gesellschaft. »Und der Sahib von dem Wunderhaus sprach zu ihm – ja es ist die Wahrheit – wie ein Bruder. Er ist ein sehr heiliger Mann von weit her, jenseit der Berge. Ruhe Du! Zur rechten Zeit kommen wir nach Umballa.«

      »Aber mein Strom – der Strom meines Heils?«

      »Und dann, wenn Du es wünschest, wollen wir zu Fuß den Fluß suchen, so daß wir keinen verfehlen – selbst nicht den kleinsten Bach an einer Feldseite.« »Aber Du selbst bist ja auch auf einer Suche.« Der Lama, sehr erfreut über sein gutes Gedächtnis, richtete sich gerade auf.

      »Ei, wohl,« sagte Kim gut gelaunt. Der Knabe war kreuzfidel, hier zu sitzen, Betel zu kauen und sich fremdes Volk anzusehen in der großen, gutherzigen Welt.

      »Es war ein Stier – ein Roter Stier – der kommen soll, Dir zu helfen – und Dich zu tragen – wohin? Das habe ich vergessen. Ein Roter Stier auf grünem Felde, war’s nicht so?«

      »Nein, er wird mich nirgendwo hintragen,« sagte Kim. »Ich habe Dir nur ein Märchen erzählt.«

      »Was ist das?« Des Farmers Weib beugte sich so rasch vorwärts, daß die Spangen an ihren Armen klirrten.

      »Träumt Ihr beide Träume? Ein Roter Stier auf grünem Felde, der Dich tragen soll in den Himmel oder sonst wohin? War es eine Vision, eine Prophezeiung? Wir haben einen roten Ochsen in unserem Dorf, hinter der Stadt Jullundur, der grast nach seinem Belieben in dem grünsten unserer Felder.«

      »Gib einer Frau ein Altweibermärchen und einem Wasservogel ein Blatt und einen Faden, und sie werden wunderliche Sachen zusammenweben,« sprach der Sikh. »Alle heiligen Männer träumen Träume, und ihre Schüler, die sie begleiten, erwerben dieselbe Fähigkeit.«

      »Ein Roter Stier auf einem grünen Felde, war es nicht so?« wiederholte der Lama. »In einem früheren Leben – kann sein – hast Du Verdienst erworben, und der Stier wird kommen Dich zu belohnen.«

      »Nein – nein – es war nur ein Märchen, das mir, zum Scherz vielleicht, erzählt wurde. Aber ich will den Stier bei Umballa herum suchen, und Du kannst Umschau halten nach Deinem Fluß und vom Gerassel des Zuges Dich erholen.«

      »Kann sein – daß der Stier es weiß – und daß er gesendet ist, uns beide zu führen,« sprach der Lama, hoffnungsvoll wie ein Kind. Dann –« zu der Gesellschaft sich wendend – und auf Kim deutend – »Dieser hier ward mir erst gestern gesendet. Er ist nicht, so glaube ich, von dieser Welt.«

      »Bettler habe ich haufenweise getroffen und heilige Männer noch obendrein,« sagte die Frau, »aber noch niemals so einen Pogi oder so einen Chela.«

      Ihr Gatte СКАЧАТЬ