GRIMWEAVE – Das Monster der grünen Hölle. Tim Curran
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Название: GRIMWEAVE – Das Monster der grünen Hölle

Автор: Tim Curran

Издательство: Bookwire

Жанр: Ужасы и Мистика

Серия:

isbn: 9783958353848

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СКАЧАТЬ Ziel zu jagen. Das waren die guten Jobs. Carmody mochte es so am liebsten, nur sie beide. Zwei Kerle konnten ernsthaften Schaden anrichten, waren aber wesentlich schwerer zu verfolgen im dichten Dschungel. Es war wie das berühmte Katz-und-Maus-Spiel, für das Carmody lebte. Er war gut darin und wusste es. Er wollte nicht mal darüber nachdenken, wie viele Stunden er auf irgendwelchen Hügeln auf seine Opfer gelauert hatte, ohne sich zu bewegen, kaum atmend, sich selbst einnässend, damit er seine Position nicht verriet, während Käfer über ihn krabbelten und Schlangen nicht ahnten, dass er etwas anderes als ein Stück Holz war, und an ihm vorbeiglitten. Das war nicht für jeden etwas. Wenige hatten die Nerven oder die Geduld dafür. Besonders Jungs, die möglichst schnell einen Sieg fürs Team verbuchen und dann zurück zum Kamp wollten, um sich zu besaufen und ihren Sieg zu feiern. Carmody war lange genug bei den Marines. Er hatte jetzt einen Schreibtischjob und war nur dann draußen im Gelände, wenn er seine Beziehungen spielen ließ und Gefälligkeiten einforderte. Dort war er einer der Besten, als Schreibtischtäter war er völlig nutzlos.

      Was war das?

      Er sah etwas Blut auf einem Farnblatt. Frisches Blut. Doch das war nicht, was seine Aufmerksamkeit erregt hatte. Da war etwas anderes. Im Gras sah er einen weißen Faden glitzern. Stolperdraht? Er gab Spiers das Zeichen zum Stehenbleiben und kroch auf dem Bauch näher heran. Er spürte das Wasser durch seine Ausrüstung dringen. Der Draht war mit nichts verbunden. Er lag einfach nur da. Mit der Messerklinge befreite er das Stück und nahm es in die Hand. Es war klebrig und doch irgendwie seidig. Er versuchte es zu zerreißen, doch das war nicht möglich. Zuerst dachte er an Spinnweben, aber das war es auch nicht. Es war auch kein Draht … nicht wirklich! Es war so etwas wie eine Angelschnur aus Kunststoff, nur sehr viel dünner. Er zerschnitt es mit seinem Messer, allerdings musste er es regelrecht durchsägen. Dabei war seine Klinge scharf genug, um Kehlen zu durchschneiden. Ein seltsames Zeugs. Es könnte ein neuartiger Draht sein, aber wenn dem so wäre, dann würden es die Viets kaum benutzen. Alles, was sie hatten, war erbettelt, geliehen oder gestohlen. Er winkte Spiers zu sich.

      »Was ist das denn für eine Scheiße?«, fragte Spiers.

      »Keine Ahnung. Vielleicht etwas Synthetisches.«

      Spiers nahm es in die Hand und ließ es gleich wieder fallen. Es gefiel ihm nicht. Carmody schaut in die Bäume hinauf. Er spürte eine Bewegung. Für einen kurzen Moment dachte er, er hätte einen Schatten in den Baumkronen gesehen, aber da war nichts. Vielleicht war es ein Affe. Er starrte weiter beobachtend nach oben und spürte, wie ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief, den er sich nicht erklären konnte. Es war unmöglich für einen VC, so hoch in den Bäumen zu sein, sechs Meter über dem Boden, und doch hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden. Das war lächerlich, natürlich, aber das Gefühl blieb, und das gefiel ihm gar nicht.

      Spiers starrte ebenfalls nach oben. »Was ist los, Gunny?«, flüsterte er.

      Carmody schüttelte den Kopf. »Nichts als meine Fantasie.«

      »Bist du sicher?«

      »Lass uns gehen«, sagte er. »Unser Tag ist jetzt noch nicht rum.«

      »Das dachte ich mir schon.«

      Carmody glitt durch das Bambusgestrüpp und hatte ein wachsames Auge nach Schlangen auf den Dschungelboden. Die Vegetation war wie eine Mauer. Anhand der umgeknickten Zweige und verstreuten Blätter konnte er gut erkennen, wo der VC-Offizier sich seinen Weg durchgekämpft hatte. Noch besser, er konnte ihn durch den stechenden frischen Geruch von Pflanzensaft riechen. Carmody konnte es nicht erklären, doch ein beklemmendes Gefühl hatte sich seiner bemächtigt, welches er noch nie zuvor gehabt hatte. Es war, als ob sich der Dschungel zusammenziehen und gegen ihn wehren würde. Beides war verrückt. Dschungel war einfach nur Dschungel. Und doch konnte er das Gefühl nicht abschütteln, dass es nicht mehr so war wie vorher. Irgendetwas hatte sich verändert. Verschoben war das Wort, das ihm durch den Kopf schoss. Als ob er in eine andere Welt getreten wäre.

      »Gunny«, sagte Spiers. »Schau.«

      Hoch oben in den Bäumen war noch mehr von diesen Strängen, doch nicht nur Stränge, sondern richtige Netze, die aussahen wie Engelshaar, das sich in den grünen Blättern verfangen hatte. Die Netze sahen zerrissen und zerfleddert aus und schienen da oben zu schweben. Sie bewegten sich im Windhauch, als wären sie leichter als Luft.

      »Seltsames Zeugs«, war alles, was Carmody dazu einfiel.

      »Was zum Teufel kann das sein?«, fragte Spiers. Es gefiel ihm überhaupt nicht. Es wirkte unnatürlich. Aber er war ja nicht hier, um die Natur zu studieren. Er hatte einen Job zu erledigen, musste sich hundertprozentig darauf konzentrieren und konnte sich nicht von irgendetwas ablenken lassen. Er verfolgte einen verwundeten, sterbenden Mann, und es gab kein gefährlicheres Tier auf der Welt. Spiers sah ein paar weitere Blutstropfen. Aufregung durchfuhr ihn. Er kam seinem Ziel immer näher.

      »Ich krieg dich, Charlie Schlitzauge. Ich komme und hole dich, du verdammter Kindermörder. Da kannst du dich drauf verlassen.«

      Sie kamen über eine mit Büschen bewachsene Böschung. Weiter unten, an einem steilen Hügel, wurde die Vegetation durch Schlingpflanzen und verworrener Ranken noch undurchdringlicher. Sie nahmen sich Zeit und platzierten ihre Springerstiefel vorsichtig auf dem Boden, hielten Ausschau nach Stolperdraht oder Sprengfallen. Sie fanden immer mehr Blut auf dem Boden des sanft auslaufenden Hügels, der in ein sumpfiges mit brauner Bracke gefülltes Loch mit lilafarbenen Farnen überging. Schwarze Fliegen stachen sie in den Hals und die Unterarme. Schlangen glitten durch den Schlamm davon und kleine, beinahe unsichtbare Tiere krabbelten durch das Schilfrohr. Große stahlblaue Schmetterlinge tanzten im Dunst. Der späte Nachmittag war schwül und erstickend. Er lag auf ihrer Haut wie ein Tuch aus öligen Händen, welche sich um ihre Kehlen schlossen und ihnen beißenden Schweiß in die Augen trieb.

      »Da oben«, sagte Carmody bei einer kurzen Pause.

      »Ein Dorf, glaub ich«, meinte Spiers, als er durch seinen Sucher schaute. Er konnte keine Lebenszeichen erkennen. Es sah völlig verlassen aus. Trotzdem sah er keinen Grund, unachtsam zu werden. Wenn der Offizier in der Lage war, mit VC- oder NVA-Truppen Kontakt aufzunehmen, dann würden sie geradewegs in eine Falle laufen.

      »Ich sage, wir umgehen es.«

      Carmody schüttelte den Kopf. »Negativ. Die Blutspur führt dorthin. Meine Vermutung ist, unser Charlie Schlitzauge versteckt sich dort irgendwo in einer der Hütten und verblutet. Ich fang ihn mir, pisse auf seine Leiche, beleidige seine Mutter, und wir beenden den Tag, Cherry.«

      »Das gefällt mir nicht.«

      »Je eher wir unseren Chuck hier eintüten, desto eher können wir zur Landezone zurück und rauchen ne Runde und du bist früher beim FSB und deiner kommunistischen Propaganda, deiner Hure und Hippie-Musik. Außerdem bekomme ich Hunger. Ich könnte einen Chop verdrücken.«

      »Okay, dann lass uns gehen.«

      »Es gefällt mir, wie du denkst, Junge.«

      Kapitel 4

      Sie kamen aus der Senke heraus und schlichen durch hüfthohes Elefantengras, bis sie eine Lichtung erreichten. Das kleine Dorf saß in einer Wolke aus flimmernder Hitze. Es war nur eine spärliche Ansammlung von strohgedeckten Bambushütten. Sie waren in einem erbärmlichen Zustand. Dächer waren eingestürzt und Wände umgekippt. Einige waren komplett umgefallen und alle waren sie verlassen. Verlassen schon vor langer Zeit.

      Spiers meinte: »Wir sollten uns besser fern halten. Ich hab ein echt komisches Gefühl.«

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