Название: DIE KLAUE - Der Kannibale von New York
Автор: Robert W. Walker
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Die Fälle der Jessica Coran
isbn: 9783958353800
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Sie starrte auf die Bissspuren, die aussahen wie von einem Raubtier.
»Wo noch?«
Er zeigte auf Male an den Oberschenkeln, rollte die Leiche herum und deutete auf Verletzungen an den Pobacken. »Nur teilweise Entnahme von Gewebe hier; ich hab es nicht gut genug unter dem REM fotografiert. Die Bildbearbeitung mit dem Computer hat nur wenig geholfen.«
Sie nickte. Die Bissspuren waren verfärbte Abschürfungen, die wie blaue Flecken aussahen, und leicht erkennbar, solange das Blut im Körper blieb, aber im Moment nicht so einfach zu entdecken, da Proben bereits für die Analyse unter einem REM entnommen worden waren.
»Die Bisse«, wollte sie wissen. »Wurden die vor oder nach dem Tod zugefügt?«
»Beides. Einige zeigten aktive Verfärbungen wie bei lebendem Gewebe, andere nicht.«
»Sonst noch etwas, das ich wissen sollte?«
»Er hat möglicherweise die Leber während des Angriffs gegessen; zerkaute Fragmente wurden zurückgelassen. Und er hat das Herz und die Niere mitgenommen. Die Polizei glaubt, dass er überrascht wurde und überstürzt den Tatort verlassen hat.«
»Aber er hat trotzdem nichts von sich zurückgelassen?«
»Nichts außer die Zahnabdrücke. Er ist gerissen.«
»Noch etwas?«
»Er war vielleicht schockiert, als er gemerkt hat, dass sie nur eine Niere hatte, die er mitnahm. So unsere Theorie.«
»Nur eine Niere?«
»Eine alte Narbe und ihre medizinischen Akten zeigen, dass sie eine für einen guten Zweck gespendet hat, als Organspender für ihre Schwester.«
»Hat Perkins ein Diagramm des Tatorts angefertigt? Wo waren die herausgenommenen Organe und der Kopf in Bezug zum Körper?«
»Perkins hat leider generell nicht viel seiner Arbeit erledigt, fürchte ich.«
»Das ist ein Vergehen.«
»Sollte bestraft werden, aber …«
»Was hat sein Bericht darüber enthalten?«
»Die Innereien waren herausgerissen und neben der Leiche fast ordentlich aufgerollt worden. Nein, nein, das war ein früheres Opfer. Perkins sagte, die Innereien waren um den Körper und die Extremitäten geschlungen.«
»Geschlungen.«
»Na ja, wie Seile.«
»Um die Hüfte, Beine, den Hals?«
»Der Kopf war abgetrennt, wenn Sie sich erinnern?« Ein Hauch von Verdruss war in seiner Stimme zu hören. Er sah todmüde aus, da er die ganze Nacht wach gewesen war.
»Waren Stücke herausgebissen?«
»Mehrere.«
»Was wissen Sie über die Mordwaffe?«
»Die 24.000-Dollar-Frage?«
»Kommen Sie schon, Sie haben sicher eine Vermutung.«
Er nickte und trat ein wenig von der Leiche zurück. Sie folgte. »Ich glaube, dass es eine Art Schere oder ein Werkzeug mit Wellenschliff war. Etwas, das man in der Hand hält, auf jeden Fall rasiermesserscharf.«
»Eine normale Schere?«
»Oder etwas sehr Ähnliches, vielleicht eine Gartenschere.«
Sie warf einen Blick auf die Leiche hinter sich, die ihre Geheimnisse nicht preisgab. »Ich habe genug gesehen«, sagte sie und ging mit ihrem Stock zurück in den angrenzenden Raum, wo sie die Maske, die Handschuhe und den Laborkittel auszog.
Ihr war ein wenig flau im Magen. Die emotionale Reaktion, durch den Anblick von Mrs. Hamners malträtierter Leiche ausgelöst, war wie eine Zündschnur, die langsam herunterbrannte. Sie eilte in den angrenzenden Waschraum, wobei ihr bewusst war, dass Dr. Archer ebenfalls dort war, um seine Maske, Handschuhe und Mantel abzulegen, und er sie beobachten konnte, bis sie die Tür hinter sich schloss. Wie viel ihrer Schwäche hatte er gesehen, fragte sie sich in dem klaustrophobisch kleinen Waschraum. Sie ging ans Waschbecken und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht, versuchte, die in ihr aufsteigende Angst und den Ekel niederzukämpfen. Sie mühte sich verzweifelt, die Kontrolle über sich wiederzugewinnen, laut ihrer Psychiaterin absolut innerhalb ihrer Möglichkeiten.
Das war alles Matisaks Schuld, sein Werk. Er hatte sie nicht nur körperlich verkrüppelt, sondern auch seelisch, hatte ihr etwas Wertvolleres genommen als nur den normalen Gebrauch ihrer Beine.
Und nun war sie in der Stadt, in der die Klaue lebte und sich über Frauen hermachte, die ihr nicht unähnlich waren, Frauen, die jeden Tag ihres Lebens in Angst verbrachten. Er war nicht hinter einer undurchdringlichen Wand. Er lief frei herum. Wahrscheinlich war er heute Morgen aufgestanden und hatte die Zeitung überflogen, um etwas über sich selbst zu lesen und das, was er Mrs. Hamner angetan hatte. Er war nicht weit weg.
Die gleiche Art Verrückter wie Gerald Ray Sims und Matt Matisak, vielleicht beide auf einmal. Sie stammelte ihr Spiegelbild an: »Bastard … verdammter Bastard.«
Kapitel 6
Die Nacht war ohne einen weiteren Zwischenfall vergangen, der mit der Klaue zu tun hatte. Die Stadt, die auf alles vorbereitet zu sein schien, wirkte wie eine Braut, die erleichtert war, dass sie am Altar stehen gelassen wurde. Früh in seinem neuen Büro zu sein, dachte Rychman, würde ihm Zeit geben, alles zu organisieren, sich auf den Tag vorzubereiten und auf die unvermeidlichen Überraschungen einzustellen. Er hatte den wenig hilfreichen forensischen Bericht von Dr. Archer über Mrs. Hamner erhalten, sich damit an den Schreibtisch gesetzt und ihn abgesucht nach etwas – egal was –, das zu einem Durchbruch führen könnte oder sie zumindest in eine bestimmte Richtung weisen würde. Aber abgesehen von der Enthauptung gab es nichts Neues. Wieso hatte der Irre dieses Detail hinzugefügt?
Den Reportern war er ausgewichen, indem er direkt in die Tiefgarage gefahren war, wo er jetzt einen eigenen Parkplatz hatte. Er hatte es absichtlich vermieden, morgens die Zeitung zu lesen, denn er wusste, es würde nur eine Menge Mist über den Fall und die Abteilung darin stehen, von dem nichts hilfreich war. Wieso druckten sie nicht die Fakten? Es waren buchstäblich Tausende Verdächtige in Gewahrsam genommen, befragt und wieder freigelassen worden; schon vor der Aufstellung der Taskforce waren in diesen Fall mehr Arbeitsstunden geflossen als in jeden anderen in der Geschichte der Abteilung. Die Cops machten ihren Job. Vielleicht würde die Taskforce, der er zugeteilt war, ihnen endlich die Presse vom Leib halten, zumindest eine Zeit lang, aber er zweifelte daran.
Er hatte schon vorher mehr als einmal erfolgreich eine Taskforce geleitet und war dafür verantwortlich, dass die Wirtschaftsverbrechen von Charles Dean Ilandfeldt ans Licht kamen. Vorher hatte er die Biker-Gang Lords of Satan zur Strecke gebracht und sie als Hehler für automatische Waffen infiltriert. Sie hatten ihm so weit vertraut, dass er sogar in ihrem Hauptquartier in L.A. filmen durfte, wie sie ihre Vorstellung von Gerechtigkeit anwandten. Er hatte niemals vorher solche Grausamkeit gesehen, aber das Werk der Klaue ließ die Biker-Gang wie eine Gruppe von Pfadfinderinnen wirken.
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