Название: Jesus
Автор: Timothy Keller
Издательство: Bookwire
Жанр: Религиозные тексты
isbn: 9783765570889
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Der Film Die Stunde des Siegers basiert auf der wahren Geschichte zweier Sprinter auf der Olympiade in Paris 1924. Der eine, Eric Liddell, war ein schottischer Christ, der sich weigerte, am Sonntag zu laufen. Das Ergebnis: keine Medaille in einem Lauf, bei dem er der Favorit gewesen war. In dem Film geht es zum Teil um das Thema „Ruhetag“. Aber er eröffnet noch eine weitere Dimension, indem er Liddell mit dem anderen Sprinter, Harold Abrahams, in Kontrast setzt. Abrahams und Liddell wollten beide die Goldmedaille gewinnen. Aber für Abraham war dies ein Akt der Selbstbestätigung. In einer Szene sagt er über den bevorstehenden Hundertmeterlauf: „Ich habe zehn Sekunden, um meine Existenz zu rechtfertigen.“ Er versuchte, sich selbst zu beweisen. Liddell dagegen wollte einfach dem Gott gefallen, der ihn bereits angenommen hatte. Darum sagte er zu seiner Schwester: „Gott hat mich schnell gemacht, und wenn ich laufe, spüre ich seine Freude.“ Harold Abrahams war selbst dann erschöpft, wenn er ausruhte; Liddell ruhte selbst dann, wenn er das Letzte gab. Warum? Weil unter unserer Arbeit eine andere Arbeit liegt, von der wir uns wirklich ausruhen müssen. Es ist der Stress der Selbstrechtfertigung. Es ist die Schwerarbeit, die uns so oft Zuflucht in der Religion suchen lässt.
Die meisten von uns plagen sich ab, um sich selbst zu beweisen; wir wollen Gott, unseren Mitmenschen und uns selber zeigen, wie gut wir sind. Dieses Laufen im Hamsterrad wird nicht eher aufhören, bis wir im Evangelium Ruhe finden. Am Ende der Schöpfung sagte Gott: „Es ist vollbracht“, und ruhte. Am Kreuz, am Ende seines Erlösungswerkes, sagte Jesus ebenfalls: „Es ist vollbracht“ – und seitdem können wir ruhen. Am Kreuz hat Jesus sein göttliches „Es ist genug“ gesagt über die eigentliche Arbeit, die hinter unserer Arbeit steht, über den Stress, der uns eigentlich müde macht, über dieses Bedürfnis, uns selber zu beweisen, weil das, was wir sind und tun, nie gut genug ist. Er hat das Leben gelebt, das Sie hätten leben sollen, und den Tod erlitten, den Sie hätten sterben sollen. Wenn Sie sich auf das vollbrachte Werk Jesu verlassen, wissen Sie, dass Gott Sie angenommen hat, und können mit Ihrem Leben zufrieden sein. Die Ärzte sagen uns, dass wir nicht nur hin und wieder ein Nickerchen brauchen, sondern echten, tiefen Schlaf. Sie können so oft Urlaub machen, wie Sie wollen – solange Sie nicht dieses tiefe Ruhen der Seele kennen, dieses Ruhen in dem, was Jesus am Kreuz getan hat, werden Sie nicht wirklich zur Ruhe kommen. Dort am Kreuz hat Jesus die ganze Ruhelosigkeit der Trennung von Gott durchlitten, damit wir in der tiefen Ruhe leben können, zu wissen, dass er uns liebt und dass unsere Sünden vergeben sind.
„Ich bin“
Jesus sagt, dass er der Herr des Sabbats ist. Sein Selbstbewusstsein ist erstaunlich. Kein anderer menschlicher Lehrer hat je behauptet, was er behauptet. Viele haben gesagt: „Ich bin das göttliche Bewusstsein.“ Aber sie meinen damit eine „Göttlichkeit“ in allen Menschen, ja sogar in den Bäumen und Felsen. Jesus dagegen geht es um einen Gott, der unerschaffen und ohne Anfang ist, unendlich transzendent, der diese Welt gemacht hat und alles im Universum in Gang hält, sodass alle Moleküle, alle Sterne, alle Sonnensysteme von der Macht dieses Gottes erhalten werden. Und Jesus sagt: Das bin ich.
Und er sagt das immer wieder. Seine Selbstbezeichnungen in den Evangelien sind unverkennbar und einzigartig: „Ich bin das Brot des Lebens“; „Ich bin das Licht der Welt“; „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“; „Ich bin der wahre Weinstock“; „Ich bin der gute Hirte.“ Es ist bezeichnend, dass Jesus die Formulierung „Ich bin“ gebraucht, denn das ist der Name, mit dem Gott sich selbst bezeichnete, als er sich Mose offenbarte. Es ist ein Name, der den Israeliten so heilig war, dass sie ihn nicht auszusprechen wagten. Und diesen Namen beansprucht Jesus für sich selber!
Was sagte Jesus noch zu dem Gelähmten? „Deine Sünden sind dir vergeben.“ Damit sagte er praktisch, dass alle Sünden Sünden gegen ihn sind. Da man nur solche Sünden vergeben kann, die sich gegen einen selbst richten, und da Sünden Vergehen gegen Gott sind, beansprucht Jesus hier, Gott zu sein.
Jeder Prophet oder religiöse Lehrer, jeder Weise, der je gelebt hat, hat seine Aussagen maximal mit „So spricht der Herr ...“ oder einer ähnlichen Formulierung unterstrichen. Das sagt Jesus nie. Stattdessen sagt er: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch.“ Selbst seine „Fußnoten“ und kleinen Anmerkungen, ja alles, was er sagt, geht davon aus, dass er selber der unerschaffene, transzendente, ewige Schöpfer des Universums ist.
Viele Menschen sagen: „Dass Jesus ein großer Lehrer war, glaube ich gerne, aber dass er Gott ist – nein.“ Das schafft aber ein Problem, denn die Lehre von Jesus gründet auf seiner Identität – auf dem, was er von sich selber behauptet, zu sein. Ihnen gefällt, was er über den Sabbat sagt? Es basiert darauf, dass er der Herr des Sabbats ist. Er ist die Quelle des Sabbats. Er ist der, der die Welt erschuf und dann am siebten Tage ruhte. Der Historiker und Theologe N.T. Wright drückt es so aus: „Wie kann man leben mit dem erschreckenden Gedanken, dass der Hurrikan Mensch geworden ist, das Feuer Fleisch, ja dass das Leben selber Leben wurde und unter uns wandelte? Der christliche Glaube bedeutet entweder dieses oder er bedeutet nichts. Er ist entweder die bis ins Mark gehende Enthüllung der tiefsten Realität der Welt oder ein Betrug, ein Unfug, eine Schmierenkomödie. Die meisten von uns schaffen es weder, das eine zu sagen, noch das andere und verurteilen sich so zu einem Leben in der Scheinwelt dazwischen.“26
Wright hat recht. Ich glaube, letztendlich kann man jemanden, der solche Ansprüche erhebt wie Jesus, nicht einfach „ganz nett“ finden. Entweder er ist ein elender Lügner oder ein Verrückter, mit dem man nichts zu tun haben sollte – oder er ist der, der er zu sein behauptet, und dann muss mein ganzes Leben sich um ihn drehen und ich muss mich mit allem, was ich habe, ihm zu Füßen legen und sagen: „Herr, befiehl, ich folge dir.“ Oder befinden Sie sich in der „Scheinwelt dazwischen“, wie Wright sie nennt, in der man als ehrlicher Mensch nicht leben kann? Beten Sie zu Jesus, wenn Sie in Not sind, und vergessen ihn anschließend wieder, weil Sie zu beschäftigt sind? Entweder kann er Sie nicht hören, weil er nicht der ist, als der er sich bezeichnet – oder aber er ist der, der er zu sein vorgibt, und dann muss er der Fixpunkt Ihrer Weltkugel werden, das Zentrum, um das Ihr ganzes Leben sich dreht.
Das Ende der Religion
Am Ende dieser Auseinandersetzung über den Sabbat, die Jesus mit den Pharisäern führt, kommt ein bemerkenswerter Satz, mit dem Markus eines der Hauptthemen im Neuen Testament anspricht: „Da verließen die Pharisäer die Synagoge und trafen sich mit den Freun den und Anhängern des Königs Herodes. Sie berieten miteinander, wie sie Jesus töten könnten“ (Markus 3,6).
Herodes war der schlimmste der korrupten Könige, die damals über Israel herrschten; er stand für die römische Besatzungsmacht und ihr politisches System. Die Römer setzten in den von ihnen eroberten Ländern eigene Herrscher ein. Und wohin sie kamen, brachten sie die griechische Kultur mit – die griechische Philosophie, die griechische Einstellung zur Sexualität und zum Körper, das griechische Wahrheitsverständnis. Die eroberten Völker wie die Israeliten empfanden dies oft als Angriff auf ihre Identität. Es kam zu kulturellen Widerstandsbewegungen – in Israel waren es unter anderem die Pharisäer, die die strikte Befolgung der hebräischen heiligen Schriften predigten und sich mit aller Kraft vor der Ansteckung durch das Heidentum zu schützen versuchten. Während die Anhänger des Herodes sozusagen mit der Zeit gingen, setzten sich die Pharisäer für die alte Tradition und ihre Werte ein; sie sahen ihre Gesellschaft akut von Pluralismus, von Unmoral und Heidentum bedroht und riefen zur Rückkehr zu den alten Werten auf. Schon seit Langem waren sie und die Anhänger des Herodes einander spinnefeind gewesen – doch jetzt werden sie sich plötzlich einig: Jesus muss weg. Und es sind sogar die Pharisäer, die Frommen, die die Initiative ergreifen.
Das ist der Grund, warum ich glaube, dass sich in diesem Satz in Markus 3,6 eines der großen Themen des Neuen Testaments findet. Vom Evangelium von Jesus Christus fühlen sich die Religiösen und die Nichtreligiösen gleichermaßen angegriffen. Es lässt sich weder mit Moralismus noch mit Relativismus verbinden.
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