Hotel subKult und die BDSM-Idioten. Stefan Bouxsein
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Название: Hotel subKult und die BDSM-Idioten

Автор: Stefan Bouxsein

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Idiotenreihe

isbn: 9783939362265

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      »Wir sind da aber mehr subkulturell orientiert«, verriet ich ihm mit einem vielsagenden Lächeln auf den Lippen.

      »Ah, subkulturell. Natürlich. Ich sehe schon, Sie sind Marketingexperten. Ihnen brauche ich nichts zu erzählen.«

      »Meine Freundin und ich, wir sind sozusagen die Gurus auf dem Gebiet des sexuellen Spirits.« Ich zwinkerte dem nun etwas verunsichert wirkenden Makler zu.

      »Ähm, also ... wenn Sie hier ein Bordell eröffnen möchten, benötigen Sie natürlich gewisse Genehmigungen. Aber ich habe da Verbindungen, da kann ich Ihnen behilflich sein. Der Bürgermeister vom nächsten Dorf ist ein Freund. Wir spielen sonntags immer Squash.«

      »Sehe ich etwa aus wie eine Puffmutter?«, fuhr Susanne den hilfsbereiten Makler an. »Wir wollen ein Hotel eröffnen und kein Bordell. Unsere Gäste bleiben für ein bis zwei Wochen und nicht für ein bis zwei Stunden.«

      »Entschuldigung, da war ich wohl etwas voreilig. Sie sprachen ja auch von einem Nischenprodukt. Wie dumm von mir. Sie haben da anscheinend eine Marktlücke entdeckt. Ich bin beeindruckt. Umso mehr freue ich mich, wenn wir zu einem Abschluss kommen.«

      Wir stiegen die knarrenden Treppen wieder hinunter. »Ich muss noch einige Dinge klären und melde mich in zwei bis drei Tagen wieder bei Ihnen«, sagte Susanne und verabschiedete sich von einem sichtlich beeindruckten Immobilienmakler. Als wir wieder im Porsche saßen und Susanne den Motor aufheulen ließ, zerrte Mister Makler fluchend an der Eingangstür herum.

      Kaum waren wir wieder in meine innig geliebte Suite 202 im Frankfurter Hof zurückgekehrt, ließ ich mich erschöpft auf das Sofa sinken und schaltete den Fernseher ein. Nach dem trostlosen Ausflug tat etwas sportliche Abwechslung nun not. Das saudische Spitzenspiel wurde gerade angepfiffen. Die Söhne von Mekka spielten gegen die Prinzen von Riad. Das versprach eine interessante Partie zu werden. Der Stürmer Prinz Abdullah bin Laden galt in Riad als außergewöhnliches Ausnahmetalent und wenn dessen verstorbener Onkel im Ausland nicht so einen schlechten Ruf gehabt hätte, hätte der junge Prinz vielleicht schon einen Wechsel zu einem der europäischen Topvereine vollziehen können. Allerdings waren die Gehälter dort nicht so üppig, so dass das den Prinzen auch gar nicht sonderlich tangierte. Beim Anstoß glänzten seine goldfarbenen Fußballschuhe in der Sonne, die in Nahaufnahme im satten und stets gut bewässerten Grün des Prinzenstadions dem Zuschauer einen farblich schönen Kontrast boten. Das Spiel fing gemächlich an. Die Prinzentruppe hielt den Ball gekonnt in den eigenen Reihen und die Söhne von Mekka pilgerten der Kugel vergeblich hinterher. Es dauerte eine geschlagene Viertelstunde, bis es zur ersten torgefährlichen Strafraumszene kam. Der Mittelfeldstratege Prinz Ali bin Saud junior der 24. schickte seinen Kameraden Prinz Abdullah bin Laden steil. Der Neffe des bösen Onkels nahm den Ball im vollen Lauf an und drang mit Ball am Fuß in den Strafraum von Mekka ein. Dort pilgerten ihm aber die Verteidiger von Mekka gleich aus drei Richtungen kommend entgegen und es kam zu einem unvermeidlichen Zusammenprall. Der junge Prinz fiel zu Boden und blieb ohnmächtig liegen. Der Schiedsrichter zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt, auf dem nun der Prinz lag und sich nicht mehr rührte. Ein Krankenwagen raste mit Blaulicht auf das Spielfeld und hielt am Ort des Geschehens an. Ein Notarztteam versorgte den gefoulten Prinzen, hängte ihn an drei Tröpfe und schob ihn auf einer Bahre in den Krankenwagen. Währenddessen zeigte der Schiedsrichter den drei Übeltätern von Mekka die rote Karte. Mit drei Mann in Unterzahl mussten die Pilger jetzt wohl ein bisschen Gas geben, wenn sie noch was reißen wollten. Daran glaubte ich allerdings weniger. Jetzt gab es erst mal den Elfmeter für die Prinzen. Prinz Abdul Abdullah bin Abdusla legte sich den Ball auf dem Punkt zurecht. Der Torwächter Mohammad von Mekka blieb seelenruhig auf seiner Torlinie stehen und rührte sich auch nicht vom Fleck, als Abdul Abdullah bin Abdusla Anlauf nahm und den Ball drei Meter über das Tor drosch. Die Fans von Mekka lagen sich in den Armen und huldigten ihrem unerschrockenen Torwächter mit Lobeshymnen. Die Scheichs von Riad wähnten sich im falschen Fußballpalast. Die Oberhäupter der Familie Saud zogen sich zwecks Beratung aus der VIP-Lounge in den angrenzenden Konferenzsaal zurück. Der Schiedsrichter musste daraufhin die Partie für eine halbe Stunde unterbrechen. Das war mir nun zu blöd und ich schaltete ab.

      »Was machst du denn da?«, fragte ich Susanne, die mit einem salomonischen Lächeln am Laptop saß und eifrig E-Mails schrieb.

      »Ich treffe Vorbereitungen«, sagte sie und tippte eifrig weiter.

      »Das mit dem heruntergekommenen Hotel ist doch nicht dein Ernst, oder?«

      »Ach, Hans, erinnerst du dich daran, als wir das erste Mal den Bauernhof besichtigt haben? Der war wirklich heruntergekommen. Und was haben wir daraus gemacht? Eine Oase! Und du warst ein erstklassiger Geschäftsführer. Juckt es dich denn gar nicht, noch mal so ein Ding durchzuziehen?«

      »Ich bin als nackter Idiot berühmt geworden«, antwortete ich nachdenklich und diese Titulierung nagte noch immer an meinem Ego.

      »Du bist ein nackter Held gewesen. Mein nackter Held. Ich will meinen Helden wieder haben, Hans.«

      »Kein Problem, ich zieh mich aus.«

      »Besser nicht. Deine Bauernhof-Naturburschen-Figur hat in letzter Zeit ziemlich gelitten.«

      »Wie meinst du das denn?«

      »Zu viel Bauch und zu wenig Bizeps. Ist dir das etwa entgangen beim arabischen Fußball-TV?«

      Das war jetzt aber ein fieser Tiefschlag gewesen. So kannte ich meine Susanne gar nicht. Ich fühlte mich wie ein k.o.-gegangener Boxer. Ich erhob mich etwas schwerfällig von der Couch, ging ins Bad, zog mich aus und stellte mich vor den Spiegel. Was ich sah, erschreckte mich ein wenig. Warum war mir das bisher eigentlich noch nicht aufgefallen? Die Seitenansicht war am wenigsten schmeichelhaft. Irgendwann in den letzten Wochen musste tatsächlich mein Schwerpunkt irgendwie verrutscht sein. Das waren jetzt eher Schwabbelpunkte, die mir da im Spiegel entgegenschwabbelten. Völlig desillusioniert zog ich mich wieder an. »Vielleicht sollte ich den Kraftraum hier im Hotel ab und an aufsuchen«, gab ich kleinlaut zu.

      »Nein, du solltest dein eigenes Hotel eröffnen. Folterkammern statt Fitnessräume. Das ist die Zukunft und wir sind die Trendsetter. Hans Bremer, der Vorzeige-Hotelier der subkulturellen Szene. Na, wie klingt das?«

      »Folterkammern? Willst du Subventionen von der CIA ergattern?«

      »Wir benötigen keine Subventionen. Wir bieten Sub-Illusionen.«

      Ich kratzte mich nachdenklich am Kopf und fragte mich, was sich im Kopf von Susanne eigentlich abspielte.

      »Ich habe mir schon gedacht, dass du da noch Berührungsängste haben könntest«, seufzte Susanne. »Deswegen habe ich Sekundärliteratur besorgt. Wenn du dich ein wenig in die Thematik eingearbeitet hast, können wir dann die Einzelheiten besprechen. Das Päckchen wurde vorhin angeliefert. Du kannst es an der Rezeption abholen.« Für Susanne war das Gespräch damit beendet, sie wendete sich wieder ihren E-Mails zu.

      Kurz darauf saß ich mit dem geöffneten Päckchen auf der Couch und inspizierte neugierig den Inhalt. Eine Handvoll Bücher. Die Geschichte der O., von Marquis de Sade. Das Handbuch über den richtigen Umgang mit der Peitsche. Die Lust im Schmerz. Ein Beziehungsratgeber für Doms und Subs. Etwas ratlos legte ich die Sekundärliteratur zur Seite und fragte mich, wie es wohl zwischen den Prinzen von Riad und den Söhnen von Mekka weitergegangen war. Ich konnte es mir nicht verkneifen und schaltete den Fernseher ein. Die Prinzen führten kurz vor der Halbzeit mit 6:0. Ich zählte aber auch nur noch fünf Feldpilger bei den Söhnen von Mekka. Die Konferenz der Saud-Familie hatte anscheinend zwei weitere rote Karten für die Pilgersöhne gefordert. Das war mir zu blöd und ich schaltete wieder ab. Stattdessen nahm ich mir die Sekundärliteratur zur Hand, um mich auf eventuelle СКАЧАТЬ