Название: Hotel subKult und die BDSM-Idioten
Автор: Stefan Bouxsein
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Idiotenreihe
isbn: 9783939362265
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»Kleingeister«, zischte Susanne.
»Morgen beschweren sich bestimmt auch die Gäste von Suite 101 bis 888«, sagte ich mit einem schelmischen Grinsen voraus. »Aber du kannst sie ja dann beruhigen, Jonathan. Wir machen morgen einen Ausflug in den Odenwald. Dann herrscht wenigstens tagsüber Ruhe in unserer Suite.«
Jonathan antwortete mit der Andeutung einer Verbeugung. Die üppigen Trinkgelder, die ich regelmäßig an die Hotelangestellten verteilte, verschafften uns eine gewisse Narrenfreiheit im Frankfurter Hof. Als meine Hände langsam von Susannes Füßen weiter über ihre Waden streichelten, zog sich Jonathan zurück. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, machten sich erste Energieströme unter meinem Kunstwerk bemerkbar. Fünf weinrot lackierte Zehennägel versprühten kleine Nuancen französischer Verführungskunst, einen leichten Akzent südamerikanischen Temperaments, eine Brise afrikanischer Wildheit und einen Hauch karibischer Exotik. Oder anders ausgedrückt: Susannes drückte mir ihren Fuß in den Schritt. Sie drückte aber nicht einfach nur, sie zauberte mir mit unheimlich viel Gefühl im Fuß äußerst angenehme Vibrationen in die Lendengegend. Dagegen waren die technisch brillanten Lupfer aus dem Fußgelenk von Al Ach Achmarain reinste Bauerntölpelei. Während es im Lendenbereich vibrierte, summte in meinen Synapsen aber noch eine unverarbeitete Information herum. Vibration im Unterleib und Summen in der Großhirnrinde disharmonierten in meinem Körper. Ich fühlte mich wie zweigeteilt. Unten war Party und oben wurde noch gearbeitet. Mit akustischen Signalen versuchte ich den Zwiespalt in mir aufzubrechen und begann eine der Situation angemessene Konversation mit Susanne. »Mmmhh, Ssssuusssannee ... aaaah jaaa Ssssuuuusssaaanneee Suuu... ahh Suuu...Suuu...aaah ... Suuu..suu... subkulturelle ... was war das?«
Susanne spielte ihr Spiel genauso unbeirrt weiter wie der KT Dubai. Leichtfüßig tänzelte sie mich um den Verstand und konterte meinen Konversationsversuch mit gehauchter Stimme. »Subkulturelle Erholungsoase. Dominanz und Devotion.«
»Ahh jaa. Das ist gut«, hauchte ich zurück. Aber dann kamen zu dieser Aussage auch Bilder in meinen Kopf und meine Stimmlage veränderte sich abrupt von entzückt in entsetzt. »Willst du dir etwa wieder von wildfremden Männern den Po versohlen lassen?«
»Natürlich nicht. Dafür habe ich doch dich, Hans. Aber wir bieten unseren Gästen ein Ambiente subkultureller Identifikation. Wir schaffen eine Quelle nicht versiegender sexueller Energie.«
2
Susanne hatte am nächsten Morgen gleich als Erstes den Makler angerufen und für die Mittagszeit einen Besichtigungstermin beim Landhotel im Odenwald vereinbart. Im offenen Porsche fuhren wir aus der Stadt raus und mit Tempo 230 in den Odenwald rein. Eine halbe Stunde später hatten wir unser Ziel schon erreicht. Das Hotel lag auf einem Hügel und bot eine malerische Aussicht über Wald, Wiesen und Äcker. Der Makler erwartete uns bereits. Er warf einen skeptischen Blick auf unseren Porsche Carrera Turbo Dingsbums, den Susanne direkt neben seinem SUV Discovery Quattro Dingsbums mit chromglänzendem Überschlagbügel abstellte. Der Makler zupfte an seinem Krawattenknoten herum, während Susanne schwungvoll aus dem Porsche stieg, sich die Sonnenbrille auf die Stirn zog und einen visionären Blick auf das Objekt der Begierde warf.
»Sieht ja so aus, als hätten Sie sich schon in das Schmuckstück verliebt«, kam der Makler mit einem breiten Grinsen auf uns zu.
Mir bereitete es schon etwas Mühe, meine Gliedmaßen mit dem rechten Schwung aus dem flachen Sportwagen zu hieven. In der zurückliegenden Zeit mit Sky, Couch und Zimmerservice waren meine Knochen etwas eingerostet, musste ich feststellen.
»Ich bin beeindruckt«, schwärmte Susanne und schüttelte dem Makler die Hand.
Ich war auch beeindruckt. Das Objekt der Begierde machte in meinen Augen mehr den Eindruck eines Objekts der Trostlosigkeit. Der Putz bröckelt von den Wänden, die Rollläden hingen schief in den Angeln und die durchlöcherte Regenrinne war mit Moos bewachsen. »Das ist ja eine schöne Bruchbude«, winkte ich kopfschüttelnd ab.
»Lassen Sie sich nicht vom ersten Eindruck täuschen«, sagte der Makler und ließ zunächst offen, was der zweite Eindruck noch zu bieten hatte.
»Die kleinen äußerlichen Mängel lassen sich doch schnell beheben, Hans«, klärte Susanne mich auf.
»Wir haben ausgezeichnete Handwerkerbetriebe in der unmittelbaren Umgebung«, verriet uns der Makler. »Dachdeckermeister Meiermulch, Heizungsbauer Kältetod oder Malermeister Schlendrian, um nur einige zu nennen.«
»Wir werden das Hotel in ganz neuem Glanz erstrahlen lassen«, verkündete Susanne und vergab im Geiste wohl schon die Aufträge an die ortsansässige Handwerkerzunft. Das Gesicht des Maklers erstrahlte bereits jetzt. »Ihre Preisvorstellungen sind natürlich vollkommen überzogen«, stellte Susanne klar und des Maklers Glanz verblasste auch sogleich.
»Es gehören ja auch noch 1000 Hektar Grundstück zum Gebäude«, sagte er und zeigte mit ausgestreckter Hand auf das Waldstück oberhalb des Hotels und die Wiesen, die unterhalb lagen.
»Es liegt tatsächlich sehr einsam und die Anbindung an das Straßennetz ist nur suboptimal«, gab Susanne ihm recht. »Deswegen gefällt es mir auch so gut und deswegen kostet es auch nicht mal halb so viel, wie Sie veranschlagt haben.«
»Gehen wir doch erst mal rein und schauen uns die Räumlichkeiten an«, schlug der Makler vor und ging auch schon voraus. Der Immobilienfürst versuchte galant die Eingangstür zu öffnen, doch die klemmte und quietschte und ließ sich nur einen Spalt breit öffnen. »Scheiße«, fluchte er, setzte aber gleich darauf sein Maklerlächeln wieder auf und rüttelte erfolglos an der verzogenen Holztür. Ich tippte ihm mit dem Zeigefinger auf die Schulter, gab ihm mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass er zur Seite treten soll, und trat mit Schwung gegen die störrische Tür. Nun war der Spalt wenigstens so breit, dass wir uns hindurchquetschen konnten. Wir betraten den Empfangsbereich. »Baujahr 1972«, klärte uns der Makler auf und tat so, als wäre das etwas ganz Außergewöhnliches.
»Die Tapetenmuster lassen darauf schließen«, gab ich ihm recht.
»Im Erdgeschoss befindet sich neben dem Empfangsbereich noch der Speisesaal mit angrenzender Großküche. Außerdem gibt es noch einen Veranstaltungssaal mit integrierter Bühne.«
»Das ist gut, das ist sehr gut«, klatschte Susanne zufrieden in die Hände.
»Es gibt 14 Gästezimmer. Sieben im ersten Stock und sieben im zweiten Stock. Folgen Sie mir, ich zeige sie Ihnen.«
Wir stiegen über eine knarrende Holztreppe in den ersten Stock und warfen einen Blick in die Zimmer. Sie waren alle gleich groß.
»Da werden wir ein paar Wände einreißen«, ließ Susanne mich wissen.
»Man müsste das ganze Haus einreißen«, gab ich zu bedenken und sehnte mich zurück nach meiner Suite 202 im Frankfurter Hof.
»Haben Sie denn schon Erfahrungen im Hotelgewerbe?«, erkundigte sich der Makler.
»Wir sind auf special interest Urlaubsangebote spezialisiert«, klärte Susanne ihn auf. »Wir setzen auf Nischenprodukte für eine klar definierte Zielgruppe.«
»Das ist genau der richtige Weg in der einheimischen Tourismusbranche«, zeigte sich Mister Makler zuversichtlich. »Für Wanderfreunde СКАЧАТЬ