Название: Dem Captain ausgeliefert
Автор: Inka Loreen Minden
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783963700569
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Ja, das konnte Willow brauchen. Hoffentlich stand ihr das Universum bei!
***
Als sie beide das Cockpit betraten – wobei Noah ihr weiterhin keine Aufmerksamkeit schenkte, so als wäre sie Luft – zog er sich sein Jackett aus und hängte es über die Lehne. Darunter trug er ein faltenfreies weißes Hemd. Das hatte er garantiert nicht selbst gebügelt. Und wie unverschämt perfekt sich seine Hose über den knackigen Hintern spannte! Willow konnte nur einen kurzen Blick auf den Arsch von dem Arsch erhaschen, bevor er sich in seinen Pilotensessel begab und den Gurt anlegte.
Schmollend setzte sie sich auf den Sitz neben ihn, schnallte sich ebenfalls an und bediente ein paar Hebel und Schalter. Durch die große Frontscheibe sah sie, wie der Hangar geöffnet wurde, damit sie auf das Rollfeld fahren konnten. Das Shuttle konnte sich aus dem Stand senkrecht in die Luft erheben oder wie ein Flugzeug losfliegen. Dieses Baby war einfach eine Wucht!
»Leutnant, starten Sie die Maschinen«, befahl Noah eine Spur zu harsch, sodass sie fast zusammengezuckt wäre.
Ach, jetzt waren sie also plötzlich per Sie?
Willow sagte nichts, denn sie war längst dabei, ihre Arbeit zu tun, und tippte auf dem Display herum. Sie schaltete die Motoren auf niedrigste Leistung, damit sie sich warmlaufen konnten, und ging die Sicherheitschecks durch. Die Maschine war gut in Schuss, kein einziges Kontrolllämpchen leuchtete im Cockpit auf. Die Reise mit dieser Schönheit könnte ein Traum werden, stattdessen gestaltete sie sich jetzt schon zum Albtraum.
Als sie auf das Rollfeld fuhren, krampfte sich ihr Magen zusammen.
»Sonnenblenden«, knurrte Noah, aber auch die hatte Willow längst ausgefahren – was er sehen müsste!
Sie verkniff sich einen bösen Kommentar, um ihn nicht noch mehr zu reizen, und erfreute sich an der schönen Landschaft. Der Himmel strahlte in faszinierenden Blau- und Goldtönen, grünes und violettes Gras bewegte sich leicht im Wind und das Rollfeld lag trocken und frei vor ihnen. Perfekte Bedingungen für einen reibungslosen Start an einem wundervollen Tag. Der ganze Planet war wundervoll! Es gab sehr viele Seen, in denen es sich herrlich baden ließ, und sie liebte es, zu schwimmen. Trotzdem würde Willow nach ihrer Rückkehr sofort von hier verschwinden – falls Noah hier lebte. Um nichts auf der Welt wollte sie ihm noch einmal über den Weg laufen.
»Motoren auf voller Leistung«, sagte sie wenige Minuten später, und er drückte den Gashebel durch.
Das Shuttle glitt ruhig über die Startbahn, beschleunigte schnell und hob geschmeidig ab. Willow erlaubte sich einen längeren Blick auf den Monitor, während die Bordkameras an der Außenhülle den Start aufzeichneten, und betrachtete seufzend Terra Omega. Sie hatte sich schon fast ausgemalt, sich hier niederzulassen. Der Planet war noch nicht so dicht besiedelt wie andere; neben der einzigen Großstadt gab es jede Menge Grün, lila Stoppelfelder, tiefblaue Seen, friedliche Quakas – das waren kleine, putzige, pelzige Tiere, die Bären ähnelten, aber nur Pflanzen aßen –, Berge, Täler … so viel Natur!
Und leider auch Captain Noah Quinn.
Willow wurde mit dem Rücken in ihren Sessel gedrückt, während sie steil nach oben schossen. Bereits wenige Minuten später betätigte Noah den Funk und übermittelte der Bodenstation: »Wir haben die Atmosphäre verlassen und gehen jetzt in den Reisemodus. Over and Out.«
Als plötzlich das schwarze Weltall vor ihnen lag, fühlte Willow eine wohltuende innere Ruhe. Hier oben konnte es verdammt leise sein, vor allem, wenn die Schubdüsen offline waren, was ihr aber nichts ausmachte. Sie liebte die Stille. Jetzt musste sie den Düsen allerdings volle Power geben, damit sie die Höchstgeschwindigkeit erreichten.
Nur das Schweigen zwischen Noah und ihr war nervenaufreibend!
***
»Was transportieren wir überhaupt?«, fragte sie eine Stunde später, nachdem er sie bis jetzt weder angeschaut noch mit ihr geredet hatte. Eisern mied er ihren Blick, die Augen nur auf die Anzeigen oder nach draußen gerichtet, damit sie nicht mit Weltraumschrott kollidierten, von dem es in der habitablen Zone dieses Sonnensystems reichlich gab.
Sie erwartete keine Antwort, doch zu ihrer Überraschung murmelte er: »Du hast keine Ermächtigung, das zu erfahren.« Er klang nicht mehr ganz so harsch und duzte sie auch wieder. Doch eines spürte Willow: Diese Sache in dem Club – oder besser gesagt: Noahs angekratztes Ego – würde während der ganzen Reise zwischen ihnen stehen. Ganz, ganz toll. Besser, sie ging dem Miesepeter aus dem Weg, soweit das möglich war. Deshalb sagte sie: »Ich überprüfe ein paar Relais.«
Er brummte bloß seine Zustimmung, und sie schnallte sich aufatmend ab. Seine schlechte Laune und diese düsteren Schwingungen, die er abgab, hielt sie kaum aus. Außerdem war sie neugierig, was sie geladen hatten. Wenn er es ihr nicht verriet, würde sie eben selbst nachsehen.
Mittels Daumenscan öffnete sie die Tür, die sich sofort wieder schloss, nachdem sie diese passiert hatte. Willow würde nur die Räume öffnen können, zu denen sie Zugang besaß. Mal schauen, welche das waren.
Gleich hinter dem Cockpit lag ein enger Gang, vom dem zu beiden Seiten Türen oder Luken abzweigten. Willow eilte vorbei an ihren Quartieren, die sich im Korridor gegenüberlagen, dem Waschraum, der Bordküche und der medizinischen Versorgungseinheit, bis sie zum Frachtraum gelangte. Sie öffnete die große Tür ebenfalls per Daumenscan, und als sie nach oben glitt, huschte Willow hinein.
Auf den ersten Blick schien es hier lediglich Transportboxen mit Lebensmitteln, Ersatzteilen für das Shuttle und andere Gegenstände des täglichen Gebrauchs zu geben. Willow war gute zwei Stunden damit beschäftigt, in wirklich jede Kiste zu sehen, und überprüfte zwischendurch über das Videoüberwachungssystem, ob Noah noch im Cockpit saß. Zum Glück rührte er sich nicht vom Fleck.
Hm, was auch immer sie transportierten – es musste entweder winzig klein sein, sodass sie es übersehen hatte, oder sich in einer anderen Kabine befinden. Womöglich war es auch in den Eingeweiden des Shuttles versteckt.
Weil … Noah ihr nicht traute? Oder weil sie mit Überfällen rechnen mussten?
Senator Longoria hatte ihr gesagt, dass die Reise gefährlich werden könnte. Doch warum?
Willow schlug sich an den Kopf. Sie konnte jetzt nachsehen, wo ihr Ziel lag. Vielleicht wusste sie dann mehr!
Sie lief zu einem Interface, das mit dem Bordsystem verbunden war und sich an mehreren Stellen des Shuttles befand, und fragte auf dem Monitor ihre Reiseroute ab. Mist, genau dieser Teil des Systems war passwortgeschützt – was für Willow jedoch kein Hindernis darstellte. Nachdem sie erneut überprüft hatte, ob sich Noah weiterhin im Cockpit befand, umging sie schnell den Schutz, bekam dann aber auch keine befriedigende Antwort. Der Autopilot hatte nur Koordinaten erhalten, die eine Tagesreise entfernt lagen. Offenbar kannte tatsächlich nur Noah die komplette Strecke, von der er jeden Tag lediglich einen Teil an das System übermittelte, so sah das für Willow aus. Die Sicherheitsstufe befand sich auf höchstem Level. Der ganze Erfolg der Reise schien allein von Noah abzuhängen. Doch was, wenn er krank wurde oder ihm sonst etwas passierte? Gab es ein Notfallprotokoll?
Willow widerstand dem Drang, nachzusehen. Sie war schon zu lange weg. Und sollte ihr Noah auf die Schliche kommen, könnte sie wegen Hochverrats verhaftet werden. Spätestens am Ziel ihrer Reise würde sie auf die Wahrheit stoßen, so lange musste sie sich eben gedulden.
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