Название: Dem Captain ausgeliefert
Автор: Inka Loreen Minden
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783963700569
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Oh, dieser selbstgefällige Mistkerl!
Gut, dass sie die Sache rechtzeitig beendet hatte, Spaß hin oder her. Wahrscheinlich hätte er nur seine Gelüste befriedigt und sie dann genauso abserviert wie sie ihn jetzt. Willow kannte diese Typen nur zu gut, diese aufgeblasenen, arroganten Egomanen! Und den hatte sie fürs Leben gewollt?
Ihr Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Sie hatte genau richtig gehandelt und einen Schnitt gemacht, bevor sie sich ins Unglück gestürzt hätte. Sie sollte sich lieber auf die bevorstehende Mission konzentrieren und würde sich danach wieder auf dem Single-Markt umsehen. Irgendwann fiel schon mal einer für sie ab.
Kapitel 2 – Überraschendes Wiedersehen
Willow beeilte sich, die letzten Meter bis zum Hangar des Flottenstützpunktes zu kommen. Hätte ihr jemand vorher gesagt, dass sie drei Mal durchleuchtet werden würde, wäre sie eine halbe Stunde eher aufgebrochen. Zum Glück war wenigstens ihr Gepäck bereits am Tag zuvor an Bord gebracht worden, sonst wäre sie wahrscheinlich zu spät gekommen – und Unpünktlichkeit zählte nicht zu ihren Tugenden. Sie verspätete sich nie!
Als sie zur letzten Halle dieses riesigen Komplexes marschierte, rieb sie sich über die Schläfen und schaute an sich hinunter. Ihr blauer Overall kam frisch aus der Reinigung, das Leutnant-Abzeichen glänzte auf ihren Schultern. Ordentlichkeit war ihr zweiter Vorname, zumindest im Job. In ihrer Kajüte sah es meist anders aus und in ihren Latzhosen, die sie meist während der Arbeit trug, herrschte ein gepflegtes Chaos an Ersatzteilen. Leider hatte sie schlecht geschlafen, weil ihr Noah nicht aus dem Kopf gegangen war, und wer müde war, machte Fehler. Die durfte sie sich aber nicht erlauben! Deshalb überprüfte sie heute alles mehrfach.
Um sich von den Gedanken an gestern Abend abzulenken, fragte sie sich unentwegt, mit welchem Captain sie die nächsten Tage zurechtkommen musste. Ob es ein Mann oder eine Frau war? Egal, ob weiblich oder männlich, Hauptsache, sie lagen einigermaßen auf einer Wellenlänge. Sie als einfacher Leutnant hatte jedoch nicht einmal den Namen ihres Vorgesetzten erfahren, denn die Mission unterlag der höchsten Geheimhaltungs- und Sicherheitsstufe. Willow hatte keine Ahnung, warum, weil sie auch nicht wusste, welche Fracht sie transportierten. Etwas Illegales konnte es nicht sein – das hoffte sie zumindest sehr – denn Senator Longoria persönlich hatte die Kandidaten für diesen Flug ausgesucht. Der Mann genoss höchstes Ansehen in fast allen Teilen des Intergalaktischen Imperiums – dem Bund aus zahlreichen Staaten mehrerer Galaxien – und hatte sich noch nie etwas zuschulden kommen lassen.
Den Eingang zum Hangar versperrten zwei Sicherheitsbeamte, die Willows Netzhaut-Scan verlangten. Dazu musste sie durch ein kleines, transportables Gerät sehen, das sie an ein Fernglas erinnerte. Erst danach öffneten sich die großen Panzertüren und gaben den Blick auf das hellgraue Shuttle frei, mit dem sie unterwegs sein würde. Es war ein brandneuer X-3003, und Willow widerstand dem Drang, durch die Zähne zu pfeifen. Das Frachtschiff war zur Zeit das Beste, was es – legal – auf dem Markt gab. Die Tage, die sie sich darin aufhalten durfte, würden wie im Flug vergehen. Der Gleiter sah ein bisschen aus wie ein ovales, plattgedrücktes Ei und war in etwa so groß wie ein Einfamilienhaus. Die seitliche Ladeluke stand bereits offen, aber Fracht erkannte Willow keine, außer die obligatorischen Versorgungskisten. Es musste sich also um etwas Kleines handeln.
»Ah, und da ist Leutnant Blisswater, pünktlich auf die Minute«, begrüßte sie Senator Longoria und winkte sie zu sich. Der rundliche Mann mit dem schütteren grauen Haar stand etwas abseits, deshalb hatte sie ihn nicht gleich gesehen. Er trug die hellblaue Robe der Senatoren und schüttelte freundlich lächelnd ihre Hand. »Dann kann die Reise ja losgehen.«
»Es ist mir eine Ehre, Sir.« Willows Lächeln gefror in ihrem Gesicht, denn aus dem Laderaum schlenderte, gekleidet in einen weißen Kapitäns-Frack, kein anderer als Noah.
Das musste ein Traum oder ein schlechter Scherz sein!
Prompt sagte der Senator: »Darf ich Ihnen Captain Quinn vorstellen?«
Captain … Quinn? Himmel, der Mann, mit dem sie in den nächsten Tagen auskommen musste, hatte ihre Vagina gesehen!
Willow erschrak bis ins Mark, ließ sich aber nichts anmerken und war froh, dass Noah genauso erschrocken wirkte. Das verschaffte ihr wenigstens ein bisschen Genugtuung. Er hatte sogar beinahe den kleinen Tablet-Computer fallengelassen, den er in der Hand hielt. Offenbar hatte er gerade die Ladung überprüft und letzte Checks am Shuttle vorgenommen.
»Sir.« Willow salutierte, wie es sich gehörte, mied dann aber resolut seinen Blick. Das konnte ja heiter werden.
Noah räusperte sich und fragte den Senator leise: »Ich dachte, mir wurde ein Mann zugeteilt?«
Longorias Augen wurden groß. »Wenn Sie einen anderen Mechaniker und Co-Piloten bevorzugen, dann …«
»Nein, Senator Longoria, ich traue Ihrer Wahl«, antwortete Noah, ohne Willow anzuschauen. Für einen anderen Kandidaten war es ohnehin zu spät. »Ich war mir nur sicher, dass in der Akte Will Blisswater stand.«
»Oh, ja, da steht tatsächlich …« Der Senator wurde von einem winkenden Sicherheitsmechaniker abgelenkt, der diskret beim Shuttle wartete und noch eine Unterschrift von ihm einforderte. Als er sich von ihnen entfernte, tippte Noah schnell auf dem Tablet herum.
»Warum steht in deinem Lebenslauf Will und nicht Willow?«, fragte er sie. »Hast du dich bewusst als Mann ausgegeben?«
»Hallo, erst mal«, murmelte sie, wenig erfreut, dass er sie völlig grundlos anschnauzte, und stellte sich neben ihn. Sie wollte ihm nicht zu nahe kommen, aber es machte sie neugierig, was in ihrer Akte stand. Vielleicht würde sie ja etwas über den Auftrag erfahren?
Als Noah sie mit tödlichen Blicken torpedierte, sagte sie: »Du hast dir meine Akte gar nicht richtig angesehen, oder? Sonst hättest du bemerkt, dass ich eine Frau bin. Außerdem nennt mich seit dem Tag meiner Geburt fast jeder Will, ich unterschreibe sogar mit diesem Namen!« Sie nahm ihm das Tablet aus der Hand und blätterte auf dem Display die Seiten durch. Geschlecht, Körpergröße und sogar ihre Lieblingsspeise – andorrianisches Ragout – waren in der Akte vermerkt, genau wie ein – sehr unvorteilhaftes, älteres – Foto von ihr. Darauf sah sie mit den raspelkurzen Haaren fast wie ein junger Mann aus, zumindest auf den ersten Blick. Die kinnlangen Haare waren wirklich vorteilhafter. Leider stand in der Datei nicht, was sie transportierten oder wohin die Reise ging.
Willow seufzte leise. Ob sie sich für ihr Verhalten im Club entschuldigen sollte? »Noah, ich …«
»Für dich Captain oder Sir!«, zischte er und riss ihr das Tablet aus der Hand.
Oh, er kochte immer noch. Sie würde seinen Zorn während der gesamten Reise garantiert zu spüren bekommen. Er war ihr Vorgesetzter! Und hatte sie sich gerade wirklich bei ihm entschuldigen wollen? Sie hatte nichts Falsches getan!
Heilige Supernova, warum war sie gestern nur in diesen Club gegangen? Sie hätte in ihrer Unterkunft bleiben und sich die neue Folge von »Unterwegs in himmlischer Mission« ansehen sollen! Zwischendurch schaute sie sich gerne mal eine Schnulze mit viel Drama an, aber in ihrem Leben brauchte sie keine Dramen. Ihr Job war hart genug.
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