Gesammelte Werke: Romane & Erzählungen. August Sperl
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Название: Gesammelte Werke: Romane & Erzählungen

Автор: August Sperl

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788075831439

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СКАЧАТЬ Rosen: »– meine Liebe, glutrot wie diese Blumen, lege ich vor deine Füße,« vollendete sie und legte ihr den Strauß in den Schoß.

      Der Thürklopfer wurde gerührt, und die Hegnerin spähte durchs Guckloch auf die Gasse. »Wie in der Komödie!« sagte sie lachend und öffnete die Thüre. »Eure Rosen sind an ihr Ziel gekommen, Herr von Kriemhofen.«

      »Süßeres könnten mir Eure Lippen nicht verkünden,« sprach der kurfürstliche Sekretarius und verneigte sich tief. Dann legte er die Rechte aufs Herz und verneigte sich vor der Zantnerin.

      Diese erhob sich, und der Strauß fiel auf das Pflaster. Mit flüchtigem Nicken erwiderte sie den Gruß und wandte sich zum Gehen.

      Hastig bückte sich Kriemhofen und reichte ihr die Blumen. Doch Ruth sagte kühl: »Ich glaube, sie gehören meiner Base, Herr von Kriemhofen.«

      »Nein, nein, nein!« lachte die Hegnerin, glitt durch die Halle und huschte die Stiege hinaus. »Nein, nein!« kam's wie silbernes Schellengeklingel vom obern Stockwerke – das Rauschen eines Kleides – und dann waren die beiden allein.

      Unschlüssig stand Kriemhofen mit dem Strauße in der Hand. »So leget ihn auf die Bank, Herr!« sagte Ruth und ging zur Stiege.

      »Verzeiht!« rief der Sekretarius und vertrat ihr rasch den Weg. »Ich habe einen Auftrag.«

      «Vom kurfürstlichen Regimente?« fragte Ruth und wich einige Schritte aus seiner Nähe zurück in die Ecke vor die Bank.

      »Darf ich Euch nicht unter vier Augen sprechen?«

      »Sprechet, es ist sonst niemand im ganzen Hause als meine Base!«

      »Noch immer zu viele Ohren,« murmelte Kriemhofen.

      »Ich kann Euch nicht verstehen, Herr.«

      »Zuerst muß ich fragen, ob Ihr Euch noch nicht zur römischen Religion bekennen wollt.«

      »Sparet Euch die Mühe!« sagte Ruth.

      »Ich weiß,« flüsterte Kriemhofen. »Aber es handelt sich doch wohl nur um diesen oder jenen strittigen Punkt. Könntet Ihr Euch nicht dennoch anders resolvieren?«

      »Sparet Eure Worte, Herr!«

      »Vergebt, edle Jungfrau, ich habe die schwere Pflicht, Euch von Amts wegen zu fragen.«

      Ruth besann sich. »So saget dem kurfürstlichen Regimente zum zwanzigsten Male, es gezieme meiner Einfalt nicht, mit solchen Subtilitäten und schweren Verantwortungen umzugehen; ich bäte, man wolle mich wider mein Gewissen nicht zwingen und mir die Abreise gestatten.«

      »Ihr müßt bewegliche Briefe an Eure Eltern geschrieben haben, edle Jungfrau,« sagte Kriemhofen lauernd.

      »Hab' ich Euch Rechenschaft zu geben über meine Briefe, Herr?« fragte Ruth.

      »Ach, wollet mich doch nicht so stark verkennen,« bat Kriemhofen. »Mir geht ja die Sache so nahe, daß ich's nicht sagen kann. Euer Herr Vater fürchtet, Ihr möchtet als ein junges Blut in Melancholie geraten.«

      »Hat er das dem kurfürstlichen Regimente geschrieben?« fragte Ruth mit großen Augen.

      »Und es ist offenbar, daß dem alten Manne viel an Eurer Konversion gelegen ist.«

      »Mein Vater will mich zu nichts zwingen!«

      Kriemhofen zuckte die Achseln. »Zwingen? Im Gegenteil, er hat gebeten, man möge Euch vierzehn Tage Urlaub geben.«

      Ruth schwieg und sah ihn fest an.

      »Ich aber wollte Euch nun mitteilen, edle Jungfrau, daß –« Kriemhofen stockte – »daß sich vielleicht, nun, es könnte wohl sein, daß sich auch Seine Kurfürstliche Durchlaucht hätte referieren lassen über Euern Fall –«

      »Was könnte solch einem großen Potentaten an dem Schicksale einer unbekannten Landsassentochter liegen?«

      »O, glaubet das nicht, edle Jungfrau! Der Kurfürst kümmert sich um alles und jegliches in seinen Landen. Und nun, ehe ich meinen Auftrag vollziehe, sage ich Euch im Vertrauen, als – als Euer bester Freund, daß man Vorhabens ist, Euch nach München an die kurfürstliche Hofstatt zu schicken.«

      »Mich?« fragte Ruth entsetzt.

      »Ja, doch Ihr dürft mich unter keinen Umständen verraten.« Kriemhofen preßte die Hand aufs Herz und flüsterte: »Ich weiß nicht, wie ich das ertrüge, wenn der Plan des Herrn Vizedom zur Ausführung käme.«

      »Und zu welchem Ende will man mich nach München schicken?« rief die Zantnerin.

      »Zu demselben Ende, dem Ihr hier und nirgends entgehen könnt – nirgends, und am wenigsten in München!« antwortete Kriemhofen. »Und so ist mein Rat, edle Jungfrau, saget geschwinde Ja und Amen zu allem, was man von Euch will. Wer weiß, was man zuletzt mit Euch in München anfängt!«

      »Niemals!« sagte Ruth.

      »Ich meine es gut,« flüsterte Kriemhofen. »Und nun den Auftrag: Das kurfürstliche Regiment erlaubt Euch, auf vierzehn Tage nach dem Zant zu reisen.«

      »Das ist eine gute Nachricht, Herr von Kriemhofen!«

      »Auf vierzehn Tage,« betonte der Sekretarius, »dann müßt Ihr Euch hier persönlich entscheiden. Und wenn Euch zu wissen verlangte, wer Eure Angelegenheit unter der Hand vertreten hat, als wäre es seine eigne, wem Ihr diesen letzten Aufschub verdanket – ich könnte es Euch wohl sagen.«

      »So danke ich Euch, Herr,« murmelte Ruth und gab ihm die Hand.

      Kriemhofen ergriff die Hand und flüsterte:

      »Und ich, edle Jungfrau, darf ich noch einmal fragen –?«

      Das Mädchen suchte die Hand zu befreien, aber Kriemhofen hielt sie fest und bedeckte sie mit Küssen.

      »Herr!« rief die Zantnerin und riß ihre Hand mit einem Rucke los.

      »Vergebet!« stammelte Kriemhofen und trat einen Schritt näher.

      Ruth wich noch mehr zurück und stand nun ganz in der Ecke zwischen dem Ende der Bank und der Mauer: »Ich habe Euch wiederholt durch meine Base zu wissen gethan, wie es um mich steht, Herr von Kriemhofen,« sagte sie mit bebenden Lippen. »Und nun ersuche ich Euch, gebt die Bahn frei!«

      »Seht Ihr denn nicht, wie's um mich steht?« raunte Kriemhofen. »Als ein Bettler komme ich immer und immer wieder, wahnsinnig vor Liebe –«

      »Gebt die Bahn frei, Herr von Kriemhofen!« sagte Ruth und richtete sich hoch auf.

      »Wahnsinnig,« murmelte Kriemhofen. »Und wie einen Hund laßt Ihr mich immer wieder von der Thüre jagen.«

      »Zum letzten Male, die Bahn frei!« herrschte ihn das Mädchen an.

      »Und wer ist denn der Bettler und der Hund – ich oder er?« zischte Kriemhofen und tastete sinnlos nach ihrer Hand.

      Da hob Ruth blitzschnell diese Hand und gab ihm einen Schlag ins Gesicht.

      Der СКАЧАТЬ