Gräfin Elisa von Ahlefeldt, die Gattin Adolphs von Lützow, die Freundin Karl Immermann's. Assing Ludmilla
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Читать онлайн книгу Gräfin Elisa von Ahlefeldt, die Gattin Adolphs von Lützow, die Freundin Karl Immermann's - Assing Ludmilla страница 7

СКАЧАТЬ Elisen wandte, mit der Bitte, sie möchte jenen doch daran mahnen, dann würde er es thun, da er doch noch nicht so sehr ohne Ehrgefühl sei, um ertragen zu können, vor ihren Augen so schlecht zu erscheinen.

      Viele Siegesbeuten, die gemacht wurden, schenkten die Lützower Elisen, da sie dieselben in ihren Händen am liebsten sahen. Lützow selbst gab ihr mehrere solche; noch im letzten dieser Feldzüge, im Jahre 1815, als nach der Schlacht von Belle-Alliance der Lieutenant Leo Palm der Erste war, der in den eroberten Wagen Napoleons hineinstieg, verschmähte dieser von den vielen Schätzen, die sich darin befanden, etwas für sich zu nehmen, aber zwei Gläser und ein paar Handschuhe des Kaisers überbrachte er Elisen als Andenken. Sogar ein auf dem Schlachtfeld gefundener großer Hund von seltener Schönheit wurde ihr geschenkt, und ist viele Jahre lang ihr treuer Begleiter geblieben.

      Werfen wir nun einen Blick auf die Männer, aus denen die Freischaar gebildet war; wir finden da viele Gestalten von besonderer Eigenthümlichkeit, viele, welche sich Namen und Ruf erwarben. Da war der wunderliche Alte im Bart, der Turner Friedrich Ludwig Jahn, der »erste deutsche Freiwillige,« wie er genannt wurde, mit seiner Devise: »frisch, frei, fromm, fröhlich«! Theodor Körner, der edle Dichter, welcher kämpfend dichtete, und dichtend fiel in der Blüthe der Jugend; der mehr als siebzigjährige Rittmeister von Fischer, die komische Figur unter ihnen, der die Listen des Odysseus geerbt zu haben schien, und der mit einem alten Richtschwert bewaffnet einher ging, weil ihm kein anderes groß genug war; dann Peter Beuth, welcher sich seltsam gerüstet hatte, Lützow's Brüder Leo und Wilhelm, sein Schwager Graf zu Dohna, die braven Petersdorff's, Palm, Thümmel, Helmenstreit, Ennemoser, Kruckenberg, Reil, Eckstein, Dorow, Berenhorst, Karl Müller, Meckel, Friedrich Förster, August von Vietinghoff, der Freund von Friedrich Friesen, und endlich Friedrich Friesen selbst, der edle, schöne, blonde Jüngling, mit den feinen, fast mädchenhaften Zügen, welcher von allen, die ihn kannten, heiß geliebt wurde, »an Leib und Seele ohne Fehl, voll Unschuld und Weisheit, beredt wie ein Seher, eine Siegfriedsgestalt von großen Gaben und Gnaden«, wie ihn Jahn beschreibt, »ein lichter Schönheitsstrahl«, wie Arndt von ihm gesungen. Sein früher Tod in den Ardennen, und die Ausdauer, mit welcher sein Freund Vietinghoff seine Ueberreste aufsuchte, getreu seinem Wort, ihn in deutscher Erde bestatten zu lassen, ist vielfach bekannt geworden.

      An Friesen, Palm, Friedrich von Petersdorff und Thümmel, einem Verwandten des bekannten Schriftstellers, gewann sich Elisa Freunde für das ganze Leben. Sie und Friesen fühlten sich auf das innigste zu einander hingezogen, es bestand eine schwärmerische Freundschaft zwischen ihnen, sie waren sich ihrem ganzen Wesen nach verwandt, in Friesen fand Elisa eine Seele, die dem hohen Flug der ihrigen folgen konnte.

      Da wir keine Kriegsgeschichte schreiben, so kann es nicht unsere Aufgabe sein, die übrigens vielfach bekannten Schicksale der tapfern Lützow'schen Freischaar hier einzeln vorzuführen. Als den 16. September 1813 das Gefecht bei der Görde stattfand, wo Lützow lebensgefährlich verwundet wurde, eilte Elisa gleich zu ihm, um sich ganz seiner Pflege zu widmen.

      Wir lassen nun einen Brief von Friedrich Friesen an Elisen folgen vom 30. October 1813, in welchem er ihr die tödtliche Erkrankung seiner Mutter meldete. Er lautet: »Das inliegende Blatt sagt Ihnen, theure Frau, mein Unglück. Ich versuche vergeblich mich frei zu halten. Sie verstehen meine Scheinruhe, weil Sie männlichen Gleichmuth besitzen, und feinfühlend sich in das Wesen Andrer versetzen.

      »Wenn Fremde sich in unsre Lage fühlen,

      Sind sie wohl näher als die Nächsten uns verwandt.«

      Mich erfreut und stärkt Ihre Theilnahme, der ich gewiß bin. – Ich verliere eine wackere Mutter, der ich unendlich viel verdanke. – Sie haben mich schreibend gefunden. Erhalten Sie mir Ihre Güte, und lassen Sie dieses Blatt und mein offenes Geständniß, dessen ich mich gegen Sie nicht schäme, ein harmloses Geheimniß sein. – Ich bin nicht gewöhnt mit meiner Lage, mit meinen Wünschen und meinem Unglück zu stören, aber von Ihnen erwarte ich weder Vorwurf noch von mir Reue – die bei Fehlgriffen schmerzlich kränkt. Friesen.«

      Friesen eilte nun athemlos nach Berlin, wo er seine Mutter noch lebend antraf, und ihr in ihren letzten Augenblicken beistehen konnte. Nach ihrem Tode schrieb er Elisen aus Berlin, den 6. November 1813: »Meine Freunde suchen meinen Schmerz durch ihre wahrhafte Theilnahme zu mindern. Ich erkenne das mit Dank. Ihnen aber, theure Frau, fühle ich mich besonders verpflichtet für Ihren Zuspruch und Trost. – Unglückliche sind mißtrauisch, gegen Sie bin ich es nicht. Tiefes Gefühl, eigener Verlust, und die unverkennbare Wahrheit Ihres Wesens verbürgt mir Ihre Mitempfindung, und Ihnen die Gewißheit meiner Anerkennung. – Wie geht es Ihrem Gemahl? – Ich bitte Sie recht dringend, versuchen Sie alles ihn seinen Freunden in wahrer Gesundheit zu erhalten, wenn noch eine Prüfung von Muth und Ausdauer beschlossen sein sollte. Ich weiß, was ich von Ihnen fordere und was Sie der Zeit opfern – aber ich kenne Sie, um gewiß zu sein über vieles, was Sie mit Selbstverläugnung und edlem Stolz gegen das Schicksal über sich vermögen. In der jetzigen Zeit wird der Begriff wahrer Weiblichkeit dem ungetrübten Blick erst klar und verständlich. Ich denke an Sie mit unbedingtem Vertrauen. – Ich versuche mich aufzurichten, und freien Blickes in die Zukunft zu sehen, und des eigenen Unglücks zu vergessen, oder es doch mit ruhiger Besonnenheit zu tragen. – Mir ist nicht wohl. – Denken Sie meiner. Ich verehre in Ihnen das erfreuliche Bild einer Frau, die nicht in der Zeitbildung befangen, ein schönes Leben in ruhiger Würde lebt. Friesen.«

      Diese wenigen Zeilen, die wir um so lieber mittheilen, da wir wissen, wie besonders theuer Friesen allen seinen Waffengenossen war, sie charakterisiren genau das edle Verhältniß, welches zwischen ihm und Elisen bestand, und zeigen ein feines, tief empfindendes, liebenswürdiges Gemüth.

      Wie die Freischaar in's Holsteinische eingerückt war, schrieb Friedrich von Petersdorff an Elisen vom Vorposten zu Syke bei Oldeslohe, den 8. Dezember 1813: »Wir hoffen noch immer, daß mit Dänemark thätig am Frieden gearbeitet wird, und daß dieser Krieg, der nicht unmittelbar gegen den Erbfeind geht, bald geendigt sein werde. – Vergessen Sie uns nicht, liebe, gute Elisa, und rechnen Sie es nicht uns an, wenn Ihre Landsleute etwas hart mitgenommen werden, wir steuern, was wir können, dankt Adolph doch dem Lande das Glück seines Lebens, und ich das Glück der göttlichen Freundschaft. Ihr Friedrich.«

      In der Nacht des 15. März 1814 war es Elisen als träte Friesen vor ihr Bett, und zeige ihr eine tiefe Wunde, die er erhalten habe; bewegt und erschrocken rief sie ihr Mädchen herbei, ob sie die blutige Gestalt dort nicht stehen sehe; diese sah jedoch nichts. Fünf Tage später, an ihrem Hochzeitstage, erfuhr Elisa, daß Friesen damals grade, als sie geglaubt hatte, ihn zu sehen, geblieben war. –

      Sie war tief ergriffen. In einem kleinen Notizbuche, welches sie bei sich führte, finden wir dieses Ereigniß mit den kurzen, aber schmerzlichen Worten bezeichnet: »Der erste und beste Mann, Deutschlands Stolz und das höchste Glück seiner Freunde, verlor auf die schrecklichste Weise sein Leben.«

      Auch Lützow, dessen Adjutant er gewesen war, betrauerte ihn schmerzlich, und äußerte, von allen Menschen, die er kennen gelernt, sei Friesen derjenige, welcher am wenigsten zu missen sei, und an dem das Vaterland am meisten verliere.

      Wir können nicht umhin, hier eine Schilderung anzuführen, welche Karl Immermann im zweiten Bande der »Epigonen« von Elisen entworfen hat. Immermann ließ seine Heldin nicht die Freundin, sondern die Geliebte Friesens gewesen sein, und sie, anstatt Vietinghoff's, jenen Sarg mit seinen Ueberresten bei sich aufbewahren. Diese und noch einige andere kleine Abweichungen, welche der Roman erforderte, wird der Leser leicht herauserkennen, außer diesen aber Elisens Bild wie in einem Spiegel wiederfinden.

      Es ist von der Zeit des Befreiungskrieges die Rede.

      »Sie war СКАЧАТЬ