Название: Gräfin Elisa von Ahlefeldt, die Gattin Adolphs von Lützow, die Freundin Karl Immermann's
Автор: Assing Ludmilla
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 4064066114244
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»Welche von den beiden Damen ist es denn,« fragte ein alter Graf Löwenhielm leise und lächelnd zu Elisen und Fanny gewandt, indem er auf Lützow deutete, »die jenen schnurrbärtigen Offizier dort festhält, der immer morgen abreisen will und immer hier bleibt?« – »Ich nicht!« rief Fanny, aber Elisa erröthete.
Lützow verweilte beinahe drei Wochen und trat immer offener und dringender mit seinen Bewerbungen hervor. Daß er Elisens Neigung erobert, durfte er hoffen, und auch der Gräfin Charlotte wußte er Zutrauen und Wohlwollen einzuflößen. Beide Frauen konnten sich aber nicht verhehlen, welche Schwierigkeiten einer Verbindung im Wege standen, da sie wohl wußten, daß Graf Ahlefeldt sich nicht leicht entschließen würde, seine Tochter außer Landes zu geben, und noch dazu einem jungen preußischen Offizier, der zwar von guter Familie war, tapfer und brav, aber weder durch Rang noch Vermögen die Ansprüche befriedigte, die jener an seinen künftigen Schwiegersohn glaubte machen zu dürfen; in der That fanden sich überall Gelegenheiten zu glänzenderen Parthien. Die zärtliche Mutter freilich konnte der Wahl der Tochter nicht entgegen sein, und fand, daß ein wahres Herzensglück, wie es sich hier darzubieten schien, solchen äußeren Vortheilen vorzuziehen sei. Lützow seinerseits betheuerte, daß er nicht eher ruhen würde, bis alle Hindernisse hinweggeräumt seien, und er Elisen errungen hätte.
So reiste er ab. Bald nach ihm verließ auch die Gräfin Charlotte mit ihrer Tochter und Fanny das freundliche Nenndorf, um nach Pyrmont zu gehen, wo noch eine Nachkur gebraucht werden sollte.
Dort erhielt Elisa den ersten Brief von Lützow; wir theilen denselben, so wie einige folgende mit, da es interessant sein dürfte, Adolph von Lützow, der meist nur als muthiger Offizier und Führer der Freischaar genannt wird, hier als eifrigen Liebhaber und Bewerber kennen zu lernen. Er schrieb ihr aus Welle bei Tangermünde an der Elbe, den 2. August 1808: »Gnädige Gräfin! Nicht allein Eigennutz, etwas von Ihren weißen Händen zu besitzen, veranlaßt mich, Ihnen zu schreiben, sondern ich verbinde noch das Vergnügen damit, mich mit Ihnen unterhalten zu können, und weiß doch gewiß, daß während Sie diese Zeilen lesen, Sie die Güte haben müssen – an mich zu denken. – Meine Reise habe ich bisher glücklich zurückgelegt, der Himmel war klar und unbewölkt, mich konnte dies aber nicht freuen, denn ich kann es nicht ausstehen, wenn alles um mich her heiter ist, während ich mich den Träumen einer zweifelhaften Zukunft überlasse. – Wie ist es Ihnen in Nenndorf gegangen? Ich hoffe, vergnügt, und wünsche doch so herzlich, daß Sie wenigstens den ersten halben Tag nach meiner Abreise nicht ganz froh gewesen sein möchten. So groß ist meine Selbstsucht, daß ich sogar auf Kosten Ihres Vergnügens die Hoffnungen meines Herzens recht sehr ungern getäuscht wissen möchte. – Wie wird es aber in Pyrmont werden? Werden Sie nicht dort, meine innigverehrte Gräfin, über alle interessante Bekanntschaften der blauen Farbe treu zu bleiben vergessen? Die Farbe der Beständigkeit hat, vorzüglich jetzt, tausendfachen Werth für mich, und das Schönste aus Ihren Händen selbst, ohne diese keinen Reiz für mich. – Aber was schreibe ich für dummes Zeug! Sie versprechen mir ein Geschenk, und ich mache schon Bedingungen. Um Gotteswillen, Gräfin, nehmen Sie sich in Acht! – Habe ich nur etwas Hoffnung, so werde ich übermüthig. – Sagen Sie nicht, daß Sie mir nicht abgeneigt sind, dann übertreibt meine Phantasie, dann werde ich unbändig und glaube schon das zu besitzen – was ich herzlich empfinde, aber nicht nennen will, weil es so Viele nennen, ohne es zu empfinden. Ist diese Hoffnung erst zur Ueberzeugung geworden, dann möchte mein lahmes Bein mich umsonst abhalten wollen, den weitesten Weg zurückzulegen, um mein Glück zu erreichen, meine krumme Hand stark genug sein, es festzuhalten, und mein deutsch ehrlicher Kopf die Mittel wohl finden, wodurch es mein werden muß.« –
Lützow täuschte sich nicht, wenn er auf Elisens Treue rechnete; sie hatte mit jener Energie, die ihr in allen wichtigen Lagen ihres Lebens eigen war, fest beschlossen, keinem Anderen als Lützow ihre Hand zu geben.
Auf der Rückreise von Pyrmont wurde Hamburg wieder berührt, und die Reisenden suchten in Altona den Schriftsteller und Arzt, Professor Johann Christoph Unzer auf, mit dem und dessen Gattin sie in Nenndorf zusammengetroffen, und in freundlichen Verkehr getreten waren. Es ist dies derselbe Unzer, welcher mit der schönen, berühmten Schauspielerin Charlotte Ackermann befreundet war, deren Andenken durch Otto Müller's interessanten Roman dieses Namens neu aufgefrischt worden ist. Professor Unzer war damals zweiundsechzig Jahre alt, und starb das folgende Jahr in Göttingen auf einer Reise.
Ende Augusts langte man wieder in Ludwigsburg an, und nun mußte ernsthaft daran gedacht werden, den Vater für die beabsichtigte Verbindung zu gewinnen. Dies war nicht leicht. Unterdessen schrieb Lützow an Elisen aus Treptow, den 1. Oktober 1808: »Ihrer verehrungswürdigen Frau Mutter küsse ich die Hände in Gedanken, und bitte Sie, ihr zu sagen, daß ich mich gerne, um ihren Beifall zu haben, in allen Tugenden üben wollte, aber Geduld – in einem gewissen Punkte, das ist eine Tugend, die ich nicht erreichen werde, und unter uns gesagt, nach der ich nicht strebe. Schlimm genug, wenn das unglückliche Schicksal jemanden so hart prüft, wie mich; wie lange wäre ich nicht schon so kühn gewesen, nach Ludwigsburg zu kommen, aber leider haben es die Verhältnisse nicht gestattet, und was würden Sie von einem Manne denken, der seine Pflicht nicht erfüllt, und wenn ihm dies auch noch so schwer würde.« –
Nach langem Zögern sprach der Vater seinen Willen aus, der aber sehr wenig die Wünsche der Liebenden befriedigte; er war der Verbindung entschieden abgeneigt, und verlangte vor allem, daß Lützow nicht eher nach Ludwigsburg komme, als bis er ihm die Erlaubniß dazu gebe; er wies die Tochter schnöde zurecht, meinte, sie würde es ihm später einmal Dank wissen, daß er so und nicht anders handle; es gebe der schlechten Romane genug in der Welt, er wünsche nicht, daß Elisa sie vermehre, und »z. B. eine irrende Ritterin werde, wie die Ahlefeldten von Saxtorf!« – Das war wenig tröstlich!
Mit immer sich steigernder Sorge und Ungeduld schrieb Lützow aus Berlin, den 1. Januar 1809: »Liebe, gute Elise! Von ganzem Herzen habe ich mich gefreut, einen Brief von Ihnen zu erhalten, ich eile zu danken und versichere, daß mich nichts glücklicher macht, als der Beweis, daß ich noch bei Ihnen in gutem Andenken stehe. Zugleich danke ich für die Abschrift des Briefes an Ihren Vater, was aber das Mißtrauen betrifft, so traue ich so fest, daß ich selbst diese nicht verlangt hätte. Habe ich Mißtrauen, so ist es an meiner eigenen Liebenswürdigkeit, so entspringt es aus dem Zweifel, daß Ihnen ein schlichter, grader Sinn nicht Ersatz genug sein wird für Bildung und feine Welt. – Ich mache mir die Freude Ihnen mein Ideal der Treue zu übersenden[1]; ich versichere, daß ich in meinem ganzen Leben nicht schlechter als dieser Pudel sein werde, der fest entschlossen ist, und nichts inniger wünscht, als seine liebenswürdige Gebieterin nie zu verlassen. Er ruht auf dem Beweis, daß ich Kraft genug habe, dem, was ich liebe, alles zu opfern.« –
[1]: Lützow schickte Elisen einen Ring mit einem Pudel verziert.
Dieser Verkehr mit dem Entfernten erfüllte Elisens Herz beinahe ausschließlich in dem Winter in Ludwigsburg, den sie wieder still und einsam mit ihrer Mutter dort zubrachte. Lützow schrieb ihr aus Berlin, den 7. Januar 1809: »Wie muß einem Menschen zu Muthe sein, dem sich der Himmel öffnet, er glaubt das höchste Glück erreicht, und wird in den tiefsten Abgrund des Unglücks gestürzt. – Die Natur schuf mich fest und resignirt, doch diesen Wechsel würde ich nie aufhören zu empfinden, er raubte mir das letzte Vertrauen an die Menschen. – Was ein Mensch opfern darf, lege ich Ihnen zu Füßen, mit Ihnen vereinigt, will ich an jedem Ort der Welt glücklich leben. Alle äußeren Verhältnisse will ich zerbrechen, bleibt mir nur die Aussicht meinem Vaterlande noch in meinem Leben einmal nützen zu können. Was wäre ich Ihnen ohne dieses Gefühl, was wäre Ihnen ein Mann ohne feine Politur, wenn diese nicht durch einigen inneren Werth ersetzt würde.« –
Lützow versäumte unterdessen nicht, seinen Eltern, seinen Brüdern und seiner Schwester in Berlin von seiner herrlichen Braut soviel mitzutheilen, daß sie gleich СКАЧАТЬ