Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme. Jodocus Temme
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Название: Die wichtigsten Werke von Jodocus Temme

Автор: Jodocus Temme

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027238149

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СКАЧАТЬ Männleins.

      Doch nicht lange dauerte dieß; denn auf einmal wurde die allgemeine Aufmerksamkeit auf ein gewaltiges Geräusch gerichtet, das sich draußen vor dem Berge erhob. Es war, als wenn über hundert Ritter in schweren Rüstungen, mit Lanzen und Schwertern und auf wilden, schnaubenden Rossen herangesprengt kämen. Alles drängte sich nach der Gegend des Geräusches hin, auch der lamentirende Schneider wurde mit fortgerissen, und zu seinem Glücke. Denn als er jetzt auf einmal den Eingang des Fegefeuers offen sah, nahm er den Zeitpunkt wahr, in dem ein großer Ritter von vielen Knappen hereingeführt und von dem Grafen Simon von der Lippe mit dem Freudenausrufe: Mein Busso! empfangen wurde, und entwischte glücklich, von Niemanden bemerkt, durch die offene Thüre, aus dem vermaledeyten Berge.

      Draußen war der Mond noch eben am Rande des Himmels und im Untergehen begriffen, dagegen tauchte die Morgenröthe bereits empor. Der Schneider lief, was er laufen konnte, ohne sich weder umzusehen, noch sich auszuruhen, bis er auf dem Domhofe zu Paderborn erschöpft niedersank. Seines Geschäftes im Kloster Bödecken hatte er rein vergessen. –

      Verwunderungsvoll hatte man dem Schneider zugehört, als er dieses alles erzählte. Sonderbar, höchst sonderbar! riefen Alle, als er endigte. Die Meisten glaubten ihm, weil es schon lange bekannt war, daß im Lutterberge, das Fegefeuer des westphälischen Adels sey. Viele aber meinten, der gute Schneider habe entweder geträumt, oder sey von irgend einem Ritter, oder auch von bösen Geistern arg geneckt und gefoppt worden. Dann widersetzte sich aber der Schneider mit vielem Eifer, und hob zum Wahrzeichen, daß Alles sich so verhalte, wie er es gesagt, seine verbrannte Hand in die Höhe. Doch so recht trauete man auch diesem Zeichen nicht; und erst, als am anderen Tage die Nachrichten einliefen, in derselben Nacht, von der der Schneider gesprochen, seyen wirklich der Graf Simon von der Lippe und der Ritter Busso von Assaburg plötzlich Todes verblichen, erst da glaubte man, daß der Schneider wahr gesprochen, und ganz gewiß und unzweifelhaft ist es seitdem, daß in dem Lutterberge bey Bödecken das Fegefeuer für die abgeschiedenen Seelen des westphälischen Adels ist. –

      Ich habe diese wahrhaftige, auch von Bernhard Wittius in seiner Historia Westphaliae, pag. 613 – 616 als wahr verbürgte Geschichte aus dem Grunde hier wieder erzählt, um einmal denjenigen westphälischen Edelleuten, die das noch nicht wissen sollten, wenigsten von einem Theile ihres künftigen Daseyns Kenntniß und Gewißheit zu verschaffen, und um zum andern den Adel in den übrigen Provinzen Deutschlands zu einer Erkündigung aufzumuntern, wo dann seinFegegefeuer künftig seyn wird? –

      Das Dorf Eine

       Inhaltsverzeichnis

      Nicht weit von der Stadt Warendorf im Münsterlande liegt ein Dorf, Eine geheißen. Als man dieses vor langem erbauen wollte, schickten die Leute vorher einen Abgesandten an den Bischof von Münster, mit der Frage, wie das Dorf heißen solle. Der Bischof aber fragte: wie viele Wohnungen das Dorf denn schon hätte? Die Abgesandten antworteten: Eine! Da sprach jener: Dann soll es auch Eine heißen!

      (Mündlich.)

      Der Bullerborn

       Inhaltsverzeichnis

      In dem Fürstenthum Paderborn ist ein kleiner Fluß, die Becke, oder der Bullerborn geheißen, des Letztern von dem Geräusche seines Wassers. Vor Zeiten hat derselbe, eben wie das Meer, seine Ebbe und Fluth gehalten, und so oft er mit seinem Wasser nach der Ebbe wieder im Ausfluß gewesen, hat die Gipfel der umstehenden Bäume ein Wind mit vielem Geräusche bewegt, worauf denn das Wasser ausgestoßen worden. Als im Dezember des Jahrs 1630 die Hessen sich des Stiftes Meister machten, ist dieser Bullerborn gänzlich vertrocknet; als sie es aber im Jahre 1638 wieder räumen mußten, ist er wieder gekommen; jedoch hält er nach solcher Zeit keine Ebbe und keine Fluth mehr, sondern fließt beständig.

      (v. Steinen Westph. Gesch.)

      Der Schatz bei Schwerte

       Inhaltsverzeichnis

      Auf dem Weidenhofe bey Schwerte liegt schon seit undenklichen Zeiten ein reicher Schatz vergraben, von dem man aber nichts anders weiß, als daß eine verwünschte Jungfrau ihn bewachen muß. Als im dreißigjährigen Kriege viele Soldaten in der Stadt lagen, gingen einst zwey von diesen des Abends nach einem Wirthshause, welches da stand, wo jetzt die Schwerter Mühle liegt. Gegen Mitternacht kehrten sie nach ihrem Quartiere zurück. Ihr Weg führte sie über den Weidenhof. Als sie auf diesem ankamen, sahen sie hier plötzlich eine weiße Jungfrau vor sich stehen, worüber sie sehr erschracken und davon laufen wollten. Aber die Jungfrau rief Einen von ihnen beym Namen; da faßte sich dieser ein Herz und fragte sie: Was wandelst Du hier? Worauf sie antwortete: Ich bewache hier einen Schatz! mit dem Hinzufügen, daß der Soldat den Schatz haben solle, wenn er sie erlösen werde; er solle morgen Nacht in derselben Stunde wiederkommen, aber allein. Darauf verschwand sie. Aber der Soldat, fürchtete sich und kam in der folgenden Nacht nicht wieder.

      Nicht lange nachher wurde ein Schwerter Bürger auf gleiche Weise von der Jungfrau angeredet. Dieser versprach wiederzukommen, und hielt sein Wort. Die Jungfrau war schon da. Sie sagte zu ihm: Fang’ da an zu hacken! Er aber entgegnete ihr: Hacke Du selbst! – Sie that dieß, und hackte in der Erde ein glänzendes Schloß los, an dem eine Kellerthüre befindlich war, die sich von selbst öffnete. Der Bürger ging hinein und sah nichts als Gold und Silber. Er packte alle seine Taschen voll. Die Jungfrau aber rief ihm zu: Vergiß das Beste nicht! – Er meinte, er solle blos das Gold nehmen und das Silber liegen lassen, und er griff daher blos nach dem Golde, und trat dann wieder heraus, und die Kellerthüre schlug hinter ihm zu. Da sprach seufzend die Jungfrau: Hättest Du auch den Schlüssel mitgenommen, so wäre ich erlöset, und Du der reichste Mann auf Erden! – Mit diesen Worten verschwand sie. Schloß und Kellerthüre hat man nie wiedergesehen; die Jungfrau aber geht noch oft um Mitternacht herum, und seufzt und weinet.

      (Mündlich.)

      Der Schatz in Wiedenbrück

       Inhaltsverzeichnis

      In der Stadt Wiedenbrück an der langen Straße, nicht weit von dem Langenbrückerthore, steht ein kleines Haus, hinter welchem sich ein großer Garten befindet. In diesem Garten hat früher ein Schloß gestanden, das aber zerstöret ist, in welchem vorzeiten ein alter Geizhals gewohnt hat, der Witwen und Waisen betrogen, und viel Geld zusammengescharret, und damit es ihm nicht gestohlen werde, in der Erde vergraben hat. Das Geld liegt noch da, und zur Strafe muß der Geizige es bewachen. Alle sieben Jahre beym Vollmonde kommt es zum Vorscheine, dann öffnet sich die Erde und das Geld glänzt im Mondscheine, darüber aber sieht man eine blaue Flamme. Wie man diesen Schatz heben kann, hat man noch nicht entdecken können.

      In dem Hause, zu dem dieser Garten gehört, wohnte einmal eine Magd, die sich oft verschlief und daher von ihrer Frau ausgeschimpft wurde. Einstmals erwachte dieselbe, und wie sie sah, daß es schon ganz hell war, glaubte sie, sich wieder verschlafen zu haben. Sie kleidete sich deshalb schnell an und ging in die Küche, um das Feuer anzumachen. Wie sie aber während dessen durch das Küchenfenster in den Garten sah, gewahrte sie darin ein kleines Feuer, weshalb sie Stahl und Feuerstein bey Seite legte, eine Schüppe nahm und damit in den Garten auf das Feuer zuging, um sich lebendige Kohlen zu holen. Sie steckte die Schüppe in das Feuer und zog eine Menge Kohlen hervor, mit СКАЧАТЬ