Goethe und Werther: Briefe Goethe's, meistens aus seiner Jugendzeit. Иоганн Вольфганг фон Гёте
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СКАЧАТЬ vertheidigte die Art seiner Abreise, welche von einem Unverständigen getadelt wurde; ich that es mit vieler Heftigkeit. Nachher schrieb ich ihm, was seit seiner Abreise vorgegangen war.“[4]

      Der 10. September also war, wie wir hieraus sehen, der Vorabend dieser merkwürdigen Trennung. Schlagen wir nun den „Werther“ auf, und wir sehen, daß der 10. September ebenfalls das Datum des Briefes ist, der am Ende des ersten Buchs dieses Romans den Vorabend eben dieser Trennung darstellt. Kestners Tagebuch, dessen Thatbestand des verlebten Tages dieser Brief zu einem Bilde erhebt, erläutert uns, warum aus jedem Worte desselben die Wärme einer wirklich empfundenen Freundschaft und die Gluth einer wirklich empfundenen Liebe spricht; denn es war der von dem Dichter selbst erlebte, entscheidende Moment, den im Gemälde seiner Liebe zu verewigen, ihm so sehr am Herzen lag, daß er selbst das Datum dieses in seinem Jugendleben entscheidenden Tages heilig gehalten hat.

      Dieser Moment, womit das erste Buch des „Werther“ schließt, ist denn auch der, wo in dem Roman Wahrheit und Dichtung sich gänzlich scheiden. Im zweiten Buche borgt Goethe von Jerusalem einige Begebenheiten, besonders die schließliche Katastrophe; an Lottens und Kestners Stellen erscheinen neue Personen, jenen eben so fern stehend, wie ihre erdichteten Erlebnisse. Die Wirklichkeit beschränkt sich allein auf den nunmehr eintretenden Briefwechsel mit den entfernten Freunden.

      Der Flucht Goethe’s, welche ihn an jenem Tage von ihnen, einen kurzen Besuch ausgenommen,[5] auf immer getrennt hat, verdanken wir diese Briefe, die wie jugendliche Zeugen zu uns reden, über einen Charakter, über Gesinnungen, die Goethe — wir erkennen es in seiner Biographie, — später kaum noch an sich gekannt hat.

      Um so mehr muß uns erfreuen, die Biographie durch diese seine eigenen Zeugnisse wesentlich ergänzt und von dem Jünglinge wieder gewonnen zu sehen, was er im Alter bei der Schilderung seiner schönsten Lebensperiode, obgleich ihr manche Silberblicke nicht fehlen, sich selbst an Ruhm entzogen hat. Wer aber auch in Goethe’s späterer Zeit den Dichter, den Menschen von dem Weltmanne beeinträchtigt finden wollte, erkennt doch immer in unsern Eröffnungen den angebornen edlen Menschenstoff, der durch seine Werke fließt.

      Vollständig, so weit die Briefe vorhanden — denn unverkennbar sind mehrere Lücken in der Correspondenz — und, wie sich von selbst versteht, mit Weglassung des Wenigen, was Lebende verletzen kann, sind diese Briefe unten abgedruckt. Daß nichts Wesentliches weggelassen, und bei dem Gegebenen die strengste Wahrhaftigkeit beobachtet sei, können zahlreiche Freunde und Bekannte bezeugen, denen die Briefe in ihren Originalen stets bereitwillig vorgelegt sind. So viele Zeichen der Originalität man aber in einem gedruckten Buche geben mag, ihre Reliquienanmuth kann nur beim Anblick der Originale empfunden werden: wie in Goethe’s schlanken, oft den Charakter wechselnden Schriftzügen die ganze Mannigfaltigkeit seiner wechselnden Stimmungen sich abzuspiegeln scheint. Manche derselben sind unansehnliche Blätter, groß oder klein, fein oder grob, so wie sie seiner sorglosen Hand auf dem Schreibtische, unter Entwürfen von Gedichten und Journalartikeln, oder unter dem Abfall von Briefcouverten begegnen mochten. Mit aller dieser Nichtachtung des äußerlich Herkömmlichen ermangeln dennoch wenige dieser Blätter einer gewissen Anmuth der Form, welche seine Hand im Ebenmaß der Zeilen und Räume unbewußt ihnen mittheilte. Und hatte er ein herkömmlich regelmäßiges Briefblatt genommen, so war das Couvert und die Besiegelung stets mit Sorgfalt und Zierlichkeit vollbracht. Geschlossen waren die meisten der Briefe mit rothem Siegellack. Sein früheres Siegel war meistens ein G mit Verschlingungen in dem Style der damaligen Zeit; zuweilen ein offenstehender Käficht, aus dem ein Vogel entfliegt. Nach seiner Reise in Italien hat er zuweilen mit Gemmen gesiegelt, mit einem Sokrateskopfe, einer Minerva, einem Löwen u.a.m. Auffallend sind die Abweichungen von der allgemein üblichen Orthographie, wie die untenstehenden Briefe, die genau nach den Originalen abgedruckt sind, uns zeigen. Eigenthümlich, auch in den geringsten seiner Handlungen, oder, wie er von sich selbst sagte, „grillenhaft,“ gab er nichts darum, den Bau der Worte mit anderen gemein zu haben. Auch in den grammatischen Formen hat er unbekümmert sich der im gemeinen Leben üblichen bedient. Manches hierin ist auch erst nach jener Zeit allgemeine Regel geworden. Nach und nach sehen wir ihn später dem allgemeinen Gebrauch sich bequemen.

      Jene unbefangene Freiheit eines durchlebten Verhältnisses, in welcher er, nach wechselnder Stimmung des Augenblicks, sich dem wechselnden Ausdruck hingab, hat auch die Mannigfaltigkeit der Formen erzeugt, unter denen er in den Briefen sich selbst Kestnern gegenüber stellte; bald nennt er ihn „Sie,“ bald „Du,“ bald „Ihr“ und den Primaner, Hans, Lottens jüngeren Bruder, im Style jener Zeit, oft sogar „Er.“ Auch hat Kestner es vollkommen natürlich gefunden, daß Goethe, in den wenigen an Lotte selbst gerichteten Briefen, sich eine Freiheit erlaubte, die, nach den damaligen Begriffen der Schicklichkeit, Kestner selbst sich nicht nehmen konnte, sie zuweilen „Du“ zu nennen; daß er, der ungewöhnlich, seltsam, kühn in allem, was er that und sprach, der Aller Liebling war, den Namen, der ihm ein Gedicht, den in dem Tone der Natur zu nennen, er als den einzigen Ersatz für unaussprechlichen Mangel ergriff, nicht in der absurdesten Form conventionellen Respekts der Societät aussprach. Und im Schreiben, wissen wir, gibt es kein Erröthen und keine Verlegenheitsmienen.

      So sehr nun Kestner, den Schmerz des Freundes ehrend, sich auch in seinen überhäuften Geschäften, den Briefwechsel mit ihm aufs eifrigste angelegen sein ließ, während Lotte, die zum Schreiben damals nicht Zeit hatte, ihm durch Kestnern erbetene Gedächtnißgaben sandte, waren diese Mittheilungen doch nie genügend für den Abwesenden. In jedem Augenblicke wollte er des ununterbrochenen Verkehrs mit der Familie bewußt sein, und so sehr bedurfte er es zu seiner Ruhe, mit allen Gliedern der Familie im besten Vernehmen zu bleiben, daß es ihn sogar drückte, von Lottens jüngerer Schwester, Sophie, einem Kinde, über ein kleines Mißverständniß, welches eine völlige Kinderei war, noch keine Verzeihung erhalten zu haben (Nr. 16).

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