Stanislaw Przybyszewski: Romane, Erzählungen & Essays. Stanislaw Przybyszewski
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Название: Stanislaw Przybyszewski: Romane, Erzählungen & Essays

Автор: Stanislaw Przybyszewski

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027205639

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СКАЧАТЬ sprachen kein Wort.

      Sie war gelähmt, sie konnte nicht denken. Sie war so müde.

      Hin und wieder empfand sie eine trostlose Verzweiflung, die dann wieder in diese schlaffe Müdigkeit umkippte.

      – Du, Isa, morgen wird meine Ausstellung in München eröffnet.

      – So, so ...

      Der Wagen blieb stehen.

      – Gute Nacht! Mikita zuckte es in allen Gliedern.

      – Gute Nacht.

      – Jetzt fahren Sie mich aber schnell zurück, brüllte er den Kutscher an.

      Der Kutscher schlug auf den Gaul los, die Droschke flog nur so über die Asphaltstraße.

      Inzwischen krümmte und wand sich Mikita in einem heftigen Anfall von Weinkrampf.

      Als er in die »grüne Nachtigall« zurückkam, war er ruhig und gefaßt.

      Er wurde mit einem kräftigen Gejohle begrüßt.

      Ja, Isa hat uns Alle gedrückt, dachte er.

      – Du, er setzte sich neben Iltis – wenn ich heute stark betrunken werde, so setze mich morgen früh in den Zug, der nach München geht. Sieben Uhr dreißig, merke es Dir ...

      – Weiß schon, weiß schon; habe hundert Mal die Strecke befahren.

      XV.

       Inhaltsverzeichnis

      Falk saß auf seinem Hotelzimmer und brütete vor sich hin.

      Wozu war er eigentlich hergekommen? Er hätte sich ja ebenso gut in Berlin quälen können.

      Nun sind es wohl sechs Tage?

      Er sann nach. Ja, er war schon sechs Tage hier.

      Aber jetzt konnte er es nicht mehr aushalten. Nein, unmöglich. Ja, er mußte ohne jegliches Selbstmitleid, einfach als eine nackte Tatsache konstatieren, daß er unmöglich länger diese Qual ertragen konnte. Er würde sicherlich zu Grunde gehen. Jeden Tag barst in ihm Etwas, das noch gestern heil war, jeden Tag wuchs der Ekel vor dem Leben – und dieser Schmerz ...

      An einem Weibe zu Grunde gehen? Er, der Künstler, Er ... Ha, ha, ha ...

      Als ob es nicht besser wäre, an einem Weibe zu Grunde gehen, als an einem idiotischen Schlaganfall, oder an Typhus, oder an Diphtherie ...

      Oh du dummer Iltis! Wie flach du bist! Dann geh ich wenigstens an mir selbst zu Grunde; dann geh ich an dem zu Grunde, was mich grade in meiner intimsten Seelenstruktur ausmacht. Und sie, ja sie: das bin Ich, Ich, den du nie gesehen hast, den ich erst jetzt in mir erkannte.

      Er konnte nicht zu Ende denken ...

      Magst du an deinem Säufer- oder Verfolgungswahnsinn zu Grunde gehen, wenn du das als eines Mannes würdiger ansiehst – ich gehe an Mir zu Grunde ...

      Aber wozu denn zum Teufel zu Grunde gehen? Ich will glücklich sein – ich will leben ...

      Er verlor plötzlich den Gedankenfaden. Sein Gehirn war doch gar zu zerfahren in der letzten Zeit.

      Er saß und saß und merkte, daß er ganz stumpf war. Er zwang sich, zu denken.

      Hm; er hatte doch niemals Etwas getan, wobei er sich nicht kontrolliert hätte. Ja, die ersten zwei Tage hatte er sich noch in seiner Macht. Er wirkte ja auf sie mit bewußten Mitteln ...

      Herrgott! Die lächerliche Geschichte mit den Schwänen! Wie dumm erfunden, wie ungeschickt ... patzig, ja, patzig ...

      Und dann kam der Strudel, der Wirbel ... Das Gehirn fing an, sich um sich selbst zu drehen, und kreiste schneller und schneller in den abgründigen Trichter des Geschlechtes hinab ...

      Der Tanz – der Tanz ...

      Er sah plötzlich in einer Ecke ein Spinngewebe. Er sah es lange und aufmerksam an, aber seine Augen fielen zu.

      Ja, er war müde, furchtbar müde, er fühlte Reißen in seinen Gliedern ...

      Ja, drei – nein vier Stunden war er gelaufen, um durch die Müdigkeit den Schmerz zu ertöten, um schlafen zu können ohne dies abscheuliche Gift, dies Morphin ...

      Nun mußte er noch einen blanken Gegenstand ins Auge fassen.

      Er sah eine Zeit lang starr die messingene Türklinke an.

      Er fühlte nur noch, daß ihm Tränen über die Backen liefen ...

      Es war ein herrlicher Herbsttag. Ganz klarer, heller Mittag. Er sah auf den hohen Wandelturm der Erlöserkirche in Kopenhagen. Mikita stand neben ihm und schwenkte sein Tuch.

      Farvel! Farvel! hörte er rufen, aber er sah keine Menschen. Plötzlich entdeckte er einen verweinten Jüngling neben sich. Er sollte wohl nach Stettin in ein Engros-Geschäft ...

      Wie viele Seemeilen wohl dieser Dampfer in einer Stunde machte?

      Du! – Mikita zeigte ihm ganz erregt einen englischen Kohlendampfer.

      Zwei Schiffsjungen boxten sich, als wären sie wahnsinnig geworden. Er sah sie wie zwei Hähne aufeinander losspringen. In einem Nu wurden sie zu einem Knäuel, der sich auf dem Boden wälzte, sich dann löste und wieder um sich selbst rollte. Dann sah er sie, wie sie aufschnellten und mit neuer Wut begannen. Er sah die Fäuste hin- und herfliegen, dann stürzten sie die Kojentreppe hinunter, kamen wieder zum Vorschein, und wieder sah er den Knäuel auf dem Verdecke rollen ...

      Falk wachte auf, machte die Augen auf und schloß sie wieder.

      – Du, Erik, sieh nur diese wunderbare Nacht im Wasser und dies Glänzen – dies Leuchten ... Herrgott, wenn man das malen könnte!

      – Du lieber Kerl!

      Und sie saßen und tranken. Die Nacht war so schwarz. Sie saßen dicht nebeneinander.

      Und plötzlich überfiel sie eine Raserei. Sie packten einander. Er hob Mikita in die Höhe und wollte ihn über Bord werfen. Aber Mikita war geschmeidig. Er glitt ihm unter den Armen weg und faßte ihn an den Beinen. Verzweifelt hieb Falk mit den Fäusten auf Mikitas Kopf, aber Mikita achtete nicht darauf, er trug ihn, ja, er wollte ihn ins Meer werfen, jetzt waren sie dicht an der Barriere, jetzt ... jetzt ... Nun bekam er etwas Hartes unter seine Füße. Er stürzte sich mit seinem ganzen Leib über Mikita, so daß der einknickte, mit einem Griff packte er ihn an den Hüften und nun mit einem furchtbaren Ansatz: in weitem Bogen flog Mikita über Bord.

      Falk wachte auf.

      Er stand mitten im Zimmer mit geballten Fäusten.

      Er kam zu sich.

      Einen wilden Haß fühlte er in sich, eine wüste Kampfbegier.

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