Stanislaw Przybyszewski: Romane, Erzählungen & Essays. Stanislaw Przybyszewski
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Название: Stanislaw Przybyszewski: Romane, Erzählungen & Essays

Автор: Stanislaw Przybyszewski

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027205639

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СКАЧАТЬ knarrte die Tür.

      Jetzt ist er es sicher, sie wußte es ganz genau: sie zitterte.

      Aber es war ein Unbekannter.

      Das war doch zu gräßlich, so zu warten und warten, unter all diesen unangenehmen Menschen.

      Sie fühlte Mikitas Augen starr auf sich gerichtet, aber sie vermied es ihn anzusehen.

      Gott, wie gleichgültig er ihr war!

      Was machte denn Falk diese furchtbaren fünf Tage lang?

      Sollte sie zu ihm hinaufgehen? Aber sie wußte ja nicht, wo er wohnte. Mikita danach fragen? Nein, das ging nicht.

      Sie sank in sich zusammen.

      Wie könnte sie ihn nur sehen? Warum bat sie ihn, um Himmelswillen, daß er sie nie mehr sehen solle?... O Gott, sie hatte ja nicht gewußt, wie sehr sie ihn liebte, wie gleichgültig ihr Mikita war, wie ihr die ganze, ganze Welt nur Schmerz bereitete.

      Sie war so sinnlos verzweifelt.

      Warum schrie er denn nur wieder so? Sie sah unwillkürlich auf die leeren Flaschen, die vor Mikita standen.

      – Weißt Du denn, was Liebe ist? – Mikita war außer sich geraten. Weißt Du, was Geschlechtsschmerz ist? Heh? Weißt Dus? Hast Du überhaupt jemals ein Weib geliebt?

      Iltis machte eine verächtliche Handbewegung.

      – Das ... das ... Mikita stotterte – das Weib hat den Mann gezeugt, daran hat sie genug! Das Weib zeugt und der Mann liebt. Das Weib liebt nie, niemals; sie hat am Zeugen genug ...

      Was? Das Weib liebt auch? Was?

      – Aber das Weib begehe ja Selbstmord aus Liebe, warf der Säugling ein, man könne ja jeden Tag darüber im Lokal-Anzeiger lesen.

      – Was? Selbstmord? Fragen Sie ihn, fragen Sie ihn nur; er weiß es besser – Mikita zeigte auf Iltis, der ihm aufmunternd zulächelte – die Weiber begehen Selbstmord, wenn sie schwanger sind und von ihren Liebhabern im Stich gelassen werden!

      Mikita schlug heftig mit der Faust auf den Tisch.

      Isa sah ihn mit grenzenloser Verachtung an.

      Er war wieder betrunken. Wie konnte sie nur jemals diesen Menschen geliebt haben?

      Es trat eine peinliche Stille ein. Isas Anwesenheit drückte Alle. Es war das ein wenig rücksichtslos von Mikita in ihrer Gegenwart.

      Mikita schwieg plötzlich.

      Er sah: ja: das erste Mal sah er ihn – diesen Blick! Er sah ihn deutlich vor sich.

      Er ließ den Kopf sinken.

      Ganz deutlich! Der Blick bohrte sich tiefer und tiefer in ihn hinein. Er sah nun das Auge in sich, es sah ihn an ... Wie sah es ihn an?

      Wenn er es malen würde?... Nun, drei Schritte zurück ... Nein! in die Ecke des Ateliers hinein – in die andere ... Und nun durch den Spiegel ... Ja, er konnte sich nicht helfen ... Es war Verachtung! Große, kalte Verachtung!

      Für Isa wurde es nun unausstehlich. Sie empfand eine fiebernde Unruhe; sie fühlte, wie das Herz schnell und schwer gegen das Korsett schlug.

      Sie müsse um jeden Preis Falk sehen, er muß doch endlich kommen. Jeden Tag ist er doch hier; warum kommt er denn gerade in diesen Tagen nicht?

      Das Gespräch kam wieder in Gang.

      – Ach, laßt mich nur mit der Literatur in Ruhe; dies ewige Geplapper über Poeten und Verleger und Verlegerpreise macht Einen wirklich ganz nervös – Iltis gähnte affektiert – Was wollt ihr vom Falk? Er ist ein guter Kerl.

      Isa horchte auf.

      Sie sah Mikita, wie er sich plötzlich aufrichtete.

      – Was? Was? Falk?

      – Na ja, dozierte der Säugling, Falk hat Talent, das will ich ja zugeben; aber es ist noch im Werden, es muß ausreifen, es muß ausgären; man weiß noch nicht, wie er sich entwickeln wird. Er sucht, er tastet noch ...

      – Was? Falk tastet?... Mikita lachte mit gespielter Herzlichkeit. Sie sind kostbar ... Wissen Sie, Falk ist der Einzige, der was kann. Falk hat das Neue gefunden. Ja, Falk kann das, was Ihr Alle können möchtet – Falk – Falk ...

      In diesem Momente trat Herr Buchenzweig an Isa heran.

      Er setzte voraus, daß alle diese Gespräche eine Dame langweilen müßten, und so wollte er sie unterhalten.

      Sie sah auf das glatte, feiste, schöne Friseurgesicht.

      Was wollte nur der Mensch?

      Ja, Herr Buchenzweig hatte die große Ehre gehabt, das gnädige Fräulein auf der Soirée in Gegenwart des Herrn Falk gesehen zu haben. Herr Falk sei ein ungemein interessanter Mann, eigentlich derjenige, der ihn am meisten interessierte ... Er sei auch nur hergekommen, um ihm zu begegnen ...

      – Du, Isa, rief Mikita über den Tisch hinweg – weißt Du, daß Falk von Berlin weggereist ist?

      Er heftete starr seine Augen auf sie.

      Isa fuhr zusammen. Sie empfand einen heftigen Schmerz in ihrem Gesichte, ein Schnürgefühl in der Brust ... sie sah mit weiten Augen das wilde, boshafte, stark gerötete Gesicht von Mikita, dann wandte sie sich ganz mechanisch an Buchenzweig.

      Sie wollte ein Glas Wein trinken; es war leer.

      Buchenzweig lief dienstfertig nach dem Kellner.

      Alles floß in ihren Augen zusammen. Sie sah nichts. Sie hörte plötzlich Jemanden sprechen; es war Buchenzweig. Aber sie verstand nicht gut, was er wollte. Sie sah ihn nur, lächelte mechanisch – der Wein wurde gebracht. Sie trank.

      – Herrn Halbe kenne ich sehr genau. Ein ungemein liebenswürdiger Mensch, eine große Kraft in unserer Zeit, der es so sehr an großen Talenten mangelt.

      Isa sah ihn an. Der Mensch wurde ihr plötzlich widerwärtig. Sie wußte nicht warum.

      – Verzeihen Sie, Herr Buchenzweig, Ihre Gesellschaft ist mir sehr angenehm, aber ich muß nun nach Hause.

      Sie ging an Mikita heran.

      – Ich muß jetzt nach Hause gehen.

      – So, so? – wirklich? Langweilst Du Dich hier?

      Sie hörte nicht auf ihn und kleidete sich an.

      Wieder sah sie das widerwärtige Friseurgesicht des Herrn Buchenzweig.

      An wen erinnerte er sie nur? Ja, richtig, an den Friseur, bei dem sie sich ihr Haar shampoonieren ließ.

      Als sie sich in die Droschke setzten, wobei Iltis sehr galant Isa behilflich war, schrie ihm Mikita zu:

      – Wartet nur, bis ich zurückkomme! Wir sollen eine lustige Nacht haben.

      Isa СКАЧАТЬ