Seewölfe - Piraten der Weltmeere 24. John Roscoe Craig
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Название: Seewölfe - Piraten der Weltmeere 24

Автор: John Roscoe Craig

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Seewölfe - Piraten der Weltmeere

isbn: 9783954392506

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СКАЧАТЬ Mission zum Scheitern gebracht hätte. Was ihm auf Drakes Schiff widerfahren war, wäre mit ihm auf jedem anderen Schiff der Welt ebenfalls geschehen.

      Der Lärm in der Kapitänskammer wurde lauter. Carberry versuchte nicht hinzuhören, aber es war leichter gesagt als getan. Er leckte sich die Lippen. Er dachte daran, daß die Männer in Drakes Kammer jetzt den schweren Wein in sich hineinschütteten, den Drake von der letzten Prise übernommen hatte. Carberry schlug mit der Faust auf die Reling. Seine Kehle fühlte sich plötzlich so trocken an, als wäre er ein paar Meilen durch die Wüste gelaufen.

      Er drehte sich etwas weg, als eine Welle gegen den Rumpf der Galeone klatschte und die Gischt in einem dichten Schleier über ihn hinwegwehte.

      Aus den Augenwinkeln heraus sah Carberry den schwarzen Schatten.

      „Was, zum Henker ...“

      Der Stoß traf ihn völlig unvorbereitet und erwischte ihn, als er gerade sein rechtes Bein angewinkelt hatte, um einen Schritt zur Seite zu treten. Gleichzeitig gierte die Galeone nach Backbord.

      Carberry fühlte sich hochgehoben. Er versuchte, mit den Händen die Wanten des Großmastes zu erreichen, doch das gischtende Salzwasser, das ihm in die Augen gedrungen war, nahm ihm die Sicht.

      Er begann zu brüllen wie ein Stier. Mit strampelnden Armen und Beinen segelte er über die Reling und tauchte kopfüber in die nächste Welle, die gegen den Rumpf der „Golden Hind“ schlug.

      Edwin Carberry wußte, daß die Hölle nicht mehr fern war. Mit aller Kraft, die in seinem stählernen Körper steckte, wühlte er sich durch die Wassermassen nach oben. Er sah einen Schatten auf sich zurasen und packte in Sekundenschnelle zu.

      Das Holz des nachgeschleppten Beibootes war glatt. Einen Moment glaubte Carberry, er würde sich nicht halten können, doch dann prallte seine Hand gegen eine Dolle und fand Halt.

      Der Profos wurde mitgerissen. Wellen schlugen über ihm zusammen, versuchten ihn zu verschlingen und ihn von seinem Halt loszureißen.

      Carberry ließ nicht locker. Er kämpfte um sein Leben.

      Mit unmenschlicher Anstrengung gelang es ihm, sich an Bord des Beibootes zu ziehen. Er hatte Unmengen von Wasser geschluckt. Seine Augen schmerzten höllisch. Als er aufblickte, sah er nur schemenhaft die Umrisse des breiten Hecks, das in dem aufgewühlten Meer auf und nieder tanzte.

      Carberry schrie sich die Kehle heiser.

      Irgend jemand mußte ihn doch hören!

      Er sah den Schatten, der zur Heckgalerie hinabkletterte und wollte aufatmen. Aber dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Schock.

      Dieser Schatten hatte ihn über die Reling gestoßen!

      Wer war der Mann, der ihm nach dem Leben trachtete?

      Zum erstenmal in seinem Leben spürte Edwin Carberry so etwas wie Angst in sich aufsteigen. Er sah, wie der Schatten sich zu der Stelle vorarbeitete, an der das Beiboot mit der Vorleine vertäut war.

      Doughty! schoß es ihm durch den Kopf. Das mußte John Doughty sein!

      Der Mann hatte die richtige Gelegenheit genutzt, sich dafür zu rächen, daß Carberry seinen Bruder geköpft und ihn selbst ausgepeitscht hatte!

      Carberry schrie.

      „Du verfluchter Hurensohn! Du Ausgeburt der Hölle! Du elendes Rübenschwein, laß deine dreckigen Pfoten von der Leine!“

      Der Sturm riß ihm die Worte von den Lippen.

      Carberry kroch im Boot nach vorn und packte die Vorleine. Er zerrte daran. Die Muskelstränge auf seinen Oberarmen schienen zerreißen zu wollen. Stück um Stück zog er sich näher an den Heckspiegel der „Golden Hind“ heran, der Rettung für ihn bedeutete.

      Carberrys Augen waren weit aufgerissen. Sie versuchten, das Dunkel zu durchdringen und den Schatten zu identifizieren, der jetzt auf der Heckgalerie hockte und an der Vorleine des Beibootes hantierte.

      Er konnte nichts erkennen. Eine Welle schlug über ihm zusammen. Der fürchterliche Druck des Seiles ließ von einem Augenblick zu anderen nach. Carberry fiel zurück. Er stieß gegen die harte Kante einer Ducht. Der Schmerz schnitt durch seinen Rücken, und er dachte für einen Moment, sein Rückgrat wäre gebrochen.

      Er schluckte Wasser und spuckte es wieder aus. Er merkte kaum, daß er sich dabei übergab. Die Schaukelbewegungen des Bootes hatten sich verdoppelt. Seine Hände krallten sich in der Ducht fest. Langsam zog er sich hoch.

      Es war reiner Zufall, daß er das in der Dunkelheit hell schimmernde Focksegel der „Golden Hind“ noch einmal sah, bevor die Galeone von der Finsternis verschluckt wurde.

      Ein wilder Schrei brach aus Carberrys Kehle. Er dachte nicht daran, daß es niemanden gab, der ihn hören konnte. Er schrie sich die Seele aus dem Leib, bis ihn ein dichter Gischtschleier zum Schweigen brachte.

      Wieder übergab er sich. Er würgte, obwohl er nichts mehr im Magen hatte. Der bittere Geschmack der Galle brachte ihn wieder zur Besinnung.

      Er tastete sich vor und holte die Vorleine ein. Seine großen lederhäutigen Hände betasteten das Endes des Seils. Es gab keinen Zweifel. Es war nicht gebrochen. Jemand hatte es mit einem Messer durchtrennt.

      Carberry schüttelte den Kopf. Er wollte nicht daran denken. Nicht jetzt. Er lebte, und solange noch ein Funken Leben in seinem Körper war, hatte er die verdammte Pflicht, um dieses Leben zu kämpfen.

      Er band sich die Vorleine um den Leib und befestigte sie an Back- und Steuerbord an den Dollen. Das Boot tanzte wie eine Nußschale auf den immer stärker werdenden Wellen. Mit den Händen begann Carberry, das Wasser hinauszuschöpfen. Er arbeitete wie ein Verrückter. Nichts konnte ihn davon abbringen, mit aller Macht um sein Leben zu kämpfen, nachdem er sich erst einmal dazu entschlossen hatte.

      Er merkte nicht, daß die ersten Sterne bereits am Himmel erschienen. Die Wolkenbänke waren nach Norden davongejagt und hatten einen blanken Himmel zurückgelassen. Noch tobte das Meer, aber nur selten schlug das Beiboot noch voll Wasser.

      Als der erste graue Schimmer über der Kimm erschien, erwachte Carberry zu neuem Leben. Er hörte auf, Wasser zu schöpfen und ließ sich auf eine Ducht sinken. Seine schmerzenden und vom Salzwasser entzündeten Augen richteten sich auf den schmalen Streifen Lichtes, das den neuen Tag verkündete.

      Der erste Sonnenstrahl entzündete in ihm einen Funken. Er atmete die scharfe, belebende Luft ein, die das Gewitter zurückgelassen hatte, und beugte sich hinunter, um die festgezurrten Riemen zu lösen.

      Er war froh, daß er sie nicht während des Sturmes gelöst hatte. Vielleicht wären sie ihm weggerissen worden.

      Er schob sie in die Dollen. Einen Moment lang überlegte er, ob er in dieselbe Richtung pullen sollte, in der die „Golden Hind“ verschwunden war. Aber dann verwarf er den Gedanken. Er wußte nicht, wie weit der Sturm sie von der peruanischen Küste fortgetrieben hatte. Auf alle Fälle war es besser, den Mittelweg zu wählen: nach Nordosten auf die Küste zu.

      Carberry tauchte die Riemen ins Wasser und begann nach Nordosten zu pullen. Er sah die glutrote Sonne über der Kimm auftauchen. Noch wies sie ihm den Weg, doch bald schon würde sie der zweite grausame Feind nach dem unendlichen Meer sein, der Carberry nach dem Leben trachtete.

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