Verbergen und Suchen. Уилки Коллинз
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Читать онлайн книгу Verbergen und Suchen - Уилки Коллинз страница 13

Название: Verbergen und Suchen

Автор: Уилки Коллинз

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Umständen fand man auch bald, dass ihr die Fähigkeit zum Sprechen gänzlich fehlte, und sie ist daher jetzt gänzlich taubstumm; aber Herr Jubber freut sich sagen zu können, dass sie trotzdem ganz heiter und gesund ist.

      Da Herr Jubber selbst der Vater einer Familie ist, so wagt er zu hoffen, dass diese kleinen Details bei einem intelligenten, mitfühlenden und wohlwollenden Publikum einige Teilnahme erregen werden. Zum Schlusse will er nur noch einfach bemerken, dass die Darstellungen des geheimnisvollen Findlings eine bis jetzt noch unerreichte Vollkommenheit in der Taschenspielerkunst, in den unergründlichsten Kartenkunststücken, welche ursprünglich das Resultat der verwickeltsten Berechnungen des berühmten arabischen Mathematikers Muhamed Engedi waren, erreicht haben. Mehr als dies will Herr Jubber nicht zu erzählen wagen: denn sehen ist glauben, und um es zu glauben, muss man den geheimnisvollen Findling sehen. Die Preise stehen am Fuße des Zettels.«

      Herr Blyth las diese komische schreckliche Erzählung mit Gefühlen, welche für den Geschmack, das Zartgefühl und die Menschlichkeit des geschwätzigen Herrn Jubber durchaus nicht lobend ausfielen. Er sah nach den Preisen, dann oben nach dem Zettel und bemerkte, dass die erste Vorstellung am nämlichen Abend stattfinden sollte, blickte dann zerstreut um sich und entschloss sich, derselben beizuwohnen.

      Er ging daher zuerst nach der Wohnung des Rektors, um eine Tasse Tee zu trinken und zu sagen, wohin. er sich begebe; dann eilte er nach dem Zirkus, einem hölzernen Gebäude auf einem Felde außerhalb der Stadt.

      Als er eintrat, hatte die Vorstellung schon seit einiger Zeit begonnen. Die amazonische Kaiserin, Fräulein Florinda Belverley, tanzte auf dem Rücken eines leicht galoppierenden scheckigen Pferdes. Immer im Kreise herum galoppierte die Kaiserin in ihrem eigenen unbestrittenen Reiche der Reitkunst, auf dem Sattel mit ihren kaiserlichen Beinen nach einer bekannten Melodie, welche von dem Orchester mit wahrer Dilettantenkünstlerschaft gespielt wurde, den Takt schlagend. Plötzlich ging die Melodie in eine andere über, das scheckige Pferd ging schneller, die Kaiserin erhob in der einen Hand eine Fahne, in der andern einen Wurfspieß und fing an, unsichtbare Feinde im vollen Galopp in der leeren Luft zu erschlagen. Der Triumph war wunderbar, der Beifall ungeheuer; Herr Blyth allein saß unbewegt da. Fraäulein Florinda Belverley war nach dem Urteile dieses antiamazouischen Malers nicht einmal ein gutes Modell, um Beine danach zu zeichnen.

      Als nun die Kaiserin von einem spanischen Guerilla, welcher auf dem Rücken eines weißen Pferdes raubte, mordete, zechte, tanzte und sich verliebt stellte, abgelöst wurde und diesem wiederum ein Clown folgte, welcher die schrecklichsten Verzerrungen und unwiderstehlich komisches Gesichterschneiden ausführte, gab Herr Blyth dennoch nicht das geringste Vergnügen oder Erstaunen kund. Nur erst als zwischen dem ersten und zweiten Teile der Vorstellung eine Glocke ertönte und das Orchester anfing »edle Zitella« auszuspielen, zeigte er einige Symptome von Lebhaftigkeit. Dann stand er plötzlich auf und ging von seinem Sitze nach einer Bank, welche sich dicht an der niedrigen Wand befand und die Barriere von dem Zuschauer trennte, richtete seine Augen aufmerksam auf einen Torweg ihm gegenüber, über welchen eine schlechte rote Gardine mit einem Brokatrande hing.

      Aus diesem Torwege trat nun Herr Jubber selbst heraus, angetan mit weißen Beinkleidern und goldenen Streifen und einer grünen Jacke mit Epaulettes; er hatte aufgedunsene freche Augen, einen gefärbten Schnurrbart, große, fette, schlaffe Wangen, langes Haar, in der Mitte geteilt, einen umgelegten Hemdenkragen mit einem rosenfarbenen Halstuche und war in jeder Hinsicht der am abschreckendsten aussehende Schauspielervagabund, der jemals sein unverschämtes und hässliches Gesicht schmückte. Er führte mit sich, es an der Hand haltend – o entehrende und schändliche Berührung – das kleine taubstumme Mädchen, dessen Missgeschick er der ganzen Bevölkerung von Rubbleford mitgeteilt hatte. Das Gesicht und die Manier des Kindes, als sie in das Zentrum des Zirkus trat, ihre harmlosen Verbeugungen machte und dem Publikum ein Kusshändchen zuwarf, nahm sogleich das Herz sämtlicher Zuschauer gefangen. Sie begrüßten sie mit einem so übermäßigen Beifall, dass eine erwachsene Schauspielerin davor zurückgeschreckt worden wäre. Kein Ton dieser freudigen Stimmen, nicht der geringste Widerhall von diesen laut klatschenden Händen konnte sie erreichen; sie konnte sehen, dass man sie freundlich bewillkommte, und das war alles!

      Als der Beifall nachgelassen hatte, ersuchte Herr Jubber eine der gegenwärtigen Damen um ein Taschentuch und verband prahlerisch die Augen der Taubstummen; er hob sie dann auf die breite niedrige Mauer, welche die Barriere umgab, und ging ein wenig darauf mit ihr herum, indem er die Zuschauer einlud, durch Zusammenschlagen ihrer Hände, durch lautes Schreien oder durch irgend ein beliebiges lautes Geräusch dicht am Ohr des armen Kindes ihre gänzliche Taubheit zu erproben.

      Darauf begann die Ausführung der Zauberkunststücke, bei denen sie von Herrn Jubber und einem Milgliede der Gesellschaft auf jeder Seite unterstützt wurde. Diese Kunststücke waren an sich selbst von der einfachsten und gewöhnlichsten Art und erlangten ihre Anziehungskraft nur durch die unschuldig ernste Manier, womit sie das Kind ausführte, und dadurch, dass sich die Zuhörer nur mit ihm unterhalten konnten, wenn sie das, was sie ihr mitteilen wollten, auf eine Schiefertafel schrieben. Sie wurden niemals müde, Fragen aufzuschreiben, »armes kleines Wesen!« zu sagen und sie zu küssen, so oft sich eine Gelegenheit dazu darbot, während sie um den Zirkus herumging. »Liebes, liebes taubstummes Kind« war das allgemeine Gemurmel des Mitgefühls, womit sie jede neue Gruppe begrüßte, als sie vorwärtsschritt, und Herr Jubber verfehlte nicht, stets mit einem Lächeln hinzuzufügen: »Und wie Sie sehen, meine Damen und Herrn! Trotzdem erfreut sie sich einer ausgezeichneten Gesundheit und Laune, und ich gebe ihnen mein heiliges Ehrenwort darauf, sie ist so frisch und mutig wie der Beste von uns!«

      Während sie so die Zuschauer auf der einen Seite des Zirkus ergötzte, was fingen wohl die Zuschauer auf der andern Seite zu ihrer Unterhaltung an, deren Plätze sie noch nicht erreicht hatte?

      Von dem ersten Augenblicke an, wo das Kind auftrat, wurde ihnen durch das Benehmen eines großen, starken und muntern Fremdlings, der, sobald er das taubstumme Kind erblickte, plötzlich seine Sinne zu verlieren schien, hinreichende Unterhaltung gewährt. Dieser Herr sprang wohl ein Dutzend Mal in einer Minute aufgeregt auf und setzte sich ebenso oft wieder nieder. Sobald er zur Ordnung gerufen wurde, bat er um Entschuldigung und einen Augenblick nachher veranlasste er dieselbe Störung wieder. Unsinnige und geheimnisvolle Worte, die niemals vorher in Rubbleford gehört wurden, fielen von seinen Lippen. »Andächtige Schönheit«, erste italienische Kunst, »Fra Angelicos Engel,« »Giatta und die Cherubin«, genug um den göttlichen Raphael herniederzubringen, um sie zu malen. Dies waren einige Bruchstücke von den unzusammenhängenden Äußerungen des tollen Herrn, welche zu den Ohren der Nachbarn gelangten.

      Langsam, langsam glitt die kleine leichte Gestalt um die breite Mauer des Zirkus herum, bis sie immer näher und näher zu dem Platze kam, wo Valentin saß. O erbarmungsvoller Anblick! So lieblich und dennoch so mitleiderregend anzuschauen, soll sie niemals, niemals wieder freundliche Menschenstimmen, den Gesang der Vögel, das liebliche Murmeln der Bäume hören? Sind alle diese süßen Töne, welche der Kindheit von Glückseligkeit singen, auf immer unhörbar für sie?

      Sollen ihren frischen Lippen niemals heitere Worte entströmen, wenn sie im Sonnenschein umherläuft und spielt? Soll das junge zarte Leben als ein sprachloses Wesen auf immer stumm von der freien Welt der Stimmen abgeschlossen sein? O Engel des Gerichts! Hast Du diesem kleinen Kinde sein Gehör und seine Sprache entrissen, um es in hilfloser Betrübnis einer solchen Entweihung preiszugeben, wie es jetzt erleidet?

      Langsam, langsam glitt die leichte Gestalt durch den großen Kreis von Zuschauern, gehorsam zu ihrem Vergnügen beitragend, geduldig wartend, bis ihre Neugier befriedigt war. Nun war ihre mühsame Pilgerschaft für den heutigen Abend bald vorüber. Sie gelangte jetzt zu der letzten Gruppe von Zuschauern, welche noch sehen sollten, wie sie in der Nähe aussah und was sie für Kunststücke mit ihren Karten ausführen konnte.

      Sie blieb gerade vor Valentin stehen, und als sie aufsah, sah sie nach ihm allein hin.

      War irgendetwas in dem leidenschaftlichen Mitgefühl seiner Augen, СКАЧАТЬ