Nicht aus noch ein. Уилки Коллинз
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Название: Nicht aus noch ein

Автор: Уилки Коллинз

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ mich erworben. Ich will damit sagen, seine Mutter hat es für ihn erworben – wenn ich überhaupt eine Meinung haben kann – oder überhaupt jemand bin.«

      »Gehen Sie, gehen Sie!« äußerte der Compagnon nach einer augenblicklichen Pause mit jener ruhigen Zuversicht, wie sie eine kräftige Natur durchdringt, die den aufrichtigen Willen hat, einer schwachen beizustehen. »Wenn ein Unrecht geschehen ist, so ist es ohne Ihre Schuld geschehen, davon bin ich überzeugt. Ich war nicht drei Jahre mit Ihnen zusammen in diesem Comptoir unter dem alten Regime, um Ihnen zu mißtrauen, Wilding. Wir waren, was Redlichkeit anbelangt beide damals schon ebenso reif wie jetzt. Lassen Sie mich meine Compagnonschaft damit beginnen, Ihnen ein thätiger Theilnehmer zu sein und alles, was unrecht ist, in’s Gleiche zu bringen. Hat der Brief irgend etwas damit zu schaffen?«

      »Ach!« rief Wilding mit der Hand an seine Schläfe fassend. »Schon wieder! Mein Kopf! Ich hatte den Zwischenfall vergessen! Die Schweizer Postmarke.«

      »Bei einem zweiten Blick, den ich darauf werfe, werde ich gewahr, daß der Brief uneröffnet ist, also nichts mit den angedeuteten Verhältnissen zu thun haben kann. Ist er an Sie oder an uns?«

      »An uns,« sagte Wilding.

      »Ich denke, ich öffne ihn und lese ihn vor, um ihn uns aus dem Weg zu schaffen.«

      »Ich bin Ihnen sehr dankbar.«

      »Der Brief kommt von unsern Champagnerlieferanten, dem Neuschateller Hause. Geehrter Herr. Durch Ihr gütiges Schreiben vom 28. d. M. sind wir in Kenntnis gesetzt worden, daß Sie Herrn Vendale als Compagnon in das Geschäft aufgenommen haben. Erlauben Sie, daß wir Ihnen unsre Glückwünsche zu diesem Ereigniß aussprechen. Zu gleicher Zeit ergreifen wir die Gelegenheit, Ihnen ausdrücklich Herrn Jüles Obenreizer zu empfehlen.« »Nicht möglich! Wilding sah von einem schnellen Argwohn erfaßt auf und rief: »Wie?«

      »Nicht möglich den Namen auszusprechen!« erwiderte sein Compagnon leichthin – »Obenreizer. – Ihnen ausdrücklich Herrn Jüles Obenreizer zu empfehlen, Sohos-quare, London (north Side), welcher als unser Agent accreditirt ist. Er hat die Ehre, bereits die Bekanntschaft des Herrn Vendale in seinem Vaterlande (d. h. in Herrn Obenreizers Vaterlande) der Schweiz gemacht zu haben – Richtig! – o, o, woran hatte ich schon gedacht. – Jetzt erinnere ich mich – als er es mit seiner Nichte bereiste.«

      »Mit seiner —?« Vendale hatte das letzte Wort so verschluckt, das Wilding es nicht verstehen konnte.

      »Als er es mit seiner Nichte bereiste Obenreizers Nichte,« sagte Vendale übertrieben deutlich. »Die Nichte Obenreizers. (Ich bin ihnen während meiner ersten Schweizer Tour begegnet, reiste eine Weile mit ihnen, Verlor sie während zweier Jahre aus den Augen, begegnete ihnen, als ich das vorletzte Mal in der Schweiz war, wieder und habe seitdem nichts mehr von ihnen gehört.) Obenreizer. Obenreizers Nichte. Richtig! Er ist schließlich doch möglich auszusprechen, der Name! – Herr Obenreizer besitzt unser ausgedehntestes Vertrauen und wir hoffen, daß auch Sie seine Verdienste zu schätzen wissen werden. Richtig unterzeichnet von dem Hause Defresnier und Comp. Schön. Ich werde Mr. Obenreizer sogleich aufsuchen und den Gang uns aus dem Wege räumen. Das räumt zugleich die Schweizer Postmarke aus dem Wege. Und, mein lieber Wilding, theilen Sie mir mit, was ich weiter aus Ihrem Weg räumen kann und ich werde Mittel finden, die mir das Aufräumen ermöglichen.«

      Bereit dazu und im höchsten Grade dankbar, daß ihm die Mühe erleichtert wurde, drückte der ehrliche Weinhändler dem Andern die Hand und begann seine Erzählung damit, sich reuevoll selbst als einen Usurpator anzuklagen.

      »Ohne Zweifel haben Sie darum nach Bintrey geschickt, als ich eintrat?« fragte der Compagnon nach kurzem Bedenken.

      »Darum.«

      »Er hat Erfahrung und einen verschlagenen Kopf; ich bin begierig seine Meinung zu hören. Es ist kühn und gewagt, Ihnen die meinige zu sagen, ehe ich weiß, wie er denkt, aber ich verstehe nicht zurückzuhalten. Offen denn, ich sehe die Verhältnisse anders an, als Sie sie sehen. Ich finde Ihre Lage nicht so, wie Sie sie finden. Was das Usurpieren fremden Besitzes anbelangt, mein lieber Wilding, das ist reine Thorheit, da niemand ein Usurpator sein kann, der nicht beabsichtigt hat, jemand zu beeinträchtigen. Und das haben Sie nie gethan. Was die Erbschaft den jener Dame anbelangt, die geglaubt hat, Sie wären ihr Sohn und den der Sie, nach deren eigener Aussage, glauben mußten, sie sei Ihre Mutter, so bedenken Sie, ob das Erben nicht die Folge Ihrer persönlichen Beziehungen zu einander war? Sie faßten nach und nach immer innigere Zuneigung zu ihr. Sie faßte nach und nach immer innigere Zuneigung zu Ihnen. Ihnen, Ihrer Person, wie ich die Sache ansehe, hat sie die irdischen Vortheile bestimmt, und nur von ihr, von ihrer Person haben Sie sie angenommen.«

      »Sie setzte voraus,« wendete Wilding kopfschüttelnd ein, daß ich ein natürliches Recht darauf hätte, was mir fehlte.«

      »Das muß ich zugeben, gewiß« erwiderte der Compagnon. »Aber gesetzt, sie hätte die Entdeckung, die Sie jetzt gemacht haben, ein halbes Jahr vor ihrem Tode auch gemacht, glauben Sie, daß das die Jahre, die Sie mit ihr zusammen gewesen sind, ausgestrichen und die Zärtlichkeit verlöscht haben würde, welche einer für den andern in immer höherem Grade empfand, je länger das mit einander Verkehren dauerte?«

      »Was ich darüber denke,« sagte Wilding sich einfach und fest an der nackten Thatsache haltend, »kann die Wahrheit eben sowenig ändern, als ich den Himmel herunter zu reißen vermag. Die Wahrheit ist, daß ich der Besitzer von irdischen Gütern bin, die einem Andern zugehören.«

      »Er kann schon todt sein,« sagte Vendale.

      »Er kann auch leben,« sagte Wilding. »Und wenn er lebt, habe ich ihn nicht unschuldiger weise – das gebe ich Ihnen zu, unschuldiger weise – um Vieles gebracht? Habe ich ihn nicht um die ganze glückliche Zeit, die ich an seiner Stelle verlebt habe, gebracht? Habe ich ihn nicht um die namenlose Freude gebracht, die meine Seele erfüllte, als die theure Frau« – er streckte seine Hand nach dem Bilde aus – »mir vertraute, daß sie meine Mutter sei? Habe ich ihn nicht um alle die Sorgfalt gebracht, die sie über mich ausgoß? Habe ich ihn nicht um alle Verehrung und alle Pflichten gebracht, die ich ihr mit Stolz weihte? Darum frage ich mich selbst und frage auch Sie, George Vendale, wo ist er? Was ist aus ihm geworden?«

      »Wer kann es wissen!«

      »Ich muß es versuchen, ihn ausfindig zu machen. Ich muß Nachforschungen anstellen. Ich darf nie ermüden und von solchen Nachforschungen abstehen. Ich will von den Interessen meines Antheils am Geschäft leben – ich sollte sagen von den seinigen – und alles Andere für ihn zurücklegen. Wenn ich ihn finde, kann ich mich seiner Großmuth unterwerfen; aber hingeben will ich ihm Alles. Ich will es, das schwöre ich, so wahr ich sie geliebt und geehrt habe,« sagte Wilding achtungsvoll die Hand, die er küßte, nach dem Bilde hinstreckend und dann sich mit derselben die Augen bedeckend. »So wahr ich sie geliebt und geehrt und eine Welt von Beweggründen habe, ihr dankbar zu sein.« Und damit brach er ab.

      Der Compagnon erhob sich von dem Stuhl, auf dem er gesessen hatte und stellte sich neben Wilding indem er seine Hand sanft auf dessen Schulter legte. »Walter, ich habe Sie schon früher als einen rechtlichen Mann mit reinem Gewissen und feinfühlendem Herzen gekannt. Ich schätze es für ein großes Glück, daß mir der Vorzug geworden ist, meine Arbeit mit seinem des Vertrauens so würdigen Mann gemeinsam zu verrichten. Ich bin dankbar dafür. Schalten Sie über mich, wie über Ihre rechte Hand und verlassen Sie sich auf mich bis in den Tod. Denken Sie nicht schlechter von mir, wenn ich Ihnen eingestehe, daß ich von einem unklaren Gefühl beherrscht werde, Sie mögen es vielleicht ein unvernünftiges nennen. Ich habe viel mehr Theilnahme für die Dame und für Sie, der Sie nicht zu derselben in vorausgesetzter verwandtschaftlicher Beziehung stehen, als ich für den unbekannten Mann empfinde (wenn er überhaupt zum Mann herangewachsen ist), der ohne es zu wissen, seiner Stelle entsetzt wurde. Sie haben recht СКАЧАТЬ