Herz und Wissen. Уилки Коллинз
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Название: Herz und Wissen

Автор: Уилки Коллинз

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Teresa hatte beide mit Interesse beobachtet und kam jetzt ein wenig näher, wobei ihre glänzenden Augen forschend und eifersüchtig auf Ovid’s Gesichte ruhten. Mr. Gallilee erinnerte ihren Sohn, daß sie auf ihn warte; er hatte aber noch einige letzte Worte zu sagen. »Heilige Teresa, meine Schutzpatronin, zeige mir die Seele dieses Mannes in seinem Gesichte«, murmelte die Duenna vor sich hin, als sie sich vom Sopha zurückzog, ohne die Augen von Ovid abzuwenden. Endlich nahm derselbe Abschied. »Ich werde morgen kommen und nachsehen, wie es Ihnen geht, ehe ich fortgehe«, sagte er und nickte dann Teresa freundlich zu. Diese war aber damit nicht zufrieden, sondern wollte mehr haben und fragte ihn, ob sie ihm die Hand schütteln dürfe. Mrs. Gallilee gehörte in der Politik zu den Liberalen, aber nie waren ihre Grundsätze so auf die Probe gestellt worden, als jetzt bei dieser Frage der Alten. Als Teresa dann Ovid’s Hand mit fühlbarer Energie zusammenpresste, dabei sich bemühend, ihm seinen Charakter aus dem Gesicht zu lesen, fragte er lächelnd, was sie sähe, das sie interessiere. »Einen braven Mann, hoffe ich«, antwortete sie so ernst, daß Carmina und Ovid sich des Lachens nicht enthalten konnten. »Lacht, wenn es besser am Platze ist«, verwies Teresa sie wie ein paar Kinder, »jetzt paßt es sich nicht.« Als Ovid seiner Mutter die Thür öffnete, stand die Duenna aufgerichtet in der Mitte des Zimmers und sah ihr nach, dabei wieder vor sich hin flüsternd: »Der böse Blick!«

      Beim Hinabsteigen der Treppe meldete der Bediente Mrs. Gallilee, daß »Mr. Mool« in der Bibliothek sei.

      »Hast Du für die nächste halbe Stunde etwas vor, Ovid?« fragte Mrs. Gallilee.

      »Du wünschst, daß ich Mr. Mool sehe? Wenn es sich um eine Rechtssache handelt, werde ich, fürchte ich, nicht eben nützlich sein können.«

      »Der Anwalt ist mit einer Copie des Testamentes des seligen Onkels hier«, antwortete Mrs. Gallilee. »Es ist vielleicht von einigem Interesse für Dich, und ich dächte, Du solltest es Dir anhören.«

      Ohne besondere Neigung dazu zu bekunden, stellte Ovid die müßige Frage: »Ich habe von dem Auffinden des Testaments gehört – sind romantische Umstände damit verbunden?«

      »Was für ein Kind bist Du doch noch in manchen Dingen!« entgegnete seine Mutter, ihn mit einem Ausdruck launiger Verachtung betrachtend. »Hast Du etwa kürzlich einen Roman gelesen? Sie fanden das Testament in Italien, als sie sich endlich entschlossen hatten, die Möbel in Onkels Zimmer zu zerschlagen. Es war in einem alten, wurmstichigen Secretair, der ganz mit unnützen Papieren vollgestopft war, hinter einen Auszug gequetscht. Gott sei Dank! es ist nichts Romantisches und, wie Mr. Mool’s Brief besagt, nichts dabei, das zu Mißverständnissen oder Streitigkeiten Anlaß geben könnte.«

      Ovid zeigte sich noch vollständig gleichgültig und stellte es seiner Mutter anheim, ihn durch ein Wort zu benachrichtigen, falls er mit einem Legate bedacht sein sollte. »Ah bin nicht so sehr dabei interessiert, als Du«, erklärte er.

      »Das sollte man denken!« meinte Mrs. Gallilee, die seine Einfalt amüsierte.

      »Natürlich ist Dir ein ganzer Berg Geld zugeschrieben?« bemerkte er, augenscheinlich die ganze Zeit über an etwas Anderes denkend.

      »Dein Kopf ist in einer schrecklichen Verfassung«, sagte seine Mutter. »Hast Du wirklich vergessen, was ich Dir erst gestern gesagt habe? Ich bin in dem Testamente zu Carmina’s Vormund ernannt.«

      Er stutzte, als seine Mutter ihn an diesen Umstand erinnerte. »Sonderbar«, sagte er zu sich selbst, »daß ich nicht daran dachte, als ich die Zimmer für Carmina in Stand setzen sah.« Seine Mutter, die ihn sorgfältig betrachtete, bemerkte das Aufhellen seines Gesichtes. Ein neues Interesse war erweckt, das ihn plötzlich seine Ansicht ändern ließ.

      »Du mußt einem Ueberarbeiteten schon etwas zugute halten«, sagte er. »Du hast Recht, ich sollte das Verlesen des Testamentes anhören – ich stehe Dir also zu Diensten.«

      Jetzt endlich zog Mrs. Gallilee die richtige Folgerung, machte aber weiter keine Bemerkung; nur unter dem Puder und der Farbe schien sich etwas schwach zu regen. Sollte sich eine weichere Bewegung an die Oberfläche arbeiten wollen? Unmöglich!

      Hätten sie, ehe sie die Bibliothek betraten, ein zufälliges Geräusch auf der Treppe beachtet, so hätten sie vielleicht Miß Minerva bemerkt, die forschend über die Balustrade des oberen Treppenabsatzes lugte, und wären dann möglicherweise auf den Argwohn gekommen, daß die Gouvernante durch die offenstehende Thür des Schulzimmers ihre Unterhaltung belauscht hätte.

      Capitel VII

      Die Bibliothek in Fairfield Gardens besaß außer den Büchern noch zwei besondere Reize: sie öffnete sich auf ein Gewächshaus und war mit einem wundervollen, von ihrem Bruder gemalten Portrait Mrs. Gallilee’s geschmückt.

      Während Mr. Mool das Erscheinen des schönen Originals erwartete, sah er das Portrait an und ließ dann die Geschichte der Familie Mrs. Gallilee’s an seinem Geiste vorüberziehen, und – wird man es von einem Rechtsanwalt glauben? – Mr. Mool erröthete. Mr. Mool hatte einen Fehlgriff in der Wahl seines Berufes gemacht und das Resultat war nun – ein schüchterner Anwalt.

      Um die Vorgänge beim Vorlesen des Testamentes verständlicher zu machen, wollen wir in die Geschichte der Familie zurückgreifen, die ja unter diesen Umständen – da sie nämlich mit dem Erröthen eines Rechtsanwaltes zusammenhängt – für den Augenblick eine gewisse Wichtigkeit hat und im Voraus einer günstigen Aufnahme sicher ist – denn es dreht sich dabei Alles um Geld.

      Der alte Robert Graywell begann sein Leben als Sohn eines kleinen Farmers; man hielt ihn allgemein für ziemlich exzentrisch, trotzdem machte er als Kaufmann in der City von London sein Glück und besaß, als er sich vom Geschäfte zurückzog, ein Haus und ein Landgut und dazu ein hübsches Vermögen, das in sicheren Fonds angelegt war.

      Seine Frau hatte ihm drei Kinder geschenkt: einen Sohn, Robert, und zwei Töchter, Maria und Susanne. Der Tod der Mutter, die er innig liebte, war der erste ernste Schlag seines Lebens und er zog sich nach demselben als ein mürrischer, gebrochener Mann auf sein Landgut zurück. Liebende Gatten sind nicht nothwendig auch zärtliche Väter, und dem alten Robert boten seine Töchter beim Tode ihrer Mutter keinen Trost, ja, ihre ängstliche Besorgniß wegen der Trauerkleider ekelte ihn so an, daß er ihnen aus dem Wege ging. Mit ihren Aussichten im Leben war kein außergewöhnliches Interesse verknüpft: sie würden sich verheirathen – und dann würde es mit ihnen aus sein. Was den Sohn anbetraf, so war derselbe längst außerhalb des beschränkten Bereichs der väterlichen Sympathie getreten. Einmal hatte es seine Unbrauchbarkeit für den kaufmännischen Beruf nöthig gemacht, das Geschäft in fremde Hände zu geben, und zweitens stellte es sich heraus, daß der junge Robert, ohne daß ein Erbeinfluß vorlag und trotzdem Alles dagegen gethan wurde, ein geborener Maler war. Einer der größten Künstler jener Zeit sah die ersten Versuche des Knaben und drückte sein Urtheil in den Worten aus: »Schade, daß er mit dem Pinsel nicht sein Brod zu verdienen braucht!«

      Beim Tode des alten Roberts sahen sich seine Töchter, um ihren eigenen Ausdruck zu gebrauchen, aus ein elendes Legat von zehntausend Pfund für jede angewiesen. Die Besitzung und das Hauptvermögen erbte ihr Bruder – indeß nicht etwa, weil dem Alten daran lag, eine Familie zu gründen, sondern weil der Junge immer der Liebling der Mutter gewesen war.

      Von den drei Kindern verheirathete sich die älteste Schwester, Maria, zuerst, indem sie sich glücklich schätzte, Mr. Vere zu erobern, einen Mann aus alter Familie, der eine hohe Meinung von dem, was er seinem Namen schulde, besaß. Derselbe hatte ein genügendes Einkommen und brauchte nicht mehr, darum wurde die Mitgift seiner Frau dieser selbst zugeschrieben. Als er starb, hinterließ er ihr eine Leibrente von sechshundert Pfund jährlich, was mit den Zinsen ihres eigenen kleinen Vermögens ein jährliches Einkommen von eintausend Pfund machte. Der Rest von Mr. Vere’s СКАЧАТЬ