Название: Herz und Wissen
Автор: Уилки Коллинз
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
isbn:
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»Ich möchte mit Ihnen beiden über meinen Sohn sprechen«, begann sie dann, aus den Zweck des Abends kommend.
Die Angeredeten erwarteten schweigend das Weitere, aber während Carmina den Kopf senkte und zu Boden blickte, betrachtete Miß Minerva aufmerksam Mrs. Gallilee. »Warum soll ich mitanhören, was sie über ihren Sohn zu sagen hat?« fragte sich die Letztere. »Besorgt sie, daß Carmina mit mir darüber sprechen könnte, wenn ich nicht zu den Familiengeheimnissen zugelassen würde?«
Und sie hatte damit in der That das Rechte getroffen.
Mrs. Gallilee hatte in letzter Zeit bemerkt, daß sich die Gouvernante in das Vertrauen ihrer Nichte einschmeichelte – d. h. in das Vertrauen einer jungen Dame, deren Vater, wie man sich allgemein erzählte, als Besitzer eines schönen Vermögens gestorben war. Es war aber eine gebieterische Pflicht, der Zunahme einer Freundschaft dieser Art Einhalt zu thun, ohne Miß Minerva offen zu verletzen; und Mrs. Gallilee sah ein Mittel, dies in taktvoller Weise zu erreichen darin, daß sie das Interesse, welches beide an Ovid nahmen, benutzte. Wenn sie sie beide einlud, mit ihr über den zarten Gegenstand, ihren Sohn, zu Rathe zu gehen, so mußte es nicht schwierig sein, eine Meinungsdifferenz anzuregen, die den Entfremdungsproceß dadurch einleiten würde, daß sie sich nach dem Thee mieden.
»Es ist von höchster Wichtigkeit, daß zwischen uns kein Mißverständniß stattfinde«, fuhr Mrs. Gallilee fort. »Ich will das Beispiel geben, ohne Rückhalt zu sprechen. Wir wissen alle drei, daß Ovid dabei beharrt, in London zu bleiben —«
Sie brach ab und wandte sich plötzlich an Miß Minerva: »Sie werden mich doch unschuldigen, daß ich Sie mit Familiensorgen belästige.« Dabei spähte sie nach einer Veränderung der Farbe oder einem Zucken der Lippen im Gesichte der Gouvernante. Denn wenn sie auch wirklich einen Professor bekehrt hatte, so war sie doch nur ein Weib, und hatte plötzlich bei ihren anderen Calculationen an die Möglichkeit gedacht, die Gouvernante zu irgend welcher interessanten Bekundung ihrer Neigung für Ovid zu veranlassen.
Miß Minerva hatte keine Ahnung davon, was diese überflüssige Entschuldigung bezwecken sollte, da sie durchaus nicht argwöhnte, daß Mrs. Gallilee ihr Geheimniß entdeckt haben könnte. Aber eben weil sie deren Motive nicht zu durchdringen vermochte, war sie von nun ab doppelt auf ihrer Hut.
»Sie thun mir eine Ehre damit an, daß Sie mich in Ihr Vertrauen ziehen, gnädige Frau«, sagte sie, bei sich selbst aber dachte sie: »Versuche es nur, wenn Du kannst, mir ein Bein zu stellen, Du Katze!«
»Wir wissen«, nahm Mrs. Gallilee ihre Rede wieder auf, »daß Ovid beharrlich in London bleibt, während doch Luft- und Szenenwechsel für seine Genesung absolut nothwendig sind. Und wir wissen auch, warum er bleibt. Glaube nicht, liebe Carmina, daß ich Dich im geringsten tadele! nein, glaube auch nicht, daß ich meinem Sohne einen Vorwurf mache. Du bist ein zu reizendes Mädchen, als daß nicht die Bewunderung der Männer entschuldigt, ja sogar gerechtfertigt wäre. Aber laß uns, wie wir harten Alten sagen, den Thatsachen in’s Gesicht sehen. Hätte Ovid Dich nicht gesehen, so würde er sich jetzt auf der Gesundheit spendenden See, auf der Reise nach Spanien und Italien befinden. Du bist die unschuldige Ursache seiner halsstarrigen Gleichgültigkeit, seiner so beklagenswerthen und gefährlichen Mißachtung der Pflicht, die er sich selbst schuldig ist. Auf seine Mutter hört er nicht, über die Meinung seines erfahrenen Collegen setzt er sich hinweg, einer aber hat noch Einfluß über ihn.« Wiederum pausierte sie und versuchte nochmals, der Gouvernante ein Bein zu stellen. »An Sie, Miß Minerva, darf ich appellieren. Ich betrachte Sie ja als Familienglied und empfinde die aufrichtigste Bewunderung für Ihr Taktgefühl. Ueberschreite ich die Grenzen der Delicatesse, wenn ich meine Nichte offen und ehrlich auffordere, Ovid zum Gehen zu überreden?«
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