Herz und Wissen. Уилки Коллинз
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Herz und Wissen - Уилки Коллинз страница 4

Название: Herz und Wissen

Автор: Уилки Коллинз

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

Серия:

isbn:

isbn:

СКАЧАТЬ fragte die einfache Teresa.

      »O, bewahre! Er hat selbst ein großes Haus, wo Hunderte von Kranken zu ihm kommen, um Heilung zu suchen, und Hunderte von goldenen Guineen zahlen.«

      Hunderte von goldenen Guineen nur durch Heilung von Kranken zu verdienen, war für Teresa etwas an’s Wunderbare Grenzendes und sie sah feierlich zum Himmel auf. »Solch einen Cousin zu haben! Ist er jung, schön, verheirathet?«

      Statt diese Fragen zu beantworten, sah sich Carmina um und fragte: »Folgt uns dies arme Thier?«

      Das »arme Thier, das ihnen unzweifelhaft folgte, war einer von den halbverhungerten, vagabundierenden Londoner Hunden, die sich manchmal infolge der Sympathie ihres Geschlechts dem Fußgänger für eine Zeitlang anschließen.

      »O, das räudige Vieh«, rief Teresa mit jener Hartherzigkeit gegen Thiere, die einer der ernstesten Mängel des italienischen Charakters ist, und erhob dabei ihren Sonnenschirm. Der Hund fuhr zurück, wartete einen Augenblick und folgte ihnen wieder, als sie in der direct auf Coventgarden mündenden, belebten Straße weitergingen.

      Carmina’s weiches Herz fühlte Mitleid mit dem verlorenen, hungrigen Geschöpfe. »Ich muß dem armen Hunde etwas zu fressen kaufen«, sagte sie und blieb, als ihr dieser Gedanke kam, plötzlich stehen.

      Der Hund, der ihr dicht gefolgt war und wahrscheinlich einen Fußtritt fürchtete, sprang scheu auf den Fahrdamm und unglücklicherweise direct unter die Räder eines schnell vorbeifahrenden Wagens.

      »Der Köter hat ausgelitten«, bemerkte ein Mann, der an das überfahrene Thier herangetreten war.

      Dieses gewöhnliche Ereigniß wirkte so heftig auf die sensitiven Nerven des jungen Mädchens, daß es voll Entsetzen hilf- und sprachlos dastand, und am ganzen Körper zitterte. Teresa führte sie in die nächste offene Thür – eine Musikalienhandlung – und bat um einen Stuhl und ein Glas Wasser. Der Eigenthümer des Ladens, der jenes Interesse für Carmina empfand, das sie selten zu erwecken verfehlte, ging sogar so weit, ihr ein Glas Wein anzubieten. Sie zog aber Wasser vor und erholte sich dann bald soweit, um wieder aufstehen zu können.

      »Wollen wir vom Besuche des Museums abstehen?« fragte sie ihre Begleiterin. »Ich bin nach dem Vorgefallenen nicht in der Stimmung, Curiositäten zu besehen.«

      Teresa suchte mit bereitwilliger Sympathie etwas Anderes ausfindig zu machen »Musik würde Dir mehr zusagen, nicht wahr?«

      In dem Laden hingen die Zettel für die italienische Oper; als aber Carmina wieder eine deutsche Oper auf demselben angekündigt sah, wandte sie sich voll Verzweiflung an den Händler »Kann man denn in London keine andere als nur deutsche Musik hören?«

      Der zuvorkommende Händler holte das Programm eines an diesem Nachmittage stattfindenden bescheidenen Concertes eines obskuren Clavierlehrers, der wohl nur auf Schüler, Gönner und Freunde rechnen konnte. Auf dem Zettel war unter anderen Musik aus Lucia, Norma und Ernani angekündigt und Carmina kaufte nach einer zustimmenden Daumbewegung Teresa’s zwei Billets.

      Der Händler wollte sich beeilen, eine Droschke zu rufen, Carmina aber schrak davor zurück, einen Wagen zu besteigen. »Wir könnten wieder ein armes Geschöpf überfahren«, meinte sie, »und es könnte anstatt eines Hundes dann vielleicht ein Kind sein.« Teresa und der Händler bemühten sich ernstlich, ihr eine andere Ansicht beizubringen, aber wenn Carmina das Vernünftige ihrer Meinung auch zugab, so sagte sie doch: »Verderben Sie mir nicht das Vergnügen; ich kann es einmal nicht!«

      Und so war die seltsame Parallele jetzt vollständig geworden. Beide, Carmina und Ovid, hatten dasselbe Ziel gehabt, Lincoln’s Inn-Fields, und beide waren sie davon abgekommen. Und dann wollte Carmina noch den Garten des British Museum sehen, und so begegnete sie dem jungen Arzt in den ruhigen Anlagen.

      Capitel IV

      Ovid achtete nicht auf die Plakate am Eingange zu der Concerthalle und sah deshalb nicht, daß das Concert von dem Musiklehrer seiner beiden Halbschwestern gegeben wurde und dasselbe war, zu welchem er auf das Drängen seiner Mutter vor einigen Tagen bereits ein Billet genommen hatte. Ohne etwas zu sehen, nur von der Furcht besessen, die beiden Fremden aus den Augen zu verlieren, wenn das Concert stark besucht sein sollte, löste er sich voll Ungeduld ein zweites Billet an der Kasse.

      Der Saal war nur klein und kaum hallvoll aber mit so ungenügenden Ventilationsvorrichtungen versehen, daß trotzdem eine drückende Atmosphäre in demselben herrschte. Leicht entdeckte er die Gesuchte mit ihrer Begleiterin auf zwei Sitzen in der Mittelreihe Ihnen nahe, am Ende der ihnen gegenüber befindlichen Reihe, waren noch mehrere Stühle leer, und auf einen derselben setzte er sich. Sie zu sehen, ohne entdeckt zu werden, weiter wünschte er nichts.

      Das Concert hatte bereits begonnen, und da sie ihre Aufmerksamkeit den Sängern und Spielern auf der Plattform zuwandte, konnte er sich ungestraft ihres Anblicks freuen; in einer Pause aber blickte sie in den Zuschauerraum – und entdeckte ihn.

      Hatte er sie verletzt?

      Dem Anscheine nach hatte er überhaupt keinen Eindruck auf sie gemacht, denn sie sah ruhig von ihm weg nach der anderen Seite des Saales. In diesem bloßen Abwenden des Kopfes aber glaubte Ovid einen Verweis lesen zu können, deshalb begab er sich in die Sitzreihe hinter ihr; so war sie ihm ja auch näher, und er war wieder zufrieden – mehr als zufrieden.

      Das nächste Stück war ein Claviersolo und der Spieler wurde durch allgemeinen Applaus bewillkommt. Als Ovid infolge dessen zum ersten Mal nach der Plattform sah, erkannte er in dem sich Verbeugenden mit der für sein Alter frühzeitigen Glatze und dem servilen Lächeln den Musiklehrer seiner Mutter, und sofort schoß ihm der Gedanke durch den Kopf, daß seine Mutter unter den Zuhörern sein könne. Wenn er sie nun auch bei einer sorgfältigen Musterung der Anwesenden nicht entdeckte, so wußte er doch, daß sie kommen würde, denn es war einer ihrer Hauptgrundsätze, für ihr Geld auch etwas zu haben.

      Seufzend blickte er nach dem Eingange; sein neues Glück hatte nicht lange gedauert. Hatte er sich doch neulich, als seine Mutter ihn veranlaßte, ein Billet zu diesem Concerte zu nehmen, offen gegen Concerte ausgesprochen. Was mochte dieselbe nun, wenn sie ihn unter den Zuhörern sah, mit ihrer schnellen Fassungsgabe nicht Alles vermuthen?

      Mochte indeß kommen, was wollte, er blieb auf seinem Platze und weidete seine Augen an der schlanken Gestalt des jungen Mädchens mit der milden und doch so entschiedenen Haltung des Kopfes. Das Vergnügen aber hatte jetzt einen Beigeschmack; der Gedanke an seine Mutter war dazwischen gekommen.

      Als er in der auf das Solo folgenden Pause wieder nach dem Eingange gesehen hatte und sich eben wieder abwenden wollte, hörte er Mrs. Gallilee’s, seiner Mutter, laute Stimme, wie sie ihrem einen Töchterchen eine mütterliche Ermahnung ertheilte: »Sei hier artiger als im Wagen, sonst schicke ich Dich fort.«

      Wenn sie ihn an diesem Platze sah und dann ihre geschickten Schlußfolgerungen zog, würde sie ihre Meinung ganz gewiß auf irgend eine Weise zum Ausdruck bringen; und sie war eine von den Frauen, die eine andere durch einen fragenden Blick, den sie versteckt anzubringen wissen, auf das empfindlichste beleidigen können. Des Mädchens halber entfernte sich Ovid deshalb sofort von demselben und setzte sich auf einen Platz an der Rückwand des Saales.

      In tadelloser Toilette, auf das Vollkommenste gepudert und gemalt, mit Grazie ihre Töchter führend, und in gehörigem Abstande von der Gouvernante derselben gefolgt, trat Mrs. Gallilee imponierend ein. Den Billeteur, der ihr höflich Plätze in der Nähe der Plattform anwies, setzte sie durch eine mit der holdesten Herablassung gehaltene kleine Vorlesung über Akustik in Erstaunen. »Alle Töne, Sir«, – und sie begleitete das Wort »Sir« mit einem Lächeln, – »hört man stets am besten in der Mitte des Auditoriums.« Sie übernahm СКАЧАТЬ