Blinde Liebe. Уилки Коллинз
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Название: Blinde Liebe

Автор: Уилки Коллинз

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Lesen beschäftigt war. Da die Thür für seinen Eintritt geöffnet wurde, überraschte er sie, wie sie mit majestätischen Schritten im Zimmer auf und ab wandelte, ein Buch in der Hand haltend. Sie deklamirte in pathetischem Tone, ohne daß jemand da war, ihrer Leistung Beifall zu spenden. Nach dem, was Hugh schon gehört hatte, konnte er nur zu dem Schluß kommen, daß Erinnerungen an ihre frühere Theaterlaufbahn die gewesene Schauspielerin verleitet hatten, eine Privatvorstellung zu geben zu ihrem eigenen Vergnügen in einer jener tragischen Rollen, von denen ihr Gatte gesprochen hatte. Bei Mountjoys Erscheinen gewann sie sofort ihre Selbstbeherrschung wieder mit der Leichtigkeit einer Meisterin in ihrer Kunst.

      »Verzeihen Sie mir,« sagte sie, indem sie ihm das Buch mit der einen Hand entgegen hielt und mit der andern Hand darauf hinzeigte. »Shakespeare versetzt mich immer in eine heftige Aufregung. Eine kleine Flamme von dem Feuer des Dichters brennt auch in der Brust seiner armen Verehrerin. Darf ich hoffen, darin von Ihnen verstanden zu werden? Sie sehen aus, als ob Sie ein Gesinnungsgenosse von mir wären.«

      Mountjoy that sein möglichstes, um die mitfühlende Rolle, welche Mrs. Vimpany ihm durch ihre letzten Worte zuerteilt hatte, richtig durchzuführen, aber er hatte nur den fraglichen Erfolg, daß er bewies, welch ein schlechter Schauspieler er geworden sein würde, wenn er auf die Bühne gegangen wäre. Mrs. Vimpany legte ihr Buch weg und stieg aus den erhabensten Höhen der Dichtkunst herab in die tiefsten Tiefen der Prosa.

      »Lassen Sie uns jetzt von häuslichen Angelegenheiten sprechen,« sagte sie milde. »Haben die Leute in dem Gasthaus Ihnen ein gutes Mittagessen zubereitet?«

      »Die Leute haben ihr Bestes gethan,« antwortete Mountjoy vorsichtig.

      »Ist mein Gatte mit Ihnen zurückgekommen?« fuhr Mrs. Vimpany fort.

      Mountjoy fing an zu bedauern, daß er nicht auf der Straße auf Iris gewartet hatte. Er war jetzt gezwungen, zu bekennen, daß der Doktor nicht mit ihm zurückgekommen sei.

      »Nun, wo ist Mr. Vimpany?«

      »Im Gasthof.«

      »Was macht er denn dort?«

      Mountjoy zögerte. Mrs. Vimpany erhob sich wieder in die Regionen der tragischen Dichtkunst. Sie schritt auf ihn zu, als ob er Macbeth gewesen wäre und sie ihren Dolch benützen wollte.

      »Ich verstehe Sie nur zu gut,« erklärte sie in schrecklichen Tönen, »die Fehler und Schwächen meines unglücklichen Gatten sind mir wohl bekannt. Mr. Vimpany ist berauscht.«

      Hugh versuchte die Sache so unschuldig wie nur möglich darzustellen.

      »Er ist nur eingeschlafen,« sagte er. Mrs. Vimpany warf ihm von neuem einen Blick zu. Diesmal war sie die Königin Katharina, welche den Kardinal Wolsey ansieht. Sie verbeugte sich mit stolzer Höflichkeit und öffnete die Thür.

      »Ich muß einen Ausgang machen,« sagte sie und entfernte sich mit langsam abgemessenen Schritten.

      Fünf Minuten später sah Mountjoy, der in ungeduldiger Erwartung von Miß Henleys Rückkehr ans Fenster getreten war, Mrs. Vimpany auf der Straße. Sie trat in den Laden eines Apothekers und kam bald darauf wieder heraus mit einer kleinen, eingewickelten Flasche in der Hand. Majestätisch schritt sie die Straße hinab und war bald seinen Augen entschwunden. Wenn Hugh ihr gefolgt wäre, würde er die Frau des Doktors an der Thür des Gasthofes eingeholt haben.

      Der unbeschäftigte Kellner stand in dem Hausflur und schaute sich um, obgleich eigentlich gar nichts da war, wonach er sehen konnte. Er machte vor Mrs. Vimpany eine Verbeugung und teilte ihr mit, daß die Wirtin ausgegangen sei.

      »Sie können mir ebenso gut sagen, was ich wissen will,« lautete die Antwort. »Ist Mr. Vimpany noch hier?«

      Der Kellner lächelte und führte die Frau des Doktors durch den Hausflur an den Fuß der Treppe.

      »Sie können ihn von hier aus schon hören.«

      Es war vollkommen richtig. Mr. Vimpanys Schnarchen sprach für Mr. Vimpanys Anwesenheit. Seine Frau stieg die ersten zwei oder drei Stufen hinauf und blieb dann stehen, um noch etwas mit dem Kellner zu reden. Sie fragte ihn, was die beiden Herren beim Essen getrunken hätten.

      »Sie haben den sauren französischen Wein getrunken.«

      »Und sonst nichts?«

      Der Kellner erlaubte sich jetzt einen kleinen Scherz.

      »Sonst nichts,« antwortete er, »aber mehr als genug von diesem.«

      »Ich hoffe, nicht mehr als genug für den Vorteil des Hauses,« bemerkte Mrs. Vimpany verweisend.

      »Ich bitte um Entschuldigung, Frau Doktor; der Rotwein, den die beiden Herren bei Tische getrunken haben, ist nicht mit auf die Rechnung geschrieben worden.«

      »Was soll das heißen?«

      Der Kellner erklärte ihr, daß Mr. Mountjoy den ganzen Vorrat dieses Weines gekauft hätte. Argwohn sowohl wie Erstaunen zeigte sich auf dem Gesichte der Mrs. Vimpany. Sie hatte es bisher für wahrscheinlich gehalten, der elegante und vornehme Freund der Miß Henley könnte heimlich in die junge Dame verliebt sein. Ihr Argwohn wurde jetzt noch vermehrt. Sie stieg allein die Treppe hinauf und schlug laut die Thüre des Privatzimmers zu, um dadurch ihren schlafenden Mann aufzuwecken. Aber selbst der gewaltige Lärm, den sie auf diese Weise verursachte, war nicht im stande, den berauschten Doktor dem süßen Schlummer zu entreißen. Er schien für äußere Eindrücke vollständig unempfindlich zu sein. Eine Weile blieb sie ruhig stehen und betrachtete ihn über den Tisch weg mit unaussprechlicher Verachtung.

      Da lag nun der Mann, an welchen die Religion und die Gesetze des Landes sie für das Leben gefesselt hatten.

      Als sie mit sorgloser Neugier die Unordnung auf dem Tische betrachtete, bemerkte sie noch einen Rest Wein in dem Glas, aus dem ihr Gatte getrunken. Hatte man künstliche Mittel angewendet, um ihn in seinen gegenwärtigen Zustand zu versetzen? Sie kostete den Rotwein. Nein, in seinem Geschmacke fand sie nichts, was etwa hätte andeuten können, daß irgend etwas Fremdes beigemischt worden wäre. Wenn sie dem Kellner Glauben schenken konnte, so hatte ihr Gatte nichts weiter als Rotwein getrunken – und trotzdem lag er jetzt hier in einem Zustande von vollkommen hilfloser Betäubung.

      Sie blickte noch einmal über den Tisch hin und entdeckte unter den vielen leeren Flaschen eine, in der sich noch etwas Wein befand. Nach einem kurzen Moment der Ueberlegung nahm sie ein reines Glas von dem Seitentische.

      Das war also der Wein, welcher für Mr. Vimpany und seine Freunde ein Gegenstand des Spottes gewesen war. Sie waren alle starke Esser und Trinker, und es verlohnte gewiß der Mühe, ihre Ansicht zu prüfen. Jetzt suchte sie nicht mehr darnach, ob in dem Weine ein fremder Stoff vorhanden sei. Ihr jetziger Versuch hatte nur den Zweck, ihn auf seinen eigenen Wert hin zu prüfen.

      Zur Zeit ihrer Triumphe auf den ländlichen Bühnen – vor dem Tage ihrer unglücklichen Heirat – hatten reiche Verehrer und Bewunderer die hübsche Schauspielerin oftmals zu Diners und Soupers eingeladen, welche jeden Luxus darboten, den die vollkommenste Tafel gewähren konnte. Die eigene Erfahrung hatte sie daher bekannt gemacht mit dem Geschmacke des allerbesten Rotweins, und diese Erfahrung war wieder aufgefrischt worden durch den Rotwein, den sie soeben gekostet hatte. Es war nicht schwer einzusehen, warum Mr. Mountjoy diesen Wein gekauft, und nachdem sie ein wenig nachgedacht, wurde ihr gleichfalls der Grund klar, weswegen er Mr. Vimpany zum Essen eingeladen hatte. Von diesem ersten Erfolg ihrer Entdeckung, den sie ihrem eigenen Scharfsinn zu verdanken hatte, war sie zunächst vollständig überwältigt, aber bald hatte sie ihre Fassung wieder erlangt. Ihr dicker Mann war zum Trinken verleitet СКАЧАТЬ