Deportiert auf Lebenszeit. Marcus Andrew Hislop Clarke
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Название: Deportiert auf Lebenszeit

Автор: Marcus Andrew Hislop Clarke

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ welche als selbstverständlich unter den Kettengefangenen und in den Straf-Abtheilungen getrieben wurden, sind zu entsetzlicher Natur, als daß sie hier mehr als nur angedeutet werden können. Alles, was die niedrigsten und bestialischsten menschlichen Wesen nur erfinden und ausüben können, wurde in diesem unglücklichen Lande ohne Rückhalt und Scham erfunden und verübt.

      Im Jahre 1826 wurden die Verbrecher in sieben Klassen eingetheilt, als man die neuen Barracken für die Gefangenen in Hobart Town beendet hatte. Der ersten Klasse war erlaubt, außerhalb der Barracken zu schlafen und Sonnabends für eigene Rechnung zu arbeiten; die zweite Klasse genoß nur das letztere Vorrecht; der dritten wurde nur der Sonnabend Nachmittag gewährt; die vierte und fünfte Klasse bestand aus den »Widerspänstigen und Unordentlichen, welche in Ketten arbeiteten;« die sechste waren »Männer von ganz schlechtem und unverbesserlichem Charakter,« welche in Ketten arbeiteten und ganz getrennt von den anderen Gefangenen gehalten wurden. Die siebente Klasse endlich bestand aus dem Auswurf des Auswurfs – den Mördern, Banditen, Schuften, welche weder durch Ketten noch durch Hiebe gezähmt werden konnten und die man als gesellschaftlich todt betrachtete. Sie wurden nach dem Höllenthor oder Maria-Island gebracht. Das Höllenthor war von allen Strafplätzen der gefürchteste. Die Disziplin war dort so streng und das Leben so schrecklich, daß die Gefangenen Alles wagten um zu entkommen. In einem Jahre starben von fünfundachtzig Leuten dort nur dreißig eines natürlichen Todes. Von den Uebrigen ertranken siebenundzwanzig acht kamen durch Unfälle um’s Leben, drei wurden von den Soldaten erschossen und zwölf von ihren Kameraden ermordet.

      Im Jahre 1822 wurden hundertundneunundsechzig Mann aus hundertzweiundachtzig mit zweitausend Hieben bestraft. Während der zwölf Jahre, da diese Strafstationen bestanden, entflohen hundert und zwölf Mann, von denen nur zweiundsechzig wieder aufgefunden wurden und zwar – todt. Die Gefangenen tödteten sich, um nur nicht länger so zu leben und wenn sie so glücklich gewesen waren, die Wildniß von Gebüsch, Haide und Sumpf, welche zwischen ihrem Aufenthalt und den angebauten Distrikten lag; zu durchdringen, so zogen sie doch fast stets den Tod dem Wiederergreifen vor.

      Die Reste dieser verzweifelten, wüsten Bande sicher nach der neuen Gefangenenstation Port Arthur zu bringen, war Maurice Frere’s Aufgabe.

      Er saß an dem leeren Kamm, die Beine über einander geschlagen und unterhielt die Gesellschaft mit seiner gewöhnlichen Gleichgültigkeit. Die sechs Jahre, welche seit seiner Abreise von England vergangen waren, hatten ihn stärker und voller gemacht. Sein Haar erschien jetzt noch Höhen sein Gesicht röther und sein Auge härter, aber sein Benehmen war um nichts verändert. Vielleicht war er etwas ruhiger geworden, aber seine Stimme hatte jenen entschiedenen Ton angenommen, den solche Stimmen haben, die immer gewöhnt sind, zu kommandieren und seine schlechten Eigenschaften waren dieselben wie früher. Der fünfjährige Aufenthalt auf Maria-Island hatte seine Rohheit in Gedanken und Thaten und sein hochmüthiges Selbstvertrauen noch erhöht, hatte ihm aber auch zugleich eine Sicherheit gegeben, die manches Ueble in seinem Charakter verdeckte. Er wurde von den Gefangenen verabscheut.

      Wie er sagte war »Wort und Schlag dasselbe bei ihm.«

      Bei seinen Vorgesetzten galt er für einen Offizier der rechtschaffen und eifrig war, wenn auch rauh und streng.

      »Nun, Mrs. Vickers,« sagte er, als er eine Tasse Thee aus den Händen der Dame nahm, »Sie werden auch sehr zufrieden sein, hier fortzukommen, wie? Vickers, bitte, den Toast!«

      »Ja,« sagte Mrs. Vickers mit ihrer alten Jugendlichkeit, die allerdings sechs Jahre älter geworden war; »ich werde nur zu froh sein. Ein schrecklicher Ort! Aber Johns Pflichten gehen vor. Freilich dieser Wind hier! Lieber Mr. Frere, Sie können nicht glauben, wie sehr ich wünschte, Sylvia nach Hobart-Town zu schicken, doch wollte John nichts davon hören.

      »O, wie geht es denn Fräulein Sylvia?« fragte Frere mit der erhabenen Miene, die Männer seiner Art immer annehmen, wenn sie von Kindern sprechen.

      »Nicht sehr gut,« sagte Vickers.

      »Sie sehen, es ist hier sehr einsam für sie. Es sind keine Kinder ihres Alters hier mit Ausnahme der kleinen Tochter des Lootsen und mit der kann sie doch nicht umgehen. Aber ich mochte sie nicht fortlassen und habe versucht, sie selbst zu unterrichten.«

      »Hm, – da war doch eine Gouvernante oder dergleichen bei Ihnen,« sagte Frere, in seine Theetasse starrend. »Das Mädchen, – wie hieß sie doch?«

      »Miß Purfoy,« sagte Mrs. Vickers, etwas ernst, »Ja, das arme Ding. Das ist eine traurige Geschichte, Mr. Frere.«

      Frere’s Augen blitzten.«

      »So. Sie wissen, ich reiste gleich nach der Verurtheilung der Meuterer ab und hörte niemals alle Einzelheiten.« Er sagte das wie Jemand, der Näheres zu hören wünscht, aber besonders auf die Art der Antwort begierig ist.

      »Eine traurige Geschichte,« sagte Mrs. Vickers. »Sie war die Frau von dem elenden Menschen, dem John Rex und kam als mein Mädchen mit, um in seiner Nähe zu sein. Sie wollte mir niemals ihre Geschichte erzählen, obgleich ich sie, nach allen den Anklagen, die der schreckliche Doktor gegen sie richtete, – ich konnte den Mann niemals leiden – fast auf meinen Knieen darum bat. Sie wissen, wie sie die Sylvia und John pflegte. Wirklich ein ausgezeichnetes Wesen. Ich glaube, sie muß Gouvernante gewesen sein.«

      Mr. Frere zog die Augenbrauen in die Höhe, als ob er sagen wollte: »Gouvernante, – wirklich. Das ist eine glückliche Idee. Merkwürdig, daß es mir vorher niemals einfiel.«

      »Indeß war ihr Betragen ganz musterhaft, – wirklich durchaus musterhaft und während der sechs Monate, die wir in Hobart Town zubrachten, lehrte sie Sylvia sehr viel. Natürlich konnte sie ihrem elenden Gatten nicht helfen, nicht war?«

      »Natürlich nicht,« sagte Frere zustimmend: »Ich hörte irgend etwas über ihn. Er gerieth in eine Widerwärtigkeit, ist nicht so? – Bitte eine halbe Tasse!«

      »Miß Purfoy oder vielmehr Mrs. Rex, wie sie heißt, – obgleich ich glaube, das ist auch nicht ihr wirklicher Name, machte eine kleine Erbschaft von einer alten Tante in England. – Zucker und Milch, sagten Sie? —«

      »Ja von einer alten Tante.«

      Frere nickte, als ob er das gar nicht anders erwartet hätte.

      »Dann verließ sie meinen Dienst. Sie miethete ein kleines Haus an dem Neuen Wege und Rex wurde ihr als Diener zugetheilt.«

      »Ja, a, die alte Geschichte,« sagte Frere, roth werdend.

      »Und nun?«

      »Nun, der Bursche versuchte zu entfliehen und sie half ihm dabei. Er wollte nach Launceston kommen und von da zu Schiff nach Sydney, aber sie griffen den Mann und er wurde hierher geschickt. Sie hatte Strafe zu bezahlen, wurde aber ganz ruiniert.«

      »Wieso ruiniert?«

      »Ja, sehen Sie, wenige Leute nur konnten vorher ihr Verhältniß zu Rex und sie war ziemlich geachtet. Natürlich, als das bekannt wurde, wurde es mit der schrecklichen Untersuchung zusammen gehalten und allen den Anschuldigungen von Dr. Pine – ich konnte den Mann wirklich nie leiden – und sie war bald ganz verlassen. Sie bat sehr, ich möchte sie mit hierher nehmen, um Sylvia zu unterrichten, aber John meinte, daß sei nur, um in der Nähe ihres Mannes zu sein und wollte es nicht.«

      »Natürlich war das der Grund,« sagte Vickers aufstehend.

      »Frere, wenn Sie rauchen wollen, gehen wir auf die Varanda. Sie wird nie ruhen, bis sie den Schurken frei gemacht hat.«

      »Er taugt nichts, wie?«, sagte Frere und öffnete die Glasthür, um in den sandigen Garten hinaus СКАЧАТЬ