Justizmord . Artur Landsberger
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Название: Justizmord

Автор: Artur Landsberger

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ sehen?«

      »Nein!«

      »Sagen Sie doch die Wahrheit!«

      »Ich sage die Wahrheit.«

      »Sie haben die Gläser herausgeräumt und, als Sie hinausgingen, den Schmuck gesehen?«

      »Ja, – das ist wahr.«

      »Sie haben den Schmuck aber nicht angerührt?«

      Der Kellner stutzte.

      »Stimmt's?« fragte Dubois.

      »Ich . . . . ich . . . .«, stieß der Kellner zögernd hervor.

      »Sie haben sich mit Recht gesagt, wo soviel Menschen im Zimmer sind, besteht die Gefahr, daß man Sie dabei ertappt.«

      »Ich habe überhaupt nichts gedacht in dem Augenblick.«

      »Ihre Vernunft hat Ihnen diese natürliche Überlegung ohne viel Nachdenken eingegeben. Sie sagten sich, wo so kostbarer Schmuck offen herumliegt, wird noch mehr zu holen sein. Sie haben den Schmuck also liegen lassen und abgewartet, bis die Herrschaften eingeschlafen waren. Dann sind Sie durch das Fenster eingestiegen – bewaffnet natürlich – denn so ein nächtlicher Besuch ist ja mit Gefahr verbunden – Sie haben den Schmuck an sich gebracht – das hat Geräusch verursacht – Herr Marot ist erwacht – Sie scheinen ein vorzüglicher Schütze zu sein – Sie haben ihn mitten ins Herz getroffen – haben schnell die Sachen vom Nachttisch genommen und sind damit davongelaufen. – Die Sache ist ja so einfach, nicht wahr? – Die Verlockung war zu groß, das wird man Ihnen bei der Strafzumessung zugute halten – auch Ihr freimütiges Geständnis wird die Richter milde stimmen – obschon ein Leugnen in einem so klaren Falle zwecklos wäre und Ihre Lage nur verschlechtern würde.«

      Der Kellner hatte vor Staunen zunächst kein Wort herausgebracht. Er hatte anfangs mehrmals den Kopf geschüttelt, dann leidenschaftlich durch Gesten widersprochen – schließlich aber hatte er die Geduld verloren. Er war immer dichter an Dubois herangetreten, den er jetzt beinahe berührte, und schrie ihm unbeherrscht ins Gesicht:

      »Nein! nein! Herr Kommissar! Den Diebstahl gebe ich zu. Aber den Mord lasse ich mir nicht aufschwatzen! – Ich habe das Office von dem Augenblick an, wo ich die Gläser hinausgetragen habe, nicht mehr verlassen.«

      »Beweisen Sie das!« »Das kann ich nicht.« »Aha!«

      »Da ich allein war.«

      Frau Turel nahm sich des Kellners an und fragte:

      »Ist während der halben Stunde denn niemand von Ihren Kollegen im Office gewesen oder vorbeigegangen, der Sie gesehen hat?«

      »Ich glaube nicht.«

      »Eins der Mädchen vielleicht?«

      »Ich habe keins gesehen.«

      »Sehr merkwürdig,« meinte Dubois und Frau Turel fragte weiter:

      »Aber Gäste werden doch um diese Zeit nach Haus gekommen sein?«

      »Eine ganze Menge – aber wer schaut denn von denen ins Office? – Und dann: ein Frack sieht aus wie der andere – wer sieht uns schon an?«

      »Der Schein spricht gegen Sie,« sagte Frau Turel. »Also weisen Sie nicht jede Möglichkeit, sich zu entlasten, zurück.«

      »Ich gebe zu, ich habe gestohlen. In dreißig Jahren das erste Mal, daß ich mich an was vergreife, was mir nicht gehört. Aber das Zeug lag so da, daß es einem in den Fingern juckte. Da nahm ich's eben. Vielleicht wäre mir über Nacht die Besinnung gekommen und ich hätte es morgen früh zurückgelegt – vielleicht auch nicht – denn allein die Kette hätte mich um zwanzig Jahre vorwärts gebracht.«

      »Eine feine Einstellung ist das,« meinte Dubois. »So einem Menschen ist alles zuzutrauen.«

      »Ich möchte noch eine Frage an Frau Marot richten,« bat Frau Turel – und Dubois erwiderte:

      »Bitte!«

      »Frau Marot, Sie haben unter dem ersten Eindruck der Tat erklärt, daß Sie den Mann, der vom Bett Ihres Gatten aus zur Portiere und von da zum Fenster stürzte, einen Augenblick lang gesehen haben.«

      »Ja!«

      »Sie hatten das Bild deutlich vor Augen. – Groß, sagten Sie, und glattrasiert.«

      »Ja, das war er.«

      »Der Kellner ist aber auffallend klein und trägt außerdem einen kleinen Bart. Es ist unmöglich, daß er sich den in dieser halben Stunde hat wachsen lassen.«

      »Bleiben Sie bei dieser Bekundung?« fragte Dubois – und Dorothée erwiderte:

      »Ja.«

      »Dann gibt es nur zwei Möglichkeiten,« erklärte Frau Turel.

      »Nämlich?« fragte Dubois.

      »Entweder Frau Marot weiß von nichts und sagt die Wahrheit – oder . . .«

      »Natürlich tut sie das,« rief Mister Harvey.

      »In dem Falle hat der Kellner mit dem Morde nichts zu tun.«

      »Oder – ?« fragte Dubois.

      »Frau Marot lügt!«

      Mister Harvey sprang empört auf und rief:

      »Das ist doch . . . .«

      »In diesem Falle . . . .« fuhr Frau Turel fort, bestimmt und ohne den Tonfall zu ändern.

      »Was ist in diesem Falle?« fragte Harvey erregt.

      ». . . . besteht die Möglichkeit fort, daß der Kellner der Mörder ist – oder irgendein Dritter, der dann im Einverständnis mit Frau Marot gehandelt hat.«

      Dorothée richtete sich entgeistert auf und fragte:

      »Wa – as? . . . ich?«

      Harvey wandte sich an Frau Turel und sagte:

      »Wenn Sie Frau Marot auch nur oberflächlich kennen würden, wüßten Sie, wie grotesk das ist, was Sie da sagen.«

      »Es gibt noch eine dritte Möglichkeit,« erklärte Dubois.

      »Nämlich?« fragten Harvey und Frau Turel zu gleicher Zeit.

      »Daß Frau Marot ihren Mann selbst erschossen hat.«

      Dorothée sah Dubois groß an – sekundenlang – dann sank sie Harvey in die Arme. Der stützte sie, schüttelte den Kopf und sagte:

      »Herr Assessor, Sie gehen wirklich über die Grenze des Möglichen hinaus.«

      »Ich tue lediglich meine Pflicht,« erwiderte der, und Frau Turel erklärte:

      »Da ich annahm, daß Herr Marot von seinen politischen Gegnern bedroht wird, so habe ich das Zimmer vom ersten Augenblick an unter besonderer Kontrolle gehalten.«

      »Und was haben Sie festgestellt?«

      »Daß kein Unbefugter vom СКАЧАТЬ