Der Schiffs-Capitain. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Der Schiffs-Capitain - Александр Дюма страница 8

Название: Der Schiffs-Capitain

Автор: Александр Дюма

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ als sei dem Schiffe eine Havarie zugestoßen, die bedeutender war, als man in der Ferne unterscheiden konnte, denn die Ladung zögerte, und statt die Indianerin von vorn nach hinten zu nehmen, geschah es schräg. Allein sie war darum nur noch furchtbarer und ging gänzlich durch die Flanken übers Verdeck, zugleich das Schiff und die Equipage berührend; aber durch ein an Zauberei grenzendes Ohngefähr, hatte sie noch die drei Masten verschont. Nur einiges Seilwerk war durchschnitten, und das war nicht von Wichtigkeit und hinderte die Fortsetzung der Manoeuver nicht. Ein Blick reichte hin, den Kapitän zu unterrichten, daß er Menschen verloren hatte und die Verwüstung Fleisch, statt Holz getroffen habe. Freudig setzte er wieder das Sprachrohr an den Mund.

      »Das Querholz Backbord!« rief er, »wir wollen sie auf dieser Seite angreifen. Zum Entern, ihr Enterer! – Ein Ladung noch, um das Verdeck zu ebnen, dann ersteigen wir es, wie eine Veste!«

      Die feindliche Fregatte begriff das Manoeuver der Indianerin im Augenblicke und wollte eine gleiche Bewegung vornehmen; allein als sie im Begriffe war, es auszuführen, ließ sich an ihrem Bord ein fürchterliches Krachen hören, und der große Mast, von der letzten Ladung der Indianerin halb zerschnitten, wankte einen Augenblick wie ein entwurzelter Baum, dann fiel er auf die Vorderseite und erfüllte das Verdeck mit seinen Segeln und Takelwerk. Paul sah ein, was die Abfeuerung der Geschütze vollzogen hatte.

      »Jetzt, Kinder, habt ihr es,« rief er, »als wär' es umsonst; ihr dürft nur nehmen! Noch eine solche Ladung in Pistolenschußweite und zum Entern!«

      Die Indianerin gehorchte, wie ein wohl zugerittenes Roß, und ging auf den Feind los, ohne Widerstand, dessen einziges Hilfsmittel nun in einem Kampf Mann gegen Mann bestand, denn da er nicht mehr manoeuvrieren konnte, wurden seine Kanonen überflüssig. Der Drako befand sich also in den Händen seiner Gegner, die, wenn sie sich in der Entfernung gehalten hätten, ihn so lange beschießen konnten, bis er ins Meer sank, die aber, eine solche Gattung des Sieges verachtend, ihm die letzte Ladung auf fünfzig Schritt zuschickten. Dann, als sie den Erfolg gesehen hatten, gingen sie auf ihn los, und die Fregatte warf ihre Segelstangen in die ihres Feindes und warf die Enterhaken aus. Sogleich leuchteten die Marsegel und Vordertheile der Indianerin wie Tarusbäume bei einem Freudenfeuer; glühende Granaten fielen auf den Bord des Drako, schnell und unaufhörlich wie Hagel. Dem Donner der Kanonen folgte das Geprassel des Gewehrfeuers, und mitten in diesem Höllenlärme ließ sich eine Stimme hören, wie die eines übermenschlichen Wesens:

      »Muth! Kinder, Muth! hackt das Bugspriet an seinem Hinterdecke ab! Gut! befestigt sie an einander, wie den Verdammten an den Galgen! Feuer! die letzten Caronaden vor!«

      Alle diese Befehle wurden wie durch Zauberei ausgerichtet: die beiden Fahrzeuge lagen wie durch Eisenbande an einander geschmiedet; die beiden Geschütze, die noch nicht gebraucht worden waren, fingen an zu dröhnen und kehrten das feindliche Verdeck durch einen Flug von Eisen. Dann erklang der furchtbare Schrei: »Geentert!«

      Und das Beispiel zur Vorschrift fügend, warf der Kapitän Paul das Sprachrohr von sich, da es jetzt überflüssig ward, hestelte seinen Helm unter dem Halse zu, nahm den Säbel, den er am Gürtel trug, zwischen die Zähne und schwang sich auf das Bugspriet, um auf das feindliche Hinterdeck zu springen. Allein, wiewohl der Befehl, den er gegeben hatte, so schnell ausgeführt worden war, als der Donner auf den Blitz folgt, so war er doch nur der Zweite auf dem Verdecke des britischen Schiffes: der Erste darauf war der junge Gefangene, der seinen Rock von sich geworfen hatte, und nur mit einem Enterbeile bewaffnet, vor Allen dem Tode entgegen ging.

      »Herr! die Disciplin an meinem Borde ist ihnen wohl nicht bekannt?« lachte Paul; »ich muß der Erste sein auf dem Schiffe, das ich entern will. Diesmal vergebe ich ihnen; aber daß sie mir nicht wiederkommen!«

      Jetzt drangen die Matrosen der Indianerin, so wie sie es vermochten, überall und auf allen Seiten aufs Verdeck und fielen wie reife Früchte, wenn sie der Wind von Baume schüttelt, auf dasselbe. Die Engländer, die sich aufs Vorderdeck zurückgezogen hatten, demaskierten jetzt eine Caronade, die sie in Sicherheit brachten. Ein Wolkenbruch von Feuer und Flammen fuhr mitten unter die Belagerer. Verstümmelt fiel die Hälfte von Pauls Equipage auf das feindliche Deck, unter Geschrei und Fluchen . . . Allein stärker als lästernde Stimmen, erhob sich eine, die über Alles schallte:

      »Vorwärts, Alles was lebt!«

      Nun entstand ein Auftritt der schrecklichsten Verwirrung, ein allgemeiner Zweikampf: auf den furchtbaren Lärm des Geschützes und der Gewehre folgte die bloße Waffe, schweigend, sichrer, besonders bei Seeleuten, die sich diese Riesenwaffen seit zwei Jahrhunderten, da sie von den Schlachtfeldern verbannt sind, zugeeignet haben. Mit Äxten spalten sie sich die Köpfe; mit Messern öffnen sie sich die Brust; mit breiten eisernen Lanzen nageln sie sich an die Trümmer der Maste. Von Zeit zu Zeit fällt ein Pistolenschuß in diese Metzelei, aber isoliert und wie darüber beschämt, sich in ein solches Schlachten zu mischen. Das gegenwärtige dauerte in der unbeschreiblichsten Verwirrung etwa eine Viertelstunde; dann senkte sich Englands Flagge, und die Matrosen des Drako stürzten sich durch die Oeffnungen der Batterien in den untern Schiffsraum; auf dem Verdecke blieb Niemand als die Sieger, die Verwundeten und Todten, in deren Mitte aber stand der Kapitän der Indianerin, von seiner Equipage um geben, den Fuß auf der Brust des feindlichen Commandeurs, zu einer Rechten den Lieutenant Walter, zur Linken den jungen Gefangenen, dessen Hemd starr war vom Blute und seine Theilnahme an dem Siege bezeigte.

      »Jetzt ist. Alles vorüber!« sprach Paul, den Arm ausstreckend, »und wer noch einen Schlag thut, hat es mit mir zu thun!«

      Dann reichte er dem jungen Gefangenen die Hand. »Herr,« sagte er, »diesen Abend werden sie mir ihre Geschichte zum Besten geben, nicht wahr? Denn dahinter steckt eine niederträchtige Kabale: man deportiert nur Verbrecher nach Cayenne, und sie, der sie so brav sind, können keiner sein!«

IV

      Sechs Monate nach diesen eben erzählten Begebenheiten, in den ersten Frühlingstagen 1779, fuhr eine durchaus mit Staub bedeckte Postchaise, langsam, obgleich mit kräftigen Pferden bespannt, auf dem Wege von Vannes nach Auray. Der darin sitzende, und durch die tiefen Gleise eines Feldwegs derb zusammengeschüttelte Reisende war unser alter Bekannter, der junge Graf Manuel, den wir zu Port-Louis fanden. Er kam in aller Hast von Paris auf ein Familienschloß, über welches und seine Bewohner, wir jetzt genauere und umständlichere Nachricht geben wollen. Der Graf Manuel d'Auray war aus einem der ältesten Geschlechter der Bretagne. Einer seiner Vorfahren war dem heiligen Louis in das gelobte Land gefolgt, und seitdem war der Name, dessen letzter Erbe er war, beständig bei den Siegen und bei den Niederlagen deren die Geschichte der Monarchie erwähnt, genannt worden: der Marquis d'Auray, Manuels Vater war Ludwigsritter, Commandeur von St. Michael und Großkreuz des heiligen Geistordens, und genoß, am Hofe Ludwigs XV., wo er die Stelle eines Feldmarschalls bekleidete, eine solche Stellung, wie sie seine Geburt, sein Vermögen und sein persönliches Verdienst mit sich brachte. Eine Vermählung mit Fräulein von Sablé die ihm weder von Seiten ihres Geschlechts noch Ansehns nachstand, erhöhte diese Stellung noch mehr; so daß dem Ehrgeiz des jungen Paares, eine glänzende Laufbahn eröffnet war, als sich nach 5 Ehejahren plötzlich das Gerücht verbreitete, der Marquis habe auf einer Reise auf seine Güter, den Verstand verloren. Lange wollte man es nicht glauben: aber endlich kam der Winter, und weder er, noch eine Gemalin, erschienen in Versailles. Ein Jahr ließ man seine Stelle vakant, denn der König, der immer auf seine Wiederherstellung hoffte, weigerte sich sie zu vergeben; als aber auch der zweite Winter verging und nicht einmal die Marquise, der Königin ihre Aufwartung machte, so vergaß man ihn, denn in Frankreich vergißt man schnell. Die Abwesenheit ist ein Zehrfieber, dem die größten Namen in längerer, oder kürzerer Frist unterliegen. Das Grabtuch der Gleichgültigkeit breitete sich nach und nach über die Familie, die in ihrem Schloß wie in einer Gruft eingeschlossen, keine Stimme der Bitte, oder der Klage erhob. Nur die Genealogie hatte die Geburt eines Sohnes und einer Tochter aufgezeichnet; später entsproß kein Kind mehr aus dieser Ehe; so fuhren die Aurays fort, dem Namen nach unter Frankreichs Adel zu figuriren; allein seit 20 Jahren, hatten sie sich, weder in die innern Intriguen, noch politischen СКАЧАТЬ