Ange Pitou Denkwürdigkeiten eines Arztes 3. Александр Дюма
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СКАЧАТЬ mein guter Herr Gilbert,« entgegnete die alte Frömmlerin, »ist nicht der liebe Herrgott im Himmel, und ernährt er nicht vom Himmel herab alle seine Geschöpfe?«

      »Das ist wahr, aber wenn er den Vögeln Futter giebt, so bringt er doch die Waisen nicht in die Lehre. Das muß nun für Ange Pitou geschehen, und das wird Sie bei Ihren geringen Mitteln nicht zu viel kosten.«

      »Wenn Sie aber diese Summe geben,« Herr Doktor?

      »Welche Summe?«

      »Die Summe, von der Sie gesprochen, die Summe, die hier in ihrer Tasche ist?« fügte die Betschwester bei, indem sie ihren gekrümmten Finger gegen den Schoß des kastanienbraunen Rockes ausstreckte.

      »Ich werde sie sicherlich geben,« liebe Demoiselle Angélique, doch ich sage Ihnen zum voraus, nur unter einer Bedingung.«

      »Unter welcher?«

      »Daß das Kind ein bestimmtes Gewerbe erlernt.«

      »Es soll eines haben, ich verspreche es Ihnen bei meinem Wort, Herr Doktor,« sagte die Frömmlerin.

      »Sie versprechen mir im Ernste?«

      »Ich nehme den guten Gott zum Zeugen der Wahrheit meines Schwures,« erwiderte Angélique. Und sie streckte ihre fleischlose Hand in die Höhe.

      »Gut, es sei,« sagte der Doktor, während er aus seiner Tasche einen Sack mit rundem prallem Bauche zog; »ich bin bereit, das Geld zu geben, wie Sie sehen; sind Sie Ihrerseits bereit, mir für das Kind zu haften?«

      »Bei dem wahrhaftigen Kreuze, Herr Gilbert.«

      »Schwören wir nicht so sehr, liebe Demoiselle, und unterzeichnen wir ein wenig.«

      »Ich werde unterzeichnen,« Herr Gilbert, »ich werde unterzeichnen.«

      »Vor dem Notar?«

      »Vor dem Notar.«

      »So gehen wir ein wenig zu dem Notar Niguet.«

      Der Papa Niguet, dem infolge einer langen Bekanntschaft der Doktor diesen freundschaftlichen Titel gab, war, wie diejenigen von unsern Lesern schon wissen, die mit unserem Buche Joseph Balsamo vertraut sind, der angesehenste Notar des Ortes.

      Mademoiselle Angélique, deren Notar Meister Niguet auch war, hatte nichts gegen die vom Doktor getroffene Wahl einzuwenden. Sie folgte ihm daher in die bezeichnete Schreibstube. Hier protokollierte der Notar das von Demoiselle Rose Angélique Pitou geleistete Versprechen, ihren Neffen Louis Ange Pitou zu sich zu nehmen und zur Ausübung eines ehrenhaften Gewerbes gelangen zu lassen, wogegen sie jährlich die Summe von zweihundert Livres erhalten sollte.

      Am andern Tag verließ der Doktor Villers-Cotterets, nachdem er einige Rechnungen mit seinem Pächter geordnet hatte. Und Mademoiselle Pitou, die wie ein Geier über die genannten, zum voraus zahlbaren zweihundert Livres herfiel, schloß acht schöne Louisd'or in ihren Lehnstuhl ein.

      Was die übrig bleibenden acht Livres betrifft, so warteten sie in einer kleinen Unterschale von Porzellan, die seit dreißig bis vierzig Jahren eine Menge Münzen von allen möglichen Sorten hatte durchziehen sehen, bis die Ernte von einigen Sonntagen die Summe von vierundzwanzig Livres vervollständigte, eine Zahl, bei der immer die genannte Summe eine Verwandlung in Gold durchmachte und von der Schale in den Lehnstuhl überging.

       III.

      Ange Pitou bei seiner Tante

      Wir haben gesehen, wie wenig Sympathie Ange Pitou für einen zu langen Aufenthalt bei seiner guten Tante Angélique hegte; mit einem, dem der Tiere gleichen oder ihm vielleicht überlegenen Instinkte begabt, hatte der arme Knabe zum voraus erraten, was bei diesem Aufenthalt seiner harrte an Verdrießlichkeiten, Plackereien und Widerwärtigkeiten.

      Einmal, sobald der Doktor Gilbert abgereist – und das hatte Pitou nicht am meisten gegen seine Tante mißgestimmt – war nicht einen Augenblick mehr davon die Rede gewesen, das Kind in die Lehre zu bringen. Wohl hatte der Notar mit einem Worte die förmliche Uebereinkunft berührt; aber Mademoiselle Angélique antwortete, ihr Neffe sei noch zu jung und besonders von zu zarter Gesundheit, um Arbeiten unterworfen zu werden, die vielleicht seine Kräfte übersteigen würden. Bei dieser Bemerkung bewunderte der Notar das gute Herz von Mademoiselle Pitou und verschob die Lehre auf das nächste Jahr. Dabei war keine Zeit verloren, denn der Knabe hatte erst sein zwölftes Jahr erreicht.

      Sobald er bei seiner Tante war, und während sie darüber nachsann, wie sie den besten Nutzen aus ihrem Neffen ziehen könnte, hatte Pitou, der sich wieder in seinem Walde befand, auch schon alle seine topographischen Anordnungen getroffen, um in Villers-Cotterets dasselbe Leben zu führen, wie in Haramont. Denn eine Wanderung in der Runde hatte ihn in der That gelehrt, die besten Tränkherde wären die am Wege nach Dampleux, am Wege nach Compiègne und am Wege nach Vivieres, und der wildreichste Bezirk sei der der Wolfsheide.

      Nachdem er diese Rekognoszierung vorgenommen, traf Pitou demgemäß seine Vorkehrungen.

      Das, was er sich am leichtesten verschaffen konnte, insofern es keine Anlage von Kapitalien erforderte, war der Leim und die Leimruten. Die Rinde der Stechpalme, mit einer Mörserkeule zermalmt und im heißen Wasser gewaschen, verschaffte den Leim; die Ruten aber wuchsen zu tausenden auf den Birken der Umgegend. Pitou verfertigte sich, ohne einem Menschen ein Wort davon zu sagen, ein tausend Leimruten und einen Topf Leim erster Qualität, und an einem schönen Morgen, nachdem er tags zuvor auf Rechnung seiner Tante einen vierpfündigen Laib Brot beim Bäcker genommen hatte, ging er in der Dämmerung weg, blieb den ganzen Tag auswärts und kehrte erst bei sinkender Nacht wieder zurück.

      Pitou hatte einen solchen Entschluß nicht gefaßt, ohne die Folgen davon zu berechnen. Er hatte einen Sturm vorhergesehen. Ohne die Weisheit von Sokrates zu besitzen, kannte er doch die Laune seiner Tante Angélique ebensogut, als der berühmte Lehrer von Alcibiades die seiner Frau Xantippe.

      Pitou hatte sich in seiner Vorhersehung nicht getäuscht, doch gedachte er dem Sturme dadurch die Stirne zu bieten, daß er der alten Frömmlerin den Ertrag seines Tagewerkes überreichen würde. Nur hatte er den Platz nicht erraten können, wo ihn der Blitzstrahl treffen würde.

      Der Blitzstrahl traf ihn bei seinem Eintritt.

      Mademoiselle Angélique hatte sich hinter der Thür in den Hinterhalt gelegt, um ihren Neffen beim Vorübergehen nicht zu verfehlen, so daß er in dem Augenblick, wo er den Fuß in die Stube setzte, einen Schlag an das Hinterhaupt erhielt, an dem er, ohne einer andern Belehrung zu bedürfen, vollkommen die dürre Hand der Betschwester erkannte.

      Zum Glück hatte Pitou einen harten Kopf, und obgleich ihn der Schlag kaum erschütterte, gab er sich doch, um seine Tante zu rühren – deren Zorn sich dadurch vermehrte, daß sie sich durch ein maßloses Schlagen an den Fingern sehr wehe gethan – den Anschein, als fiele er stolpernd an das andere Ende der Stube. Sobald er hier angelangt war und seine Tante, ihren Rock in der Hand, auf sich zukommen sah, zog er hastig aus seiner Tasche den Talisman, auf den er gerechnet hatte, um sich Verzeihung für sein Ausbleiben zu verschaffen.

      Das waren zwei Dutzend Vögel, worunter ein Dutzend Rotkehlchen und ein halbes Dutzend Drosseln.

      Mademoiselle Angélique riß ihre Augen ganz erstaunt auf und fuhr der Form wegen fort zu zanken; aber während sie schalt, bemächtigte sich ihre Hand des Jagdertrags ihres Neffen, sie machte drei Schritte gegen die Lampe und fragte:

      »Was ist das?«

      »Sie СКАЧАТЬ