Namenlos. Уилки Коллинз
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Название: Namenlos

Автор: Уилки Коллинз

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ ihre Gefühle und kläre ihren Geist.

      Da sie aus Erfahrung wußte, daß jede Einmischung unter solchen Umständen hier Vergeblich sein würde, wandte sich Miss Garth kurz um und verließ das Zimmer. Sie lächelte, als sie draußen auf dem Treppenabsatze war. Die Seele des Weibes versetzt sich zuweilen, aber nicht oft, in die Zukunft: Miss Garth beklagte in Gedanken schon Magdalenens künftigen Ehegatten —

      Bei der Mittagstafel zeigte die schöne Lernbegierige dem Auge der Familie den Anblick derselben Geistesabwesenheit. Bei allen gewöhnlichen Gelegenheiten würde Magdalenens Eßlust jene schwachgemuthen, empfindsamen Geister erschreckt haben, welche sich stellen, als kennten sie den hochwichtigen Einfluß nicht, den die Ernährung des Weibes auf die Hervorbringung der Schönheit hat. Bei dieser Gelegenheit aber wies sie ein Gericht nach dem andern zurück mit einer Entschlossenheit, welche ihr die Dornenkrone des heutzutage seltensten Märthrerthums, des Märtyrerthums des Magens, gewinnen konnte.

      – Ich habe die Rolle der Lucie nun begriffen, sagte sie mit der ernstesten Seelenruhe. Die nächste Schwierigkeit ist, Frank die Partie des Falkland begreiflich zu machen … Ich sehe nicht ein, was es hier zu lachen gibt, Ihr würdet Alle ernst genug sein, wenn Ihr all die auf mir ruhende Verantwortlichkeit hättet. Nein, Papa… keinen Wein heute, ich danke Dir. Ich muß meinen Kopf klar erhalten. Wasser, Thomas… und noch etwas Suppe, denke ich, bevor sie weggetragen wird.

      Als Frank Abends erschien, ohne von seiner Rolle auch nur den entferntesten Begriff zu haben, nahm sie ihn bei der Hand, etwa wie eine Schullehrerin in den mittleren Jahren einen trägen kleinen Knaben bei der Hand genommen haben würde. Die wenigen Anstrengungen, die er machte, um in den trostlos praktischen Zweck der Abendunterhaltung einige Abwechselung zu bringen, indem er mit einer Seitenschwenkung einen Anlauf zu Complimenten nahm, wies sie von sich ab mit der über Alles erhabenen Selbstbeherrschung einer zwei Mal so alten Person. Sie zwang ihm buchstäblich die Rolle auf. Ihr Vater schlief auf seinem Stuhle ein. Mrs. Vanstone und Miss Garth verloren ihr Interesse an der Sache, zogen sich ans andere Ende des Zimmers zurück und sprachen leise mit einander. Es wurde später und später. Aber immer wich und wankte Magdalene noch nicht in ihrer Aufgabe, fort und fort beharrte Nora mit derselben Ausdauer auf ihrer Macht, die sie den ganzen Abend hindurch ausgeführt hatte, vollends bis zu Ende. Das Mißtrauen verdüsterte mit seinem Schatten mehr und mehr ihr Angesicht, wenn sie so ihre Schwester und Frank ansah, wenn sie dieselben selbander so nahe beisammen sitzen sah, ihre Aufmerksamkeit auf ein und denselben Gegenstand gerichtet, Beide ein und demselben Ziele zustrebend. Die Uhr zeigte auf halb Zwölf, als endlich Lucie, die Aufgeweckte, Falkland, dem Unbehilflichen, gestattete, sein Aufgabebuch für diesen Abend zu schließen.

      – Sie ist wunderbar gescheidt, nicht wahr? sagte Frank, als er von Mr. Vanstone in der Hausthür Abschied nahm. – Ich werde morgen wiederkommen und mehr von ihren Ansichten hören…, wenn Sie nichts dawider haben. Ich werde es niemals zu Stande bringen; sagen Sie ihr aber nicht, daß ich Ihnen dies gestanden habe. So schnell sie mir eine Rede eingelernt hat, eben so schnell schwindet mir die andere aus dem Kopfe. Das ist mißlich, nicht wahr? Gute Nacht!

      Der übernächste Tag war der Tag der ersten Hauptprobe. An dem vorhergehenden Tage waren Mrs. Vanstones Gedanken traurig und trübe gewesen. In einer geheimen Unterredung mit Miss Garth hatte sie von freien Stücken den Gegenstand ihres Briefes aus London berührt, hatte mit einer Selbstanklage von ihrer Schwäche gesprochen, daß sie Hauptmann Wragges unverschämte Anmaßung der Blutsverwandtschaft mit ihr nicht zurückgewiesen, und hatte dann abermals den Zustand ihrer Gesundheit und die trübe Aussicht, die ihrer im Sommer harrte, in einem Tone der Hoffnungslosigkeit erwähnt, der sehr traurig anzuhören war. Darauf bedacht, ihren Muth zu heben, hatte Miss Garth den Gegenstand der Unterhaltung so schnell als möglich gewechselt, war auf die bevorstehende Theatervorstellung zu sprechen gekommen und hatte Mrs. Vanstones Gemüth in dieser Hinsicht vollkommen beruhigt, indem sie ihr anzeigte, daß sie gewillt sei, Magdalene zu jeder Probe zu begleiten und sie nicht aus den Augen zu lassen, bis sie wieder sicher in ihres Vaters Haus zurück sei. Als daher Frank an dem bedeutungsvollen Morgen auf Combe-Raven sich einstellte, stand Miss Garth fix und fertig bereit, um in der Von ihr improvisierten und eingeschobenen Rolle eines hundertäugigen Argus »Lucie« und »Falkland« zu dem Schauplatz ihrer Thaten zu geleiten. Die Eisenbahn brachte alle Drei bei ganz guter Zeit, nach Evergreen Lodge, und um ein Uhr begann die Probe.

      Sechstes Capitel

      – Ich hoffe doch, Miss Vanstone kann ihre Rolle? flüsterte Mrs. Marrable, indem sie sich in einem Winkel des Theaters ängstlich fragend an Miss Garth wendete.

      – Wenn Haltung und gewandte Bewegungen eine Schauspielerin machen, gute Madam, so wird Magdalenens Leistung uns Alle in Erstaunen setzen.

      Mit dieser Erwiderung nahm Miss Garth ihre Arbeit heraus und setzte sich in der Mitte des Parterres nieder, um ihre Wache anzutreten.

      Der Bühnenordner ließ sich das Buch in der Hand in einen Sessel dicht vor der Bühne nieder. Es war ein kleiner lebendiger Mann von einer milden und freundlichen Art, und er gab in der That das Zeichen zum Beginnen mit einem so ruhigen Interesse an der Vorstellung, als ob sie ihm Vorher gar keine Noth gemacht hätte und auch für die Zukunft keine Schwierigkeit in Aussicht stellte.

      Die beiden Personen, welche das Lustspiel »Die Eifersüchtigen« eröffnen, »Fag« und »der Kutscher« erschienen auf den Brettern, sahen viel zu groß aus für den Leinwandhintergrund, der » eine Straße zu Bath« vorstellte, zeigten die gewöhnliche Unbehilflichkeit in Haltung und Bewegung ihrer eigenen Arme, Beine und Stimmen, machten verschiedene Male falsche Abgänge und drückten ihren vollständigen Beifall über ihre Mißerfolge durch herzliches Gelächter hinter der Scene aus.

      – Ruhe, meine Herren, wenns gefällig ist, bat sich der freundliche Regisseur aus. – So laut Sie wollen, auf der Bühne, allein das Publikum darf Sie nicht hören hinter derselben. Miss Marrable, fertig? Miss Vanstone, fertig? Rasch mit »der Straße zu Bath« vor, es geht ja verkehrt! Sehen Sie hierher, Miss Marrable; mit dem ganzen Gesicht, wenn Sie so gut sein wollen. Miss Vanstone … Er unterbrach sich hier selber plötzlich. – Merkwürdig, sagte er halblaut, – sie tritt dem Publikum ganz von selbst gerade gegenüber.

      Lucie eröffnete die Scene mit diesen Worten:

      – In der That, gute Madame, ich habe die halbe Stadt durchlaufen, um es zu finden: ich glaube, es gibt in ganz Bath keine Leihbibliothek, in der ich nicht gewesen bin.

      Der Regisseur war auf seinem Stuhle ganz starr vor Erstaunen.

      – So war ich lebe, sie spricht ja, ohne zu buchstabieren.

      Das Zwiegespräch begann. Lucie brachte die Romane für Miss Lydia Languish’ Privatlectüre unter ihrem Mantel hervor. Der Regisseur erhob sich ermunternd auf die Füße. Wunderbar! Keine Uebereilung mit den Büchern, kein Fehlgriff mit denselben. Sie sah sich die Titel an, bevor sie dieselben ihrer Herrin meldete; sie legte »Humphry Clinker« auf »Die Thränen der Empfindsamkeit« mit einem kleinen Anfluge von Schelmerei, indem sie den Gegensatz hervorhob. Einen Augenblick später – und sie meldete Juliens Besuch an, noch einen – und sie sprach die lebhaften Kammermädchencomplimente; einen dritten – und sie war weg von der Bühne, fort auf der im Buche vorgeschriebenen Seite. Der Regisseur drehte sich auf seinem Stuhle rundum und sah Miss Garth scharf an.

      – Verzeihen Sie, gute Dame, sagte er. – Miss Marrable sagte mir, bevor wir anfingen, daß dies der jungen Dame erster Versuch sei. Das kann doch gewiß nicht der Fall sein?

      – Und doch, antwortete Miss Garth, indem sich der staunende Blick des Regisseurs auf ihrem Gesichte ebenfalls abspiegelte. – War es denn möglich, daß Magdalenens unerklärlicher Fleiß in dem Lernen ihrer Rolle wirklich aus einem tieferen Interesse an dieser Beschäftigung, einem Interesse, welche eine natürliche Begabung für letztere Voraussetzte, entsprang?

      Die СКАЧАТЬ