Название: Armadale
Автор: Уилки Коллинз
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
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»Ich bin von Ihrer traurigen Lage unterrichtet worden, Sir«, sagte Mr. Neal. »Und ich komme, um meine Dienste zu Ihrer Verfügung zu stellen, Dienste, die, wie Ihr Arzt mir sagt, Niemand anders in diesem fremden Orte Ihnen zu leisten im Stande ist. Mein Name ist Neal, ich schreibe für das Signet-Journal in Edinburg und darf wohl sagen, daß ich das Zutrauen, welches Sie in mich zusetzen wünschen, zu mißbrauchen unfähig bin.«
Die Augen der schönen Gattin verwirrten ihn jetzt nicht. Er sprach ernst und ruhig und ohne seine gewohnte Barschheit zu dem Gatten, und dazu mit einem ernsten Mitleid in seinem Wesen, das ihn in seinem vortheilhaftesten Lichte erscheinen ließ. Der Anblick des Sterbelagers hatte seinen Eindruck nicht verfehlt.
»Sie wünschen, daß ich etwas für Sie schreibe?« fuhr er fort, nachdem er vergebens auf eine Erwiderung gewartet hatte.
»Ja!« sagte der Sterbende, indem die überwältigende Ungeduld, die seine Zunge auszusprechen machtlos war, sich zornig in seinen Augen ausdrückte. »Meine Hand versagt mir den Dienst, und meine Zunge wird bald sprachlos sein. Schreiben Sie!«
Ehe er noch etwas erwidern konnte, hörte Mr. Neal das Rauschen eines Frauenkleides und ein rollendes Geräusch hinter sich auf dem Teppiche Mrs. Armadale schob den Schreibtisch vom entgegengesetzten Ende des Zimmers an das Fußende des Bettes. Falls er von den Maßregeln Gebrauch machen wollte, die er ersonnen, um sich gegen Tadel zu sichern, wenn sein Verfahren mißliche Folgen haben sollte, so mußte er dies jetzt thun oder nie. Er blieb, Mrs. Armadale den Rücken zugewendet, ruhig stehen und stellte seine Frage in den deutlichsten Worten.
»Darf ich, ehe ich die Feder ergreife, fragen, Sir, was ich für Sie schreiben soll?«
Die Zornigen Augen des gelähmten Mannes blitzten ihn wild an. Seine Lippen öffneten und schlossen sich wieder. Er gab keine Antwort.
Mr. Neal versuchte eine andere Frage in einer neuen Richtung.
»Was«, fragte er, »soll mit dem Geschriebenen geschehen, wenn ich es beendet haben werde?«
Diesmal ließ sich die Antwort vernehmen:
»Sie werden es in meiner Gegenwart versiegeln und an meinen Testamentsvoll —«
Die Zunge versagte ihm hier den Dienst und er sah dem Fragenden mit jammervoller Miene ins Gesicht.
»Meinen Sie, es soll an Ihren Testamentsvollstrecker abgesandt werden?«
Ja.
»Es ist also vermuthlich ein Brief, den ich auf die Post geben soll?«
Keine Antwort.
»Darf ich fragen, ob es ein Brief ist, der eine Aenderung in Ihrem Testamente trifft?«
»Ganz gewiß nicht.«
– Mr. Neal überlegte ein wenig. Das Geheimniß fing immer undurchdringlicher zu werden an. Das einzige Licht, das sich über dasselbe verbreitete, war dasjenige, welches durch die seltsame Geschichte von dem unbeendeten Briefe schimmerte, die der Doctor ihm in Mrs. Armadales Worten mitgetheilt hatte. Je näher diese unbekannte Verantwortlichkeit ihm rückte, desto drohender erschien ihm dieselbe in ihren Folgen. Sollte er, bevor er sich unwiderruflich verbindlich machte, noch eine Frage wagen? Als er mit diesem Zweifel beschäftigt war, fühlte er, wie Mrs. Armadales Kleid ihn an derjenigen Seite berührte, die am fernsten von ihrem Gatten war. Ihre zarte Hand ruhte sanft auf seinem Arm, und ihre dunklen afrikanischen Augen schauten ihn mit unterwürfigem Flehen an. »Mein Mann brennt vor Verlangen, daß Sie anfangen, Sir; wollen Sie ihn beruhigen, indem Sie sich an den Schreibtisch setzen?«
Die Bitte kam von ihren Lippen, von den Lippen derjenigen Person, die das größte Recht hatte zu zögern, der Gattin, die aus dem Geheimniß ausgeschlossen ward! Die meisten Leute an Mr. Neal’s Stelle würden sofort alle Vorsichtsmaßregeln aufgegeben haben. Der Schotte gab alle außer einer einzigen auf.
»Ich will schreiben, was Sie mir zu diktiken wünschen, Sir«, sagte er zu Mr. Armadale. »Ich will es in Ihrer Gegenwart versiegeln und selbst an Ihre Testamentsvollstrecker aus die Post geben. Doch indem ich dies thue, muß ich Sie daran zu erinnern mir erlauben, daß ich völlig im Dunkeln handle, und Sie um Entschuldigung bitten, wenn ich mir, nachdem ich Ihre Wünsche in Bezug auf das Schreiben und Absenden Ihres Briefes erfüllt, volle Freiheit in Bezug auf meine eigene Handlungsweise Vorbehalte.«
»Geben Sie mir Ihr Versprechen?«
»Falls Sie mein Versprechen verlangen, Sir, so bin ich Ihnen dasselbe zu geben bereit, unter der Bedingung, die ich Ihnen so eben genannt habe.«
»Stellen Sie Ihre Bedingung und halten Sie Ihr Versprechen. Mein Schreibpult«, fügte er hinzu, indem er zum ersten Male seine Gattin ansah.
Diese beeilte sich, das Schreibpult von einem in einem Winkel des Zimmers stehenden Stuhle zu holen. Als sie mit demselben zurückkehrte, machte sie im Vorübergehen der Negerin, die noch immer grimmig und stumm an derselben Stelle stand, ein Zeichen Das Weib that, dem Winke gehorsam, einen Schritt vorwärts, um das Kind vom Bette zu nehmen. Sowie sie dasselbe berührte, wandten sich die Augen des Vaters, welche auf das Schreibpult geheftet gewesen, mit der heimlichen Schnelligkeit einer Katze ihr zu. »Nein!« sagte er. »Nein!« wiederholte die helle Stimme des Knaben, der sich noch immer an seinem Spielzeuge erfreute und dem sein Platz auf dem Bette gefiel. Die Negerin verließ das Zimmer, und das Kind ließ sein Pferd triumphierend über die Bettdecke nahen, deren Falten die Brust seines Vaters bedecken. Das liebliche Gesicht seiner Mutter verzog sich vor Eifersucht, als sie ihn ansah.
»Soll ich Dein Schreibpult öffnen?« fragte sie, indem sie das Spielzeug des Kindes ungeduldig beiseite schob.
Ein antwortender Blick ihres Gatten führte ihre Hand an die Stelle unter seinem Kopfkissen, wo der Schlüssel versteckt war. Sie öffnete das Pult und sah in demselben einige kleine, mit einer Nadel zusammengesteckte, beschriebene Briefbogen. »Diese?« fragte sie, dieselben herausnehmend.
»Ja«, erwiderte er. »Du magst jetzt gehen.«
Der Schotte an dem Schreibtisch und der Arzt, der in einem Winkel des Zimmers eine stärkende Mixtur schüttelte, sahen einander mit einer Besorgniß an, deren Ausdruck in ihrem Gesicht sie beide nicht zu unterdrücken vermochten. Die. Worte, welche die Gattin aus dem Zimmer verbannten, waren gesprochen. Der entscheidende Augenblick war gekommen.
»Du magst jetzt geben«, sagte Ihr. Armadale zum zweiten Male.
Sie sah das Kind an, welches ungestört auf dem Bette saß, und eine tödtliche Blässe überzog ihr Gesicht. Sie blickte auf den unglückseligen Brief, der ihr ein strenges Geheimniß war, und die Qual eifersüchtigen Verdachts, des Verdachts auf jenes andere Weib, das der Schatten und das Gift ihres Lebens gewesen, marterte ihr Herz. Nachdem sie sich ein paar Schritte vom Bette entfernt, stand sie still und kehrte wieder zurück. Mit dem doppelten Muthe der Liebe und der Verzweiflung bewaffnet, drückte sie ihre Lippen auf die Wange ihres sterbenden Gatten und flehte ihn zum letzten Male an. Ihre heißen Thränen fielen auf sein Gesicht, als sie zu ihm flüsterte »O Allan, bedenke, wie ich Dich geliebt habe; bedenke, wie sehr ich mich bemüht habe, Dich glücklich zu machen; bedenke, wie bald ich Dich verlieren soll! O mein theures Leben, schicke mich nicht fort von Dir!«
Die Worte flehten für sie; der Kuß flehte für sie; СКАЧАТЬ