Die toten Seelen. Nikolai Gogol
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Название: Die toten Seelen

Автор: Nikolai Gogol

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ stimmte ihm durchaus bei und fügte hinzu, daß es nichts Angenehmeres gäbe, als in der Einsamkeit zu leben, den Anblick der Natur zu genießen und ab und zu irgendein Buch zu lesen …

      »Aber wissen Sie,« wandte Manilow ein, »wenn man keinen Freund hat, mit dem man seine Empfindungen teilen kann, ist das alles … «

      »Oh, das ist durchaus richtig und wahr!« unterbrach ihn Tschitschikow. »Was bedeuten alle Schätze der Welt? ›Trachte nicht nach Geld, trachte nur nach Umgang mit guten Menschen ‹, hat einmal ein Weiser gesagt.«

      »Und wissen Sie was, Pawel Iwanowitsch«, sagte Manilow, während sein Gesicht nicht nur einen süßen, sondern auch einen faden Ausdruck annahm: von solcher faden Süße sind die Mixturen, mit denen mancher geschickte Modearzt seine Patienten zu erfreuen glaubt. »Wissen Sie, dann fühlt man einen sozusagen geistigen Genuß … So zum Beispiel jetzt, wo mir der Zufall das, ich darf wohl sagen, seltene und klassische Glück verschaffte, mit Ihnen zu sprechen und Ihre angenehme Unterhaltung zu genießen … «

      »Aber erlauben Sie, was ist das für eine angenehme Unterhaltung? … Ich bin nur ein unbedeutender Mensch und sonst nichts«, erwiderte Tschitschikow.

      »Ach, Pawel Iwanowitsch! Gestatten Sie mir, daß ich aufrichtig spreche: gerne würde ich die Hälfte meines Vermögens hingeben, um nur einen Teil der Vorzüge zu besitzen, die Sie auszeichnen! … «

      »Im Gegenteil, ich würde es meinerseits für das größte Glück … «

      Es ist unbekannt, wie weit diese gegenseitigen Gefühlsausbrüche der beiden Freunde noch gehen könnten, wenn nicht ein Diener meldete, daß das Essen aufgetragen sei.

      »Ich bitte ergebenst«, sagte Manilow.

      »Sie müssen entschuldigen, daß wir Ihnen kein Mittagessen bieten können, wie man es auf Parkett und in den Hauptstädten bekommt; bei uns ist alles einfach, nach russischer Sitte, einfache Kohlsuppe, aber sie kommt von Herzen. Ich bitte ergebenst.«

      Sie stritten wieder eine Weile, wer zuerst vorangehen sollte, und endlich trat Tschitschikow seitwärts ins Speisezimmer.

      Im Speisezimmer standen schon zwei Jungen, die Söhne Manilows, die sich schon in dem Alter befanden, wo man die Kinder am Tische mitessen läßt, sie aber noch auf eigenen hohen Stühlen sitzen. Bei ihnen stand der Hauslehrer, der sich vor dem Gast höflich, mit einem Lächeln verbeugte. Die Hausfrau setzte sich vor die Suppenschüssel; der Gast kam zwischen den Herrn und die Dame des Hauses zu sitzen, und der Diener band den Kindern Servietten vor.

      »Was für nette Kinder!« sagte Tschitschikow, mit einem Blick auf die Jungen. »Und wie alt sind sie?«

      »Der älteste ist sieben, der jüngere ist gestern sechs geworden«, antwortete Frau Manilowa.

      »Themistoklus!« wandte sich Manilow an den älteren, der sein Kinn aus der Serviette, die ihm der Diener vorgebunden hatte, befreien wollte. Tschitschikow zog eine Augenbraue hoch, als er diesen zum Teil griechischen Namen hörte, dem Manilow, man wußte nicht warum, die Endung »us« angehängt hatte; aber er beeilte sich sofort, seinem Gesicht den gewöhnlichen Ausdruck wiederzugeben.

      »Themistoklus, sag mir, welches ist die schönste Stadt in Frankreich?«

      Der Hauslehrer richtete nun seine ganze Aufmerksamkeit auf Themistoklus und schien ihm in die Augen springen zu wollen, aber schließlich beruhigte er sich wieder und nickte mit dem Kopfe, als Themistoklus die Antwort gab: »Paris.«

      »Und welches ist die schönste Stadt bei uns?« fragte Manilow wieder.

      Der Hauslehrer spannte wieder seine ganze Aufmerksamkeit an.

      »Petersburg«, antwortete Themistoklus.

      »Und welche noch?«

      »Moskau«, antwortete Themistoklus.

      »Du bist ein kluges Kind, Herzchen!« sagte darauf Tschitschikow. »Sagen Sie aber … « fuhr er fort, sich mit einigem Erstaunen an Manilow wendend: »In so jungen Jahren schon solche Kenntnisse! Ich muß Ihnen sagen, das Kind verspricht außerordentliche Fähigkeiten!«

      »Oh, Sie kennen ihn noch nicht!« entgegnete Manilow. »Er hat außerordentlich viel Geist. Der jüngere, Alkides, ist zwar nicht so schnell, aber wenn er irgendwo ein Käferchen oder dergleichen bemerkt, so leuchten seine Augen gleich auf; er läuft dem Insekt nach und wendet ihm seine ganze Aufmerksamkeit zu. Ich will aus ihm einen Diplomaten machen. Themistoklus!« fuhr er fort, sich wieder an den älteren wendend: »Willst du Botschafter werden?«

      »Ja, ich will«, antwortete Themistoklus, ein Stück Brot zerkauend und den Kopf nach rechts und links schüttelnd.

      In diesem Augenblick wischte der hinter dem Stuhle stehende Diener dem Botschafter die Nase ab, und er tat gut daran: sonst wäre ein recht großer fremder Tropfen in die Suppe gefallen. Das Tischgespräch kam auf die Genüsse des friedlichen Lebens und wurde durch Bemerkungen der Hausfrau über das Stadttheater und die Schauspieler unterbrochen. Der Hauslehrer verfolgte die Mienen der Sprechenden mit großer Aufmerksamkeit, und sobald er merkte, daß jemand lächeln wollte, machte er sofort seinen Mund auf und lachte mit großem Eifer. Offenbar war er ein dankbarer Mensch und wollte sich dem Hausherrn auf diese Weise für die gute Behandlung erkenntlich zeigen. Einmal nahm übrigens sein Gesicht einen finsteren Ausdruck an, und er klopfte streng auf den Tisch, den Blick gespannt auf die ihm gegenübersitzenden Kinder gerichtet. Das war auch durchaus am Platze, denn Themistoklus hatte den Alkides ins Ohr gebissen, dieser aber hatte die Augen zusammengekniffen und den Mund geöffnet, bereit, in ein jämmerliches Weinen auszubrechen; da er aber wohl fühlte, daß er auf diese Weise leicht um ein Gericht kommen würde, brachte er den Mund in die frühere Stellung und begann mit Tränen in den Augen an einem Hammelknochen zu nagen, wobei seine Wangen von Fett glänzten. Die Hausfrau wandte sich öfters an Tschitschikow mit folgenden Worten: »Sie essen ja nichts, Sie haben sich sehr wenig genommen«, worauf Tschitschikow jedesmal antwortete: »Ich danke verbindlichst, ich bin satt. Ein angenehmes Gespräch ist besser als jede Speise.«

      Endlich standen sie vom Tische auf. Manilow war außerordentlich zufrieden; er legte seine Hand dem Gast auf den Rücken und wollte ihn schon ins Gastzimmer geleiten, als dieser plötzlich mit bedeutungsvoller Miene erklärte, daß er mit ihm in einer sehr wichtigen Angelegenheit zu sprechen habe. »In diesem Falle gestatten Sie mir, Sie in mein Kabinett zu bitten«, sagte Manilow und führte ihn in ein kleines Zimmer, dessen Fenster auf den in der Ferne blauenden Wald hinausgingen. »Dies ist mein kleiner Winkel«, sagte Manilow. »Ein angenehmes Zimmerchen«, sagte Tschitschikow, nachdem er es mit einem Blicke gestreift hatte. Das Zimmer war in der Tat nicht ohne Anmut: die Wände waren mit einer blauen Farbe, die ins Graue hinüberspielte, gestrichen; vier Stühle, ein Sessel und ein Tisch standen darin; auf dem letzteren lag das Buch mit dem Lesezeichen, von dem wir schon sprachen, ferner einige vollbeschriebene Bogen Papier; am meisten gab es hier aber Tabak. Er war hier in allerlei Behältnissen vorhanden: in Paketen, in einem Topf und schließlich auch als einfacher Haufen auf dem Tische. Auf den beiden Fensterbänken prangten Häuflein Tabakasche, die nicht ohne Sorgfalt in hübschen Reihen angeordnet waren. Dies verschaffte offenbar dem Hausherrn zuweilen einen angenehmen Zeitvertreib.

      »Darf ich Sie bitten, hier in diesem Sessel Platz zu nehmen«, sagte Manilow. »Sie werden es bequemer haben.«

      »Gestatten Sie mir, daß ich mich auf den Stuhl setze.«

      »Gestatten Sie mir, Ihnen das nicht zu gestatten«, entgegnete Manilow lächelnd. »Dieser Sessel ist bei mir eigens für die Gäste bestimmt. Ob Sie wollen oder nicht, Sie müssen sich hineinsetzen.«

      Tschitschikow СКАЧАТЬ