La San Felice. Александр Дюма
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Название: La San Felice

Автор: Александр Дюма

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ die ihn über Ihr Schicksal beruhigen wird. Er soll erfahren, daß Sie gefährlich aber nicht tödlich verwundet sind. Er soll erfahren, daß Sie sich außerhalb des Bereichs der neapolitanischen Polizei befinden, so geschickt diese auch sein mag. Er soll erfahren, daß Sie eine Krankenwärterin haben, welche Sie für einen Engel des Himmels gehalten, ehe Sie wußten, daß es eine einfache barmherzige Schwester war. Er soll endlich erfahren, mein lieber Salvato, daß jeder Verwundete an Ihrer Stelle sein möchte und von seinem Arzt weiter nichts verlangen würde, als daß er ihn nicht zu schnell heilen möge.«

      Cirillo erhob sich, ging an einen Tisch, auf welchem Schreibmaterialien lagen, und während er ein Recept schrieb, suchte und fand Salvato die Hand Luisa's, welche diese ihm erröthend überließ.

      Als das Recept geschrieben war, übergab Cirillo es der Zofe, welche sich sofort damit entfernte, um es ausführen zu lassen.

      Dann rief er Luisa zu sich und sagte ihr so leise, daß der Verwundete es nicht hören konnte:

      »Pflegen Sie diesen jungen Mann, wie eine Schwester ihren Bruder, oder vielmehr wie eine Mutter ihr Kind pflegen würde. Niemand, selbst nicht der Chevalier, darf etwas von seiner Anwesenheit hier erfahren. Die Vorsehung hat Ihre weichen, keuschen Hände erkoren, um ihnen das kostbare Leben eines seiner Auserwählten anzuvertrauen. Sie sind der Vorsehung dafür Rechenschaft schuldig.

      Luisa ließ seufzend den Kopf sinken.

      Ach, diese Ermahnung war überflüssig und die Stimme ihres Herzens empfahl ihr den Verwundeten nicht weniger zärtlich als die Cirillos, wie mächtig diese auch war.

      »Uebermorgen komme ich, wenn mich sonst nichts abhält, wieder, fuhr Cirillo fort. »Schicken Sie daher nicht nach mir, denn nach Allem, was diese Nacht geschehen, wird die Polizei mich scharf ins Auge fassen. Es gibt jetzt weiter nichts zu thun, als was schon geschehen ist. Sehen Sie zu, daß der Verwundete keine materielle oder moralische Erschütterung erfahre. Für alle Welt und selbst für den Chevalier sind Sie die Patientin, welcher meine ärztlichen Besuche gelten.«

      »Aber,« murmelte Luisa, »wenn mein Gatte dennoch erführe –«

      »In diesem Falle nehme ich Alles auf mich,« antwortete Cirillo.

      Luisa hob die Augen gen Himmel und athmete freier.

      In diesem Augenblick kam Nina mit der verordneten Medicin zurück.

      Mit Beihilfe der Zofe legte Cirillo frischgestampfte Kräuter auf die Brust des Verwundeten, befestigte die Binde, empfahl ihm Ruhe und nahm, in Bezug auf sein Leben so ziemlich beruhigt, Abschied von Luisa, indem er ihr nochmals versprach, den zweitnächsten Tag wiederzukommen.

      In dem Augenblick, wo Nina hinter ihm die Hausthür verschloß, kam ein Carrozzello den Pausilippo herunter.

      Cirillo winkte ihm und stieg hinein.

      »Wohin soll ich Sie bringen, Eccellenza?« fragte der Kutscher.

      »Nach Portici, mein Freund. Wenn wir in einer Stunde dort sind, so bekommst Du einen Piaster Trinkgeld.«

      Und er zeigte ihm den Piaster, aber ohne ihm denselben zu geben.

      »Viva San Gennaro!« rief der Kutscher.

      Und er peitschte auf sein Pferd, welches im Galopp davonrannte.

      Bei dieser Geschwindigkeit hätte Cirillo das Ziel seiner Fahrt in weniger als einer Stunde erreicht, als er aber die neue Straße de la Marina passieren wollte, fand er den Kai von einer ungeheuren Menschenmenge versperrt, welche ihm das augenblickliche Weiterfahren geradezu umöglich machte.

       Drittes Capitel.

      Fra Pacifico

      Michele hatte sich nicht geirrt. Es hatte Lärm auf dem Altmarkt gegeben, nur hatte derselbe nicht ganz die Ursache, welche Luisas Bruder ihm beimaß, aber diese Ursache war wenigstens nicht die alleinige gewesen.

      Versuchen wir zu erzählen, was in diesem tumultuarischen Quartier des alten Neapel geschehen war, einem Stadttheil, in welchem Lazzaroni, Camorristen und Guappi sich um die Herrschaft streiten, wo Masamiello seine Revolution improvisierte und von wo seit fünfhundert Jahren alle Emeuten ausgegangen sind, welche die Hauptstadt Siciliens bewegt haben, ebenso wie von dem Vesuv alle Erdbeben ausgegangen sind, welche Refina, Portici und Torre del Greco erschüttert haben.

      Gegen sechs Uhr Morgens hatten die Nachbarn des Klosters vom heiligen Ephraim, welches in der Salita dei Capuccini steht, wie gewöhnlich den mit der Verproviantierung des Klosters beauftragten Mönch herauskommen und seinen Esel vor sich hintreibend die lange Straße hinabwandern sehen, welche vor dem Thor des heiligen Gebäudes nach der Straße de l'Infrascata führt.

      Da diese beiden Wesen, das zweifüßige sowohl als das vierfüßige, bestimmt sind, in unserer Erzählung eine gewisse Rolle zu spielen, so verdienen sie, ganz besonders das zweifüßige, eine nähere Beschreibung.

      Der Mönch, welcher die braune Kutte der Capuziner mit der den Rücken hinabhängenden Capuze trug, ging den Ordensregeln gemäß mit nackten Füßen in Sandalen mit Holzsohlen, die mit zwei gelbledernen Riemen um den Knöchel herum befestigt waren.

      Sein Kopf war glatt rasiert bis auf den schmalen Kranz von Haaren, welcher bestimmt ist, die Dornenkrone des Heilands zu versinnlichen.

      Um den Leib trug er jene wunderbare Schnur des heiligen Franciscus, welche auf die Verehrung, welche die Gläubigen dem Orden zollen, einen so großen Einfluß ausübt und deren drei symbolische Knoten an drei Gelübde erinnern, welche die Mönche dieses Ordens, indem sie der Welt entsagen, leisten, nämlich das Gelübde der Armuth, das Gelübde der Keuschheit und das Gelübde des Gehorsams.

      Fra Pacifico, wörtlich der friedliche Bruder – so hieß der Bettelmönch, welchen wir soeben haben auftreten lassen – schien, indem er das Kleid des heiligen Franciscus anlegte, den Namen angenommen zu haben, welcher mit seiner physischen Erscheinung und seinem Charakter am meisten in Widerspruch zu stehen schien.

      In der That war Fra Pacifico ein Mann von ungefähr vierzig Jahren, fünf Fuß acht Zoll groß, mit musculösen Armen, massiven Händen, einer herkulischen Brust und rüstigen Beinen. Sein Bart war schwarz und dicht, die Nase gerade und mit weiten Nüstern, die Zähne glichen einer elfenbeinernen Zange, die Gesichtsfarbe war braun und die Augen hatten jenen furchtbaren Ausdruck, welcher in Frankreich nur den Männern von Avignon und Nimes und in Italien den Gebirgsbewohnern der Abruzzen eigen ist, den Abkömmlingen jener Samniter, welche es den Römern so viele Mühe kostete zu überwinden, oder jener Marsen, welche sie niemals überwanden.

      Was seinen Charakter betraf, so war er von der Art, welche gallsüchtige Menschen in der Regel treibt, ohne alle Ursache Zwistigkeiten zu beginnen.

      Zu der Zeit, wo er noch Seemann war – Fra Pacifico war nämlich früher Seemann gewesen und wir werden später erzählen, bei welcher Gelegenheit er den Dienst des Königs mit dem Gottes vertauschte – also zu der Zeit, wo er Seesoldat war, geschah es selten, daß Frau Pacifico, welcher sich damals Francisco Esposito5 oder der Ausgesetzte nannte, weil sein Vater vergessen ihn anzuerkennen und seine Mutter nicht geglaubt hatte, sich die Mühe nehmen zu müssen ihn zu ernähren, zu jener Zeit, jagen wir, verging selten ein Tag, ohne daß der friedliche Bruder entweder an Bord eines Schiffes mit einigen seiner Cameraden oder auf dem Molo oder in der Strada dei Pilieri, oder in Santa Lucia mit irgend einem Camorristen oder einem Guappo handgemein ward, welcher auf das Land dieselben Rechte zu haben behauptete, wie der vorgenannte Francisco Esposito über den Ocean oder das mittelländische Meer СКАЧАТЬ



<p>5</p>

Man bezeichnet in Neapel mit dem Namen Esposito oder »ausgesetzt« jedes Kind, welches von seinen Eltern verlassen, und dem Hospiz der Annunciata anvertraut worden, welches das Findelhaus von Neapel ist.