Verraten . Морган Райс
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Название: Verraten

Автор: Морган Райс

Издательство: Lukeman Literary Management Ltd

Жанр: Героическая фантастика

Серия: Weg der Vampire

isbn: 9781632910509

isbn:

СКАЧАТЬ gewesen? Die Wände waren komplett aus Stein, und es gab ein großes Rundbogenfenster, durch das sie in den Nachthimmel hinausblicken konnte. Das Licht des riesengroßen Vollmonds fiel in den Raum.

      Vorsichtig schwang sie die Beine über den Bettrand und rieb sich die Stirn, während sie sich zu erinnern versuchte. Dabei durchschoss ein schrecklicher Schmerz ihre Seite. Als sie an die Stelle fasste, spürte sie eine verschorfte Wunde. Woher stammte die Wunde? War sie angegriffen worden?

      Als Caitlin scharf nachdachte, fielen ihr langsam, aber sicher die Einzelheiten wieder ein. Boston. Der Freedom Trail. Die King’s Chapel. Das Schwert. Dann … der Angriff von hinten. Dann …

      Caleb. Er war dort gewesen und hatte auf sie hinuntergeblickt. Die Welt war ihr allmählich entglitten, und sie hatte ihn um etwas gebeten. Verwandle mich, hatte sie ihn angefleht …

      Als Caitlin erneut die Hände hob und die beiden Wundmale an der Seite ihres Halses fühlte, wusste sie, dass er ihre Bitte erfüllt hatte.

      Das erklärte alles. Schlagartig begriff sie, was geschehen war: Sie war verwandelt worden. Dann hatte man sie irgendwohin gebracht, damit sie sich erholen konnte. Wahrscheinlich hatte Caleb aufmerksam über sie gewacht. Vorsichtig bewegte sie Arme und Beine, drehte den Kopf, untersuchte ihren Körper …

      Sie fühlte sich anders, so viel war sicher. Irgendwie war sie nicht mehr sie selbst. Eine grenzenlose Kraft durchströmte sie. Sie hatte das Bedürfnis, zu rennen, Wände zu durchbrechen, in die Luft zu springen. Außerdem spürte sie noch etwas anderes: Auf ihrem Rücken unterhalb ihrer Schulterblätter waren zwei leichte Wölbungen. Flügel. Und sie wusste, dass sie sich öffnen würden, wenn sie fliegen wollte.

      Caitlin war wie berauscht von ihrer neu entdeckten Kraft und wollte sie unbedingt ausprobieren. Die Decke fiel ihr auf den Kopf – sie hatte keine Ahnung, wie lange sie schon hier war – und sie wollte unbedingt wissen, wie sich dieses neue Leben anfühlte. Außerdem empfand sie noch etwas, was neu für sie war: Sie fühlte sich draufgängerisch. So, als könnte sie nicht sterben, als könnte sie folgenlos dumme Fehler begehen und mit ihrem Leben spielen. Sie hatte Lust, am Rande des Abgrunds zu balancieren.

      Neugierig drehte sie sich um und sah aus dem Fenster in den Nachthimmel hinaus. Das Rundbogenfenster besaß kein Glas und würde in ein mittelalterliches Kloster passen.

      Das alte Menschenmädchen Caitlin aus der Vergangenheit hätte gezögert, nachgedacht und gezweifelt, ob sie wirklich tun sollte, was ihr in den Sinn gekommen war. Doch die wiedergeborene Caitlin handelte ohne jedes Zögern. Praktisch in dem Moment, in dem ihr der Gedanke durch den Kopf schoss, sprintete sie schon los und setzte ihn in die Tat um.

      Mit wenigen schnellen Schritten hatte sie das Fenster erreicht, sprang auf die Brüstung und stürzte sich hinaus.

      Ihr Instinkt sagte ihr, dass ihre Flügel sich entfalten würden, sobald sie sich in der Luft befand. Falls sie falsch lag, würde sie abstürzen und viele, viele Meter weiter unten auf dem Boden aufschlagen. Doch die wiedergeborene Caitlin hatte nicht das Gefühl, je wieder etwas falsch machen zu können.

      Und ihr Gefühl trog sie nicht. Als sie in die Nacht hinaussprang, entfalteten sich automatisch die Flügel hinter ihren Schulterblättern. Das Gefühl zu fliegen und durch die Luft zu gleiten war überwältigend. Die Spannweite ihrer Flügel entzückte sie, und sie war begeistert, die frische Nachtluft im Gesicht, in den Haaren und am ganzen Körper zu spüren. Zwar war Nacht, doch der Mond war so groß, dass es beinahe taghell war.

      Als Caitlin nach unten blickte, konnte sie die Welt aus der Vogelperspektive bewundern. Sie hatte Wasser gespürt, und damit lag sie richtig, denn sie befand sich auf einer Insel. In alle Richtungen breitete sich ein großer, wunderschöner Fluss aus, dessen Wasser ganz ruhig war und im Mondlicht glänzte. Noch nie hatte sie so einen breiten Fluss gesehen. In der Mitte lag die winzige Insel, auf der sie geschlafen hatte. Sie war kaum größer als ein paar Morgen, und an einer Seite wurde sie von einem zerfallenden, schottischen Schloss beherrscht – eigentlich war es eine halbe Ruine. Der Rest der Insel war mit dichtem Wald bedeckt.

      Caitlin ließ sich von den Luftströmungen tragen, flog mal höher, mal tiefer, drehte sich, stürzte sich in die Tiefe und stieg wieder auf. Dabei umrundete sie die Insel. Das Schloss war groß und prächtig. Teile davon waren zerfallen, aber andere Bereiche, die man von außen nicht sehen konnte, waren absolut intakt. Es gab Innen- und Außenhöfe, Befestigungsmauern, Türme, Wendeltreppen und sehr weitläufige Gartenanlagen. Das Schloss bot genug Platz für eine kleine Armee.

      Als sie sich tiefer sinken ließ, entdeckte sie, dass das Schlossinnere von Fackeln erleuchtet war. Außerdem liefen Leute herum. Waren sie Vampire? Ihre Wahrnehmung sagte ihr, dass es so war. Ihresgleichen. Manche von ihnen trainierten, kämpften mit Schwertern und spielten Spiele. Auf der Insel herrschte emsige Geschäftigkeit. Wer waren diese Leute? Warum war Caitlin hier? Hatten sie sie aufgenommen?

      Nachdem Caitlin ihre Runde beendet hatte, sah sie den Raum, aus dem sie herausgesprungen war. Sie hatte ganz oben in dem höchsten Turm geschlafen, auf dem sich eine weite, offene Terrasse mit einer Brustwehr befand. Dort stand ein einsamer Vampir. Caitlin musste nicht näher heranfliegen, um herauszufinden, wer dieser Vampir war, denn sie wusste es bereits. Sein Blut floss jetzt in ihren Adern, und sie liebte ihn von ganzem Herzen. Nachdem er sie verwandelt hatte, liebte sie ihn mit einer Inbrunst, die noch stärker war als Liebe. Selbst aus dieser großen Entfernung spürte sie, dass die einsame Gestalt, die vor dem Turmzimmer auf- und abging, Caleb war.

      Bei seinem Anblick schlug ihr Herz sofort schneller. Er war da. Er war wirklich da und wartete vor ihrem Zimmer. Die ganze Zeit hatte er gewartet, während sie sich erholt hatte.

      Wie viel Zeit wohl inzwischen vergangen war? Nie war er ihr von der Seite gewichen. Trotz allem, was passiert war. Sie liebte ihn mehr, als sie sagen konnte, und nun konnten sie endlich für immer zusammenbleiben.

      Er lehnte an der Mauerbrüstung und blickte auf den Fluss hinunter. Dabei wirkte er sowohl besorgt als auch traurig.

      Im Sturzflug näherte Caitlin sich dem Schloss – sie wollte Caleb überraschen und mit ihren neuen Fertigkeiten beeindrucken.

      Verblüfft sah Caleb auf, dann leuchtete sein Gesicht vor Freude auf.

      Doch als Caitlin landen wollte, lief auf einmal etwas schief. Plötzlich verlor sie das Gleichgewicht, und ihre Koordination stimmte nicht mehr. Sie hatte das Gefühl, zu schnell zu sein, konnte ihren Fehler jedoch nicht mehr rechtzeitig korrigieren. Bei der Landung schürfte sie sich das Knie an der Mauerbrüstung auf und kam so hart auf, dass sie über den Steinboden kullerte.

      »Caitlin!«, rief Caleb besorgt und lief zu ihr hinüber.

      Keuchend lag sie auf dem harten Stein, während ein neuer Schmerz durch ihr Bein schoss. Aber es ging ihr gut. Wäre sie noch die alte Caitlin gewesen, hätte sie sich bestimmt sämtliche Knochen gebrochen. Doch diese neue Caitlin würde sich im Handumdrehen erholen, wahrscheinlich schon nach wenigen Minuten.

      Trotzdem war ihr der Vorfall sehr peinlich, denn eigentlich hatte sie Caleb überraschen und beeindrucken wollen. Jetzt stand sie da wie eine Idiotin.

      »Caitlin?«, wiederholte er. Inzwischen kniete er neben ihr und hatte ihr eine Hand auf die Schulter gelegt. »Alles in Ordnung?«

      Mit einem verlegenen Grinsen erwiderte sie seinen Blick.

      »Ich wollte dich beeindrucken«, antwortete sie und kam sich ziemlich blöd vor.

      Er strich mit der Hand über ihr Bein und untersuchte ihre Verletzung.

      »Ich bin kein Mensch mehr!«, schnauzte sie ihn an. »Du musst СКАЧАТЬ