Celsissimus: Salzburger Roman. Arthur Achleitner
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Название: Celsissimus: Salzburger Roman

Автор: Arthur Achleitner

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ jedoch dessen Aufregung, das totenblasse, übernächtige Gesicht, machte den Thürhüter stutzig, ebenso das verfrühte Erscheinen, und veranlaßte den Mann, Herrn Alt aufmerksam zu machen, daß die Anmeldung erst um die zehnte Stunde im Wartezimmer erfolgen könne.

      Alt erwiderte barsch: „Seine Weisheit brauch' ich nicht! Zu wichtig, dringlich ist, was mit dem Fürsten ich zu reden habe! Meld' er mich augenblicklich beim Kämmerling vom Dienst!“

      „Oho! Ihr möget Euren Lehrbuben und Kaufjungen befehlen, hier gilt des gnädigen Fürsten und Erzbischof Willen allein! Ihr habt mir gar nichts zu befehlen! Auch mach' ich Euch aufmerksam auf Reglement und Dienstordnung, so hier angeschrieben steht! Kann leicht sein, daß wir befinden, Ihr seiet bei Hof in das Wartzimmer nit einzubringen!“

      „Die Knochen hau' ich Ihm entzwei für seine Unverschämtheit! Das fehlte noch fürwahr, um dem Faß den Boden vollends auszuschlagen! Die Wirtschaft hier die schreit fürwahr zum Himmel, und schlimmer kann es kaum mehr werden!“

      Vom Lärm angelockt, trat der Kämmerling vom Dienst aus dem Gemach und der Anblick des zornigen Kaufherrn machte den Höfling stutzen.

      Alt rief: „Meldet mich sogleich beim Erzbischof! Mein Anliegen verträgt keine Verzögerung! Bei Gott, ich rate zur Eile!“

      „Gemach, Herr Alt, und bedenkt: Ihr seid bei Hof, im Hause eines regierenden Fürsten!“

      „Ein netter Fürst, in dessen Hauptstadt der Menschenraub blüht, schlimmer denn wie im welschen Reich!“

      Der Kämmerer hielt es geraten, den Kaufherrn zur Beschwichtigung in das Wartezimmer zu geleiten, und in der Stube angelangt, bat er um stilles Verhalten, bis die Meldung beim Fürsten erfolgt sein würde. „In welchem Betreff soll ich Euch melden?“ „Sagt nur: ein Vater, dem die Tochter schändlich geraubt geworden, will fragen, ob des Fürsten Arm zur Sühne stark und lang genug sei!“

      Kopfschüttelnd verfügte sich der Kämmerer vom Dienst in die inneren Apartements.

      Wolf Dietrich durchmaß in Erregung sein Arbeitsgemach mit eiligen Schritten und unmutig ob der Störung rief er dem Kämmerling zu: „Was soll es? Ich wünsche allein zu bleiben!“

      „Eure Hochfürstliche Gnaden wollen die Störung verzeihen! Ein außergewöhnlicher Vorfall, Mädchenraub – der Handelsherr Wilhelm Alt —“

      „Dessen Eile ist begreiflich! Der Mann will wohl zu mir und ist in hohem Maße aufgeregt?“

      „Eure Hochfürstlichen Gnaden aufzuwarten, ja so ist es! Wir hatten Mühe, den rabiaten Mann in Formen zu bringen, die allein den Zutritt bei Hofe ermöglichet“

      „Bring mir den Mann! Je eher er zum Ausspruch kommt, desto besser. Es war ja zu erwarten!“

      Wenige Minuten später standen sich beide Männer gegenüber; Wolf Dietrich erschien zwergenhaft neben dem langen hageren Kaufherrn und klug nützte er das durch die Fenster einströmende Tageslicht, das grell auf Alts vergrämtes Antlitz fiel und genaueste Beobachtung gestattete.

      Trotz seiner wilden Erregung erwies Alt die dem Fürsten gebührende Reverenz, aber zu einer ehrerbietigen, förmlichen Anrede konnte er sich nimmer meistern, heiser rief er: „Wo ist meine Tochter?“

      Kühl erwiderte Wolf Dietrich: „Wie soll ich das wissen? Was ist geschehen, was wollt Ihr von mir?“

      Alt zuckte zusammen, richtete sich aber sofort wieder auf und scharf klangen seine Worte: „Ihr wißt so gut wie ich, daß Salome in vergangener Nacht von der Gasse weg entführt worden ist!“

      „Was unterfängt Er sich?! Vergeß' Er nicht, Er stehet vor seinem Fürsten!“ rief grollend Wolf Dietrich, dem das Blut heiß aufstieg.

      „Ich weiß, doch vermag ich länger nicht zu meistern das Wort, zu jäh und wild stürmt Unglück wie die Schmach auf mich ein! Mein Kind geraubt, Herr, meine Salome! Meines Lebens Kleinod geraubt von frecher Hand eines Lüstlings, den Gott verderben soll am lebendigen Leibe! Ihr seid der Fürst und Herr im stiftschen Lande, Gerechtigkeit zu üben seid Ihr verhalten, Euer Eid lastet darauf!“

      „Erst mäßigt Eure Rede! In den Staub gebeugt das Knie, der Unterthan gehört zu Füßen seines Herrn!“

      „Helft mir zu meinem Kinde!“ flehte der angstgepeinigte Vater.

      „Es wird sich alles finden zur rechten Zeit!“

      „Ist das des Fürsten Antwort auf die schmerzbewegte Frage? Mein Kind fordere ich von Euch!“

      „Er ist nicht wohl bei Sinnen?! Der Landesherr giebt keinen Büttel ab, das merk' Er sich! Und nicht länger will mein Ohr des Frevels unerhörte Worte mehr vernehmen!“

      „Was Ihr Frevel nennt, ist eines Vaters schwerste Herzensqual, die Sorge um sein Kind! Wer kann in solcher Not und Pein die Worte auf die Goldwag' legen! Was wir versucht, Salome aufzufinden, die Umfrag' bei den Türmern, alles war vergebens. Fort ist sie nicht, mein Kind muß gefangen noch in Salzburgs Mauern weilen!“

      „Und deshalb verlangt Salome Ihr von mir?“

      Der leise Ton des Spottes reizte Alt zu neuer Wut: „Ihr wißt um Salome! Es kann kein Zweifel sein!“

      „Genug davon! Die Anmaßung geht zu weit; übermütig war von je die erbgesess'ne Sippe, dort zu Augsburg das hochfahrend stolze Volk der Krämer, und nicht viel anders Ihr und andere Pfefferhändler in meiner Stadt Salzburg! Ich bin nicht gewillt, mir Trutz und Übermut des längeren bieten zu lassen, entschlossen bin ich zu aller Strenge und des Herrschers starke Hand sollt fühlen Ihr wie alle anderen übermüt'gen Sippen!“

      „Habt Gnade! Übet Barmherzigkeit, so Gott Euch vorschreibt wie jedem seiner Priester!“

      „Schweigt! In solchem Munde wird entweiht ein ganzer Stand!“

      „Verzeiht, Herr! Wirr kreisen mir die Gedanken, die Angst und Sorge trüben mir den Sinn!“

      „Das merk' ich, denn unsinnig ist, was Eure Zunge plappert!“

      „Seid barmherzig! Nur der Höchste im Stiftland hat die Macht, mir zu meinem Kinde zu verhelfen! Ihr seid der Landesherr, nur Ihr könnt wirksam helfen! Die Stadtbehörde und die Polizei, sie versagen in der Wirkung!“

      „Ein spät Erkennen meiner Fürstenmacht! Sitzt die Sippschaft auf den Thalern, weiß vor Übermut sie sich nicht zu fassen, der Machtkitzel ist in Euch zu groß. In Not und Sorge aber weiß die Sippschaft sich zu erinnern, daß über ihr ein Herr steht und der wird dann angebettelt. Ein unwürdig Spiel, das da getrieben wird! Von aufrichtig ehrlicher Demut keine Spur! Sie gleichen sich allerorten die Sippen stolzer Bürger!“

      „Rechtet nicht in dieser Stunde! Gebraucht die Macht, Herr und Gebieter, rettet Salome! Denkt daran, wie Ihr dem Mädchen gestern habt gehuldigt!“

      Wolf Dietrich flüsterte: „Ein fürstlich Weib fürwahr, zu fürnehm für das Bürgerpack!“

      „Eure Worte, ich hab' sie wohl vernommen und gemerkt, sie lauteten an Salome gerichtet: Ich sehe Euch bald wieder! Bringt dieses Wort rasch zur That, gebietet, Herr, laßt fahnden nach dem Schänder meiner Ehre!“

      „Ihr habt da wohl auf jedes Wort gelauert, das in Huld und Gnade der Fürst zu richten geruhte an Salome?! Paart sich das Lauern mit dem aufgeblasenen Bürgerstolz?!“

      „Herr, der Vater hat die heil'ge СКАЧАТЬ