Celsissimus: Salzburger Roman. Arthur Achleitner
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Название: Celsissimus: Salzburger Roman

Автор: Arthur Achleitner

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ haben!“

      Salome war der Muhme entgegengeschritten, faßte die Hand derselben, und geleitete die Bürgermeisterin in den Erker zu den Truhen, die hier als Sitzplätze dienten.

      „Nun erzähle, Salome, ich, deine Muhme, hab' ein Anrecht darauf!“

      Mit einem Seufzer ergab sich das Mädchen in das unvermeidliche Geschick und schilderte in kurzen Umrissen die Entführung in den Keutschachhof.

      „Also doch!“ sprudelte es Frau Alt heraus.

      „Wie, Ihr habt es gleich vorneweg so vermutet?“

      „I freilich! Das war doch nicht schwer zu raten! Der Fürst ist doch so huldvoll und gnädig gewesen, er war ganz Feuer für dich, hatte nur für unsere Salome die Augen offen! Nein, diese hohe Ehre!“

      „Haltet ein, Muhme! Nennt Ihr die Entführung eine Ehre, ich finde meinen Mädchenruf verletzt, und der Vater, ach, der Vater grollt und spricht von Schande!“

      „Der Schwager ist empfindlichen Gemütes und nimmt alles gar zu scharf! Gewißlich wär' die Entführung eine böse Sache, hätt' ein Junker oder sonst ein Wicht die Hand erhoben nach unserer Salome! Doch anders ist's, da unser gnädiger Fürst erglüht für dich! Das finde ich eine Auszeichnung und hohe Ehre! Denk' nur, ein Fürst, des Erzstiftes Herr und Gebieter, der Erzbischof, entsprossen einem hochedlen Geschlecht, mit einem Kardinal verwandt, ja selbst mit Seiner Heiligkeit dem Papst! Wolf Dietrich wird über kurz oder lang wohl selber Kardinal, ein ritterlicher Fürst und Herr ist er heute schon, mächtig, hohen Sinnes! Mir schwindelt, denk' ich es aus, daß wir gar mit dem Papst zu Rom könnten in Beziehung kommen!“

      „Was kümmert mich der Papst!“

      „Sprich nicht so, Salome! Der Herr der ganzen Christenheit, dem Kaiser und Könige sich beugen! O, wenn ich es erleben könnte!“

      „Was wollt Ihr erleben?“ fragte ernannt das Mädchen.

      „Lassen wir das! Sprich und erzähle mir lieber: Was sprach der Fürst? Hat er dich im Palast erwartet nach dem Mahle? Ich hoffe, er zeigte sich ritterlich, wie sonst ist seine Art?!“

      „Er kam am andern Morgen und – o Gott, das ist es ja, was mich so unglücklich macht und in Zerwürfnis brachte mit dem guten Vater!“

      Die Muhme geriet in Aufregung, ihre Neugierde war aufs höchste gestiegen, Frau Alt rutschte so nahe als nur möglich hin zu Salome und drang auf eine völlige, genaue Beichte.

      Dem Mädchen ward es wohliges Bedürfnis, das Herz der teilnehmenden Muhme auszuschütten, eng umschlungen hielten sich die Frauen, und Salome erzählte schluchzend von der Werbung Wolf Dietrichs, von seinen Plänen und Absichten, den Thron zu teilen, das Bürgermädchen zur Fürstin zu erheben.

      „O diese Ehre!“ stammelte in maßloser Überraschung die Muhme.

      „Der Vater nennt es eine Schande und droht mit seinem Fluch!“

      „Das faß' ich nicht!“

      „Unschlüssig bin ich, nicht mächtig meines Empfindens! Der Vater ist empört, der Fürst als Erzbischof könne gar nicht heiraten, sei gebunden an die Kirche und ans Cölibat! Der Papst selbst könne da kein Machtwort sprechen, die Erlaubnis nicht erteilen!“

      „Der Papst kann alles und ein Fürst sehr viel! Im Erzstift giebt es genug der Geistlichen, die sich ein Weib genommen und dennoch giltig ihres Amtes walten! Was den Kleinen erlaubt ist, kann dem Obersten nicht verwehrt bleiben! Und Wolf Dietrich gar, der ist Manns und mächtig genug, seinen eignen Weg zu gehen, der fragt nicht viel und thut nach eignem Willen! Fürstin! Die Welt hat solche Wahl und Ehr' noch nicht gesehen! Daß ich das noch erlebe, diese Auszeichnung! Du hast doch dankbar eingewilligt? O, das soll eine fürnehme Hochzeit werden! Traun, mir wird heiß im Kopf, ich die Bürgermeisterin verwandt mit Salzburgs Fürstin! Bersten werden die Weiber vor Neid! Sprich, Salome, was hast du dem Fürsten gesagt auf seine Werbung?“

      „Ich weiß ja selbst nicht, wie mir ist! Bedenkzeit erbat ich, als der Fürst mich freigegeben, mich heimkehren ließ, ins väterliche Haus!“

      „Hast du mit dem Vater alles schon besprochen?“

      „Er will von solchem Hohn und Spott nichts weiter hören, niemals will er einwilligen und statt des Segens wird er geben seinen Fluch! O, wie bin ich unglücklich! Doch lieber sag' ich ‚nein‘ und weise des Fürsten Werbung ab! Es kann kein Segen sein, so der Vater flucht!“

      „Nur keine Übereilung, Kind! Laß' nur mich mit dem Schwaher reden! Ich treibe ihm die schlimmen Gedanken schon aus und setze ihm die Sache klar ins richtige Licht! Auf jedem Fall laß du aber dem Fürsten wissen, daß du seine Werbung annimmst in Dankbarkeit und schuldiger Ehrfurcht, verbanden?!“

      „Ich bin mir nicht klar, ist's Liebe! Ich bin dem Fürsten gut, doch fühl' ich kein Stürmen und Drängen im Herzen!“

      „Das braucht es auch gar nicht! Du wirst Fürstin, das ist nach meiner Meinung die Hauptsache. Meine Nichte Salzburgs Fürstin! Wie stolz das klingt! Die Sache wird gemacht, ich, die Bürgermeisterin werde diese Angelegenheit durchführen, und ich dulde keinen Widerspruch. Bin ich mit meinem Manne fertig geworden, zwing' ich auch den störrischen Schwaher! Ich will verwandt werden mit dem Fürsten! Also gehorchst du, süßes Täubchen, mir, und befolgst meine Anordnungen.“

      „Ja, gute Muhme! Wenn es nur einen guten Ausgang nimmt! Ich fürchte mich vor dem gestrengen Vater!“

      Zum Abschied versprach Frau Alt mit dem Schwager ein ernstes Wort zu reden. Über die Werbung sollte jedoch einstweilen tiefes Schweigen beobachtet werden, damit die spätere, plötzliche Verlobung um so stärker auf Salzburgs Frauen wirken könne und müsse.

      Bald nach dem Weggang der Muhme ließ Herr Alt der Tochter sagen, daß er den Abend auswärts verbringen und demgemäß nicht zu Tisch kommen werde. Salome fühlte es nur zu deutlich heraus, daß der Vater absichtlich das eigene Kind meidet, und bitter empfand dies das Mädchen.

      Wenn sich die Bürgermeisterin noch niemals in ihren Erwartungen und Berechnungen betrogen sah, die Ansprache mit dem Schwager brachte statt des erhofften Sieges eine grimmige Niederlage, die eine verzweifelte Ähnlichkeit mit einem Hausverweis hatte. Wilhelm Alt verbat sich jede wie immer geartete Einmischung in seine Familienverhältnisse, nannte die Schwägerin schlankweg eine gewissenlose Kupplerin, die so rasch als möglich die Thüre von außen zumachen und niemals wiederkehren möge. Tief beleidigt, rachedürstend rauschte die Muhme aus dem Hause des Kaufherrn, und in den nächsten Stunden wußten Salzburgs Bürgerkreise bereits von der ehrenvollen Werbung Wolf Dietrichs um Salomes Hand. Zugleich ward der Bürgermeister derart bearbeitet, daß er, gegen seinen Willen, der Werbung in seiner Eigenschaft als Ohm zustimmte und damit den Bruder in eine schiefe, durchaus nicht beneidenswerte Lage brachte.

      Wilhelm Alt konnte das Getuschel nicht verborgen bleiben; man sprach im Trinkhause von der unglaublichen Kunde, die natürlich mit der Entführung in Zusammenhang gebracht wurde, es fielen Äußerungen, mehr minder verhüllt, die dem ehrlichen, stolzen Kaufherrn das Blut in Wangen und Kopf jagten. Ein Dreinfahren hatte wenig Erfolg, die Spötter und Verleumder leugneten und logen, um sich hinterher erst recht über den nach ihrer Meinung scheinheiligen Verkuppler des eigenen Kindes lustig zu machen und zu berechnen, wieviel der Fürst wohl für den Handel an den Krämer werde bezahlt haben. Im Innersten verletzt, grollend, sich und sein Kind verfluchend zog sich Wilhelm Alt in sein Haus zurück und mied zugleich jeglichen Verkehr mit Salome, die er nun als Urheberin dieser Schande haßte und zu beseitigen trachtete, bevor der verhängnisvolle Schritt einer Allianz mit dem Fürsten zur That werden könne.

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