Ini: Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Julius von Voss
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СКАЧАТЬ worden. Auch über ihre wohlbegriffene Religions- und Bürgermoral hatten sie Zeugnisse abzulegen, und von Aeltern und Lehrern, die Bescheinigung einer sorgsamen und von gutem Willen begleiteten Anwendung der Jugend, einzureichen.

      Fiel diese Prüfung zu ihrem Nachtheile aus, war die Abweisung von der Ehre, einst das Vaterland vertheidigen zu helfen, die Folge. Hiemit war ein drückendes Abwenden der öffentlichen Achtung verbunden, kein Mädchen von Zartgefühl reichte einem solchen die Hand, nie durfte er hoffen, ein öffentlich Amt zu bekleiden. War es ein Fürstensohn, sah er sich von der Erbfolge seines Vaters ausgeschlossen.

      Diese harte Ahndung sowohl, als auch die Allgemeinheit guter Erziehung, woran auch der Unbemittelte Theil nehmen konnte, machten einen solchen Fall höchst selten.

      Ward dagegen der Rekrut angenommen, empfing er ein Kriegergewand und Waffen. Man theilte ihn einem Haufen zu, er bezog eine Lagerbaracke bei den Veteranen, welchen die Uebung der Kriegsjugend oblag.

      Hier ward er im Fechten und Schießen geübt, mußte fleißig Laufen, oder Lasten tragen, bei spärlicher Nahrung leben, den Schlaf entbehren, und sich immer bedeutenderen Abmattungen unterziehen lernen. Die strengste Moralität gebot in diesen Lägern, schon durch die ganze Lebensweise, die keinem Gedanken an Befriedigung roher Sinnlichkeit Raum gab, begründet.

      Nach einem halben Jahre ging er, von den Veteranen, zu seinem Haufen ins große Lager, mußte nun den Dienst eines Fußsoldaten verrichten.

      Beständig übte man hier, ohne Rücksicht auf Jahreszeit, Witterung, Beschaffenheit des Bodens, oder Tag und Nacht. Die klugen Anführer ließen mehr in der Dunkelheit als bei der Tageshelle thätig sein, suchten absichtlich die schwierigen durchschnittenen Gegenden aus; nicht der strenge Frost, nicht der drückende Sonnenstrahl, nicht strömende Regengüsse machten eine Abänderung. Denn sie sagten: Der Feind wird unsere Bequemlichkeit nicht ins Auge fassen.

      Das Fußvolk verfuhr in seinen Bewegungen folgendergestalt:

      Jeder Einzelne war mit einem Spaten, einer Lanze und einem kleinen Schießrohre versehn. Das letzte trug durch den inneren gewundenen Bau und das Ammoniakpulver, auf Tausend Schritte und hatte am Lauf ebenfalls ein kleines Fernrohr, durch welches man auf den weiten Abstand zielen konnte.

      Eine Stellung nahmen die Heerhaufen zu Fuße gewissermaßen nicht, sondern eine Lage. Dies heißt: sobald man sich im Bereich des feindlichen Geschosses fand, oder es bei der Uebung voraussetzte, streckten sich die Reihen auf den Boden hin, nachdem man in größter Eil mit den Spaten einen Erdaufwurf von einigen Schuhen gefertigt hatte, der nun, den ohnehin durch ihr Liegen auf dem Gesichte, nur wenig Zielraum darbietenden Soldaten, viel Bedeckung gab. Ueber den Erdwurf legten sie ihre Röhre und gaben wirksame Feuer.

      Auf das Zeichen einer helltönenden Pfeife, sprangen sie plötzlich auf, legten fünfzig Schritte gebückt, und im vollen Rennen, zurück, worauf sich die Reihe wieder zu Boden warf, und die neue Erdwehr in einigen Sekunden anfertigte. Die Schüsse huben wieder an, wurden auf ein abermaliges Signal eingestellt, um einen neuen Anlauf folgen zu lassen. So nahte man allmählig dem Feind, der schon durch die wohlgezielten Schüsse aufgerieben sein mußte, wenn seine Vorkehrungen nicht einem solchen Angriffe entsprachen. Da man aber nicht auf Säumnisse hoffen durfte, so hatten die Soldaten für den letzten Abstand auf zehn Schritten noch Feuerkränze, die entzündet in Feindes Glieder geworfen wurden, durch ihr Glutsprühen und den athemraubenden Schwefeldunst Verwirrung anzurichten, während dessen die Röhre der fertigen Schützen erlegten, was noch übrig war.

      Diese Angriffe mußten Berg auf und Thal ab vollzogen werden, man sich aber auch dagegegen zu schirmen wissen.

      In dieser Art bedroht, nahm man ebenfalls Platz an der Erde, und machte den Aufwurf um so höher, als man hier verharren wollte. Schoß der Feind, bogen sich die Vertheidiger zurück, ließen sich auch gar nicht darauf ein, Feuer zu geben, so lange jener hinter seiner Wehr lag. Wie er aber aufsprang, befand man sich im Anschlag und verdünnte seine Reihen. War er nahe genug gekommen, was nicht anders als nach großem Menschenverlust geschehen konnte, begrüßte man ihn eher mit Feuerkränzen, als er selbst daran dachte. Waren Feuer und Dunst verflogen, vollendete man mit Lanze und Schwert seine Niederlage. Auch bereiteten die militärischen Chemiker, deren einige jeder Abtheilung von Hunderten zugesellt waren, Säuren welche die Stickstoffe schnell aufhoben. So bekämpfte höhere Kunst die höhere Kunst.

      Neben diesen Uebungen mußte das Fußvolk geometrische Märsche vollziehen, wodurch man Vortheile über den Feind gewinnen konnte, und was sonst dahin einschlug.

      Nach einem Jahre konnte der junge Soldat seinen Abschied verlangen und zu den Seinigen gehen. Gestärkter, mit mancher Kunde bereichert, kam er dort an, und der Staat hatte überall Bürger, welche im Nothfalle zu den Waffen gerufen werden konnten. Auch fanden unter diesen noch jährliche Uebungen von einigen Tagen statt, damit jener Unterricht nicht zu sehr dem Gedächtniß entflöhe.

      Zeigte aber ein Jüngling nach diesem Jahre Neigung, bei dem Heere zu bleiben, so nahm man ihn, nach Maasgabe seiner besondern Anlagen, bei den besonderen Truppengattungen auf, deren kunstvollerer Dienst eine längere Lehrzeit forderte.

      Eigentlich ward der Krieg in den Lüften, auf der Erde, und unter der Erde vollzogen.

      Der leichten Truppen Beruf wies ihnen die höhere Region an. Es wurde schon erzählt, wie diese Zeit Adler einübte, Azotgondeln fortzuziehen. Bei den Heeren fand man vor allem große Zuchtanstalten dieser Thiere. Es gab kleinere Nachen und größere Gallionen, alle hingen aber an vielen kleinen, damit verbundenen Steigekugeln, damit, wenn ein feindliches Geschoß traf, nicht gleich das Sinken folgte.

      Jene hatten die Bestimmung, den Feind aus der Ferne, in seiner Zahl und seinen Maasregeln zu erspähen. Da man hoch genug stieg, und die erweitete Optik so wichtige Hülfe leistete, ergiebt sich, daß dieser schon auf zwanzig Meilen ein Gegenstand der Beobachtung wurde. Allein der Feind, welcher seine Plane gerne hehlen wollte, säumte gewöhnlich nicht, ähnliche leichte Fahrzeuge voranzuschicken, welche die diesseitigen zurückzutreiben suchten. Und so ereigneten sich in der Höhe Vortrabgefechte, wie sie, um Jahrhunderte früher, unter Husaren oder Kosaken bestanden.

      Gewandt die Adler zu lenken, aus der steilen Entfernung, Gegenden und den Truppenstand aufzunehmen, mittelst der Telegraphie dem Feldherrn davon Meldung zu thun, dies waren die vorzüglichen Obliegenheiten, in welchen diese Leute sich tüchtig zu machen hatten. Daneben mußten sie eben so fertig als das Fußvolk zielen können, um wo möglich ihres Gegenparts Adler zu erlegen, wo dann die Eroberung unstät treibender Nachen ein Spiel ward. Den meisten Ruhm brachte es jedoch bei dieser Truppengattung, wenn man in Nacht und Dunkel über Feindes Heer schlich, mit anbrechendem Tage ihn bei aller Vorsicht erkundete, und unerreicht entfloh. Oder wenn man über dichte Wolken dahin schwebte und sich zu dem nämlichen Zweck in die klare Region niederließ. Dies war indessen schwierig genug, weil dem Feinde die Vorsicht auferlegte, bei Nacht sowohl als bei umzogenem Himmel, oben patrouilliren zu lassen.

      Die größeren Gallionen entfernten sich nicht weit und blieben den Gefechten vorbehalten. Sie luden Granaten mit reinem Knallsilber gefüllt und Feuerkränze, lenkten dann über einen Truppenhaufen, und ließen Verderben auf ihn niederfallen. Die Kriegskunst lehrte aber, ihnen sogleich andere entgegen zu senden, auch wurden aus der Tiefe, weitreichende Feldstücke mit glühenden Kugeln, auf sie gerichtet. Hier möglichst auszuweichen, und dort doch der Absicht ein Genüge zu thun, strebte die Lufttaktik. Allerdings langte man nicht immer glücklich mit den Theorien aus, die Fahrzeuge geriethen in Brand, die Adler wurden getödtet, man war gezwungen sich mit dem Fallschirm erdwärts zu wenden, und wenn der Feind sich unten befand, auf Gnade und Ungnade sich zu ergeben.

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