Liljecronas Heimat. Lagerlöf Selma
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Название: Liljecronas Heimat

Автор: Lagerlöf Selma

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ Unglück wieder ein, und sie wußte nicht, was sie tun sollte.

      Aber sie brauchte sich nicht lange zu besinnen, denn ein paar Minuten später trat das Zimmermädchen herein und richtete von der Frau Pfarrer aus, das Fräulein solle aufstehen und sich an den Webstuhl setzen.

      Es war noch nicht einmal ganz vier Uhr, so früh war Schneewittchen sonst nie aufgestanden. Sie hatte freilich früher auch gearbeitet, aber nur nach ihrem eigenen Gutdünken, und wie es ihr selbst beliebte. Schon wollte sie wieder zornig werden; aber dann mußte sie an die Wildheit in ihrem Herzen denken, und sie bekam Angst, diese könnte wieder losbrechen.

      Nachdem sie ein paar Stunden am Webstuhl gesessen hatte, verstand sie besser, wie alles gekommen war. Nicht eingeschmeichelt hatte sich Jungfer Vabitz bei ihrem Vater, sondern sie hatte ihm so lange die Wahrheit gesagt, bis ihm die Augen dafür aufgegangen waren, welch eine unschätzbare Stütze sie ihm und seiner Tochter sein würde. Und da ihr guter Vater nun hatte sehen müssen, wie wenig die Tochter sein kluges Vorgehen zu schätzen gewußt hatte, war er gewiß jetzt sehr empört über sie.

      Als es sieben Uhr war, wurde Schneewittchen zu ihrem Herrn Vater hineingerufen, um verwarnt und ermahnt zu werden; und etwas anderes hatte sie ja auch nicht erwartet. Der gute Vater war indes schrecklich unbehilflich, als er sie ermahnte, und so wäre Schneewittchen fast aufs neue zornig geworden. Sie ließ es aber nicht soweit kommen, sondern bat die beiden herzlich um Verzeihung und küßte beiden, der Vabitz und dem Vater, die Hand. Ach, sie sah wohl, wie leicht es dem Vater ums Herz wurde, als dieses geordnet war und er wieder Frieden im Hause hatte!«

      »Und so etwas kann geschehen, während andere Leute nur ein paar Meilen entfernt sind und nichts davon wissen!« rief die Pflegeschwester mit tränenerstickter Stimme. »Da hätte ich dabei sein sollen!«

      »Oh, es war recht gut, daß niemand da war, der Schneewittchen aufstachelte«, versetzte die Pfarrerstochter.

      »Sie war recht froh, sich so versöhnlich gezeigt zu haben, denn als sie die beiden beisammen sah, wurde ihr bald klar, wer am meisten zu bedauern war. Nein, nicht sie war am unglücklichsten dran, denn sie war jung, sie konnte sich verheiraten und eine eigene Heimat bekommen; aber bei dem Vater war das ganz anders, er konnte Jungfer Vabitz jetzt nie wieder loswerden, sondern mußte sie bis ans Ende seines Lebens behalten. Das bedeutete so viel, als immerfort in grauem Winter ohne Sommersonnenschein leben zu müssen. Ja, ihr Vater war zu bedauern, nicht sie!

      Aber so versöhnlich sie auch sein wollte, so konnte sie doch wieder nicht anders als sich über ihren Vater ärgern, als dieser nach einer Weile ans Küchenkammerfenster kam und sie fragte, ob sie mit ihm spazierengehen wolle. Sie antwortete, es sei ihr unmöglich, weil die Mutter befohlen habe, es müßten vor dem Frühstück so und so viele Ellen Tuch fertig gewoben sein.

      Im ersten Augenblick wollte der Vater sagen, sie solle trotzdem nur mitkommen. Aber dann überlegte er sich wohl, daß es nicht anging, schon am ersten Morgen die Befehle der Mutter umzustoßen. Und so ging er vom Fenster weg und ließ Schneewittchen am Webstuhl sitzen. Das aber hatte sie nie und nimmer erwartet! Ach, es war ihr, als müßte ihr das Herz aufhören zu schlagen! Nun hatte sie ihren Vater verloren, das fühlte sie deutlich.«

      Hier wurde die Stimme der Pfarrerstochter von Tränen erstickt, und sie verstummte. Auch Anna Brogren sagte nichts mehr, aber sie weinte ganz vernehmlich. Und die Kleine hätte auch geweint, wenn sie nicht so große Angst gehabt hätte, die andern würden es hören.

      II

      In der nächsten Nacht erging es der Kleinen kein bißchen anders als in der vorigen. Anna Brogren war nicht abgereist, wie es ihre Absicht gewesen war, sondern hatte ihre Heimreise verschoben. Und kaum hatten der Pfarrer und die Pfarrfrau am Abend gute Nacht gesagt, als Anna Brogren auch schon aus dem Gastzimmer in die Küchenkammer heruntergeschlichen kam, um mit ihrer Pflegeschwester zu plaudern.

      Diesmal gaben sie sich gar nicht erst Mühe zu warten, bis die Kleine eingeschlafen war. Die Pröpstin sagte sofort, sie sei nur dageblieben, um die Fortsetzung des schönen Märchens vom Schneewittchen zu hören, das Maja Lisa ihr in der vergangenen Nacht erzählt habe. Und zugleich sagte sie auch, Maja Lisa solle nur ohne Verzug anfangen, damit sie heute nacht gewiß fertig würden, denn länger als bis morgen könne sie durchaus nicht dableiben.

      Dann erzählte die Pfarrerstochter weiter.

      »Wenn ich mich recht erinnere,« sagte sie, »so war Schneewittchen noch nicht länger als acht Tage wieder daheim, als der Küster Moreus und seine Frau Ulla zu Besuch kamen. Ich kann gar nicht sagen, wie vergnügt Schneewittchen war, als sie ankamen. Es stand allerdings jetzt alles wohl und gut zwischen ihr und der Stiefmutter, aber sie mußte immerfort arbeiten. Den ganzen Tag hindurch trat sie den Webstuhl und ließ das Schifflein an einem groben Drillgewebe hin und her fliegen, und wenn sie sich am Abend zu Bett legte, tat ihr der Rücken bitter weh. Da war es gut, wenn jemand zu Besuch kam, weil sie dann einige Stunden von der Arbeit befreit war.

      Ach, ach! Schneewittchen dachte im stillen, sie werde sicherlich niemals solche Lust zum Arbeiten bekommen wie die Stiefmutter. Auch würde sie wohl nie so fingerfertig und geschickt werden wie diese. Die Stiefmutter konnte wundervollen Damast weben mit einer Bordüre, auf der die ganze Arche Noah abgebildet war. Schneewittchen merkte wohl, daß die Stiefmutter sie für eine rechte Stümperin hielt; aber sie hoffte trotzdem, die Mutter werde verstehen, wie sehr sie sich Mühe gab, es ihr recht zu machen.

      Ulla Moreus kannte die Stiefmutter schon von der Zeit her, wo diese noch Haushälterin auf Borg gewesen war, und die beiden verstanden sich gut miteinander. Außerdem war Ulla mit ihrer Schwiegermutter vor ganz kurzem zur Herbstbäckerei auf Borg gewesen, da hatte sie viel von der gnädigen Frau Gräfin zu berichten! Schneewittchen merkte auch wohl, wie sehr sich die Stiefmutter freute, von allen den tollen Streichen zu hören, die die Gräfin wieder ausgeheckt hatte.

      Wenn ich aber die Wahrheit sagen soll, so glaube ich: Wer am vergnügtesten über den Besuch war, war doch ihr Herr Vater. Schneewittchen sah mit Freude, wie er das würdevolle Benehmen, das er seit seiner Verheiratung angenommen hatte, abwarf und wieder ganz wie früher wurde. Und sie sagte sich: ‘Ich weiß nicht, wo sich mein Väterchen in der letzten Zeit aufgehalten hat, denn ich bin nicht mehr mit ihm zusammen gewesen, seit wir miteinander nach dem südlichen Anger gingen, um nach den Mähern zu sehen.’

      Ach, Schneewittchen wußte es nur zu gut! Um ihretwillen wagte der Vater nicht mehr zu lachen oder zu scherzen. Sein Gewissen machte ihm Vorwürfe, weil er ihre Erziehung bisher so schlecht geleitet hatte. Siehst du, er dachte, Schneewittchen wäre bei ihrer Rückkehr niemals so auf ihn und die Mutter losgefahren, wenn er sie nicht verwöhnt gehabt hätte; darum sollte sie von jetzt an streng gehalten werden, das hatte er sich fest vorgenommen, und es war ihm so bitter Ernst damit, daß er, wenn sich die Tochter jetzt im Zimmer befand, nie anders als streng und ernsthaft zu sein wagte.

      Noch vor wenigen Monaten dachte der Vater nicht anders, als seine Tochter sei gerade so, wie sie sein sollte, jetzt aber taugte sie ganz und gar nichts mehr, und der Vater wurde gewiß nicht wieder wie früher, bis sie ein ganz neues Wesen bekommen hatte.

      Als nun Küster Moreus kam, vergaß der Vater seine schwere Last und war ganz wie früher. Da stieg in Schneewittchen unwillkürlich der Gedanke auf, der Vater müsse sie doch recht liebhaben. Denn welchen Zwang legte er sich ihretwegen alle Tage auf! Nein, sie war ihm gar nicht so dankbar, wie sie es eigentlich hätte sein sollen.

      Die Stiefmutter wollte das Abendessen selbst kochen, denn sie wollte Ulla Moreus zeigen, daß man früher auf Lövdala nie so gut gespeist hatte wie jetzt. Ulla war die geschickteste Kochfrau im ganzen Kirchspiel, das wußte die Pfarrfrau wohl. Und da Ulla überdies beständig unterwegs war, um bei Hochzeiten und Begräbnissen zu kochen, dachte die Mutter, es lohne sich wohl, aufmerksam gegen Ulla zu sein. Während nun die Pfarrfrau am Herd СКАЧАТЬ