Название: Gösta Berling: Erzählungen aus dem alten Wermland
Автор: Lagerlöf Selma
Издательство: Public Domain
Жанр: Зарубежная классика
isbn:
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Da rasselt es im Schornstein, da schlagen die Flammen des Schmelzofens auf, da kommt der Dreizehnte. Behaart kommt er mit Schwanz und Pferdehuf, mit Hörnern und spitzigem Bart, und bei seinem Anblick fahren die Kavaliere mit einem lauten Aufschrei in die Höhe.
Aber unter nicht endenwollendem Jubel ruft Gösta Berling: »Der Dreizehnte ist gekommen – auf das Wohl des Dreizehnten!«
So ist er denn gekommen, der alte Feind der Menschheit, gekommen zu den Verwegenen, die den Frieden der heiligen Nacht stören. Der Freund der Hexen vom Blocksberg, der seine Kontrakte mit Blut auf kohlschwarzes Papier schreibt, er, der sieben Tage mit der Gräfin auf Ivarsnäs tanzte und den sieben Pfarrer nicht vertreiben konnten – er ist gekommen.
In stürmischer Eile fliegen die Gedanken bei seinem Anblick den alten Abenteurern durch die Köpfe. Sie grübeln darüber nach, um wessentwillen er wohl über Nacht unterwegs sein mag.
Viele von ihnen sind nahe daran, vor Angst fortzulaufen; bald aber verstehen sie, daß er nicht gekommen war, um sie in sein finsteres Reich hinabzuholen, sondern daß der Becherklang und der Gesang ihn herbeigelockt hatte. Er wollte teilhaben an der Freude der Menschen in der heiligen Christnacht und die Last der Regierung in dieser Zeit der Freuden abschütteln.
Kavaliere! Kavaliere! Wer von euch denkt wohl daran, daß dies die Christnacht ist! Jetzt singen die Engel den Hirten auf dem Felde ihren Gruß zu, jetzt liegen die Kinder in den Betten und fürchten sich zu fest zu schlafen, so daß sie nicht rechtzeitig zu der schönen Frühmette erwachen. Bald ist es Zeit, die Weihnachtskerzen in der Kirche zu Bro anzuzünden, und weit weg in der Waldhütte hat der Jüngling einen Haufen knisternder Tannenzweige in Brand gesteckt, die seiner Herzliebsten auf dem Wege zur Kirche leuchten sollen. In allen Hütten haben die Frauen Lichter in die Fenster gestellt, die angezündet werden sollen, wenn die Kirchgänger vorüberziehen. Der Küster überhört sich im Traum die Weihnachtsgesänge, und der alte Probst liegt im Bett und stellt Versuche an, ob er noch Stimme genug hat, um »Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen« zu singen.
Ach, Kavaliere, es wäre besser für euch gewesen, wenn ihr in dieser Nacht des Friedens in euren Betten gelegen hättet, statt Umgang mit dem Fürsten der Finsternis zu pflegen!
Aber sie begrüßen ihn mit Willkommensrufen, wie es Gösta bereits getan hat. Einen Becher, gefüllt mit dem brennenden Trank, setzen sie vor ihn hin, und sie räumen ihm den Ehrenplatz am Tische ein. Beerencreutz ladet ihn zu einem Spiel Rabouge ein, Patron Julius singt ihm seine schönsten Lieder vor, und Örneclou redet mit ihm über schöne Frauen, diese himmlischen Wesen, die das Leben versüßen. Er befindet sich äußerst wohl, der Gehörnte, während er sich mit königlicher Haltung gegen den alten Kutscherbock lehnt und den gefüllten Pokal an den grinsenden Mund hebt.
Gösta Berling hält natürlich eine Rede auf ihn.
»Euer Gnaden,« sagt er, »wir haben Sie lange hier auf Ekeby erwartet, denn Sie haben wohl kaum Zutritt zu einem andern Paradies. Hier lebt man, ohne zu säen oder zu spinnen, wie Euer Gnaden wohl schon weiß. Hier fliegen einem die gebratenen Tauben in den Mund; hier fließt starkes Bier und süßer Branntwein in allen Bächen und Strömen. Hier ist gut sein, merkt Euch das, Euer Gnaden!
»Wir Kavaliere haben uns wirklich nach Ihnen gesehnt, denn wir sind bisher nicht recht vollzählig gewesen. Denn wir sind ein wenig mehr, als wofür wir uns ausgeben: wir sind der Dichtung alte Zahl der Zwölfe, die sich durch alle Zeiten hindurchzieht. Zwölf waren wir, als wir die Welt da oben auf dem wolkenumkränzten Gipfel des Olympos regierten, zwölf, als wir gleich Vögeln in Yggdrasils grüner Krone wohnten. Saßen wir nicht zu Zwölfen um König Arturs Tafelrunde, und gingen nicht zwölf Genossen in Carolus Magnus’ Heer? Einer von uns ist Thor gewesen, ein anderer Jupiter, das muß uns ein jedes Kind noch heute ansehen können. Man kann noch den Götterglanz unter den Lumpen, die Löwenmähne unter der Eselshaut erkennen. Die Zeit hat uns arg mitgenommen, hier aber wird uns die Schmiede zum Olymp, der Kavalierflügel zu Walhall!
»Aber, Euer Gnaden, wir sind nicht vollzählig gewesen. Wir wissen ja, daß in der Schar der Zwölfte in der Dichtung stets ein Loke, ein Prometheus, ein Ganelon sein mußte. Den haben wir vermißt.
»Euer Gnaden! Ich heiße Sie willkommen!«
»Seht, seht!« sagte der Böse. »Schöne Worte, schöne Worte. Und ich, der ich keine Zeit habe zu antworten! Geschäfte, meine Freunde, Geschäfte! Ich muß gleich fort, sonst stünde ich euch zu jeglicher Rolle zu Diensten. Habt Dank für eure freundliche Aufnahme, Kameraden. Auf Wiedersehen!«
Da fragen die Kavaliere, wohin es ihn denn so eilig zieht, und er antwortet, daß die Herrin auf Ekeby, die Majorin selber ihn erwartet, um ihren Kontrakt zu erneuern.
Große Verwunderung ergreift die Kavaliere. Eine strenge und tüchtige Frau ist sie, die Majorin auf Ekeby. Sie hebt eine Tonne Roggen auf ihre breiten Schultern. Sie führt den Erztransport von den Gruben bis nach Ekeby. Sie schläft wie ein Fuhrknecht auf der Tenne, einen Sack als Kopfkissen unter dem Haupt. Im Winter kann sie einen Kohlenmeiler beaufsichtigen, im Sommer eine Bretterladung den Löfsee hinabflößen. Eine willensstarke Frau ist sie. Sie flucht wie ein Kerl und regiert ihre sieben Besitzungen und die Güter ihrer Nachbarn, regiert ihr eigenes Kirchspiel und die benachbarten Kirchspiele, ja das ganze schöne Wermland. Den heimatlosen Kavalieren aber ist sie eine Mutter gewesen, und deswegen haben sie ihre Ohren verschlossen, wenn das Gerücht zu ihnen drang, daß sie mit dem Teufel im Bunde stehe. Also fragen sie ihn mit großem Staunen, welchen Kontrakt sie mit ihm geschlossen hat.
Und er, der Schwarze, antwortete ihnen, daß er der Majorin ihre sieben Besitzungen geschenkt hat, gegen das Versprechen, daß sie ihm alljährlich eine Seele sendet.
O, welch ein Entsetzen schnürt da die Herzen der Kavaliere zusammen!
Sie wußten es ja, aber sie haben es bisher nicht verstanden. Auf Ekeby stirbt alljährlich ein Mann, einer von den Gästen des Kavalierflügels stirbt, einer von den Fröhlichen, den Sorglosen, den ewig Jungen stirbt. Nun ja, – Kavaliere dürfen nicht alt werden! Wenn ihre zitternden Hände kein Glas mehr halten können, wenn ihre halbblinden Augen die Karten nicht mehr zu unterscheiden vermögen – was ist das Leben da für sie, was sind sie für das Leben? Schmetterlinge müssen zu sterben wissen, solange die Sonne scheint.
Aber erst jetzt verstanden sie die rechte Bedeutung der Sache.
Wehe der Frau! Deswegen also hat sie ihnen so manche gute Mahlzeit gereicht, deswegen läßt sie sie ihr starkes Bier, ihren süßen Branntwein trinken, damit sie vom Trinksaal und den Spieltischen auf Ekeby zu dem Fürsten der Finsternis hinabstürzen, einer alljährlich – einer in jedem flüchtigen Jahr!
Wehe der Frau, wehe der Hexe! Starke, herrliche Männer waren nach diesem Ekeby gekommen, um zu vergehen. Und sie stürzte sie ins Verderben; ihre Gehirne wurden zu Schwämmen, ihre Lungen zu trockener Asche, ihr Geist war umnachtet, wenn sie auf das Totenbett sanken, um ohne Hoffnung, ohne Seele diese lange Reise anzutreten. Wehe der Frau! So sind alle die gestorben, die bessere Männer waren als sie, und so sollen auch sie sterben.
Lange aber stehen die Kavaliere nicht vom Schrecken gelähmt da.
»Du Fürst der Verdammnis!« rufen sie. »Mit der Hexe sollst du nie wieder deine mit Blut geschriebenen Kontrakte schließen; sie soll sterben. Christian Bergh, der starke Hauptmann, hat den schwersten Hammer der Schmiede über die Schulter geworfen; der soll in dem Kopf dieses Ungeheuers begraben werden. Sie soll dir keine Seele mehr opfern. Und du selber, du Gehörnter, dich legen СКАЧАТЬ