Halbtier. Böhlau Helene
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Название: Halbtier

Автор: Böhlau Helene

Издательство: Public Domain

Жанр: Зарубежная классика

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Frau Doktor Frey war schon vordem aus dem Zimmer gegangen, um Marie zu holen.

      Jetzt traten sie miteinander ein.

      „Marie, dein Vater reist ab,“ sagte er mächtig.

      „Ja Papa. Auf wie lang denn?“

      „Drei bis acht Täg’ denk ich; wenn wir das Kaisergebirg mitnehmen, acht Täg.“

      „Du Glücklicher!“ sagte Marie aufatmend.

      „Hat sich was ‚Glücklicher‘! Wenn ich mich net zeig – Teufel auch – die tanzten mir bald auf der Nasen. —

      Was ist denn das?“ rief er ganz perplex.

      Seine Blicke hatten den Schädel gestreift.

      Frau Doktor Frey und Marie bemerkten ihn auch erst jetzt.

      „Jesses! über das Mädchen!“ rief die Mutter.

      „’nen Kapuziner, Déesse, dumme Gans, was bedeutet denn das?“

      Das Mädchen war errötet bis in die Stirnhaare.

      „Zu allererst kommt es bei dem Weib darauf an, daß die Lebensfreudigkeit gewahrt wird,“ predigte Doktor Heinrich Ewald Frey wieder mächtig. „Das ist notwendig, daß das Weib lebensfreudig bleibt.“

      Ein strafender Blick streifte Frau Doktor Frey.

      „Das Weib soll auch religiös sein. Ein Schädel hat immer etwas mit Religion zu thun. – Wenn du dir den Schädel nicht aus Verschrobenheit, aus unverstandenem Pessimismus heraufgeholt hast, mag er bleiben.“

      Marie war erblaßt.

      „Ide!“ sagte sie zu ihrer Schwester leise, „der soll doch net bleiben?“

      „Papachen,“ begann Frau Doktor Frey sanft und freundlich. „Eh’ du gehst, – Karl kann sich nicht auf der Schule halten, – ich glaub’ mal nicht. Ich war auch heut beim Direktor. Er kommt auch dies Jahr nicht fort.“

      „Es muß sich eben ein Hilfslehrer finden, um ihn wieder flott zu machen. Emil hat’s auch geleistet. Verpimple ihn nur recht! – Was nutzt es denn, wenn du bis in die Nacht hinein mit ihm über seinen Arbeiten hockst? Dazu gehört ’was mehr als so ein Hennenhirn.“

      In das verarbeitete Gesicht mit den schönen Formen stieg eine flüchtige Röte auf.

      „Darum eben müssen wir sorgen, daß sich jemand findet.“

      „Ich werde am Kegelabend mal mit dem Direktor reden. – Weiber sollen die Hände aus dem Spiel lassen! Möcht’ wissen, ob hinter mir immer ein Unterrock gestanden hat. Du mit deinen paar lateinischen Brocken – daß i net lach! Laß den Jungen in Ruh!“

      „Hättest du mich gewähren lassen,“ sagte die Frau klagend, „wär Isolde jetzt wenigstens eine Person, die etwas leisten könnte. Sie würde sich ihr Brot bald selbst verdienen,“ – Frau Doktor Frey sprach weinerlich – „wär’ jetzt schon bald staatlich angestellte Lehrerin.“

      „Götterköpfchen, – verdammtes,“ lachte Doktor Frey – „Déesse! Lehrerin! daß i net lach! Die soll heiraten, Weib sein! Gar noch, daß ich meine Bamsen zu so ’was auf die Welt gesetzt hätt’.

      Ja wohl, Lehrerin oder Gott weiß was noch!

      Das Weib ist eben Weib. Wenns net Weib genug ist, um nur Weib zu sein, soll man’s tot schlagen!“

      „Aber was soll ich denn mit Karl machen?“ fragte Frau Doktor Frey wieder.

      „Siehst du net, daß augenblicklich die unpassendste Zeit für dein Gegraunz ist? Willst du mir alle Bamsen gerad jetzt auf den Buckel hängen? Sapperlot, höchste Eisenbahn!“

      Er fuhr mit den Armen in die Träger des Rucksackes, griff nach dem Köfferchen – und war mit viel Geräusch und Gepolter zur Thür hinaus.

      Tiefe Stille, als hätte sich ein Sturm gelegt.

      „Weißt du, wie wir vor drei Jahren in Kramsach waren?“

      Marie schaute sehnsüchtig zum Fenster hinaus, dem Vater nach.

      „Alle von unsern Bekannten gehen aufs Land.“

      „Ja, mein Gott,“ sagte die Mutter, „daß trägts uns heuer nicht. Daß die Buben auch gar so viel kosten.“

      „Ja, wenns nur ein grünes Fleckchen wär, auf das man schaute!“

      Das war wieder die weiche, weiche Stimme.

      „Gehen wir heut wenigstens durch den englischen Garten?“

      „Ja, wenn ich nicht auf Karl warten müßt. Wo bleibt der denn nur? der hat ja noch die schwere Menge zu thun!“

*

      Karl kam erst spät heim. Sie hatten lange mit dem Abendessen auf ihn gewartet.

      Er war bei Emil gewesen, der auswärts wohnte und Emil hatte gerade einige Kameraden auf der Bude gehabt.

      Die Mutter seufzte, sie dachte sich ihr Teil.

      „Das solltest du doch nicht, bevor du deine Arbeiten gemacht hast, zu Emil gehen. Die setzen dir Gott weiß was in den Kopf, Karl. Studenten sind kein Verkehr für dich.“

      „Mama,“ sagte der Bub, „red’ doch net.“

      Er sprach nachlässig, schläfrig. Seine Backen sind außerordentlich ausgebildet und engen ihm die Mundwinkel ein, so daß der Mund etwas sonderbar Säuglinghaftes an sich hat, trotz einer gewissen bräunlichen Färbung, die ihn umgiebt und die mit einigen Härchen bepflanzt ist.

      „Mulier taceat in ecclesia,“ sagt der Bursche und schiebt ein großes Stück Butterbrot mit Wurst zwischen die Lippen.

      „Was hat er gesagt?“ fragt Isolde.

      „Das Weib schweige … und so weiter,“ übersetzt der liebenswürdige Bruder patzig.

      „Zur Mutter hast du das gesagt?“ fragt Isolde ganz bleich.

      „Bäh!“ macht der Bruder. Und im Nu hat er von Isoldes Hand eine so derbe Ohrfeige, daß seine etwas gelbe Wange stark gerötet ist.

      „Mama, wie kannst du dir das von dem Flegel gefallen lassen?“

      Karl stürzt wutbleich auf Isolde, die weiß sich aber zu wehren.

      „Laß ihn doch,“ ruft Frau Doktor Frey, „erbittere ihn nicht. Du weißt, er muß heut abend noch arbeiten.“

      „Ja wohl, ich soll mich schließlich von dem Bengel wiederhauen lassen! Jetzt müßte noch Emil kommen, der Großhirnmensch, der vor lauter Intelligenz nächstens durch das Examen purzeln wird.“

      „Bst – bst!“ machte die Mutter, „Friede – Friede – Bedenke, daß du ein Mädchen bist.“

      „Was soll man da bedenken? Daß i net lach!“ sagte sie ganz wie ihr Vater.

*

      Am Abend, beim Ausziehen, als СКАЧАТЬ