Mara und der Feuerbringer. Tommy Krappweis
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Название: Mara und der Feuerbringer

Автор: Tommy Krappweis

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isbn: 9783964260420

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СКАЧАТЬ alle anderen Wiccas verhielten sich so, als wären sie in einer anderen Welt, wo man sah, hörte, roch und schmeckte. Nur Mara blieb im Nirgendwo.

      Also gut, anscheinend verlief bei den anderen wohl alles nach Plan – nur eben bei ihr nicht. Typisch. Was sahen die anderen alle, was Mara nicht sah? Und warum sahen alle etwas und nur sie selbst nicht? Wer war denn hier eigentlich die Seherin, verdammt!

      Sie wollte gerade versuchen, sich hinzusetzen und einfach zu warten, bis sie alle wieder aufwachten, als schon wieder etwas Unvorhergesehenes passierte: Alle, außer Mara, begannen, langsam nach oben wegzuschweben.

      Nein, Moment, ganz im Gegenteil – Mara sank! Etwas zog sie nach unten … und sie wurde immer schneller!

      »Stopp! Lass mich los!«, brüllte Mara, strampelte mit den Füßen, als würde sie jemanden abschütteln, und ruderte mit den Armen, um sich irgendwo festzuhalten. Aber nichts war zu treten, nichts zu greifen. Mara sank weiter und konnte nur hilflos zusehen, wie sich Mama, der Professor und die Wiccas in rasender Geschwindigkeit von ihr entfernten. Schon sah sie nicht viel mehr von ihnen als kleine Punkte im nebligen Weiß und dann auch schon nichts mehr außer ihren eigenen, nach oben gereckten Händen.

      Ein Aufschlag nahm Mara die Luft zum Atmen und das Hirn zum Denken.

       Kapitel 7

      Mara atmete scharf ein und musste sofort husten. Mund und Hals fühlten sich an wie nach einem Glas Mehl. Sie tastete mit den Händen über den Boden und spürte feinen Staub. Weiter hustend öffnete Mara die Augen, rappelte sich auf und stellte fest, dass sie aussah, als hätte man sie durch einen Kamin gezogen.

      Mara stand in einer Wüste aus feinster Asche und vor ihr war nichts zu sehen außer einer grauschwarzen Düne nach der anderen. Nur da, wo sie gelegen hatte, zeichnete sich ihre Form ab wie ein Schnee-Engel.

      Maras Atem beschleunigte sich, als das beklemmende Gefühl der Angst wieder nach ihrem Hals griff …

      Nein, ganz ruhig jetzt, dachte Mara, nicht wieder durchdrehen. Das hat vorhin nicht geholfen und wird jetzt auch nichts bringen! Reiß dich zusammen, du Seherin!

      Sie zwang sich, die Augen noch einmal zu schließen, und atmete dann so langsam, wie sie konnte, durch die Nase ein und durch den Mund wieder aus. Immer wieder.

      Ruhig bleiben … ganz ruhig …

      Mara spürte, wie sich ihr Herz beruhigte und der Körper entkrampfte. Schließlich atmete sie auch wieder halbwegs normal und hörte auf, die Luft geräuschvoll durch die Nase zu ziehen.

      Okay, also dann. Versuchen wir es noch mal, dachte sie und konzentrierte sich auf die Stube im Forsthaus. Wieder geschah nichts.

      Verdammt.

      Mara öffnete die Augen und erschrak so sehr, dass sie laut aufschrie, ihre Beine einknickten wie Pudding und sie hart zu Boden fiel.

      Über ihr thronte auf einem fürchterlich dürren, aschfahlen Körper, der nur zum Teil von einer schwarzen Tunika bedeckt war, der Kopf eines Geschöpfes, wie es Mara noch nicht einmal in ihren schlimmsten Albträumen begegnet war!

      Die Gestalt hatte kein Gesicht, keine Augen, keine Nase, keine Ohren und war völlig kahl. Nur an der Stelle, wo beim Menschen der Mund war, öffnete sich nun ein breiter Schlitz mit rasiermesserscharfen Zähnen. Dahinter lauerte eine blutrote Zunge wie eine Gefangene, bereit zum Ausbruch.

      Panisch zitternd robbte Mara wie ein Krebs rückwärts über den Ascheboden, aber die Gestalt folgte ihr mühelos, ohne dabei den Boden zu berühren. Dann sprach sie und Maras Blut gefror …

       Hör die Rede, Kind Heimdalls, befolge den Rat!

       Gut ist dran getan, gehst du hier nicht fehl.

       Im Totenreich bist du, der Taten genug,

       keine Schlachten sind nun mehr zu schlagen.

      Mara vernahm die zischelnde, heisere Stimme sowohl über die Ohren als auch direkt im Kopf. Sie kannte diesen Effekt, denn alle übernatürlichen oder götterartigen Wesen konnten auf diese Weise zu ihr sprechen.

      Da das Geschöpf zu ihr sprach und nicht kreischend über sie herfiel, beruhigte Mara sich zumindest so weit, dass sie wieder ein paar klare Gedanken fassen konnte. Man hatte sie in den letzten Tagen schon mit so vielen seltsamen Bezeichnungen angesprochen, dass sie sich über das »Kind Heimdalls« schon gar nicht mehr wunderte. Außerdem gab es da noch ein paar deutlich beunruhigendere Details: Sie war also in einem Totenreich und das Monster dachte anscheinend, Mara wäre tot.

      Mara fühlte sich aber nach wie vor sehr lebendig, nahm darum all ihren Mut zusammen, räusperte sich und sprach: »Also … ich glaube, da muss irgendwas schiefgelaufen sein, denn ich bin gar nicht tot und …«

      Doch schon wurde sie rüde unterbrochen, als hätte ihr die Gestalt gar nicht zugehört.

       Hör die Rede, Kind Heimdalls, befolge den Rat!

       Gut ist dran getan, gehst du hier nicht fehl.

       Befolge die Weisung, wisse, von wem sie gesprochen,

       die Hel bin ich und Herrin der Toten.

      Hel, Hel … wo hab ich das schon mal gehört? Maras Gedanken rasten. Denk nach, Mara, denk, denk …

      Und da fiel es ihr siedendheiß ein. »Hel, natürlich, die Herrscherin des Totenreichs! Du bist Lokis Tochter!« Mara schluckte, als sie bemerkte, dass sie gerade die Herrscherin der nordisch-germanischen Hölle geduzt hatte. »Ähm, ich meine natürlich Sie sind … Ihr seid? … Entschuldigung? … Also, ich bin gar nicht tot, sondern nur zufällig hier gelandet, irgendwie. Ach ja, und ich kenne Euren Vater und er kennt mich! Ich hab ihm sogar geholfen, als …«

      Mara erschrak, als die Hel nun ohne Versmaß zu ihr sprach und es klang, als würde sie innerlich glühen vor Wut. »Du wagst, Menschlein, Worte der Lüge? Zerreißen will ich dich, zu strafen die zischelnde Zunge!« Dazu streckte sie ihre knochigen Krallen nach Mara aus und bleckte fauchend die nadelspitzen Zähne.

      Mara wusste, dass es überhaupt keinen Sinn machen würde, wegzulaufen. »Verehrte Hel, bitte glauben Sie mir! Ich bin nicht tot!«, rief Mara. »Und ich kenne wirklich Euren Vater! Ich war bei Loki in der Höhle! Es geht ihm gut!« Sie hielt inne. So konnte man das ja auch wieder nicht sagen. »Okay, natürlich ist er immer noch gefesselt, aber sonst geht es ihm … na ja, da ist natürlich immer noch die Schlange, die auf ihn runtersabbert, aber von der jetzt mal abgesehen, geht es ihm … ich meine, es tut natürlich immer noch schlimm weh, wenn sich der Speichel durch ihn durchfrisst, und dann schreit er auch immer furchtbar doll … aber … ansonsten geht es ihm echt gut … den Umständen entsprechend. Er hat sogar einen Arm befreit und ich hab ihm auch Sigyn zurückgebracht, damit sie wieder die Schale … halten … kann … Hallo?«

      Schneller als ein Gedanke packte die Hel Mara am Kragen und zog sie so nah an sich heran, СКАЧАТЬ