Название: Christliche Pflanzennamen
Автор: Dieter Kremp
Издательство: Автор
isbn: 9783957448644
isbn:
Im österreichischen Alpenland trugen sogar beide Brautleute den Rosmarinkranz, und mit ihm machte man gleich nach der Trauung eine bedeutsame Probe. Gelang es der Braut, dem Herrn und Gebieter den Kranz vom Kopf zu nehmen, dann war das seine Hausherrenschaft ein schlechtes Omen. Es lässt sich nicht leugnen, dass die abwehrenden Kräfte der aromatischen „Marienbraut“, wie das Rosmarin gerne genannt wird, nicht nur gegen böse Geister eingesetzt wurden oder nur Schutzkräfte der Ehe symbolisierten. Vielmehr traute man ihnen auch zu, solchen Geschehnissen entgegenwirken zu können, die an sich gut, nur eben nicht zu allen Zeiten erwünscht sind. Solches Zutrauen war Grundlage verbreiteten Brauchtums, sinnbildhafter Verwendung, wie wir sie nicht zuletzt aus vielen Versen kennen. Sogar Kinderlieder sprechen es aus, was ein Mädchen, das dem Geliebten gegenüber nicht immer hart und standhaft bleiben konnte, von Thymian und Rosmarin erwartete:
„Rosmarin und Thymian
wächst in meinem Garten.
Jungfer Ännchen ist die Braut,
kann nicht länger warten.
Roter Wein und weißer Wein,
morgen soll die Hochzeit sein.“
In Belgien gilt der Rosmarin als Symbol des Lebens; hier bringt nicht der Storch die kleinen Kinder zur Welt, sondern sie werden aus einem Rosmarinstrauch geholt. Auch in Zukunftsfragen konnte man sich an dieses Pflänzchen wenden: In Böhmen stellten sich die Burschen an fließendes Wasser und warfen Rosmarinzweige hinein; etwas tiefer am Bach standen die Mädchen. Wer nun mit viel Geschick ein Zweiglein auffing, wurde die künftige Braut. Nur träumen durfte man nicht davon: „Ich hab’ die Nacht geträumt wohl einen schweren Traum, es wuchs in meinem Garten ein Rosmarinbaum.“ In Baden steckten sich junge Eheleute gegenseitig Rosmarin in die Kleider oder nähten sie ins Hutfutter. Er soll dem anderen helfen, die Treue zu bewahren.
Kräutermönche brachten einst die „Marienbraut“ aus dem Mittelmeergebiet zu uns. Karl der Große förderte den feldmäßigen Anbau der Heilpflanze, doch sie wurde auch wild gesammelt (Feldthymian = Quendel). Der Jesuit Friedrich von Spee (1591 – 1635) aus dem Geschlecht der Spee von Langenfeld, der als Moraltheologe mutig den Hexenwahn bekämpfte, verewigte den Rosmarin und seine Kraft in seiner Sammlung geistiger Lieder: „Nur wenige Kräuter kommen ihm gleich.“ August Friedrich Christian Vilmar (1809 – 1868) dichtete: „Wir haben sie gekränzet mit Rosmarin, weil sie soll Braut und Jungfrau sein …“ Vielleicht soll der zugleich beruhigende und belebende Effekt der Pflanze das Liebesglück der Braut beständig halten.
Ein spätes Liebesglück mit Hilfe des Rosmarins fand angeblich auch Elisabeth, Königin von Ungarn. Nach einer Legende aus dem 16. Jahrhundert gab ihr ein Engel ein Rezept, das aus in Alkohol destillierten Rosmarinzweigen bestand. Man nannte es später das „Wasser der Königin von Ungarn“. Mit seiner Hilfe soll es der 72jährigen Elisabeth gelungen sein, temperamentvoll „wie eine Junge“ den König von Polen zu verführen, der sie daraufhin – leidenschaftlich verliebt – zur Frau nahm. Das berühmte „Aqua Reginae Hungariae“ soll auch dazu beigetragen haben, die Königin von ihren Gelenkschmerzen zu heilen.
Leider kann die frostempfindliche Pflanze in unseren Breiten nur während des Sommers draußen gehalten werden. Vor dem ersten Nachtfrost müssen die Töpfe oder Kübel zur Überwinterung ins Haus. Sie sollen sehr hell und möglichst kühl, bei Temperaturen dicht über zehn Grad, stehen. Manchmal eignet sich ein heller Kellerraum zur Aufbewahrung, wo man die Pflanzen dicht ans Fenster stellt. Während des Winters ist nicht zu düngen und nur sparsam zu gießen.
Rosmarin hat viele kulinarische Verwendungsweisen. Die Blätter und jungen Triebe sind voller Aroma. In Südeuropa ist es eines der verbreitesten Küchenkräuter. Frisch oder getrocknet, verfeinert es Lammbraten, Wild, Geflügel, Kaninchen, Fisch, Muscheln, Kalb- und Hackfleisch. Es passt aber auch zu Pizza, Pilzen, Gemüse, Tomaten, Saucen, Suppen und Kartoffeln. Das ätherische Rosmarinöl wird besonders in der Kosmetikindustrie zur Parfümherstellung verwendet.
Zur medizinischen Anwendung werden die Blätter und Triebspitzen während des Blühens gesammelt. Den Tee als Aufguss der Blätter nimmt man bei nervösen Herzbeschwerden, bei Stress, Appetitlosigkeit, Kreislaufschwäche, niedrigem Blutdruck, bei Regelbeschwerden und allgemeiner körperlicher Schwäche. Überdosierungen mit Rosmarin sind zu vermeiden. Sie können zu Rauschzuständen und Krämpfen führen.
Rosmarintinktur nimmt man äußerlich zum Einreiben bei Rheuma, Nervenschmerzen und Migräne, innerlich bei Kreislaufschwäche und nervösen Herzbeschwerden. Bei allen Schwächezuständen, nach schweren Krankheiten und im hohen Alter zeigt Rosmarin seine anregende und belebende Wirkung. Nach Pfarrer Kneipp ist es das Tonikum für alte Menschen. Rosmarin findet man auch in Präparatenfür die Mund- und Zahnpflege. Hier wird die antiseptische und desinfizierende Wirkung seines ätherischen Öles besonders geschätzt. Dieses ist übrigens auch Bestandteil des Kölnischen Wassers. Auch Rosmarinwein ist geschätzt. Man nimmt dafür auf einen Liter Weißwein eine kleine Handvoll Rosmarinblätter, lässt beides einige Tage unter gelegentlichem Umrühren stehen und filtriert dann ab. Einen beruhigenden und belebenden Effekt zugleich haben Rosmarinbäder. Dazu wird ein Aufguss von 50 Gramm Blättern auf einen halben Liter Wasser gemacht und dann dem Bad zugesetzt.
Rosmarin – Marienbraut – Tau des südlichen Meeres! Die Astrologen ordnen die Pflanze dem Planeten Sonne zu, von ihr wird sie regiert. Von daher wird der wärmende Einfluss auf das Herz verständlich, die anregende Wirkung auf Geist und Nerven.
Rose des Meeres
Rosmarin, Tau des südlichen Meeres,
Liebesengel des himmlischen Heeres!
Du bist wohl einer Circe gleich,
betörend, duftvoll und im Herzen reich.
Rosmarin, lass mich träumen von ewiger Liebe,
schenk mir hehre Gefühle und Triebe!
Ich atme den Duft deiner Blüten ein,
du labest mich mit Rosinen und Wein.
Aromatisch wie die stolzen Rosen,
lass ich mich von deinem Flair liebkosen.
Schamhaft wie eine Braut in der Hochzeitsnacht,
verzückst du meine Seele sacht.
(Dieter Kremp)
Das „Marienbräutli“ Viola – Sinnbild der Sittsamkeit und Bescheidenheit
Nicht die Schlüsselblume, sondern das Veilchen Viola ist zum Symbol des zeitigen Frühlings geworden. Trotz seiner sprichwörtlichen Zurückhaltung, Sinnbild der Sittsamkeit und Bescheidenheit, der Demut und der Jungfräulichkeit, gibt das Märzveilchen in der Duftmusik der Frühblüher den Ton an, obgleich die mit größeren Nahrungsspeichern begünstigten Blumenzwiebeln oft schon früher ihre Sprossen recken und es auch an Größe und Auffälligkeit des Flors übertreffen. So reiht sich auch das „sittsame, СКАЧАТЬ